Neu im Kino/Filmkritik: „Ennio Morricone – Der Maestro“ erzählt und seine Musik erklingt

Dezember 21, 2022

Bei aktuellen Hollywood-Blockbustern ist die Musik oft – langweilig. Im Film blubbert sie unauffällig als rhythmische Geräuschkulisse vor sich hin. Nach dem Film, wenn man sich den Soundtrack ohne den Film anhört, blubbert sie ebenso unauffällig vor sich hin.

Bei der Musik von Ennio Morricone passiert das nicht. Sie ist auffällig. Die Melodien bleiben im Gedächtnis haften und sie funktionieren auch ohne den Film ausgezeichnet. Der am 6. Juli 2020 verstorbene Komponist ist unbestritten einer der wichtigsten Filmkomponisten. Dabei wollte der am 10. November 1928 in Rom geborene Musikersohn klassischer Komponist werden. Er studierte, mit Abschluss, am Konservatorium von Santa Cecilia Trompete und Chormusik. Eine ebenfalls erfolgreiche abgeschlossene Ausbildung bei Goffredo Petrassi als Komponist schloss sich an. Er besuchte Kurse für Neue Musik. Und er schrieb Arrangements für Popsongs.

Die Filmsachen – seine erste Filmmusik war 1961 für Luciano Salces Komödie „Zwei in einem Stiefel“ – machte er Anfangs zum Geldverdienen. Es dauerte, wie Morricone in Giuseppe Tornatores Dokumentarfilm „Ennio Morricone – Der Maestro“ freimütig erzählt, sehr lange, bis er akzeptierte, dass er Filmkomponist ist und dass eine gute Filmmusik sich nicht vor einem für eine Bühnenaufführung geschriebenem Orchsterstück verstecken muss. In dem Moment hatte er schon viele, sehr viele Filmmusiken geschrieben. Unter anderem für die stilprägenden Italo-Western von Sergio Leone. Letztendlich schrieb er für alle wichtigen Leone-Filme, nämlich „Für eine Handvoll Dollar“, „Für ein paar Dollar mehr“, „Zwei glorreiche Halunken“, „Spiel mir das Lied vom Tod“„Todesmelodie“ und „Es war einmal in Amerika“, die Filmmusik.

Daneben schrieb er die Musik für viele italienische, französische und amerikanische Filme. Unter anderem für „Leichen pflastern seinen Weg“, „1900“, „In der Glut des Südens“, „Der Profi“, „Mission“, „Die Unbestechlichen“ und, nach Jahrzehnten wieder für einen Film von Dario Argento, „Das Stendhal-Syndrom“. Insgesamt komponierte er für über fünfhundert Filme die Musik.

Er unterschied dabei, sofern das überhaupt schon während der Produktion absehbar war, nicht zwischen Genres, Arthaus- und Kommerzfilmen. Aber jeder Film, vor allem die Kommerzfilme, gewannen durch seine Musik. Einige Soundtrack-LPs wurden zu gesuchten Sammlerstücken und die Musik war bekannter als der in Vergessenheit geratene Film.

Zu seinen letzten Werken gehört der Soundtrack für Quentin Tarantinos Schneewestern „The Hateful 8“. Dafür erhielt Morricone den längst überfälligen Oscar für die beste Filmmusik. Davor war er bereits fünfmal nominiert. Als Trostpreis erhielt er 2007 den Ehrenoscar. Aber Preise waren Morricone nicht so wichtig. Er wollte komponieren. Und das tat er.

Mit Giuseppe Tornatore verband Ennio Morricone eine ähnlich lange Freundschaft und Arbeitsbeziehung wie zu Sergio Leone. Ihre erste Zusammenarbeit war 1988 „Cinema Paradiso“. Danach schrieb Morricone zu allen Filmen von Tornatore, unter anderem „Allen geht’s gut“, „Die Legende vom Ozeanpianisten“ und „Der Zauber von Malèna“, die Musik. Diese Freundschaft ist auch in Tornatores Morricone-Doku spürbar.

„Ennio Morricone – Der Maestro“ ist kein kritischer Dokumentarfilm, sondern eine fast dreistündige, formal klassisch aufgebaute, informative Liebeserklärung. Chronologisch erzäht Tornatore Ennio Morricones Leben in einer bewährten Mischung aus Statements von Morricone, von Wegbegleitern und Bewunderern, illustriert mit Fotografien, TV-Ausschnitten (aus dem italienischen Fernsehen und von den Oscar-Verleihungen) und Filmausschnitten nach. Die ausführlichen Ausschnitte aus bekannten Filmen wecken dabei sofort den Wunsch, diese Filme endlich wieder auf der großen Leinwand zu sehen.

