Neu im Kino/Filmkritik: „Escape Room 2: No way out“ aus dem Rätselspiel

August 19, 2021

Vor zwei Jahren wurden Zoey (Taylor Russell), Ben (Logan Miller) und vier weitere Menschen in ein aus mehreren extravaganten Räumen bestehendes „Escape Room“-Spiel gesperrt und in ein perfides Spiel gezwungen. Sie mussten, immer im Rennen gegen die Zeit, Rätsel lösen und tödlichen Fallen entgehen. Die meisten von ihnen starben dabei, weil das genau das von dem Spielmacher erwünschte Ergebnis war. Allen Spielern beim Sterben zusehen.

Aber Zoey und Ben überlebten. Sie haben immer noch Alpträume von dem Spiel. Zoey ist in Therapie. Außerdem sucht sie nach Hinweisen, die sie zu den Organisatoren des Spiels, der anscheinend allmächtigen Minos Corporation, führen können. Jetzt hat sie eine Spur, die sie nach New York zu einem verlassenem Lagerhaus führt.

Als Zoey und Ben am helllichten Tag in der Nähe des Gebäudes in eine U-Bahn einsteigen, sind sie wieder in einem Escape-Room-Spiel. Denn der U-Bahn-Wagen koppelt sich von der restlichen U-Bahn ab, fährt einen anderen Weg und wird zur tödlichen Falle für die sechs in ihm sitzenden Passagiere.

Die vier anderen Passagiere sind, wie sie schnell feststellen, ebenfalls Überlebende von Escape-Room-Spielen der Minos Corporation (gut, das macht jetzt nur eingeschränkt Sinn) und die Minos Corporation hat es irgendwie geschafft, sie alle zufällig zur gleichen Zeit in diesen U-Bahn-Wagen zu bringen. Zum Glück erfahren wir nicht, aufgrund welcher Zufälle die anderen Mitspieler und nur die anderen Mitspieler den Wagen betreten haben. Denn, seien wir ehrlich, es hätte hunderttausend einfachere Wege gegeben, sie an einen Ort zu bringen oder, wenn es denn unbedingt ein Schienenfahrzeug sein muss, sie in das gleiche Abteil zu bringen als eine Verkettung von Zufällen, die auf Zufällen aufbauen.

In dem Wagen beginnt dann der US-titelgebende ‚Wettkampf der Champions‘.

Auf die restliche Handlung hat ihre vorherige Spielerfahrung wenig Einfluss. Schnell, eigentlich sofort, wird Zoey als die beste Spielerin akzeptiert; – auch weil die anderen nicht gerade wahnsinnig brillant sind.

Von dem U-Bahn-Wagen, der mittels Elektrizität zur tödlichen Falle wird, geht es einige Etagen tiefer in eine riesige Art-Deco-Bankhalle, in der es ein Sicherheitssystem mit tödlichen Laserstrahlen gibt, einen ebenso tödlichen Strand, eine im verregneten „Blade Runner“-Stil nachgestellten Straßenszene und in ein Kinderzimmer.

Durch diese Horrorkammern hetzten die sechs, fünf, vier, drei, zwei Spieler. Als eigenständige Charaktere bleiben sie durchgehend blass. Das liegt einerseits an der Struktur des Spiels, in dem jeder jederzeit sterben kann. Da möchte man keine Lieblingsfigur auswählen, die dann in einigen Minuten tot ist. Andererseits, und das ist der wichtigere Grund, haben die Macher des Films sich nicht bemüht, den einzelnen Figuren eine Geschichte und für das Spiel wichtige Konflikte mitzugeben. Sie sind einfach nur austauschbare Spielfiguren in einem perfiden Spiel.

Das Ende ist, ähm, merkwürdig, überzeugt noch weniger als das Ende des ersten Films, ist kaum bis überhaupt nicht mit dem vorher gezeigten vereinbar und noch bescheuerter als die Idee, sechs Spieler in einen U-Bahn-Wagen zu bringen.

Aber auch bis dahin kümmerten die Macher sich nicht groß um erzählerische Stringenz und starres Befolgen der von ihnen aufgestellten Regeln. Da wurde mal gestorben, mal nicht, halt so, wie es gerade passte in dieser Geisterbahn der schrecklichen Räume.

Über die Hintergründe, also wer warum diese Escape Rooms unbehellligt organisiert, erfahren wir nichts bzw. noch weniger als im ersten Teil. Aber vielleicht im dritten Teil.

