Schnell mal einen Einbruch begehen und mit der Kohle abhauen wollen die drei jugendlichen Kleinkriminellen. Dummerweise kehrt der Hausbesitzer zurück. Zum Glück ist er blind. Dummerweise hört er sehr gut und er ist extrem stinkig.
Fieser kleiner Spannungsthriller, der genau das hält, was er verspricht.
Danach drehte Fede Alvarez den Elisabeth-Salander-Thriller „Verschwörung“.
Pater Gabriele Amorth ist nicht irgendein Exorzist, sondern „The Pope’s Exorcist“; also der Exorzist des Papstes. Er war, im Gegensatz zu den normalen Film-Exorzisten, ein wirklicher Exorzist, der Yoga und das Lesen der Harry-Potter-Bücher für satanisch hielt.
Der Norditaliener lebte von 1925 bis 2016. Seit 1986 war er der Exorzist der Diözese Rom. Später war er mehrere Jahre der Präsident der Internationalen Vereinigung der Exorzisten. Nach eigenen Angaben führte er 50.000 (das sagt er 2000), 70.000 (das sagte er 2010) oder 160.000 (das sagte er 2013) erfolgreiche Teufelsaustreibungen durch. Oder, anders gesagt: ungefähr zu jeder Mahlzeit praktizierte er mindestens einen Exorzismus.
Und er schrieb darüber erfolgreiche Bücher. Wie Ed und Lorraine Warren, die als Geisterjäger und -austreiber in den USA vor allem in den Siebzigern ihre bekanntesten Fälle hatten. Seit 2013 wurden ihre Fälle in den gelungenen, sich an ihre Aufzeichnungen haltenden bislang drei „The Conjuring“-Filmen nacherzählt.
Diesen Weg, nämlich einen ‚wahren‘ Fall stilbewusst zu erzählen, wählten die Macher von „The Pope’s Exorcist“ nicht. Regisseur Julius Avery und die Drehbuchautoren Michael Petroni und Evan Spiliotopoulos erzählen eine erfundene Geschichte, die um ein, zwei Fakten und Statements aus Pater Gabriele Amorths Leben ergänzt wird. Jedenfalls wirkt Amroths Hauptfall mit seiner Erklärung über das Wesen des Dämons wie die Erfindung eines Drehbuchautoren, der sich von einem trashigen Verschwörungsthriller über die katholische Kirche und deren teuflisches Treiben durch die Jahrhunderte inspirieren ließ.
Amorth wird im Juli 1987 von Rom nach Spanien zur in Kastilien liegenden Abtei St. Sebastian geschickt. Er soll herausfinden, ob der zwölfjährige Henry besessen ist. Der Junge ist mit seiner älteren Schwester und seiner Mutter vor kurzem dort angekommen. Henrys Mutter möchte das Anwesen renovieren und gewinnbringend verkaufen. Es handelt sich dabei um ihre gesamte Erbschaft.
Kaum ist Amorth in der baufälligen Abtei angekommen, stellt er fest, dass er gegen Satan höchstpersönlich kämpfen muss. Dabei soll ihm der junge Gemeindegeistliche Vater Esquibel helfen.
„The Pope’s Exorzist“ ist einfach der vorhersehbare Exorzismus-Film der Saison. So wird aus Pater Gabriele Amorths Leben, das durchaus den Stoff für einen gelungenen Film hergegeben hätte, nichts gemacht. Stattdessen wird einfach noch einmal die sattsam bekannte Exorzismus-Geschichte erzählt, als ginge es um Malen nach Zahlen. Und diese Geschichte kümmert sich erstaunlich wenig um irgendeine Form von Logik. Das ist augenfällig, wenn Amorth mehr über den Dämon und die Geschichte der Abtei herausfindet und wie er dabei vorgeht. Da warnt er zuerst vor Gefahren. Und tut Sekunden später alles, um genau diese Gefahren wieder herauf zu beschwören, während der Dämon alle paar Minuten einen Menschen gegen die nächste Wand schleudert und der von ihm besessene Henry mit teuflischen Stimmen spricht.
„Operation: Overlord“-Regisseur Julius Avery erzählt dies vor allem in dunklen Räumen, mit etwas Sünde (vulgo Sex) und ziemlich viel spritzendem Blut. Er ist dabei mehr an Oberflächenreizen als an etwaigen thematischen Vertiefungen interessiert.
Russell Crowe hatte bei diesem Budenzauber offensichtlich seinen Spaß. Mit großer Geste, dem pathetischen Ernst einer Shakespeare-Aufführung und einem „Ich kann das auch alles nicht glauben“-Blick tritt er mit ausgebreiteten Armen gegen den Teufel an, der nach Amorths Meinung ein humorloser Geselle ist. Deshalb gibt es Witzeleien und lateinische Sprüche.
