TV-Tipp für den 18. August: Die Wache

August 17, 2021

Arte, 21.55

Die Wache (Au poste!, Frankreich 2018)

Regie: Quentin Dupieux

Drehbuch: Quentin Dupieux

Eine TV-Premiere, eine Polizeistation, ein Verhör, ein seltsamer Polizist, ein sich in Widersprüche verwickelnder Verdächtiger, ein Film von Quentin Dupieux. Ein Vergnügen für die Freunde des abseitigen Humors.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Benoît Poelvoorde, Grégoire Ludig, Marc Fraize, Anais Demoustier, Orelsan, Philippe Duquesne, Jacky Lambert, Jeanne Rosa, Vicnent Grass, July Messéan

Hinweise

Moviepilot über „Die Wache“

AlloCiné über „Die Wache“

Rotten Tomatoes über „Die Wache“

Wikipedia über „Die Wache“ (englisch, französisch)

Meine Besprechung von Quentin Dupieux‘ „Wrong“ (Wrong, Frankreich/USA 2012)

Meine Besprechung von Quentin Dupieux‘ „Wrong Cops – Von Bullen und Biestern“ (Wrong Cops, Frankreich/USA/Russland 2013)

Meine Besprechung von Quentin Dupieux‘ „Die Wache“ (Au poste!, Frankreich 2018)


Neu im Kino/Filmkritik: „Die Wache“, ein absurdes Verhör und viele Überraschungen

Dezember 13, 2019

Es beginnt mit einem bis auf eine Badehose nacktem Mann, der stolz seinen gewöhnlichen Körper präsentiert. Langsam bewegt die Kamera sich von ihm weg und wir sehen, dass er, auf einem Heuballen stehend, auf einem Feld ein Orchester dirigiert. Als die Polizei kommt, läuft er weg. Die Beamten verfolgen ihn in den Wald.

Wer diese absurde Szene für witzig hält, wird sich über den neuen Film von Quentin Dupieux freuen. Denn „Die Wache“ ist wieder ein sehr absurdes und höchst vergnügliches Stück abseitiges Kino. Damit schließt er nahtlos an seine vorherigen Filme „Reality“, „Wrong Cops“, „Wrong“ und, sein Durchbruch, „Rubber“ an. In der Komödie erzählt er die Geschichte eines Serienkillerreifens auf seinem Weg durch die USA.

In seinem neuen Film konzentriert Dupieux sich auf ein abgeranztes Büro in einer abgeranzten Polizeistation, die den Charme der siebziger Jahre verströmt. Dort will Kommissar Buron (Benoît Poelvoorde) in seinem fensterlosen Büro nur noch einige Punkte in Fugains Aussage klären. Louis Fugain (Grégoire Ludig) hatte in der Nacht vor dem anonymen Mietshaus, in dem er mit seiner Frau lebt, eine Leiche gefunden und die Polizei darüber informiert.

Buron führt diese Zeugenbefragung so penetrant durch, dass Fugain mit jeder Erklärung für sein auf den ersten Blick vorbildlich staatsbürgerliches Verhalten immer schuldiger wirkt. Abgelenkt wird Buron bei seiner Befragung durch ständige Telefonate, abschweifende Überlegungen und eine überbordende Lustlosigkeit. Buron verkörpert den unhöflich-nervigen Beamten, der seine Stellung für schlechtes Benehmen ausnutzt. Deshalb versucht der hungrige Fugain alle Fragen sehr höflich zu beantworten. Das scheint die beste Möglichkeit zu sein, möglichst schnell das Revier verlassen zu können und irgendwo etwas zu essen.

Als Buron mal kurz sein Büro verlassen muss, lernen wir Burons einäugigen Kollegen Philippe (Marc Fraize) kennen. Er ist so dumm, dass Buron ihm gegenüber wie eine wahre Geistesgröße wirkt. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände bringt Philippe sich um. Ein Geodreieck spielte eine wichtige Rolle bei seinem Tod. Verzweifelt versteckt Fugain die Leiche in einem der Büroschränke.

Als Buron zurückkehrt, geht das Verhör weiter. Immer noch will Buron jedes Detail mindestens fünfmal erklärt bekommen. Und Buron erklärt ihm alles mit einer Engelsgeduld, die ihn noch verdächtiger macht. Vor allem weil Buron immer wieder einen kleinen Widerspruch findet. Oder zu finden glaubt.

