Neu im Kino/Filmkritik: „Terrifier 3“, 2, 1 – und das Blut spritzt

Oktober 31, 2024

Art the Clown ist zurück – und er hat eine mörderisch gute Zeit. Dieses Mal ist er, der Jahreszeit angemessen, ein wenig, als Nikolaus verkleidet. In einer Shopping-Mal verteilt er auch an Kinder Geschenke und er freut sich mächtig über seine kleinen Späßchen, die meistens in einem Blutbad enden.

Terrifier 3“ schließt nahtlos nahtlos an seinen Vorgänger an. D. h., wem solche brutalen Slasher-Filme gefallen und wem die vorherigen „Terrifier“-Filme gefielen, dem dürfte auch dieser Film gefallen.

Fünf Jahre nach den Ereignissen aus „Terrifier 2“ sind Sienna Shaw und ihr Bruder Jonathan immer noch traumatisiert von den damaligen Ereignissen. Da taucht Art the Clown wieder in Miles County auf und er tut, was er schon in den vorherigen Filmen tat. Menschen blutig töten und sich dabei köstlich amüsieren. Ihm gefällt, was er tut.

Die Story ist nur das Füllmaterial, die Verschnaufpause, zwischen den blutigen Morden. Trotzdem nimmt Regisseur, Drehbuchautor und Art-the-Clown-Erfinder Damien Leone sich in seinem neuesten Film erstaunlich viel Zeit für die Traumata der Shaw-Geschwister. Leone erzählt auch ein wenig aus der Vergangenheit von Art the Clown. Diese Rückblicke dienen Leone primär dazu, mehr eklige Szenen zu präsentieren.

Und damit wären wir beim Kern der „Terrifier“-Filme, die einfach nur gut gemachte Retro-Slasher sind, deren Ambitionen sich auf die möglichst ausführliche und wahre Blutfontänen spritzende Präsentation der Morde konzentrieren.

Wer mehr von „Terrifier 3“ erwartet, wird enttäuscht werden. Oder sehr schnell, entsetzt, den Kinosaal verlassen. Objektiv betrachtet ist „Terrifier 3“ kein guter Film. Die Grenzen des guten Geschmacks werden konsequent ignoriert. Die Schauspieler sind Schlachtvieh. Kurz vor ihrem Ableben werden sie minimal eingeführt. Die Dialoge sind bestenfalls funktional. Der Bösewichts sagt überhaupt nichts. Und das Drehbuch beschränkt sich darauf, etwas für die Zeit zwischen den Morden anzubieten. Entsprechend vernachlässigbar ist die Story. Das war in den achtziger Jahren nicht anders.

Terrifier 3“ ist ein schwarzhumoriges Slasher-Fest, das genau das liefert, was die Fans nach den ersten beiden Filmen erwarten und was Plakat und Trailer versprechen: blutig-brutale Morde, die ohne CGI in Handarbeit hergestellt wurden. Es ist ein spaßiger Film – für Menschen mit einem stabilen Magen und einem etwas abseitigem Humor.

Einen wesentlichen Anteil am Erfolg der Filme hat der Phantomime David Howard Thornton. Er spielt Art the Clown. Er lässt ihn sprechen und er verleiht seinen Auftritten eine kindliche Naivität. Art begreift nicht, während er sich über seine Taten freut, dass er gerade Menschen quält, foltert und bestialisch ermordet. Leone zeigt das ausführlich.

Dabei verzichtet er immer noch auf ein elaboriertes World-Building. Bei ihm gibt es nur einen ultrabösen unsterblichen Clown und Menschen, die normalerweise die Begegnung mit ihm nicht überleben.

Dass Art sich am Ende von „Terrifier 3“ auf den Weg zu seinen nächsten Taten macht, dürfte niemand überraschen. Das kennen wir auch aus anderen Horrorfilmen.

