Über die ersten beiden Bände von Robert Kirkmans „The Astounding Wolf-Man“

Februar 23, 2024

Bekannt wurde Robert Kirkman mit „The Walking Dead“. Der von ihm geschriebene Comic führte zu einer Wiederbelebung von Zombies im Horrorgenre. Der Comic war auch die Vorlage für eine erfolgreiche und langlebige TV-Serie mit mehreren Spin-offs.

Daneben erfand Kirkman die 144 Hefte umfassende Serie „Invincible“. Sie erschien von 2003 bis 2018. Und damit kämen wir zu „The Astounding Wolf-Man“. Die Serie spielt im „Invincible“-Universum. Zwischen 2007 und 2010 schrieb Kirkman 25 „The Astounding Wolf-Man“-Hefte, die später in vier Sammelbänden gesammelt wurden. Jetzt sind die ersten beiden Bände auf Deutsch erschienen. Der dritte „The Astounding Wolf-Man“-Sammelband ist für Mitte Juli angekündigt.

Der titelgebende „Astounding Wolf-Man“ ist Gary Hampton, ein verheirateter erfolgreicher Geschäftsmann mit einer Tochter im Teenageralter. In den Wäldern von Montana wird er von einem Tier angegriffen. Schwer verletzt überlebt er und bemerkt seltsame Veränderungen an sich. Denn er wurde nicht von einem Bären, sondern von einem Werwolf angegriffen und seitdem ist er selbst ein Werwolf.

Während er diese Veränderung noch verarbeitet, taucht Zechariah bei ihm auf. Der Vampir erzählt ihm alles über Werwölfe und andere Wesen, die in dieser von Texter Robert Kirkman und Zeichner Jason Howard erfundenen Welt wirklich leben. In unserer Welt sind es gut abgehangene Legenden aus dem Reich der Fantasie. Dabei verwickelt Zechariah Hampton in einen seit Jahrhunderten andauernden Kampf.

Gleichzeitig setzt Hampton seine neuen Kräfte ein. Er rettet, wie es sich für einen Superhelden gehört, Menschen aus lebensgefährlichen Situationen und wird, nachdem die Medien über seine Taten berichten, zur Berühmtheit.

Und er baut für sich und seine Familie ein riesiges unterirdisches Versteck. Denn Hampton hat ungefähr so viele Geldprobleme wie Bruce Wayne. Nur muss sich Batman nicht mit einer Ehefrau und einer pubertierenden Tochter herumschlagen.

Der erste „The Astounding Wolf-Man“-Band endet mit dem Tod von Hamptons Frau.

Im zweiten Band (in dem es auch ein Crossover zu „Invincible“ gibt) wird Hampton, aufgrund der Aussage seiner Tochter, die ihn über die Leiche ihrer Mutter gebeugt sah, unter anderem von der Polizei verfolgt.

Auf den ersten Blick, also auf dem Cover, wirkt „The Astounding Wolf-Man“ wie eine Rückkehr zu den Comics aus längst vergangenen Jahrzehnten. Aber Robert Kirkman und Jason Howard konzentrieren sich von Anfang an nicht auf kurze Geschichten mit dem Bösewicht der Woche. Sie erzählen eine größere Geschichte, für die sie eine ganze Welt mit entsprechend vielen Figuren entwerfen und den Helden zum Familienvater mit entsprechenden Problemen machen. Während Batman Verbrecher jagt und den Playboy spielt, muss Hampton sich um Frau und Kind kümmern.

Das war damals – zur Erinnerung: geschrieben wurden die Comics vor über fünfzehn Jahren und teilweise noch bevor der erste „Iron Man“-Film im Kino lief – sicher ziemlich ungewöhnlich. Heute wirkt die Geschichte vom „Astounding Wolf-Man“ wie eine weitere Superheldenfamiliengeschichte, die wir so oder so ähnlich schon etliche Male gelesen oder gesehen haben.

