TV-Tipp für den 30. Januar: Im Rausch der Daten

Januar 29, 2019

WDR, 23.25

Im Rausch der Daten (Deutschland/Frankreich 2015)

Regie: David Bernet

Drehbuch: David Bernet

David Bernet beobachtete für seine grandiose Doku über zwei Jahre in der Europäischen Union den Gesetzgebungsprozess, die parlamentarischen Beratungen und Lobbygespräche zur EU-Datenschutzgrundverordnung.

Sie zeigt eindrücklich, wie langwierig und komplex Gesetzgebungsprozesse sind – und da reden wir noch nicht von der Umsetzung in den EU-Ländern. Die erfolgte erst nach dem Ende der Dreharbeiten.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung (mit Clips und Buchhinweis).

mit Jan Philipp Albrecht, Viviane Reding, Ralf Bendrath, John Boswell, Katarzyna Szymielewicz, Paolo Balboni, Dimitrios Droutas, Tanguy van Overstraeten, Joe McName, Peter Hustinx, Axel Voss

Hinweise
Homepage zum Film
Fillmportal über „Democracy – Im Rausch der Daten“
Film-Zeit über „Democracy – Im Rausch der Daten“
Moviepilot über „Democracy – Im Rausch der Daten“
Wikipedia über „Democracy – Im Rausch der Daten“

Meine Besprechung von „Democracy – Im Rausch der Daten“ (Deutschland/Frankreich 2015)


TV-Tipp für den 14. Februar: Im Rausch der Daten – Netz und Demokratie

Februar 13, 2017

Arte, 22.40

Im Rausch der Daten – Netz und Demokratie (Deutschland/Frankreich 2015)

Regie: David Bernet

Drehbuch: David Bernet

TV-Premiere der grandiosen Doku „Democracy – Im Rausch der Daten“ als „Im Rausch der Daten – Netz und Demokratie“ (keine Ahnung, welcher Titel berauschender ist). David Bernet beobachtete über zwei Jahre den Gesetzgebungsprozess, die parlamentarischen Beratungen und Lobbygespräche, zur EU-Datenschutzgrundverordnung.

Sie zeigt eindrücklich, wie langwierig und komplex Gesetzgebungsprozesse sind – und da reden wir noch nicht von der Umsetzung in den EU-Ländern.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung (mit Clips und Buchhinweis).

mit Jan Philipp Albrecht, Viviane Reding, Ralf Bendrath, John Boswell, Katarzyna Szymielewicz, Paolo Balboni, Dimitrios Droutas, Tanguy van Overstraeten, Joe McName, Peter Hustinx, Axel Voss

Hinweise
Homepage zum Film
Fillmportal über „Democracy – Im Rausch der Daten“
Film-Zeit über „Democracy – Im Rausch der Daten“
Moviepilot über „Democracy – Im Rausch der Daten“
Wikipedia über „Democracy – Im Rausch der Daten“

Meine Besprechung von „Democracy – Im Rausch der Daten“ (Deutschland/Frankreich 2015)


Neu im Kino/Filmkritik: Der grandiose Dokumentarfilm „Democracy – Im Rausch der Daten“ über ein EU-Gesetz

