Die Überschrift stimmt. Auch der zwölfte Film der verdienstvollen monatlichen „Zeitlos“-Reise von Rapyid Eye Movies, in der sie mehr oder weniger obskure, meist aus Asien kommende Filme, die bei uns oft zu wenig oder überhaupt nicht beachtet wurden, ist eine Kino-Premiere. Dabei ist „A Touch of Zen“, auch bekannt unter dem TV-Titel „Ein Hauch von Zen“, ein breit anerkannter und bekannter Klassiker des Wuxia-Films und des asiatischen Kinos. Obskur ist hier höchstens, dass King Hus Film, nachdem er 1975 erfolgreich in Cannes und 1979 auf der Berlinale in der Informationsschau in einer ausvekauften Vorstellung lief, seine reguläre Deutschlandpremiere erst am 1. Mai 1982 im ZDF hatte. Schon damals schrieb der Fischer Film Almanach über „dieses Meisterwerk des Actionfilms“, „dass der Bildschirm lediglich eine Vorstellung der Handlung und des Stils vermitteln kann, die Schönheit der farbigen Scopebilder und der aus ihnen erwachsenden Emotionen beim Zuschauen kann das Fernsehen nun einmal nicht transportieren“.
Das kann jetzt – auch wenn in den meisten Wohnungen die TV-Bildschirme inzwischen viel größer als vor vierzig Jahren sind – nachgeholt werden.
„A Touch of Zen“ ist deswegen eine Entdeckung für die Kinoleinwand – und King Hu inszenierte den Film mit seinen oft (alp)traumhaften Bildern auch für die große Leinwand.
Die Geschichte ist denkbar einfach, wird aber verschachtelt erzählt und beschränkt sich nicht auf die reine, mit Action aufgeplusterten Geschichte einer blutigen Intrige.
Während der Ming-Dynastie versteckt Yang sich in der Provinz in einem verlassenem Herrenhaus. Ihr Vater, ein ehrenhafter Offizier, wurde von dem mächtigen Eunuchen Wei ermordet. Wei will auch sie töten. Der junge, etwas naive Gelehrte und Maler Gu, der sich in Yang verliebt, wird in den Kampf hineingezogen.
Die Schilderung des Dorflebens und der sich entwickelnden Beziehung zwischen Gu, der meist der humoristische Sidekick ist, und Yang, der begnadeten Kämpferin, nimmt fast die gesamte erste Stunde des Films ein. Erst danach kommt es zu dem ersten Kampf. Etwas später, ungefähr in der Filmmitte, folgt dann die heute immer noch legendäre Kampfszene im Bambuswald. Die darauf folgenden Kampfszenen sind nicht weniger spektakulär in ihrer Verneinung der Gesetze der Schwerkraft. Und, das wird immer wieder gerne vergessen, damals musste alles direkt vor der Kamera gemacht werden. Die heute vorhandenen Möglichkeiten einer nachträglichen Bearbeitung von Bildern gab es noch nicht.
King Hu inszenierte vor diesem dreistündigem Epos den ebenfalls für die Entwicklung des Wuxia-Films wichtigen Film „Dragon inn“. Der lief letzte Monat in der „Zeitlos“-Reihe. Und kann immer noch in einigen Kinos genossen werden.

A Touch of Zen (Hsia Nu, Taiwan 1971)
Regie: King Hu
Drehbuch: King Hu
LV: Pu Songling: Xianü (Kurzgeschichte, enthalten in ‚Seltsame Geschichten aus einem Gelehrtenzimmer‘, 1679/1707 [eine Sammlung von 431 Erzählungen)
mit Feng Hsu, Chun Shih, Ying Bai
Länge: 179 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
auch bekannt als „Ein Hauch von Zen“
–
Hinweise
Rapid Eye Movies über den Film (dort findet ihr die Kinotermine)
Rotten Tomatoes über „A Touch of Zen“
Wikipedia über „A Touch of Zen“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von King Hus „Dragon Inn“ (Dragon Inn/Lung Men K’I Chan, Taiwan 1967)
Veröffentlicht von AxelB 