Dazu gibt es, in der Originalfassung, durchgehend ein für einen US-Film erstaunliches Sprachgemisch aus Italienisch, Spanisch, Englisch und Latein. In den ersten Minuten wird bis auf ein, zwei Sätze nur italienisch gesprochen. Auch Russell Crowe, der als Amorth in Tropea, einem Dorf in Kalabrien, zu einem Exorzismus gerufen wurde, redet italienisch.
Am Ende bleibt nach hundert Minuten Teufelsaustreibung nur der übliche Exorzismus-Quark, mit dem Katholiken sich immer herumschlagen müssen, und Russell Crowe beseelt eine Lambretta Scooter durch Rom und Spanien fahrend.
The Pope’s Exorcist (The Pope’s Exorcist, USA 2023)
Regie: Julius Avery
Drehbuch: Michael Petroni, Evan Spiliotopoulos (nach einer Geschichte von Michael Petronik R. Dean McCreary, Chester Hastings)
LV: Pater Gabriele Amorth: Un esorcista racconta, 1990 (Ein Exorzist erzählt); Nuovi racconti di un esorcista, 1992 (Neue Berichte eines Exorzisten)
mit Russell Crowe, Daniel Zovatto, Alex Essoe, Franco Nero, Peter DeSouza-Feighoney, Laurel Marsden, Cornell John
Schnell mal einen Einbruch begehen und mit der Kohle abhauen wollen die drei jugendlichen Kleinkriminellen. Dummerweise kehrt der Hausbesitzer zurück. Zum Glück ist er blind. Dummerweise hört er sehr gut und er ist extrem stinkig.
Fieser kleiner Spannungsthriller, der genau das hält, was er verspricht.
Danach drehte Fede Alvarez den Elisabeth-Salander-Thriller „Verschwörung“.
Schnell mal einen Einbruch begehen und mit der Kohle abhauen wollen die drei jugendlichen Kleinkriminellen. Dummerweise kehrt der Hausbesitzer zurück. Zum Glück ist er blind. Dummerweise hört er sehr gut und er ist extrem stinkig.
TV-Premiere. Fieser kleiner Spannungsthriller, der genau das hält, was er verspricht.
Danach drehte Fede Alvarez den Elisabeth-Salander-Thriller „Verschwörung“.
Das wird einfach werden, denken sich Rocky, Alex und Money. Die drei Jung-Erwachsenen brechen schon seit einiger Zeit in Häuser ein und klauen Wertgegenstände. Geld stehlen sie nicht, weil das, wenn sie geschnappt werden, vor Gericht, ihre Strafe erhöhen würde.
Da erzählt Money ihnen von einem blinden Golfkriegs-Veteran, der in Detroit in einer inzwischen menschenverlassenen Gegend lebt. Nach dem Tod seines Kindes bei einem Autounfall erhielt er eine fürstliche Entschädigung, die irgendwo in seinem Haus ist. Mit den 300.000 Dollar könnten die drei Einbrecher ihr bisheriges Leben und Detroit hinter sich lassen.
Mitten in der Nacht (weil in solchen Filmen Einbrüche immer nach Einbruch der Dunkelheit durchgeführt werden) betäuben sie den Rottweiler des Blinden, brechen ein und beginnen das Haus zu durchsuchen.
Als der Blinde durch ein von ihnen verursachtes Geräusch erwacht, müssen sie plötzlich um ihr Leben kämpfen. Denn der Blinde verteidigt sein Haus, in dem er sich perfekt auskennt, gnadenlos. Außerdem hat er in seinem Keller etwas versteckt, was niemand entdecken darf.
„Don’t Breathe“, der zweite Spielfilm von Fede Alvarez, dem Regisseur des angemessen unappetitlichem „Evil Dead“-Remakes, ist in den USA ein Überraschungserfolg. Bereits in der zweiten Woche ist er auf dem ersten Platz der Kinocharts, seine Kosten hat er damit längst eingespielt und die Kritiken sind überaus gut. Dabei ist „Don’t Breathe“ ein klassisches B-Picture, das seine Geschichte in unter neunzig Minuten mit bekannten Genre-Versatzstücken, die neu angeordnet werden, ohne Subplots und ohne eine pompös aufgeblasene gesellschaftliche Botschaft erzählt.
Und das ist gut so.