November 12, 2015

Als David Bernet vor fünf Jahren mit den Vorbereitungen für „Democracy – Im Rausch der Daten“ begann, hatte er nur nach einem Gesetzesvorhaben der Europäischen Union gesucht, das auch noch in einigen Jahren relevant sein wird und das in der ganzen Europäischen Union diskutiert wird. Er stieß auf die geplante Reform des Datenschutzes in der Europäischen Union. Die immer noch aktuelle EU-Datenschutzrichtlinie ist von 1995. Eine Reform ist schon seit Jahren überfällig.
In seinem grandiosen Dokumentarfilm schildert er die Verhandlungen über die EU-Datenschutzgrundverordnung zwischen Januar 2012, nachdem EU-Kommissarin Viviane Reding für die Kommission einen Entwurf für ein neues Datenschutzgesetz präsentierte, und März 2014, als das Europäische Parlament mit 95 % Ja-Stimmen dem Vorschlag des EP-Ausschusses zustimmt.
Im Zentrum steht Jan Philipp Albrecht, ein junger grüner Politiker, der vom Europäischen Parlament den Auftrag erhielt, einen Vorschlag des Parlaments zu formulieren. Als Berichterstatter (was ja sehr harmlos klingt) ist er im EU-Gefüge eine wichtige Person. Denn er erstellt als Verhandlungsführer einen ersten Entwurf, der dann in den Ausschüssen und im Parlament besprochen wird. Er muss die Änderungsanträge einpflegen und auch mit der Kommission (die einen eigenen Vorschlag erarbeitet hat) und den EU-Mitgliedsländern (die sie in nationales Recht umsetzen müssen) verhandeln.
Bernet zeigt anhand dieses Gesetzes, wie die Europäische Union funktioniert. Dabei konnte er auch in Gremien und Sitzungen filmen, die bislang verschlossen waren. Er zeigt die langwierigen Gremiensitzungen, das Feilschen um Kommas und auch die Lobbygespräche, die alle Parlamentarier führen. Obwohl die EU für die vielen Lobbyisten und ihren Einfluss bekannt ist, entbrannte um die Datenschutzverordnung eine bis dahin einmalige Schlacht der Lobbyisten, die sogar gestandene EU-Politiker und -Experten erstaunte. Es gab über viertausend Änderungsanträge. Kein EU-Vorhaben erhielt bis dahin mehr Änderungsanträge und die Gefahr bestand, dass die Parlamentarier sich in den Änderungsanträgen und Details verlieren.
Mitten in die stockenden Verhandlungen über die EU-Datenschutzgrundverordnung platzen im Juni 2013 die Enthüllungen von Edward Snowden über die Machenschaften der NSA. Innerhalb kürzester Zeit wird die globale Überwachung und der Schutz der Privatsphäre zu einem Thema, mit dem sich die Parlamentarier beschäftigen. Sie positionieren sich mehrmals eindeutig gegen Überwachung und in dem zuständigen Ausschuss werden die Änderungsanträge sehr schnell abgearbeitet und mit überwältigender Mehrheit beschlossen. Zuerst im Ausschuss und im März 2014 im Europäischen Parlament.
Dadurch veränderte sich, auch wenn seitdem, wegen der Blockadehaltung der EU-Regierungen wieder weitgehend Stillstand herrscht (erst im Juni 2015 beginnen die Trilog-Verhandlungen zwischen Kommission, Europäischem Parlament und EU-Staaten über die Datenschutz-Verordnung), die Filmerzählung hin zu einem positiveren Ende.
Bernet rahmt sie in eine große Rückblende ein, die auch zeigt, wie sehr sich die Diskussion über den Datenschutz durch Edward Snowden veränderte. Von einem Nischenthema, das zwar wichtig ist, aber nur wenige Menschen interessiert, wird es zu einem zentralen Thema der politischen Agenda. Er zeichnet die Diskussion facettenreich nach und er zeigt auch, wie Politik als mühsames und kleinteiliges Geschäft funktioniert in einer Institution, die viel offener ist, als immer behauptet wird (Sowieso sollten alle, die über das verschlossene parlamentarische System meckern, mal einige Sitzungen im nächstgelegenen Parlament besuchen. Eine Anmeldung ist oft nicht nötig und es ist lehrreich.).
Bis jetzt ist die EU-Datenschutzgrundverordnung immer noch nicht verabschiedet. Danach muss sie in nationales Recht umgesetzt werden.
Der große Bremser dabei ist die Bundesrepublik Deutschland. Der selbsternannte Musterknabe bringt immer wieder mehr oder weniger abstruse Argumente vor, die nur ein Ziel haben: weniger Privatsphäre.

Democracy - Plakat

Democracy – Im Rausch der Daten (Deutschland/Frankreich 2015)
Regie: David Bernet
Drehbuch: David Bernet
mit Jan Philipp Albrecht, Viviane Reding, Ralf Bendrath, John Boswell, Katarzyna Szymielewicz, Paolo Balboni, Dimitrios Droutas, Tanguy van Overstraeten, Joe McName, Peter Hustinx, Axel Voss
Länge: 105 Minuten
FSK: ab 0 Jahre

Hinweise
Homepage zum Film
Fillmportal über „Democracy – Im Rausch der Daten“
Film-Zeit über „Democracy – Im Rausch der Daten“
Moviepilot über „Democracy – Im Rausch der Daten“
Wikipedia über „Democracy – Im Rausch der Daten“

David Bernet über seinen Film

Einige begeisterte Stimmen von der Berlin-Premiere


Das „Buch zum Film“

Albrecht - Finger weg von unseren Daten - 2

Natürlich ist „Finger weg von unseren Daten! – Wie wir entmündigt und ausgenommen werden“ von Jan Philipp Albrecht nicht das Buch zum Film. Aber es ist eine gute ergänzenden Lektüre, in der Albrecht auch auf die Hintergründe der EU-Datenschutzgrundverordnung und den Lobbykampf eingeht.

Jan Philipp Albrecht: Finger weg von unseren Daten! – Wie wir entmündigt und ausgenommen werden
Knaur Klartext, 2014
192 Seiten
7 Euro


Jan Philipp Albrecht will: „Finger weg von unseren Daten!“

Oktober 27, 2014

Albrecht - Finger weg von unseren Daten - 2

Wie soll ich meine Besprechung von Jan Philipp Albrechts „Finger weg von unseren Daten! – Wie wir entmündigt und ausgenommen werden“ bloß beginnen? Täglich gibt es eine neue Horrormeldung – und die Bundesregierung tut nichts, wenn sie nicht gerade mit voller Energie versucht, die Aufklärung der Umtriebe der Geheimdienste von einem Bundestags-Untersuchungsausschuss oder durch die Medien möglichst umfassend zu verhindern. Der Merkel-Regierung ist es halt egal, wenn Grundrechte verletzt und Bundesbürger auch von deutschen Geheimdiensten ausgespäht werden.