Die Statements sind einerseits sehr gut geschnitten, andererseits darf nur Ennio Morricone mehrere Sätze hintereinander sagen. Alle anderen Gesprächspartner, die teilweise mehrmals auftreten, werden, wie wir es von zahlreichen neueren US-Dokumentarfilmen kennen, auf Halbsatz- und Ein-Satz-Statements heruntergekürzt.

„Ennio Morricone – Der Maestro“ ist einer der schönsten Dokumentarfilme des Jahres. Mit der besten Musik sowieso.

Ennio Morricone – Der Maestro (Ennio, Italien 2021)

Regie: Giuseppe Tornatore

Drehbuch: Giuseppe Tornatore

mit Ennio Morricone, Clint Eastwood, Terrence Malick, Quentin Tarantino, Dario Argento, Wong Kar-Wai, Barry Levinson, Hans Zimmer, John Williams, Bruce Springsteen, Joan Baez, James Hetfield, Quincy Jones, Zucchero, Lina Wertmüller, Bernardo Bertolucci, Roland Joffé, Mychael Danna, Mike Patton, Oliver Stone, Marco Bellocchio, Phil Joanou, Enzo G. Castellari, Liliana Cavani, Paolo Taviani, Vittorio Taviani, Pat Metheny (und viele mehr)

Länge: 163 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Ennio Morricone – Der Maestro“

Metacritic über „Ennio Morricone – Der Maestro“

Rotten Tomatoes über „Ennio Morricone – Der Maestro“

Wikipedia über „Ennio Morrcone – Der Maestro“ (englich, italienisch) und Ennio Morricone (deutsch, englisch, italienisch)

Und jetzt MUSIK!!!


TV-Tipp für den 16. Oktober: Bugsy

Oktober 15, 2021

One, 22.00

Bugsy (Bugsy, USA 1991)

Regie: Barry Levinson

Drehbuch: James Toback

„LV“: Dean Jennings: We Only Kill Each Other: The Life and Bad Times of Bugsy Siegel, 1967 (Buch wurde von James Toback als Materialquelle benutzt)

Selten gezeigtes Biopic über den Gangster Bugsy Siegel (1906 – 1947), der in den Dreißigern vom Showbiz fasziniert war und in der Wüste das Glücksspielparadies Las Vegas aufbauen wollte.

„Levinson fügt dem Gangsterfilm in einer temporeichen und kraftvoll-vitalen Inszenierung nichts wesentliche Neues hinzu, aber er befreit die Gattung von Pathos und Botschaften, Moral und Emphase.“ (Fischer Film Almanach 1993)

Der Film gewann unter anderem den Golden Globe als bester Spielfilm.

mit Warren Beatty, Annette Bening, Harvey Keitel, Ben Kingsley, Elliott Gould, Joe Mantegna, Richard Sarafian, James Toback

Wiederholung: Sonntag, 17. Oktober, 23.45 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Bugsy“

Wikipedia über „Bugsy“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Barry Levinsons „The Bay – Nach Angst kommt Panik“ (The Bay, USA 2012)

Meine Besprechung von Barry Levinsons „Rock the Kasbah“ (Rock the Kasbah, USA 2015)


TV-Tipp für den 12. April: Höhenkoller

April 11, 2021

Arte, 22.00

Höhenkoller (High Anxiety, USA 1977)

Regie: Mel Brooks

Drehbuch: Mel Brooks, Ron Clark, Rudy DeLuca, Barry Levinson

Dr. Thorndyke, neuer Leiter des bei San Francisco gelegenen „Psycho-Neurotic Institute for tht Very, Very Nervous“ und selbst reif für eine Behandlung in seinem Institut, muss herausfinden, was in seinem Institut schief läuft. Denn schon kurz nach seinem Eintreffen stirbt sein Kollege Wentworth auf mysteriöse Weise.

Eine weitere von Mel Brooks‘ gelungenen Stil- und Genreparodien. Dieses Mal nimmt er sich Alfred Hitchcock vor. 