Die Wache“ ist ein herrlicher Witz, glänzend gespielt von gut aufgelegten Darstellern. Dabei ist die Befragung von der ersten Minute an so absurd, dass immer die triste Realität von missgünstigen, immer hart an der Grenze von Dummheit zu Debilität entlangschrammenden Beamten durchscheint. Sie hassen alle Menschen und sie lassen sie das spüren.

Das wundervoll absurde Theater strapaziert seinen Witz nicht über Gebühr. Nach etwas über einer Stunde ist der Spaß vorbei mit einer überraschend aus dem Hut gezauberten und nicht besonders überzeugenden Schlusspointe.

Ach ja: der Dirigent taucht, vollkommen unerwartet, kurz nach seiner Flucht noch einmal auf: als Gefangener in der Polizeistation. Danach verschwindet er aus dem Film und Kommissar Buron stellt Fugain seine erste Frage.

Die Wache (Au poste!, Frankreich 2018)

Regie: Quentin Dupieux

Drehbuch: Quentin Dupieux

mit Benoît Poelvoorde, Grégoire Ludig, Marc Fraize, Anais Demoustier, Orelsan, Philippe Duquesne, Jacky Lambert, Jeanne Rosa, Vicnent Grass, July Messéan

Länge: 71 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Die Wache“

AlloCiné über „Die Wache“

Rotten Tomatoes über „Die Wache“

Wikipedia über „Die Wache“ (englisch, französisch)

Meine Besprechung von Quentin Dupieux‘ „Wrong“ (Wrong, Frankreich/USA 2012)

Meine Besprechung von Quentin Dupieux‘ „Wrong Cops – Von Bullen und Biestern“ (Wrong Cops, Frankreich/USA/Russland 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: „Ich bin tot, macht was draus!“ Ihr erfolglosen Rocker.

April 29, 2016

Das ist eine Ansage: „Ich bin tot, macht was draus!“

Sie kommt allerdings nicht von Jipé, denn der ist ja tot. Nach einem Konzert stürzte der Sänger der seit Ewigkeiten erfolglosen Rockband „Grand Ours“ unglücklich in eine Baugrube, während seine Bandkollegen gerade kenntnisreich die Köstlichkeiten einer Imbissbude ausprobierten.

Danach ist eigentlich das Ende der Band besiegelt. Immerhin ist der Sänger tot. Aber in wenigen Tagen soll ihre erste Tour durch die USA beginnen und die könnte, wie sie in grandioser Realitätsleugnung glauben, ihr großer Durchbruch sein. Außerdem wollte Jipé schon immer in die USA und ein Tod bedeutet nicht unbedingt das Ende. Also wird die Asche von Jipé in einer comedyreifen und wenig geplanten Aktion gestohlen und illegal in die USA gebracht.

Dort beginnt für die dysfunktional-funktionale Band eine wahre Odyssee, die, wie der gesamte Film, nicht der Dramaturgie eines Spielfilms gehorcht. Auch nicht der Dramaturgie eines knackigen Zwei-Minuten-Rocksongs, sondern der des Talking Blues gehorcht, wie Arlo Guthries „Alice’s Restaurant Massacree“ (der als „Alice’s Restaurant“ verfilmt wurde), um nur einen episch vor sich hin mäandernden Song zu nennen. Es ist eine Abfolge mehr oder weniger absurder Begebenheiten, in der unfreiwillig und oft den Umständen geschuldet, die Asche von Jipé über das Land verteilt wird. Schließlich geht es in dem Film auch um Verlust und die Frage, wie man mit dem Tod eines geliebten Menschen umgeht und wie man die Realität akzeptiert, ohne die Realität zu akzeptieren, weil ein echter Rock’n’Roller niemals aufgibt.

Ich bin tot, macht was draus!“ hat auch etwas von einem Helge-Schneider-Witz, der nicht auf eine Schlusspointe angelegt ist.

Wer damit leben kann, wird bei „Ich bin tot, macht was draus!“ seinen Spaß haben.

Ich hatte ihn.

Ich bin tot macht was draus - Plakat

Ich bin tot, macht was draus! (Je suis mort, mais j’ai des amis, Belgien/Frankreich 2015)

Regie: Guillaume Malandrin, Stéphane Malandrin

Drehbuch: Guillaume Malandrin, Stéphane Malandrin

mit Bouli Lanners, Wim Willaert, Lyse Salem, Serge Riaboukine, Eddy Leduc, Jacky Lambert, Marie-Renée André

Länge: 96 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

 

Moviepilot über „Ich bin tot, macht was draus!“

Rotten Tomatoes über „Ich bin tot, macht was draus!“

Wikipedia über „Ich bin tot, macht was draus!“ (englisch, französisch, niederländisch)