Escpae Room 2: No way out (Escape Room: Tournament of Champions, USA 2021)

Regie: Adam Robitel

Drehbuch: Will Honley, Maria Melnik, Daniel Tuch, Oren Uziel (nach einer Geschcihte von Christine Lavaf und Fritz Bohm)

mit Taylor Russell, Logan Miller, Indya Moore, Holland Roden, Thomas Cocquerel, Carlito Olivero, Deborah Ann Woll

Länge: 89 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Escape Room 2“

Metacritic über „Escape Room 2“

Rotten Tomatoes über „Escape Room 2“

Wikipedia über „Escape Room 2“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Adam Robitels „Escape Room“ (Escape Room, USA 2019)


Neu im Kino/Filmkritik: Wie komme ich aus dem „Escape Room“?

März 1, 2019

Sechs Menschen nehmen eine Einladung für ein Spiel an. Sie kennen sich nicht und sie wären sich wahrscheinlich niemals begegnet. Aber jetzt sind sie in einem Escape Room und, wie es die Spielregeln vorschreiben, müssen sie in diesem und vielleicht noch einigen weiteren Räumen nach Zeichen und Gegenständen suchen, die ihnen eine Flucht aus dem Raum ermöglichen. Es ist ein Spiel, das weltweit gespielt wird. Normalerweise ohne einen tödlichen Ausgang.

Aber in diesem Fall hat der unbekannte Spielmeister tödlichen Fallen gestellt. Das Ziel seines Spiels scheint es zu sein, alle Teilnehmenden zu töten und sie dabei mit ihren schlimmsten Erlebnisse zu konfrontieren.

Das führt dazu, dass die Teilnehmenden durch verschiedene, teils sehr prächtige und ungewöhnliche Räume stolpern müssen, ehe sie sterben. Jeder dieser Räume hat für einen der Teilnehmer eine besondere Bedeutung. Manchmal überlebt er seinen Raum, aber in dem nächsten Raum sind weitere tödliche Fallen. Zu den optisch ungewöhnlichsten Räumen dieses Spiels gehört sicher eine auf dem Kopf stehende Bar. Andere Räume sind eine Hütte an einem vereisten See, ein Krankenhaus und eine Bibliothek.

Mit der Bibliothek beginnt Adam Robitels Horrorfilm „Escape Room“. Ein Spielteilnehmer versucht aus ihr zu entkommen und er entziffert atemberaubend schnell die kryptischen Hinweise. Bevor er von den sich auf ihn zu bewegenden Wänden der Bibliothek zerquetscht wird, springt der Film zurück in die Vergangenheit. In dem Moment kennen wir allerdings schon einen (oder den?) letzten Überlebenden des Spiel.

In der Rückblende geht es dann darum, wie die sechs Spielteilnehmer sich von Raum zu Raum bewegen, manchmal den Fallen entkommen, manchmal sterben. Das erinnert an Vincenzo Natalis „Cube“ (Kanada 1997). In dem stilprägenden Horrorthriller erwachten sechs Personen, ebenfalls vier Männer und zwei Frauen, in einem Raum, aus dem sie versuchten zu entkommen. Nur um in den nächsten Raum zu gelangen. Während „Cube“ durchgängig als Metapher funktioniert, versucht „Escape Room“ es am Ende mit einer scheinbar realistischen, aber vollkommen idiotischen Erklärung, die die Hintergründe des Spiels erklärt und auf eine Fortsetzung spekuliert.

Diese ist auch schon für April 2020 angekündigt. Adam Robitel soll wieder Regie führen und Bragi Schut wieder das Drehbuch schreiben. Ob sie dann einfach die Geschichte von „Escape Room“ in anderen Räumen mit anderen Todeskandidaten wiederholen oder eine vollkommen neue Geschichte erzählen, ist noch unklar. Die Gefängnisausbruchsserie „Prison Break“ könnte da ein Vorbild sein. Während in der ersten Staffel erzählt wird, wie die Jungs aus dem Gefängnis ausbrechen, erzählt die zweite Staffel, wie sie durch die USA von der Polizei gejagt werden.

Das spannende B-Picture „Escape Room“ erzählt, abgesehen von den Räumen, durch die die sympathischen Schauspieler hetzen, nichts, was man nicht schon in unzähligen Filmen gesehen hat, in denen eine nur scheinbar zufällig zusammengewürfelte Gruppe Menschen, mehr oder weniger freiwillig, in einem Raum eingesperrt ist, aus ihm entkommen will und sie der Reihe nach getötet werden. Dieser oberflächliche Thrill funktioniert auch hier.

Escape Room (Escape Room, USA 2019)

Regie: Adam Robitel

Drehbuch: Bragi Schut, Maria Melnik (nach einer Geschichte von Bragi Schut)

mit Taylor Russell, Logan Miller, Deborah Ann Woll, Jay Ellis, Tyler Labine, Nik Dodani

Länge: 100 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Escape Room“

Metacritic über „Escape Room“

Rotten Tomatoes über „Escape Room“

Wikipedia über „Escape Room“