Wenn schon einmal halbherzig auf Verschlüsselungstechniken hingewiesen wird und damit ein Problem, das politisch gelöst werden muss, privatisiert wird, wird gleichzeitig ein Schlupfloch für Sicherheitsbehörden in der Verschlüsselungstechnik gewünscht, weil die Regierung alles menschenmögliche tut, um das Internet unsicherer zu machen. Gleichzeitig glänzt die bundesdeutsche „Datenschutzbeauftragte“ immer noch durch Abwesenheit. Sogar eine Vakanz würde das Amt besser ausfüllen.

In dieses „Nichts tun, dann kann man auch nichts falsches tun“-Trauerspiel reiht sich auch die irrationale Totalopposition der Regierung zur EU-Datenschutzreform ein. In ihr steht unter anderem, dass Privacy by Design (Datenschutz durch Technik) und Privacy by Default (datenschutzfreundliche Voreinstellungen) normalerweise angewandt werden sollen, dass Unternehmen, wie Facebook, die ihre Dienste in der EU anbieten, EU-Regeln unterliegen (Marktortprinzip), dass man sich bei der Datenschutzbehörde seines Landes beschweren kann, dass es ein Recht auf Datenübertragbarkeit gibt und dass man einer Datenverarbeitung vorher explizit zustimmen muss. Irgendwie alles grundvernünftige und auch überfällige Regeln, aber die Bundesregierung meint, dass sie den hohen bundesdeutschen Datenschutzstandard absenken würden.

Jan Philipp Albrecht (Bündnis 90/Die Grünen) war im Europäischen Parlament der Berichterstatter für diese Datenschutzgrundverordnung. Während der Verhandlungen und dem Abarbeiten der Änderungsanträge wurde er von Lobbyisten belagert, die ein möglichst wirkungsloses Datenschutzrecht wollten. Die Passagen, in denen er in „Finger weg von unseren Daten!“ über die bei uns fast unbekannten Inhalte der EU-Datenschutzreform und die Verhandlungen schreibt, gehören zu den stärksten Passagen des Buches.

Auch seine Ausführungen, warum Datenschutz, also der Schutz der Privatsphäre, wichtig ist, sind gelungen: „Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass Datenschutz untrennbarer Kernbestandteil der Menschenwürde und aller bürgerlichen Freiheiten ist, die eine freiheitliche und rechtsstaatliche Demokratie zu bieten hat. Kein Grundrecht kann ich effektiv ausüben, wenn die Kontrolle über die eigene Persönlichkeit und die personenbezogenen Informationen verlorengegangen ist. (…) Gleichzeitig stellt diese Beschränkung nicht nur eine Beschneidung meiner Freiheiten, sondern eine Bedrohung der Demokratie dar. Es sind ja gerade die Meinungsäußerungen der Andersdenkenden, die eine Demokratie erst lebendig funktionieren lassen.“

Wenn er dann allerdings über die Macht US-amerikanischer Unternehmen, wie Google und Facebook (das mir persönlich teilweise zu sehr in 08/15-Google- und Facebook-Bashing geht), die Umtriebe der Geheimdienste (die ja durch die fast täglichen Enthüllungen immer schlimmer werden und ein gedrucktes Buch da nur einen vergangenen Erkenntnisstand beschreiben kann. Trotzdem hätte ich hier gerne mehr über die gute Arbeit des Europäischen Parlaments dazu gelesen.) und den politisch-industriellen Komplex, der immer mehr Überwachungstechnik verkauft, schreibt, wird „Finger weg von unseren Daten!“ schwächer, weil ich auf diesen Seiten nichts Neues erfuhr.

Aber wenn ich an einige Gespräche denke, die ich in den vergangenen Tagen hatte, sind auch diese Passagen wichtig. Denn viele Menschen, die ich für durchaus informiert halte, wissen doch immer noch viel zu wenig von diesen Bedrohungen der bürgerlichen Freiheiten und der liberaldemokratischen Demokratie. Gerade sie sollen mit diesem Buch zum Handeln angeregt werden.

Jan Philipp Albrecht: Finger weg von unseren Daten! – Wie wir entmündigt und ausgenommen werden

Knaur Klartext, 2014

192 Seiten

7 Euro

Hinweise

Homepage von Jan Philipp Albrecht

Perlentaucher über „Finger weg von unseren Daten!“