3sat, 22.25
Das Osterman-Weekend (The Osterman Weekend, USA 1983)
Regie: Sam Peckinpah
Drehbuch: Alan Sharp, Ian Masters
LV: Robert Ludlum: The Osterman Weekend, 1972 (Das Osterman-Wochende)
Der CIA nimmt an, dass die Freunde von Journalist John Tanner KGB-Spione sind. Mit Tanners Hilfe verwanzen sie für ein Wochenende sein ganzes Haus. Ab da geht alles schief. Seine Freunde wollen ihre Geheimnisse schützen, Tanner will die Wahrheit wissen und CIA-Agent Fassett spielt ein ganz eigenes Spiel.
Peckinpahs letzter Film ist ein kühler Spionagethriller, ein Verwirrspiel (deshalb kann der Film immer wieder angesehen werden. Nach einem Jahr haben Sie die konfuse Handlung schon wieder vergessen.) und eine Studie über den Verfall von Freundschaft und Vertrauen. “Das Osterman-Weekend” ist einer der schwachen Peckinpah-Filme mit einer deprimierenden Aussage.
Ulrich von Berg schrieb in “Sam Peckinpah – Ein Outlaw in Hollywood” (1987): “The Osterman Weekend ist von der ersten bis zur letzten Einstellung ein monströses Vexierspiel, in dem jeder jeden täuscht und betrügt. Keine der Figuren ist zur Identifikation tauglich, alle sind nichts als abhängige Marionetten….Die Menschen in diesem Film sind flach und eindimensional, keiner von ihnen macht eine innere Entwicklung durch, ihre Handlungsmotive sind ohne Ausnahme von Eigennutz bestimmt (Macht, Rache, Prestige, materielle Vorteile). Peckinpah interessiert sich für keinen einzigen von ihnen besonders – und das ist gut angesichts des abstrusen Drehbuchs – sondern allein für das alles Vertrauen zerfressende und alle zwischenmenschliche Beziehungen infiltrierende Geflecht aus Intrigen und Gegenintrigen. Die Atmosphäre von Hilflosigkeit und Abhängigkeit ist wichtig, nicht die Plausibilität des Plots…In Peckinpahs letztem Film unterliegen sie (die eigenen vier Wände, AdV) der totalen Kontrolle eines offensichtlich wahnsinnigen CIA-Agenten. Die stoischen Einzelgänger, die sich in allen seinen anderen Filmen gegen Reglementierung und Anpassung zur Wehr setzen, gib es hier nicht mehr. Das Bild, das Peckinpah in The Osterman Weekend von Amerika entwarf, ist die konsequente Weiterentwicklung der düsteren Zukunftsvision seiner Western, das Versprechen einer freien Gesellschaft wird als Lüge entlarvt. Ein Arrangement mit dieser Gesellschaft ist den höchst unterschiedlichen Männern in Peckinpahs zeitgenössischen Filmen unmöglich”.
Mit Rutger Hauer, John Hurt, Craig T. Nelson, Dennis Hopper, Burt Lancaster, Chris Sarandon, Meg Fosters, Helen Shaver
Hinweise
Rotten Tomatoes über “Das Osterman-Weekend”
Wikipedia über “Das Osterman-Weekend” (deutsch, englisch)
Georg Seeßlen über Sam Peckinpah (der Nachruf erschien zuerst in epd Film 2/1985)
The Guardian: Rick Moody über Sam Peckinpah (9. Januar 2009)
Senses of Cinema: Gabrielle Murray über Sam Peckinpah
Meine Besprechung von Sam Peckinpahs „Gefährten des Todes“ (The deadly Companions, USA 1961)
Meine Besprechung von Sam Peckinpahs „Steiner – Das eiserne Kreuz“ (Cross of Iron, D/GB 1977)
Meine Besprechung von Mike Siegels Dokumentation „Sam Peckinpah: Passion & Poetry“ (D 2005)