TV-Tipp für den 15. Juni: State of Play – Der Stand der Dinge

Juni 15, 2014

RTL, 20.15/23.25

State of Play – Der Stand der Dinge (USA/Großbritannien 2009, Regie: Kevin Macdonald)

Drehbuch: Matthew Michael Carnahan, Tony Gilroy, Billy Ray (nach der gleichnamigen TV-Serie von Paul Abbott)

In Washington, D. C., verunglückt die sehr junge Mitarbeiterin eines Kongressabgeordneten tödlich in der U-Bahn. Zur gleichen Zeit wird ein Kleindealer von einem Killer erschossen. „Washington Globe“-Reporter Cal McAffrey beginnt zu recherchieren.

Auf de Insel war der spannende Sechsteiler „State of Play“ von „Cracker“-Autor Paul Abbott, der bei uns eher unter Ausschluss der Öffentlichkeit als „Mord auf Seite 1“ auf Arte lief, ein Riesenerfolg. Natürlich interessierte Hollywood sich für ein Remake. Die guten Politthriller-Autoren Carnahan, Gilroy und Ray machten aus der Vorlage einen hochkarätig besetzten Paranoia-Thriller, der natürlich nie die Komplexität des Originals erreicht und eigentlich perfekte Unterhaltung wäre, wenn Russell Crowe nicht wie der Mann aus den Bergen aussehen würde. Aber anscheinend kann Hollywood sich heute einen investigativen Journalisten nur noch als verspätetes Hippie-Modell aus den Siebzigern vorstellen.

Da waren Robert Redford, Dustin Hoffman, Warren Beatty (okay, die hatten zeitgenössisch ziemlich lange Matten) und John Simm (der Original McAffrey) besser frisiert.

Die Kritiker (vulgo Journalisten) waren von der okayen Kinoversion der BBC-Miniserie begeistert.

mit Russell Crowe, Ben Affleck, Rachel McAdams, Helen Mirren, Robin Wrigth Penn, Jason Bateman, Jeff Daniels, Viola Davis

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „State of Play“

Rotten Tomatoes über „State of Play“

Tony Macklin vergleicht Original und Kopie (und hält das Original für etwas besser)

Kriminalakte über die TV-Serie „Mord auf Seite 1″ (State of Play)


Neu im Kino/Filmkritik: „Disconnect“ im realen Leben

Januar 30, 2014

 

Seine Premiere hatte „Disconnect“ bereits im September 2012 auf dem Toronto International Film Festival und seitdem hat der Ensemblefilm nichts von seiner Aktualität verloren. Im Gegenteil. An der Oberfläche geht es in den, je nach Zählung, ungefähr fünf, mehr oder weniger lose miteinander verknüpften Geschichten um das Internet und wie es unser Leben verändert. Aber eigentlich geht es Drehbuchautor Andrew Stern und Regisseur Henry-Alex Rubin um Beziehungen zwischen Ehepaaren, zwischen Eltern und Kindern und zwischen Liebenden und wie sehr sie alle, aus verschiedenen Gründen nicht mehr miteinander verbunden sind.

Es gibt eine TV-Reporterin, die einen minderjährigen Online-Stripper interviewen möchte. Der erklärt sich zu dem Interview bereit, möchte dann aber mehr von ihr, gerät in Konflikt mit seinem Chef und er möchte auch gar nicht aus dem Sexgeschäft aussteigen. Dennoch will die Journalistin ihn aus dem Sex-Business befreien.

Es gibt ein junges Ehepaar, das nach dem Tod ihres Babys nicht mehr miteinander redet. Auch nicht über seine Kriegserlebnisse. In einem Online-Chat lernt sie einen netten Mann kennen, der ihr in der seelischen Krise hilft. Plötzlich sind ihre Konten leer geräumt. Der von ihnen engagierte Detektiv verfolgt die Spur der Betrüger zu diesem Chat-Partner.

Der Detektiv selbst ist Vater. Sein Sohn und dessen Freund narren einen introvertierten Klassenkameraden mit einer gefälschten Netz-Identität, in der sie eine in ihn verliebte Schulkameradin sind.

Als dieser den Betrug entdeckt, versucht er sich umzubringen. Seine Eltern fragen sich, warum ihr Sohn sich umbringen wollte. Vor allem der Vater, ein immer beschäftigter Anwalt, beginnt nach Antworten zu suchen. Er beginnt mit dem Computer seines Sohnes und entdeckt dort, dass er eine Freundin hatte.

Disconnect“ ist, auch wenn die Kamera etwas zu sehr pseudodokumentarisch wackelt, ein hochkarätig besetzter Ensemblefilm in bester „Short Cuts“- und „L. A. Crash“-Tradition, der durch seine offene Struktur sein Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchten und verschiedene Facetten ansprechen kann, ohne an dramaturgischer Wucht zu verlieren. Dabei verknüpft Rubin die Geschichten organisch miteinander zu der eindeutigen Botschaft: Redet miteinander. Nicht über das Smartphone, sondern ganz altmodisch und ohne technische Hilfsmittel.

