TV-Premiere. Insgesamt eher beliebige Doku über den amerikanische Traum und die damit verbundene Kultur des hemmungslosen Zeigens von Reichtum, die in den vergangenen Jahren immer exzessiver und geschmackloser zelebriert wurde. Weil Lauren Greenfield („The Queen of Versailles“) einige ihrer Interviewpartner über einen längeren Zeitraum begleitet, kann sie einen Blick hinter die schöne Fassade werfen und zeigen, wie einige Träume an der Wirklichkeit scheitern.
Der amerikanische Traum war schon immer mit Geld und dem Zeigen des Reichtums verbunden. Es war auch schon immer eine Kultur, die den Exzess beförderte. In den vergangenen Jahrzehnten immer mehr, immer unverhohlener und auch immer geschmackloser.
In ihrem neuen Film „Generation Wealth“ will „The Queen of Versailles“-Regisseurin und Fotografin Lauren Greenfield diesen Exzess des amerikanischen Traums genauer untersuchen. Denn ein solcher Exzess ist auch immer das Zeichen einer dekadenten Gesellschaft. Einer Gesellschaft auf dem absteigenden Ast.
„Im Grunde hat meine Nation, und damit der Rest des Westens – wenn nicht die ganze Welt, ihren moralischen Kompass verloren. Unser Verlangen zu konsumieren zehrt an uns. Wir haben immer das Gefühl, dass wir so wie wir sind, nicht richtig sind, dass wir mehr brauchen, dass wir mehr kaufen müssen, dass die anderen glücklicher sind. Angetrieben von der suchterzeugenden Natur der Populärkultur vergleichen wir uns mit Prominenten, mit denen wir mehr Zeit verbringen, als mit unseren eigentlichen Nachbarn. ‚Generation Wealth‘ ist das Endergebnis von drei Jahrzehnten Arbeit und die Erkenntnis, dass keiner von uns immun ist gegen die süchtig machende Natur unserer Konsumkultur – mich eingeschlossen. Meine eigene Arbeitsmoral war obsessiv geworden. Je mehr ich hatte, desto mehr wollte ich, und je mehr ich dachte, dass ich es brauchte, ging dies oft auf Kosten meines wertvollen Familienlebens“, sagt Greenfield über ihren Dokumentarfilm.
„Generation Wealth“ Film beginnt mit einem Rückblick auf ihre erste große Arbeit „Fast Forward: Growing Up in the Shadow of Hollywood“ und damit einem Rückblick auf die Jugendkultur in Los Angeles in den Neunzigern. Es war eine auf den eigenen Körper, Drogenkonsum und, nun, exzessiven Konsum und das Ausstellen dieses Konsums fixierte oberflächliche Kultur der Kinder der Superreichen und ihrer Mitschüler, die Teil dieser auf den schönen Schein fixierten Kultur sein wollten. Für ihren Film besuchte Greenfield einige der Jugendlichen, die sie damals fotografierte, wieder. Sie leben inzwischen fast alle ein ziemlich normal bürgerliches Leben. Andere Interviewpartner von ihr, wie der bekannte Hedgefonds-Manager Florian Homm (ein Deutscher, der aufgrund eines FBI-Haftbefehls Deutschland nicht verlassen kann), das Ehepaar Siegel, das das größte Haus in den USA errichten wollte (ihr Versailles ist jetzt eine leerstehende, zwangsversteigerte Ruine), eine sehr beschäftigte Managerin, die unbedingt ein Kind haben will, ein auf kleinen Bühnen auftretender, von ihrer Mutter bedingungslos auf Erfolg getrimmter Kinderstar (so eine „Little Miss Sunshine“, nur ohne deren kindlichen Unschuld), und eine Porno-Schauspielerin, passen da im ersten Moment schon eher in das Schema von der Gier nach Schönheit, Reichtum und Statussymbolen.
Weil Greenfield viele ihre Interviewpartner über eine längere Zeit begleitet, bröckelt dann die Fassade. Denn die Pläne, die sie in den ersten Gesprächen hatten, kollidierten mit der Wirklichkeit oder es handelte sich nur um biographische Stationen. Gleichzeitig rückt sie ihre eigene Biographie immer mehr ins Zentrum. Ihr Verhältnis zu ihrer Mutter, einer Psychologieprofessorin, und ihrem Sohn, der seine Mutter für arbeitssüchtig hält, werden thematisiert.
Damit wird „Generation Wealth“ zunehmend zu einer Ansammlung beliebiger Episoden, die dann erschreckend wenig verraten. Das liegt auch daran, dass Greenfields Film keinen analytischen Fokus hat.
Und so geht es dann mal um materiellen Reichtum, mal um die Sucht nach Ruhm, mal um exzessive Arbeitssucht, illustriert mit Personen, die auch in der nächsten Reality Show einen guten Platz fänden. Über die USA und den Kapitalismus, immerhin besucht sie auch einige andere Länder, verrät „Generation Wealth“ dann sehr wenig. Das im Titel angedeutete Generationenporträt entsteht so auch nicht.
Generation Wealth (Generation Wealth, USA 2018)
Regie: Lauren Greenfield
Drehbuch: Lauren Greenfield
mit Limbo Bob, Chris Hedges, Florian Homm, Tiffany Masters, Kacey Jordan, Jaqueline Siegel, Eden Wood, Mickie Wood, Bobby Strauser, Robert Strauser