Außerdem sind die Filme finanziell unglaublich erfolgreich. „Terrifier“ war ein No-Budget-Slasher. 35.000 US-Dollar soll er gekostet haben. Der zweite hatte ein deutliches höheres Budget. Nämlich 250.000 US-Dollar. Der dritte Teil soll 2 Millionen US-Dollar gekostet haben. Und er hat jetzt, Stand 31. Oktober 2024, schon ein US-Einspiel von über 45 Millionen US-Dollar. Weltweit sind es bereits gut 60 Millionen US-Dollar. Bei den Zahlen hat Art the Clown noch ein langes Leben vor sich.

Terrifier 3 (Terrifier 3, USA 2024)

Regie: Damien Leone

Drehbuch: Damien Leone

mit Lauen LaVera, David Howard Thornton, Elliott Fullam, Samantha Scaffidi, Antonella Rose

Länge: 125 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Terrifier 3“

Metacritic über „Terrifier 3“

Rotten Tomatoes über „Terrifier 3“

Wikipedia über „Terrifier 3“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Damien Leones „Terrifier 2“ (Terrifier 2, USA 2022)


Neu im Kino/Filmkritik: Kreative Titelwahl, neue Folge: „Terrifier 2“

Dezember 8, 2022

Beginnen wir mit einigen wichtigen Informationen über diesen Horrorfilm:

Die Kinofassung ist uncut. Die DVD/Blu-ray-Fassung wurde um drei Minuten gekürzt und ist ebenfalls ab 18 Jahre freigegeben. Eine ungekürzte Fassung, über die sonst noch nichts bekannt ist, soll im ersten Quartal 2023 als UHD/BD-Mediabook erscheinen.

Damit ist klar, dass „Terrifier 2“ kein Film für Zartbesaitete ist.

Der Verleih hypt das Werk zum „Skandalfilm des Jahres“.

Nun ja. Die große Zeit der Skandalfilme, in denen Filme für wochen- oder sogar monatelange erregte Diskussionen sorgten, ist schon lange vorbei. Außerdem hat „Terrifier 2“ bislang keine mir bekannte Diskussion entfacht. Weder um den Inhalt, noch um die beachtliche Brutalität des Gezeigten. Darüber wurde zuletzt ausführlich in den achtziger Jahren diskutiert, als Videocassetten die Wohnzimmer eroberten und Horror-, Zombie- und Sexfilme plötzlich von Minderjährigen ohne irgendeine Kontrolle durch Erwachsene gesehen werden konnten. In Großbritannien war das die Zeit der „Video Nasties“, in Deutschland wurden brutale Horrorfilme indiziert und es gab erregte Diskussionen über die Menschenwürde von Zombies; also ob das Zeigen der Enthauptung eines Zombies mit dem Zeigen der Enthauptung eines Menschen vergleichbar ist.

Diese Zeiten sind lange vorbei. Daran ändert auch ‚Art, the Clown‘ nichts. Er mordet sich höchst blutig durch Halloween. Damien Leone zeigt das, wieder einmal, mit großer Liebe zu handgemachten Effekten und zum Horrorkino der siebziger und achtziger Jahre. Wenn in „Terrifier 2“ nicht ab und an ein Smartphone im Bild wäre, könnte man glauben, der Film sei vor vierzig Jahren entstanden, als die Nacht im Neonlicht erstrahlte und Synthesizer der letzte Schrei waren. John Carpenter popularisierte sie für den Horrorfilm. In „Terrifier 2“ sind sie wieder zu hören.

Die Story, die Damien Leone für seinen neuesten Film schrieb, ist vernachlässigbar. Ein Jahr nach den Ereignissen von „Terrifier“ ist Art, der Clown in Miles County ein urbaner Mythos. An Halloween habe die einen Angst vor seiner Rückkehr und einer weiteren leichengesättigten Nacht. Die anderen verkleiden sich als Art. Deshalb erschrecken einige seiner Opfer in Miles County nicht, als sie ihm begegnen.

Einige seiner potentiellen Opfer, vor allem Sienna Shaw und ihr jüngerer Bruder Jonathan, werden ausführlicher vorgestellt. Aber letztendlich geht es nur darum, dass Art, der Clown sich durch die Stadt mordet. Möglichst blutig. Gerne mit einem Messer. Aber er nimmt auch alle anderen Gegenstände, die sich als Hieb- oder Stichwaffe eignen.