Ein großer Spaß. Vor allem wenn man die Werke des Master of Suspense kennt.

mit Mel Brooks, Madeline Kahn, Cloris Leachman, Harvey Korman, Ron Carey, Dick Van Patten

auch bekannt als „Mel Brooks‘ Höhenkoller“

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Höhenkoller“

Wikipedia über „Höhenkoller“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 13. Mai: Enthüllung

Mai 13, 2018

Sixx, 20.15

Enthüllung (Disclosure, USA 1994)

Regie: Barry Levinson

Drehbuch: Paul Attanasio

LV: Michael Crichton: Disclosure, 1993 (Enthüllung)

Mobbing andersrum: Ein glücklicher Familienvater wird von seiner Vorgesetzten sexuell belästigt.

Ziemlicher Langweiler, bei dem die Mobbing-Story noch der „intelligente“ Teil des Films ist. Der Teil ist allerdings ziemlich schnell abgehakt. Danach folgt eine grottige Intrige, fernab jeglicher Logik und Plausibilität. Als Seismograph gesellschaftlicher Stimmungen und männlicher Ängste ist „Enthüllung“ durchaus interessant.

Ein wesentlich besserer Film zum Thema Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist David Mamets fast zeitgleich entstandene Verfilmung seines Theaterstücks „Oleanna“ (mit dem immer vorzüglichen William H. Macy).

Damals, in den Neunzigern, standen die Bücher von „Jurassic Park“ Michael Crichton neben denen von John Grisham regelmäßig auf den Bestsellerlisten und die Verfilmungen ihrer Bücher waren Kassenknüller.

Mit Michael Douglas, Demi Moore, Donald Sutherland, Caroline Goodall, Dylan Baker

Wiederholung: Montag, 14. Mai, 00.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Enthüllung“

Wikipedia über „Enthüllung“ (deutsch, englisch)

Homepage von Michael Crichton

Meine Besprechung von Barry Levinsons „The Bay – Nach Angst kommt Panik“ (The Bay, USA 2012)

Meine Besprechung von Barry Levinsons „Rock the Kasbah“ (Rock the Kasbah, USA 2015)


TV-Tipp für den 8. April: Wag the Dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt

April 7, 2017

Sat.1 Gold, 22.10

Wag the dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt (USA 1997, Regie: Barry Levinson)

Drehbuch: Hilary Henkin, David Mamet

LV: Larry Beinhart: American Hero, 1991 (American Hero)

Ein Medienberater rät dem Stab des Präsidenten, einen Krieg in Albanien zu inszenieren, um von einer Sexaffäre des Präsidenten abzulenken. Nach einem überzeugenden Anfang gerät das Ablenkungsmanöver außer Kontrolle.

Köstliche Medien- und Politsatire, die von Beinharts langatmigem Buch nur die Idee („Wir fälschen einen Krieg. Merkt doch keiner.“) übernimmt und durch die damaligen politischen Ereignisse (Clinton-Lewinsky-Affäre, Jugoslawien) eine nicht geplante tagespolitische Brisanz erhielt.

Mit einer bestens aufgelegten Riege von Schauspielern: Dustin Hoffman, Robert De Niro, Anne Heche, Denis Leary, Willie Nelson, Kirsten Dunst, William H. Macy, Woody Harrelson

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Wag the Dot“

Wikipedia über „Wag the Dog“ (deutsch, englisch)

Drehbuch „Wag the Dog“ von David Mamet

Homepage von Larry Beinhart

Huffington Post: Kolumne von Larry Beinhart

Meine Besprechung von Barry Levinsons „The Bay – Nach Angst kommt Panik“ (The Bay, USA 2012)

Meine Besprechung von Barry Levinsons „Rock the Kasbah“ (Rock the Kasbah, USA 2015)


TV-Tipp für den 2. April: Sphere – Die Macht aus dem All

April 1, 2017

Pro7 Maxx, 20.15

Sphere – Die Macht aus dem All (USA 1998, Regie: Barry Levinson)

Drehbuch: Stephen Hauser, Paul Attanasio, Kurz Wimmer (Adaption)

LV: Michael Crichton: Sphere, 1987 (Sphere – Die Gedanken des Bösen)

Als auf dem Meeresgrund ein Raumschiff entdeckt, wird, soll eine Gruppe Wissenschaftler es erforschen – und wird schnell mit seltsamen Ereignissen konfrontiert.

Science-Fiction-Film, der das Genre nicht neu erfindet und zu lang geraten ist (134 Minuten!), aber mit einer guten Besetzung punktet.

