mit Ennio Morricone, Clint Eastwood, Terrence Malick, Quentin Tarantino, Dario Argento, Wong Kar-Wai, Barry Levinson, Hans Zimmer, John Williams, Bruce Springsteen, Joan Baez, James Hetfield, Quincy Jones, Zucchero, Lina Wertmüller, Bernardo Bertolucci, Roland Joffé, Mychael Danna, Mike Patton, Oliver Stone, Marco Bellocchio, Phil Joanou, Enzo G. Castellari, Liliana Cavani, Paolo Taviani, Vittorio Taviani, Pat Metheny (und viele mehr)
Bei aktuellen Hollywood-Blockbustern ist die Musik oft – langweilig. Im Film blubbert sie unauffällig als rhythmische Geräuschkulisse vor sich hin. Nach dem Film, wenn man sich den Soundtrack ohne den Film anhört, blubbert sie ebenso unauffällig vor sich hin.
Bei der Musik von Ennio Morricone passiert das nicht. Sie ist auffällig. Die Melodien bleiben im Gedächtnis haften und sie funktionieren auch ohne den Film ausgezeichnet. Der am 6. Juli 2020 verstorbene Komponist ist unbestritten einer der wichtigsten Filmkomponisten. Dabei wollte der am 10. November 1928 in Rom geborene Musikersohn klassischer Komponist werden. Er studierte, mit Abschluss, am Konservatorium von Santa Cecilia Trompete und Chormusik. Eine ebenfalls erfolgreiche abgeschlossene Ausbildung bei Goffredo Petrassi als Komponist schloss sich an. Er besuchte Kurse für Neue Musik. Und er schrieb Arrangements für Popsongs.
Die Filmsachen – seine erste Filmmusik war 1961 für Luciano Salces Komödie „Zwei in einem Stiefel“ – machte er Anfangs zum Geldverdienen. Es dauerte, wie Morricone in Giuseppe Tornatores Dokumentarfilm „Ennio Morricone – Der Maestro“ freimütig erzählt, sehr lange, bis er akzeptierte, dass er Filmkomponist ist und dass eine gute Filmmusik sich nicht vor einem für eine Bühnenaufführung geschriebenem Orchsterstück verstecken muss. In dem Moment hatte er schon viele, sehr viele Filmmusiken geschrieben. Unter anderem für die stilprägenden Italo-Western von Sergio Leone. Letztendlich schrieb er für alle wichtigen Leone-Filme, nämlich „Für eine Handvoll Dollar“, „Für ein paar Dollar mehr“, „Zwei glorreiche Halunken“, „Spiel mir das Lied vom Tod“„Todesmelodie“ und „Es war einmal in Amerika“, die Filmmusik.
Daneben schrieb er die Musik für viele italienische, französische und amerikanische Filme. Unter anderem für „Leichen pflastern seinen Weg“, „1900“, „In der Glut des Südens“, „Der Profi“, „Mission“, „Die Unbestechlichen“ und, nach Jahrzehnten wieder für einen Film von Dario Argento, „Das Stendhal-Syndrom“. Insgesamt komponierte er für über fünfhundert Filme die Musik.
Er unterschied dabei, sofern das überhaupt schon während der Produktion absehbar war, nicht zwischen Genres, Arthaus- und Kommerzfilmen. Aber jeder Film, vor allem die Kommerzfilme, gewannen durch seine Musik. Einige Soundtrack-LPs wurden zu gesuchten Sammlerstücken und die Musik war bekannter als der in Vergessenheit geratene Film.
Zu seinen letzten Werken gehört der Soundtrack für Quentin Tarantinos Schneewestern „The Hateful 8“. Dafür erhielt Morricone den längst überfälligen Oscar für die beste Filmmusik. Davor war er bereits fünfmal nominiert. Als Trostpreis erhielt er 2007 den Ehrenoscar. Aber Preise waren Morricone nicht so wichtig. Er wollte komponieren. Und das tat er.
Mit Giuseppe Tornatore verband Ennio Morricone eine ähnlich lange Freundschaft und Arbeitsbeziehung wie zu Sergio Leone. Ihre erste Zusammenarbeit war 1988 „Cinema Paradiso“. Danach schrieb Morricone zu allen Filmen von Tornatore, unter anderem „Allen geht’s gut“, „Die Legende vom Ozeanpianisten“ und „Der Zauber von Malèna“, die Musik. Diese Freundschaft ist auch in Tornatores Morricone-Doku spürbar.
„Ennio Morricone – Der Maestro“ ist kein kritischer Dokumentarfilm, sondern eine fast dreistündige, formal klassisch aufgebaute, informative Liebeserklärung. Chronologisch erzäht Tornatore Ennio Morricones Leben in einer bewährten Mischung aus Statements von Morricone, von Wegbegleitern und Bewunderern, illustriert mit Fotografien, TV-Ausschnitten (aus dem italienischen Fernsehen und von den Oscar-Verleihungen) und Filmausschnitten nach. Die ausführlichen Ausschnitte aus bekannten Filmen wecken dabei sofort den Wunsch, diese Filme endlich wieder auf der großen Leinwand zu sehen.
Die Statements sind einerseits sehr gut geschnitten, andererseits darf nur Ennio Morricone mehrere Sätze hintereinander sagen. Alle anderen Gesprächspartner, die teilweise mehrmals auftreten, werden, wie wir es von zahlreichen neueren US-Dokumentarfilmen kennen, auf Halbsatz- und Ein-Satz-Statements heruntergekürzt.
„Ennio Morricone – Der Maestro“ ist einer der schönsten Dokumentarfilme des Jahres. Mit der besten Musik sowieso.
