TV-Tipp für den 22. November: JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy

November 21, 2023

3sat, 20.15

JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy (JFK Revisited: Through the Looking Glass, USA 2021)

Regie: Oliver Stone

Drehbuch: James DiEugenio

TV-Premiere. Heute vor (Uh, wurde er damals wirklich erschossen?); – also am 22. November 1963 wurde in Dallas der damalige US-Präsident John F. Kennedy erschossen. Und weil es nicht sein kann, dass ein Einzeltäter der Täter ist, ranken sich seitdem etliche (Verschwörungs)theorien um seinen Tod. Einige beleuchtete Oliver Stone bereits 1991 in seinem Spielfilm „John F. Kennedy – Tatort Dallas“ (der läuft zeitgleich und um 02.50 Uhr auf Kabel Eins). Dreißig Jahre später und einige geöffnete Akten später nimmt Olliver Stone sich wieder der Sache an. Dieses Mal in einem Dokumentarfilm, mit Ausschnitten aus seinem Spielfilm und, jedenfalls im Orignal, Donald Sutherland als Erzähler. Der hat in Stones JFK-Spielfilm eine wichtige Rolle.

Für Kennedy-Verschwörungstheoretiker ist „JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy“ eine sie bestätigende Goldgrube. Für alle anderen ist „JFK Revisited“ ein enttäuschendes Pamphlet, das nur „John F. Kennedy – Tatort Dallas“ aufwärmt.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Donald Sutherland (Erzähler im Original), Whoopi Goldberg (Erzählerin im Original), Oliver Stone

Hinweise

Moviepilot über „JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy“

Metacritic über „JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy“

Rotten Tomatoes über „JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy“

Wikipedia über „JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Oliver Stones Don-Winslow-Verfilmung „Savages“ (Savages, USA 2012)

Meine Besprechung von Oliver Stones „Snowden“ (Snowden, USA/Deutschland 2016)

Meine Besprechung von Oliver Stones „JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy (JFK Revisited: Through the Looking Glass, USA 2021)


Neu im Kino (und eine Woche später digital)/Filmkritik: „JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy“ endlich! Oder doch nicht?

November 20, 2021

Dreißig Jahre nach „JFK John F. Kennedy – Tatort Dallas“ (JFK, USA 1991), Oliver Stones Drei-Stunden-Verschwörungsthriller über die Ermordung von John F. Kennedy und einem tapferem Bezirsstaatsanwalt, der alles aufklärt, beschäftigt er sich wieder mit der Ermordung von John F. Kennedy. Dieses Mal heißt das Werk „JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy“. Es ist ein Dokumentarfilm, in dem Oliver Stone ein-, zweimal durchs Bild läuft, die alten Dreh- und Tatorte zeigt und uns jetzt beweisen will, wer am 22. November 1963 für die Ermordung des beliebten US-Präsidenten in Dallas verantwortlich war.

Als Basis dient ihm dabei neu freigegebenes Material, das aufgrund des „President John F. Kennedy Assassination Records Collection Act“ im Nationalarchiv gesammelt wurde. Daneben prüft das „Assasination Records Review Board“ (ARRB) die Freigabe von Akten im Zusammenhang mit der Ermordung von Kennedy. Interessierte können das Material studieren. Das taten sie auch. Einiges davon stellen sie auf einer jährlichen Konferenz zum Attentat vor. 2017 wurden weitere Akten freigegeben und Oliver Stone entschloss sich, einen Dokumentarfilm über das Attentat und die darüber verbreiteten Lügen zu drehen.

Nach einer furiosen Eröffnung, in der innerhalb weniger Minuten die Ermordung des Präsidenten rekapituliert wird, präsentiert Stone in den ersten neunzig Minuten verschiedene Fragen zu der offiziellen Version des Attentats und der damit verbundenen Einzeltäterthese. In diesem Teil geht es, unter anderem, um Lee Harvey Oswalds Leben, die Single-Bullet-Theorie (dass eine Kugel für alles verantwortlich war), die Autopsie von John F. Kennedy, um Zeuginnen, die Oswald nicht sahen, obwohl sie ihn hätten sehen müssen, und, im Allgemeinen und Besonderen, um Lücken und Fehler in der Beweismittelkette.