„befriedigendem Film“ (Fischer Film Almanach 1999)

mit Dustin Hoffman, Sharon Stone, Samuel L. Jackson, Peter Coyote, Liev Schreiber, Queen Latifah, Huey Lewis

Wiederholung: Montag, 3. April, 00.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Sphere“

Wikipedia über „Sphere“ (deutsch, englisch)

Mein Nachruf auf Michael Crichton

Meine Besprechung von Barry Levinsons „The Bay – Nach Angst kommt Panik“ (The Bay, USA 2012)

Meine Besprechung von Barry Levinsons „Rock the Kasbah“ (Rock the Kasbah, USA 2015)


Neu im Kino/Filmkritik: „Rock the Kasbah“ – ein Rockmanager in Afghanistan

März 24, 2016

Bill Murray als abgehalfterter Rockmanager Richie Lanz, der das Angebot erhält, mit einem seiner Talente eine gut bezahlte Tour in Afghanistan vor kulturhungrigen US-Soldaten zu machen – das klingt nach dem Auftakt für eine gelungene Satire über das Musikgeschäft, US-Kriegseinsätze und die US-Außenpolitik.

Vor allem, weil Barry Levinson die Regie übernahm.

Genau, der Levinson, der mit „Wag the Dog“ eine der besten (vielleicht sogar die beste) Satire über das politische Geschäft in Washington und wie Außenpolitik für innenpolitische Ziele benutzt wird, erzählte.

Und dann ist „Rock the Kasbah“ ein durchaus prominent besetztes Desaster, das niemals auch nur im Ansatz die satirische Schärfe von „Wag the Dog“ erreicht. Dort wurde ein Krieg in Albanien inszeniert, um im Wahlkampf dem US-Präsidenten eine weitere Amtszeit zu sichern. In „Rock the Kasbah“ geht es jetzt nach Afghanistan und die geplante Satire erstickt in Klischees und gut gemeinten Absichten, die nichts über den Handlungsort und die dortige politische Gemengelage verraten.

Kurz nachdem Lanz mit seiner Sängerin Ronnie (Zooey Deschanel) in Kabul angekommen ist, verschwindet sie mit der Hilfe von Bombay Brian (Bruce Willis in einer weiteren Minirolle, die er ohne spürbares Engagement erledigt), einem Söldner, der gerade seine Biographie schreibt, aus der Stadt und aus dem Film.

Lanz, der jetzt vollkommen pleite ist, lässt sich überzeugen, bei einem von zwei bestenfalls halbseidenen amerikanischen Geschäftemachern eingefädeltem Waffengeschäft mit Paschtunen mitzumachen. Er soll einige Waffen in deren Dorf abliefern.

Dort entdeckt er in einer Höhle Salima (Leem Lubany), die ihn mit ihrem Gesang verzaubert. Er will ihre Stimme der Welt schenken. Der erste Schritt ist ein Auftritt in der enorm beliebten Pop-Show „Afghan Star“ (so etwas wie „Deutschland sucht den Superstar“), wo noch niemals eine Frau auftrat.

Ab diesem Moment wird Satire endgültig gegen Schmalz und Sentiment ausgetauscht. Afghanistan bleibt weiterhin die beliebig austauschbare Kulisse für die Abenteuer eines US-Amerikaners, der orientierungslos durch die Welt stolpert.

Genau wie die Macher von „Rock the Kasbah“, die letztendlich nicht wissen, welche Geschichte sie erzählen wollen. Das zeigt sich auch an der Widmung. „Rock the Kasbah“ ist Setara Hussainzada gewidmet, der ersten Frau, die in „Afghan Star“ unverschleiert auftrat und, auch ohne ihre Geschichte zu kennen (sie wird in der 2009er Doku „Afghan Star“, neben einer Mitbewerberin und zwei Mitbewerbern, porträtiert), wäre eben diese Emanzipationsgeschichte einer Frau, die sich von den Fesseln ihrer Gemeinde löst, ein besserer Film geworden als diese bestenfalls halbgare und nicht besonders witzige Mischung aus mindestens zwei Musikkomödien, gewollt herzigem Feelgood-Movie und oberflächlicher Satire, die vor allem Klischees und Vorurteile bestätigt.

Denn „Rock the Kasbah“ wird durchgehend aus einem imperialistischen Blickwinkel erzählt, in dem die Amerikaner den rückständigen Einheimischen die Werte der Moderne beibringen müssen. Insofern ist es auch egal, dass Kasbah ein vor allem in den Maghreb-Staaten gebräuchliches Wort für Festung ist und der Punkrockklassiker „Rock the Casbah“ von The Clash nicht im Film ist. Dafür gibt es mehrere, gut abgehangene Songs von Cat Stevens.