Disconnect - Plakat

Disconnect (Disconnect, USA 2012)

Regie: Henry-Alex Rubin

Drehbuch: Andrew Stern

mit Jason Bateman, Hope Davis, Frank Grillo, Michael Nyqvist, Paula Patton, Andrea Riseborough, Alexander Skarsgård, Max Thieriot, Colin Ford, Jonah Bobo, Haley Ramm

Norbert Leo Butz

Länge: 115 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Disconnect“

Moviepilot über „Disconnect“

Metacritic über „Disconnect“

Rotten Tomatoes über „Disconnect“

Wikipedia über „Disconnect“


Neu im Kino/FIlmkritik: Jason Bateman ist „Voll abgezockt“ von dem wundervollen „Identity Thief“ Melissa McCarthy

März 29, 2013

Als Sandy Patterson ganz hilfsbereit am Telefon der netten Frau von seiner Bank einige Informationen gibt, ahnt er nicht, was er damit auslöst. Denn die nette Telefonstimme ist Diana, die mit geklauten Identitäten ihren Kaufrausch befriedigt. Ab jetzt gibt sie als Sandy Bigelow Patterson in Orlando, Florida, Geld in rauen Mengen aus, während in Denver, Colorado, Sandys Kontostand unaufhaltsam in die Miesen rutscht. Seine Kreditwürdigkeit ist futsch. Er wird verdächtigt, mit einem Drogenkartell Kontakt zu haben. Und auch sein neuer Job ist in Gefahr. Der ermittelnde Polizist meint nur, dass sich die Sache in einigen Monaten klären werde. Also tut Sandy, der wahrscheinlich sogar mitten in der Nacht auf einer einsamen Landstraße an einer roten Ampel stehen bleibt, was ein Mann tun muss. Er nimmt die Angelegenheit in die eigenen Hände. Er fliegt nach Florida, um Diana auf eigene Faust nach Denver zu bringen. Denn so gefährlich kann dieses kleine, übergewichtige Weibsstück ja nicht sein.

Nun, das ist ein Irrtum. Denn Diana ist ein wahrer Teufel; halt das genaue Gegenteil von Sandy.

Dennoch kann er sie überzeugen, ihn nach Denver zu begleiten. Die schießwütigen Gangster, die gerade in ihrer Wohnung stürmten, halfen.

Und ab jetzt verläuft die Komödie „Voll abgezockt“ von „Kill the Boss“-Regisseur Seth Gordon, wie eine Straßenbahn, auf geradem Weg zum vorhersehbaren Happy End. Das ist nicht schlecht. Immerhin ist Melissa McCarthy, die Diana spielt, eine fantastische Komödiantin, die sich hier so richtig austoben kann, ihr Opfer Sandy wird von Jason Bateman daher übersteigert Normal gespielt, die Chemie zwischen den Beiden stimmt und so dürfen sich die gegensätzlichen Charaktere auf ihrer langen Autofahrt ordentlich aneinander reiben und, selbstverständlich, annähern.

Allerdings ist in dem Moment, in dem die beiden sich auf die Reise begeben auch schon der größte Konflikt aus dem Weg geräumt. Die Komödie hat ihr gesamtes Konfliktpotential verpulvert und wird ab da zum vor sich hin plätscherndem Buddy-Movie mit witzigen Episoden. Denn sie unternimmt während der gesamten Reise keinen einzigen ernsthaften Fluchtversuch. Stattdessen finden Sandy und Diana sich zunehmend sympathisch, lernen voneinander und befreunden sich. Ihre Verfolger, ein Gangsterpärchen und ein Kopfgeldjäger, beide ziemlich gewalttätig und etwas unterbelichtet, sind nicht wirklich bedrohlich. Die trendige Kapitalismuskritik ist arg zahm. Hey, der glücklich verheiratete, zweifache Vater Sandy macht das alles, weil er seinen Job in der Finanzbranche behalten will. Und alle Wendungen, auch die unlogischen, sind absolut vorhersehbar bis hin zum kitschig-versöhnlichem Ende.

Dennoch ist „Voll abgezockt“ dank Melissa McCarthy eine unterhaltsame Komödie, die viel von ihrem Potential grundlos verschenkt.

Voll abgezockt - Plakat

Voll abgezockt (Identiy Thief, USA 2013)

Regie: Seth Gordon

Drehbuch: Craig Mazin (nach einer Geschichte von Craig Mazin und Jerry Eeten)

mit Jason Bateman, Melissa McCarthy, Amanda Peet, Jon Favreau, John Cho, Robert Patrick, Genesis Rodriguez, Eric Stoenstreet, Maggie Elizabeth Jones, Clark Duke, Morris Chestnut, Ben Flacone, Mary-Charles Jones

Länge: 111 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Voll abgezockt“

Metacritic über „Voll abgezockt“

Rotten Tomatoes über „Voll abgezockt“

Wikipedia über „Voll abgezockt“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Seth Gordons „Kill the Boss“ (Horrible Bosses, USA 2011)