Stone hält sämtliche originalen Beweise für zweifelhaft. Er weist in seinem formal konventionell, aber vorzüglich gemachtem Dokumentarfilm auf Lücken und Widersprüche in der offiziellen Erklärung hin. Er stellt Fragen und zieht sich so immer wieder auf die Rolle des unschuldig Fragenden zurück. Diese Fragen und Fakten werden in ein Verschwörungsnarrativ eingeordnet, das vor allem deshalb überzeugend klingt und schnell ein Gefühl des Unwohlseins hinterlässt, weil man als Nicht-Fachmann nicht über die nötigen Informationen verfügt, um sofort etwaige Fehler, Auslassungen, Fehlinterpretationen und Verzerrungen zu bemerken. Für den Nicht-Fachmann ist auch unklar, wie vertrauenswürdig die befragten Experten sind. Erklärt werden die Widersprüche im Film dann damit, dass es eine riesige Verschwörung gab.

Alternative Erklärungen, Zufälle, Verkettungen unglücklicher Umstände und Schusseligkeiten, werden in diesem Plädoyer gegen die offizielle Version nicht beachtet. So konstruiert Stone einmal aus nicht zusammenpassenden Uhrzeiten eine Verschwörung. Dabei könnten die Uhren einfach auf verschiedene Zeitzonen eingestellt gewesen sein oder, – wir reden von 1963! – eine Uhr nach- oder vorgegangen sein.

Interessanter wird es in der letzten halben Stunde, die durch einen Ausschnitt aus Stones „JFK“ eingeleitet wird. Donald Sutherland (als Mr. X) sagt, auf einer Parkbank sitzend, dass diese Suche nach Widersprüchen nur von der Suche nach dem Motiv und den wahren Verantwortlichen ablenke. Stone präsentiert dann einige Institutionen, die aufgurnd von Kennedys Entscheidungen und Plänen ein Motiv gehabt hätten. „Es war eine sauber ausgeführte verdeckte Exekution, inklusive Vertuschung – alles direkt aus dem CIA-Handbuch für Geheimoperationen. Amerika war danach nicht mehr dasselbe Land,

denn hinter den Kulissen übernahmen die Geheimdienste und das Militär die Kontrolle über die Ausrichtung der US-Regierung in den Bereichen, in denen das große Geld involviert ist, wie nationale Sicherheit und Strategie. Und seit damals war kein Präsident in der Lage, diesen Kurs zu ändern. Jeder Präsident war eingeschränkt, was seine Möglichkeiten betraf, grundlegende Veränderungen in unseren militärischen Sektoren vorzunehmen“, so Stone im Presseheft. Denn es könne nicht sein, dass ein einzelner Mann am helllichten Tag auf offener Straße den Präsidenten der USA erschießt. Vor allem wenn dieser Mann eine Lichtgestalt, ein Hoffnungsträger und Idol für die Jugend war, der wirkliche Veränderungen durchsetzen wollte.

Fans von Verschwörungstheorien und Menschen, die sich schon seit längerem mit der Ermordung von John F. Kennedy beschäftigten, werden an dem Film ihre Freude haben und sich stundenlang über die verschiedenen präsentierten Widersprüche zur offiziellen Version austauschen können. Für alle anderen ist „JFK Revisited“ ein enttäuschendes Pamphlet, das nur „JFK“ aufwärmt.

JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy (JFK Revisited: Through the Looking Glass, USA 2021)

Regie: Oliver Stone

Drehbuch: James DiEugenio

mit Donald Sutherland (Erzähler im Original), Whoopi Goldberg (Erzählerin im Original), Oliver Stone

Länge: 118 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy“

Metacritic über „JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy“

Rotten Tomatoes über „JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy“

Wikipedia über „JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Oliver Stones Don-Winslow-Verfilmung „Savages“ (Savages, USA 2012)

Meine Besprechung von Oliver Stones „Snowden“ (Snowden, USA/Deutschland 2016)