Jedenfalls wenn man einen kleinen, spannenden Thriller sehen will, in dem Alvarez immer wieder nervenzerfetzende Suspense-Szenen gelingen. Vor allem wenn die unbewaffneten Einbrecher und ihr bewaffnetes Opfer sich schweigend in einem dunklen Zimmer gegenüber stehen. Dazwischen versuchen die Einbrecher zu flüchten und, wie es sich für das Genre gehört, beweisen eine überragendes Talent, Verletzungen und Stürze zu überleben. Aber da hilft wahrscheinlich die Todesangst.
Die vier Hauptcharaktere haben dabei genug Eigenschaften, um als spartanisch gezeichnete, zwischen Gut und Böse stehende, dreidimensionale Charaktere zu überzeugen.
Und Stephen Lang („Avatar“) als blinder, sehr schweigsamer Mann ist furchterregender als irgendwelche computergenerierten Monster, die mindestens eine Großstadt vernichten müssen, um Angst und Schrecken zu verbreiten.
Don’t Breathe (Don’t Breathe, USA 2016)
Regie: Fede Alvarez
Drehbuch: Fede Alvarez, Rodo Sayagues
mit Stephen Lang, Jane Levy, Dylan Minnette, Daniel Zovatto, Emma Bercovici, Franciska Töröcsik
Den meisten Kritikern gefällt David Robert Mitchells Horrorfilm „It Follows“. In Cannes war er für den Critics Week Film Prize nominiert. Letztes Jahr lief er hier auf dem Fantasy Filmfest und es gibt auch wirklich einige Punkte, die für den Film sprechen. Aber insgesamt ist „It Follows“ ein schwacher Horrorfilm der mehr verspricht, als er hält und der wegen seiner langsamen Erzählweise die Lücken in seiner Erzählung schmerzhaft offenbart. Auch weil die Teenager sich nicht besonders schlau verhalten.
Nachdem die 19-jährige Jay Sex mit dem sportlichen Hugh, dem neuen Mädchenschwarm in der Schule, hatte, fesselt er sie und erklärt ihr, dass sie ab jetzt von einem Geist verfolgt werde, den nur sie sehen könne, der seine Gestalt ändern könne (er könne auch die Gestalt von Freunden und Bekannten annehmen) und sie töten wolle. Aber der Geist bewege sich langsam, weshalb ihr normalerweise genug Zeit bleibe, um zu flüchten. Und sie könne ihn loswerden, wenn sie mit einer anderen Person Sex habe. Oh, und sie solle das machen, bevor der Geist sie töte. Denn dann würde er sich auf dem Weg zu ihm machen.
Anschließend haut Hugh ab.
Jay hält es zunächst für einen schlechten Scherz, aber dann sieht sie sich seltsam bewegende Menschen und sie fragt sich, mit ihren Freunden, was sie tun soll.
Sie haben dabei viele Ideen, aber auf die nahe liegenste Idee, nämlich dass Jay einfach Sex mit dem erstbesten Mann haben soll und so den Dämon problemlos weiterzugeben kann, kommen sie nicht. Stattdessen versuchen sie ihn wie einen x-beliebigen Stalker zu bekämpfen, bis sie ihn am Ende in eine vollkommen absurde Falle locken.
Sowieso schöpft „It Follows“ das Potential seiner Prämisse nie aus. Denn natürlich hätte Jay nach der Nacht mit Hugh jeden Grund, um richtig paranoid zu werden. Immerhin könnte der Geist in der Gestalt ihres Vaters oder ihrer Freunde auftauchen. Aber vor ihren Freunden hat sie keine Angst. Ebenso könnte Sex hier facettenreicher als in den üblichen Horrorfilmen, in denen Sex immer mit dem Tod bestraft wird, behandeln. Aber dann hätte Mitchell sich auch genauer mit der Herkunft von seinem Geist und was er will, beschäftigen müssen. Zum Beispiel warum er oft wie die Freundin von Hugh aussieht.
Auf der Habenseite des mit einem kleinen Budget (laut IMDB 2 Millionen) gedrehten Films steht die bewusste Orientierung an älteren Horrorfilmen, die nicht durch Blut, sondern durch Atmosphäre Grusel erzeugten. Deshalb wird auch auf Jump-Scares verzichtet. Die Musik ist im ständigen John-Carpenter-Gedächtnismodus und auch die Stimmung erinnert an Carpenters Frühwerke, die ebenfalls für wenig Geld mit unverbrauchten Schauspielern auf der Straße gedreht wurden. So ist „It Follows“ näher am Independent-Kino als an Found-Footage-Experimenten (mit meist hoffnungslos übertrieben spielenden Schauspielern) und Splatter-Orgien.