Es geht um eine Opernsängerin, die für tot gehalten wurde und jetzt von der Reaktion der Presse auf ihr Ableben enttäuscht ist.
Es geht um ihren Mann, einen Dirigenten, der sie bedigungslos liebt.
Es geht um ihre Haushälterin, ihre Familie und ihre kettenrauchende Mutter.
Es geht um einen Stuntman, der Schauspieler werden möchte und sich um seinen Sohn kümmern muss.
Es geht um seinen neuen Visagisten, der sich unsterblich in ihn verliebt. Obwohl der von ihm begehrte Stuntman heterosexuell ist.
Es geht um einen TV-Moderator für True-Crime-Sendungen, der kurz vor seiner letzten Sendung und dem wohlverdienten Ruhestand steht.
Es geht um einen ungefähr mittelalten Wirt, der immer noch seiner vor Jahren verstorbenen Frau hinterhertrauert.
Es geht um ein schweigsames Mädchen, das in Therapie ist und sich umbringen will. Gerade als sie von der Brücke springen will, wird sie entführt.
Es geht um ihren tänzerisch begabten Entführer, der von dem Mädchen, das plötzlich pausenlos redet, in den Wahnsinn getrieben wird.
Es geht um einen Polizisten, der das spurlos verschwundene Mädchen sucht.
Und wahrscheinlich habe ich ungefähr ein halbes Dutzend weiterer Figuren und Geschichten vergessen. Denn Marjane Satrapi („Persepolis“) entwirft in ihrem neuen Film ein überaus freundliches Multikulti-Paris-Wimmelbild. Einige Figuren begegnen sich. Andere nicht. Eine wirkliche thematische Klammer gibt es nicht. Denn Liebe, Leid und Tod sind so allgemein, dass darunter ungefähr alles erzählt werden kann.
Für mich war die absurde Entführung, über die besser nicht länger nachgedacht wird, die vergnüglichste Geschichte. Die anderen sind nett unterhaltsame Kurzgeschichten mit eher weniger überraschenden Schlusspointen und einigen wenigen schwarzhumorigen und absurden Szenen. Vieles wird angesprochen, vieles wird nicht weiterverfolgt. Insgesamt vergeht die Zeit, dank der vielen Geschichten, zwischen denen Satrapi ständig wechselt, ziemlich flott bis zum Finale im Konzerthaus mit einer abenteuerlichen Rettung und, nun gut, einer Liebeserklärung an das Leben.
Zusammen ergeben die Szenen und Geschichten ein kurzweiliges, aber nie tiefgründiges und eigentlich nie (es gibt ja die Entführungsgeschichte) überraschendes Porträt vom Leben in Paris. Das ist nett anzusehen und schnell vergessen.

Paris Paradies (Paradis Paris, Frankreich 2024)
Regie: Marjane Satrapi
Drehbuch: Marie Madinier, Marjane Satrapi
mit Monica Bellucci, Charline Balu-Emane, Rossy de Palma, Eduardo Noriega, André Dussollier, Alex Lutz, Ben Aldridge, Roméo Grialou, Gwendal Marimoutou, Roschdy Zem, Martina Garcia
Länge: 109 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Hinweise
Moviepilot über „Paris Paradies“
AlloCiné über „Paris Paradies“
Rotten Tomatoes über „Paris Paradies“
Wikipedia über „Paris Paradies“
Meine Besprechung von Marjane Satrapis „The Voices“ (The Voices, USA/Deutschland 2014) und der DVD
Veröffentlicht von AxelB