Ennio Morricone – Der Maestro (Ennio, Italien 2021)
Regie: Giuseppe Tornatore
Drehbuch: Giuseppe Tornatore
mit Ennio Morricone, Clint Eastwood, Terrence Malick, Quentin Tarantino, Dario Argento, Wong Kar-Wai, Barry Levinson, Hans Zimmer, John Williams, Bruce Springsteen, Joan Baez, James Hetfield, Quincy Jones, Zucchero, Lina Wertmüller, Bernardo Bertolucci, Roland Joffé, Mychael Danna, Mike Patton, Oliver Stone, Marco Bellocchio, Phil Joanou, Enzo G. Castellari, Liliana Cavani, Paolo Taviani, Vittorio Taviani, Pat Metheny (und viele mehr)
Metallica: Through the Never(Metallica Through the Never, USA 2013)
Regie: Nimród Antal
Drehbuch: Nimród Antal, Kirk Hammett, James Hetfield, Robert Trujillo, Lars Ulrich
Brachialer Konzertfilm, in dem Metallica das tun, was sie am besten können, während es noch einige Bilder von einer vernachlässigbaren, aber gut aussehenden Nebenhandlung gibt.
Funktioniert garantiert gut als Ergänzung zur neuen Metallica-Platte.
mit James Hetfield (guitar, vocals), Kirk Hammett (guitar, background vocals), Robert Trujillo (bass, background vocals), Lars Ulrich (drums), Dane DeHaan (roadie), Fan-Crowd (yelling)
Zuletzt boten die Jungs von „Metallica“ ihren Fans „Metallica mit Orchester“ und „Metallica mit Lou Reed“ (genaugenommen: Lou Reed mit neuer Backing-Band und Songs, die als Robert-Wilson-Theaterstück begannen) und epischen Stadionrock, der zwar über zwei Stunden dauerte, aber auch irgendwie langweilig war.
Mit dem Film „Metallica: Through the Never“ wollen sie jetzt, in ihren Worten, etwas ganz Neues wagen und besinnen sich, zum Glück, auf alte Tugenden: denn letztendlich ist der Film ein schlanker, neunzigminütiger Konzertfilm, in dem sie wie in alten Tagen ohne Brimborium spielen. Wenn man die Filmgeschichte und das Bühnendesign weglässt, sind es einfach nur die vier Musiker von „Metallica“, – James Hetfield (guitar, vocals), Kirk Hammett (guitar, background vocals), Robert Trujillo, (bass, background vocals), Lars Ulrich (drums) -, die schonungslos ihre Instrumente quälen und, abgesehen von der Pflichtballade, hemmungslos losbrettern. Das dürfte das Fanherz wirklich erfreuen und genau für diese Menschen machte Nimród Antal („Kontroll“, „Armored“, „Predators“) seinen Film.
Nach einem atmosphärischem Anfang, in dem wir einen kurzen Blick in den Backstage-Bereich werfen, wird Trip (Dane DeHaan) losgeschickt. Er soll am anderen Ende der Stadt etwas für die Band unglaublich Wichtiges besorgen. Was erfahren wir erst später. Denn in dem Moment hat „Metallica“ schon die Bühne betreten und es ist infernalisch laut.
Auf seiner Fahrt erlebt Trip dann einige surrealistische Abenteuer, die lose mit den während des Konzerts gespielten Songs zusammenhängen und irgendwie auch das Geschehen auf der Bühne beeinflussen. Aber eigentlich besteht Trips Geschichte nicht mehr als aus einigen einprägsamen Bilder, die man fast alle im Trailer sieht und die nicht durchdachter als die fantastischen Bilderwelten eines Musik-Videos sind.
Im Mittelpunkt steht nämlich das Konzert, das Antal aus drei Konzerten in Vancouver und zwei in Edmonton komponierte. Er hatte sechzig Stunden Material, aufgenommen mit 24 Kameras, die er auch auf der sich mitten im Saal befindenden Bühne platzieren konnte. Entsprechend nah sind wir an den Musikern, die eine kurzweilige Mischung aus Fan-Hits, bekannten und unbekannten Songs spielen, dran. Trotzdem wird das mitreisende Konzert mit eher konventionellen Aufnahmen, die sich kaum von einem normalen Live-Mitschnitt unterscheiden, präsentiert. Und das ist gut so. Denn nichts lenkt vom Wesentlichen ab: der Band und der Musik. Auch die Bühnendeko, die Elemente aus früheren „Metallica“-Tourneen aufnimmt, ist zwar optisch und, wenn man darüber nachdenkt, technisch beeindruckend, aber doch eher ein illustrierendes Element.
Für „Metallica“-Fans ist Antals Film mit dem Back-to-Basics-Ansatz ein Muss. Denn hier spielen „Metallica“ wie früher. Deshalb sollte man, um den 3D-Konzertfilm wirklich genießen zu können, in ein Kino mit großer Leinwand und ordentlichen Boxen, die auch gnadenlos ausgelastet werden sollten, gehen. Heavy Metal gewinnt ja mit zunehmender Lautstärke.
Metallica: Through the Never (Metallica Through the Never, USA 2013)
Regie: Nimród Antal
Drehbuch: Nimród Antal, Kirk Hammett, James Hetfield, Robert Trujillo, Lars Ulrich
mit James Hetfield (guitar, vocals), Kirk Hammett (guitar, background vocals), Robert Trujillo (bass, background vocals), Lars Ulrich (drums), Dane DeHaan (roadie), Fan-Crowd (yelling)