Robert Kirkman/Jason Howard: The Astounding Wolf-Man – Band 1

(übersetzt von Frank Neubauer)

Cross Cult, 2023

184 Seiten

20 Euro

Originalausgabe

The Astounding Wolf-Man, Vol. 1

Skybound/Image Comics, 2008

Robert Kirkman/Jason Howard: The Astounding Wolf-Man – Band 2

(übersetzt von Frank Neubauer)

Cross Cult, 2023

152 Seiten

20 Euro

Originalausgabe

The Astounding Wolf-Man, Vol. 2

Skybound/Image Comics, 2008

Hinweise

Wikipedia über „The Astounding Wolf-Man“ und über Robert Kirkman (deutsch, englisch)

Kriminalakte: Meine Gesamtbesprechung der ersten zehn „The Walking Dead“-Bände

 Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 11: Jäger und Gejagte“ (The Walking Dead Vol. 11: Fear the hunters)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 12: Schöne neue Welt“ (The Walking Dead Vol. 12: Life among them)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 13: Kein Zurück“ (The Walking Dead Vol. 13: Too far gone, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 14: In der Falle“ (The Walking Dead Vol. 14: No way out, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns “The Walking Dead 15: Dein Wille geschehe” (The Walking Dead Vol. 15: We find ourselves, 2012)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Eine größere Welt (Band 16)“ (The Walking Dead, Vol. 16: A larger world, 2012)

 Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Fürchte dich nicht (Band 17)“ (The Walking Dead, Vol. 17: Something to Fear, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Grenzen (Band 18)“ (The Walking Dead, Vol. 18: What comes after, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Auf dem Kriegspfad (Band 19)“ (The Walking Dead, Vol. 19: March to War, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Stefano Gaudiano/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Krieg – Teil 1 (Band 20)“ (The Walking Dead, Vol. 20: All Out War, Part One, 2014)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Tony Moore/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead – Die Cover, Volume 1“ (The Walking Dead: The Covers, Vol. 1, 2010)

Meine Besprechung der TV-Serie „The Walking Dead – Staffel 1“ (USA 2010)

Meine Besprechung der TV-Serie „The Walking Dead – Staffel 2“ (USA 2011/2012)

Meine Besprechung der TV-Serie “The Walking Dead – Staffel 3″ (USA 2013)

Kriminalakte: das Comic-Con-Panel zur TV-Serie

“The Walking Dead” in der Kriminalakte 

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Nick Spencer (Autoren)/Shawn Martinbroughs (Zeichner) „Dieb der Diebe: „Ich steige aus“ (Band 1)“ (Thief of Thieves # 1 – 7, 2012)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Phil Hester/Cory Walker/Khary Randolphs „Ant-Man Megaband “ (The Irredeemable Ant-Man, 2006/2007)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Scott M. Gimple/Chris Burnham/Nathan Fairbairns „Die!Die!Die! (Band 1)“ (Die!Die!Die! – Volume 1, 2019)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Scott M. Gimple/Chris Burnham/Nathan Fairbairns „Die!Die!Die! (Band 2)“ (Die!Die!Die! – Volume 2, 2021)

Meine Besprechung von Chris McKays „Renfield“ (Renfield, USA 2023) (Spielfilm, nach einer Idee von Robert Kirkman)


Neues und älteres aus der Schreibstube von Warren Ellis: „Trees – Ein Feind“ und „Batmans Grab“

April 14, 2021

Vor zehn Jahren landeten sie. Rund um den Globus. Und sie taten nichts. Sie standen auf der Erdoberfläche wie gigantische Bäume. Übten still Druck auf die Welt aus, als sei niemand hier und stünde nichts im Weg. Vor zehn Jahren erfuhren wir, dass es intelligentes Leben im Universum gibt, und dass sie uns nicht als intelligent oder lebend anerkennen.“

Aber was folgt daraus für uns Menschen? In seinem Comic „Trees – Ein Feind“ gehen Autor Warren Ellis („Transmetroolitan“, „Red“) und Zeichner Jason Howard der Frage nach, wie sich unser Leben und unsere Psyche durch die Anwesenheit riesiger außerirdischer Gegenstände verändert. Denn auch wenn diese Bäume nichts tun, verändert sich unser Leben allein durch ihre Anwesenheit. Außerdem, und das entdecken einige Menschen zehn Jahre nach der Landung der Bäume, von denen unklar ist, ob diese Bäume Lebewesen oder Erkundungssonden sind, tun die Bäume doch etwas.

Im ersten von insgesamt drei „Trees“-Sammelbänden (der im Original 2015 erschien) verfolgen Ellis und Howard rund um den Globus mehrere Menschen, deren Leben nichts miteinander zu tun haben.

Es geht um den Forscher Marsh, der auf einer einsam gelegenen Forschungsstation nordwestlich von Spitzbergen lebt. Er ist von den Bäumen fasziniert. Auch als er entdeckt, dass mohnähnliche Pflanzen aus ihnen herauswachsen und diese Gewächse das Ende der Welt herbeiführen könnten.