Und wenn man die grandiose Komödie „Tere bin Laden“ (Indien 2010) kennt, die sich schon vor Jahren mit fast den gleichen Fragen beschäftigte, ist die Möchtegern-Satire „Rock the Kasbah“ noch enttäuschender.

Rock The Kasbah - Plakat

Rock the Kasbah (Rock the Kasbah, USA 2015)

Regie: Barry Levinson

Drehbuch: Mitch Glazer

mit Bill Murray, Bruce Willis, Kate Hudson, Zooey Deschanel, Scott Caan, Danny McBride, Taylor Kinney, Leem Lubany, Arian Moayed, Beejan Land

Länge: 107 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Rock the Kasbah“

Metacritic über „Rock the Kasbah“

Rotten Tomatoes über „Rock the Kasbah“

Wikipedia über „Rock the Kasbah“

Meine Besprechung von Barry Levinsons „The Bay“ (The Bay, USA 2012)

Westliche Kulturarbeit


TV-Tipp für den 1. März: Sphere – Die Macht aus dem All

März 1, 2014

RTL II, 22.35

Sphere – Die Macht aus dem All (USA 1998, Regie: Barry Levinson)

Drehbuch: Stephen Hauser, Paul Attanasio, Kurz Wimmer (Adaption)

LV: Michael Crichton: Sphere, 1987 (Sphere – Die Gedanken des Bösen)

Als auf dem Meeresgrund ein Raumschiff entdeckt, wird, soll eine Gruppe Wissenschaftler es erforschen – und wird schnell mit seltsamen Ereignissen konfrontiert.

Science-Fiction-Film, der das Genre nicht neu erfindet und zu lang geraten ist (134 Minuten!), aber mit einer guten Besetzung punktet.

befriedigendem Film“ (Fischer Film Almanach 1999)

mit Dustin Hoffman, Sharon Stone, Samuel L. Jackson, Peter Coyote, Lief Schreiber, Queen Latifah

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Sphere“

Wikipedia über „Sphere“ (deutsch, englisch)

Mein Nachruf auf Michael Crichton

Meine Besprechung von Barry Levinsons „The Bay – Nach Angst kommt Panik“ (The Bay, USA 2012)


DVD-Kritik: Was geschah am 4. Juli 2009 in „The Bay“?

September 4, 2013

 

Und noch ein Found-Footage-Film. Aber dieses Mal von Barry Levinson („Rain Man“, „Sphere“, „Wag the dog“) und definitiv nicht im wackeligen, betont amateurhaften „The Blair Witch Project“-Stil, sondern als professionell aufbereitete Dokumentation, die verschiedene Quellen, wie TV-Aufnahmen, Amateurvideos, Überwachungskameras und Smartphone-Aufnahmen, zu einer Reportage zusammenstellt, die von Donna Thompson kommentiert wird. Die junge TV-Reporterin war am 4. Juli 2009 in Claridge, Maryland. An diesem Tag kam es zu einem seltsamen bakteriellem Ausbruch, der aus den Feierlichkeiten für den Unabhängigkeitstag ein Massensterben machte. Die Regierung vertuschte es und jetzt ist im Internet diese Zusammenstellung von damals gefilmtem Material erschienen.

Soweit die wirklich wahre Geschichte, die – Überraschung! – natürlich vollkommen erfunden ist, bis auf die realen Hintergründe. Denn die Chesapeake Bay hat gewaltige ökologische Probleme. Levinson versucht in seinem Horrorfilm darauf aufmerksam zu machen und widmet diesem Thema in einem Spielfilm, der vor allem auf der Horror-Ebene funktionieren soll, ungewöhnlich viel Raum und vieles basiert, wie er in seinem Audiokommentar sagt, auf Tatsachen.