Terrifier 2“ ist der vierte Auftritt dieses Horrorclowns. Seinen ersten Auftritt hatte er 2008 als Nebenfigur in Damien Leones Kurzfilm „The 9th Circle“. 2011 folgte der Kurzfilm „Terrifier“. Beide Kurzfilme verwendete Leone in seinem Spielfilmdebüt „All Hallow’s Eve“ (2013).

2016 inszenierte er den Spielfilm „Terrifier“, der fast vollständig im Keller eines verlassenen, heruntergekommenen Mietshauses spielt und mit einem kaum vorhandenem Budget gedreht wurde. Nämlich angeblich 35.000 US-Dollar. Für „Terrifier 2“ hat er jetzt 250.000 US-Dollar. Das ist immer noch so gut wie nichts, aber es erlaubt Leone, die Handlung an mehreren Orten spielen zu lassen. Besonders wichtig sind ein Fernsehstudio, das es so wohl nur in der Fantasie gibt, das Haus der Familie Shaw, eine Schule, in der Jonathan den Clown mit einem ähnlich gekleideten weiblichem Clown sieht, ein Laden, in dem Halloween-Verkleidungen verkauft werden, ein Club, in dem eine Halloween-Party stattfindet, und ein verlassener Vergnügungspark, in dem das Finale spielt. Bis dahin begeht der Clown mehr Morde als im ersten Film. Auch die Laufzeit ist länger. „Terrifier“ war 85 Minuten; „Terrifier 2“ ist epische 138 Minuten. Trotzdem vergeht die Zeit recht schnell. Nur das Finale ist etwas lang geraten. Art, der Clown darf wieder und wieder auferstehen und weiter gegen Sienna kämpfen, die ihn so oft tötet, dass ich irgendwann mit dem Zählen aufhörte.

Art, der Clown ist ein Bösewicht, den man nicht so leicht vergisst. Er tritt immer in einem schwarz-weißem Phantomimenkostüm auf. Er trägt einen neckischen kleinen Hut. Er hat eine grotesk lange Nase. Sein Gesicht ist unter der Maske nicht zu erkennen. Wo sein Mund ist, ist ein Grinsen. Er bewegt sich äußerst elegant, leichtfüßig und oft tänzelnd durch die Stadt. Er hat immer etwas verspieltes. Seine Taten sind brutal, aber seine Bewegungen, Gesten und Mimik verleihen ihnen immer eine witzige Note, irgendwo zwischen unschuldig kindlichem und tiefschwarzem Humor. David Howard Thornton, der ihn schon im ersten „Terrifier“-Spielfilm spielte, hat Erfahrung als Phantomime und dieses Wissen setzt er hier ein, um die Grausamkeit der Taten zu mindern und dem Clown eine menschliche Note zu verleihen.

Eben diese Verbindung aus unschuldiger, Kinder zum Lachen bringender Phantomime und grausamen Morden macht Art, den Clown zu einem erinnerungswürdigem Filmbösewicht, der selbstverständlich zurückkehren wird.

Insgesamt ist „Terrifer 2“ in jeder Beziehung besser als sein Vorgänger. Und damit ein Fest für Fans des gut abgehangenen Splatterfilms, die auf die Frage „Mehr oder weniger Blut?“ immer mit „Mehr spritzendes Blut ist immer gut.“ antworten.

Alle, die mehr oder etwas anderes von einem Film erwarten, können getrost auf diesen Horrorfilm verzichten.

Terrifier 2 (Terrifier 2, USA 2022)

Regie: Damien Leone

Drehbuch: Damien Leone

mit David Howard Thornton, Lauren LaVera, Jenna Kannell, Catherine Corcoran, Kailey Hyman, Samantha Scaffidi, Katie Maguire

Länge: 138 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Terrifier 2“

Metacritic über „Terrifier 2“

Rotten Tomatoes über „Terrifier 2“

Wikipedia über „Terrifier 2“ (deutsch, englisch)