Dieser Erzählstrang ist am nächsten an einer traditionellen Invasions-Science-Fiction-Geschichte. Folglich setzt er sich am deutlichsten und direktesten mit den außerirdischen Bäumen auseinander.

In den anderen, verschieden langen Geschichten geht es vor allem um die psychischen Auswirkungen.

In Afrika gibt es an der Grenze von Somalia Ärger, weil Präsident Caleb Rahim es nicht länger hinnehmen will, dass nur das Nachbarland Puntland, wo einer der Bäume steht, ökonomisch von ihm profitiert.

In Cefalù, Sizilien lernt Elegia Gatti, die Freundin eines neofaschistischen Kleingangsters mit großen Plänen, den deutlich älteren, allein in einem einsam Haus lebenden Gelehrten Luca Bongiorno kennen. Der zeigt ihr den Weg in ein anderes Leben.

Und in China begibt sich der junge Tian Chenglei nach Shu. In dieser von der Welt abgeschlossenen Sonderkulturzone möchte er zeichnen. In dieser Großstadt lernt er weitere Künstler kennen und hat gleichgeschlechtliche und andere sexuelle Erfahrungen.

Auch wenn nach dem ersten „Trees“-Band noch ziemlich unklar ist, in welche Richtung die Geschichte sich weiter entwickelt und vollkommen unklar ist, wie die verschiedenen Geschichten zusammenhängen, ist „Trees“ eine lohnenswerte Lektüre.

Die Macher zeigen, wie sehr die Anwesenheit eines Gegenstandes seine Umwelt verändert. Oder konkreter gesagt: Auch wenn die Bäume nichts tun, tun sie allein schon durch ihre Anwesenheit etwas. Vor allem erinnern sie die Menschen täglich daran, dass es Außerirdische gibt, die uns Menschen nicht mehr Aufmerksamkeit schenken als wir Menschen gegenüber einer Fliege.

Vor wenigen Tagen erschien auch der Abschlussband von „Batmans Grab“. In dieser von Bryan Hitch gezeichneten Batman-Geschichte erzählt Warren Ellis von Batmans Jagd nach einem geheimnisvollem, seine Spuren sehr gut tarnendem, nach einem unklarem Plan mordendem Serienmörder. Zum Glück verfügt Bruce Wayne über eine Technik, mit der es ihm gelingt, sich in die Ermordeten hineinzuversetzen. So kann er an Informationen kommen, an die sonst niemand käme. Am Ende des ersten Bandes wurde der Leiter der Spurensicherung der Polizei von Gotham ermordet.

In seinem Dateien findet ‚Batman‘ Bruce Wayne die entscheidende Spur, die ihm zu dem Täter führt. Es ist Colonel Sulphur, ein Söldner, der diesen Mord im Auftrag von Robert Anthony, dem Sohn eines Mob-Killers, begang. Anscheinend wil Anthony mit seiner Scorn-Armee Gotham City destabilisieren und die Herrschaft über die Stadt erlangen.

Die Idee aus dem ersten Band, dass Wayne sich in die Opfer von Verbrechen hineinvesetzt und der prominent platzierte Hinweis auf seinen Grabstein, spielen im Abschlussband von „Batmans Grab“ keine nennenswerte Rolle. Stattdessen gibt es, wie im ersten Band, viel seitenfüllende Action. So ist „Batmans Grab“ am Ende ein weiteres spannendes „Batman“-Abenteuer, das lange nicht so innovativ ist, wie man nach dem Klappentext vermuten könnte.

Warren Ellis/Jason Howard: Trees – Ein Feind

(übersetzt von Christian Langhagen)

Cross Cult, 2020

168 Seiten

25 Euro

Originalausgabe

Trees, Volume One: In Shadow

Image Comics, 2015

Warren Ellis/Bryan Hitch: Batmans Grab – Band 2 (von 2)

(übersetzt von Christian Heiss)

Panini Comics, 2021

164 Seiten

19 Euro

Originalausgabe

The Batman’s Grave # 7 – 12

DC Comics, August – Dezember 2020

Hinweise

DC Comics über Batman

Wikipedia über „Trees“ und Batman (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Warren Ellis/Cully Hamners „Red“ (Red, 2003)

Meine Besprechung von Warren Ellis/Bryan Hitchs „Batmans Grab – Band 1 (von 2)“ (The Batman’s Grave – Chapter 1 – 6, 2019/2020)