Außerdem wollte Levinson etwas für ihn neues ausprobieren, indem er den Film im Found-Footage-Stil inszenierte. Besonders im Audiokommentar erzählt er dann von den Dreharbeiten und den spezifischen Herausforderungen des Found-Footage-Stils, wie die Auswahl der Schauspieler (sie sollten erfahren, aber unbekannt sein), dem Kamerastil (so mussten die erfahrenen Kameramänner bewusst amateurhaft arbeiten), dem Mischen von verschiedenen Bildquellen und der Gestaltung bestimmter Szenen. So musste es immer einen nachvollziehbaren Grund geben, weshalb in dem Moment eine Kamera läuft. Bei Überwachungskameras bestimmte die Position der Kamera auch den Bildausschnitt. Es war fast nie ein traditioneller Gegenschnitt, in dem die Reaktion eines Schauspielers auf das Geschehen gezeigt wird, möglich. Außerdem wurde während dem Dreh mehr improvisiert, als bei einem normalen Film. Teils weil Amateure filmten und deren Aufnahmen immer wieder darauf überprüft wurden, ob sie auch das zeigten, was Levinson sich ungefähr vorstellte. Teils weil viele Szenen, vor allem die Massenszenen, weitgehend improvisiert wurden.

Von diesen Herausforderungen, die vor allem auf der technischen Ebene liegen, abgesehen, macht die Geschichte, vor allem die nachträgliche Aufräumaktion der Regierung, wenig Sinn. Denn im Film sehen wir, wie am Unabhängigkeitstag fast eine gesamte Kleinstadt und viele Besucher innerhalb weniger Stunden sterben. Wir sollen jetzt glauben, dass niemand nach den Toten fragte, keiner der wenigen Überlebenden redete und das Leben in der Bucht danach normal weitergeht.

Außerdem zerfällt der Film in zahlreiche Erzählstränge und Episoden, die durch die nachträgliche Erzählung von Donna zusammengehalten werden. Das ist dann mehr eine Dokumentation über ein Ereignisses, als ein auch nur halbwegs traditioneller Horrorfilm. Entsprechend distanziert folgt man den Charakteren.

Auch als Öko-Horrorfilm kann „The Bay“ nie leugnen, dass er gedreht wurde, um vor der Umweltverschmutzung an der Flussmündung zu warnen und er diese aufklärerische Warnung in eine rudimentäre Geschichte kleidet, die die Horrorelemente nur benutzt, um eben vor der Umweltverschmutzung zu warnen.

Gleichzeitig zeigt er auch, wo die Grenzen eines Found-Footage-Films liegen. Denn in einem normalen Horrorfilm oder einem Thriller hätte man auch gezeigt, wer warum die Aufräumaktion befiehlt. Vielleicht hätte man auch einen Polit-Thriller gedreht, in dem ein tapferer Journalist herausfinden will, was damals in Claridge passierte.

Aber wegen des ernsthaften Umgangs mit den selbst gesetzten Grenzen ist Barry Levinsons Film eben wegen dem erzählerisch-technischem Aspekt durchaus sehenswert. Und es gibt auch ein wenig Aufklärung über die Umweltverschmutzung in der Chesapeake Bay.

The Bay - DVD-Cover

The Bay – Nach Angst kommt Panik (The Bay, USA 2012)

Regie: Barry Levinson

Drehbuch: Michael Wallach (nach einer Geschichte von Barry Levinson und Michael Wallach)

mit Kristen Connolly, Christopher Denham, Michael Beasley

DVD

Koch Media

Bild: 1,85:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1, DTS)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Kinotrailer, Audiokommentar von Barry Levinson, Interview mit Barry Levinson

Länge: 82 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Metacritic über „The Bay“

Rotten Tomatoes über „The Bay“

Wikipedia über „The Bay“

 

 


TV-Tipp für den 27. April: Bugsy

April 27, 2013

ZDFneo, 22.30

Bugsy (USA 1991, R.: Barry Levinson)

Drehbuch: James Toback

LV“: Dean Jennings: We Only Kill Each Other: The Life and Bad Times of Bugsy Siegel, 1967 (Buch wurde von James Toback als Materialquelle benutzt)

Selten gezeigtes Biopic über den Gangster Bugsy Siegel (1906 – 1947), der in den Dreißigern vom Showbiz fasziniert war und in der Wüste das Glücksspielparadies Las Vegas aufbauen wollte.

Levinson fügt dem Gangsterfilm in einer temporeichen und kraftvoll-vitalen Inszenierung nichts wesentliche Neues hinzu, aber er befreit die Gattung von Pathos und Botschaften, Moral und Emphase.“ (Fischer Film Almanach 1993)

Der Film gewann unter anderem den Golden Globe als bester Spielfilm.

mit Warren Beatty, Annette Bening, Harvey Keitel, Ben Kingsley, Elliott Gould, Joe Mantegna, Richard Sarafian, James Toback,

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Bugsy“

Wikipedia über „Bugsy“ (deutsch, englisch)


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