Cover der Woche – und frisch aus der Druckerei: Jerome Charyn: Ravage & Son

August 26, 2025

Ein Cover für die Jerome-Charyn-Fans (Ja, auch du da hinten in der Ecke bist gemeint!): Vor wenigen Tagen erschien im Suhrkamp Verlag die deutsche Erstausgabe von seinem neuesten Roman „Ravage & Son“. Der Verlag bewirbt den Kriminalroman als „Das literarische Gegenstück zu Martin Scorseses ‚Gangs of New York’“.

Charyns Noir spielt einige Jahrzehnte nach Scoreses Film zwischen 1883 und 1919 in New York, genauer gesagt in Manhattan. Dort arbeitet Ben Ravage als Detektiv bei der Kehillah, einer Privatpolizei reicher jüdischer Geschäftsleute. Sie soll der Polizei beim Kampf gegen das Verbrechen an der Lower East Side helfen. Zu diesen Verbrechern gehört ein halb verrückter Bösewicht, der Prostituierte angreift.

Popmatters meinte über den historischen Roman: „Eine Mischung aus Jekyll und Hyde, Noir und Krimi – und ein Klassiker von Geburt an.“

In den USA sind bereits zwei weitere Romane von Charyn angekündigt: ein intimes Porträt der Opernsängerin Maria Callas und ein Jugendroman über einen Teenager in den fünfziger Jahren in New York City, der sich zwischen einem Leben als Verbrecher und einem Leben als Künstler entscheiden muss.

Jerome Charyn: Ravage & Son

(übersetzt von Jürgen Bürger)

Suhrkamp, 2025

336 Seiten

18 Euro

Originalausgabe

Ravage & Son

Bellevue Literary Press, New York 2023

Hinweise

Suhrkamp über den Thriller

Homepage von Jerome Charyn

Krimi-Couch über Jerome Charyn

Wikipedia über Jerome Charyn (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jerome Charyn (Szenario)/Frederic Rebena (Zeichnungen) „Marilyn the Wild“ (Marilyn la dingue, 2009)

Jerome Charyn in der Kriminalakte


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Damals, 1984, schrieb der Heyne-Verlag „Die Erziehung des Patrick Silver“ sei der abschließende Band der Isaac-Sidel-Trilogie.

Heute halten wir den zwölften Roman mit Isaac Sidel in den Händen. „Winterwarnung“ (Winter Warning, 2016) erschien vor einigen Tagen bei Diaphanes und der New Yorker Cop Sidel ist inzwischen Präsident der USA.


Kurzkritik: die Comicversion von Jerome Charyns „Marilyn the Wild“

Juni 24, 2013

Charyn - Rebena - Marilyn the WildCharyn - Das Isaac-Quartett

Als ich vor vielen Jahren „Marilyn the Wild“, den zweiten Isaac-Sidel-Roman von Jerome Charyn, gelesen habe, fand ich die Geschichte eher chaotisch und kryptisch als wirklich befriedigend oder auch spannend. Dabei wusste ich nicht, ob dieses Chaos eine bewusste Entscheidung des Autors war, weil er eine chaotische, irrationale, vom Zufall bestimmte Welt in seinem Roman reflektieren wollte oder mir einfach viele Informationen aus seinem ersten Isaac-Sidel-Roman „Blue Eyes“ fehlten und ich die Dummheit begangen hatte, einfach Mitten in eine Geschichte einzusteigen.

Jetzt, mit der Graphic Novel „Marilyn the Wild“, gezeichnet von Frederic Rebena nach einem Szenario von Jerome Charyn, konnte ich mein damaliges Urteil überprüfen – und kann es teilweise revidieren. Denn auch in dem Comic gibt es eigentlich keine wirklich nacherzählbare Geschichte, sondern nur Schlaglichter aus dem Leben von Deputy Chief Isaac Sidel, dem Herrscher der Lower East Side, der sich mit seiner liebestollen Tochter Marilyn, die im Moment eine von ihm abgelehnte Affäre mit seinem Untergebenen Manfred „Blue Eyes“ Coen hat, Kleingangstern und rivalisierenden Gangs in einem gewalttätig-chaotischem Stadtteil in einer korrupten Gesellschaft auseinandersetzen muss. Und alle Charaktere sind in verschiedenen Schattierungen Arschlöcher.

Als Vision einer Gesellschaft hat das was. Als Comic ist das auch gelungen. Als Roman – nun, da müsste ich mich vielleicht mal einige Stunde mit dem Sammelband „Das Isaac-Quartett“, der die vier ersten Sidel-Romane enthält, auf die Couch legen. Charyn schrieb nach einer zwölfjährigen Pause in den Neunzigern sechs weitere Sidel-Romane und, wieder nach einer, diesmal über zwölfjährigen Pause 2012 „Under the Eye of God“ einen weiteren Sidel-Roman, der im September bei Diaphanes als „Unter dem Auge Gottes“ angekündigt ist.

Auch ja, und dieses Chaos ist von Charyn gewollt, wie er im Vorwort zu „Das Isaac-Quartett“ schreibt: „Meine Texte waren unausgegoren und geheimniskrämerisch wie eine Schlange. (…) Für mich bestehen die vier Bücher aus einem gewaltigen Durcheinander von Vätern und Söhnen.“

Oder in den Worten von Tobias Gohlis in seinem Nachwort zu „Das Isaac-Quartett“: „Charyns Zyklus ist kein Entwicklungsroman. Sidel bleibt immer derselbe Straßenjunge aus der Bronx. In beinahe jedem Roman durchleidet er das gleiche Schicksal: Er verwickelt sich in einen (meist privaten) wahnhaften Feldzug, stürzt, wird erniedrigt und taucht unter, um am Ende umso strahlender rehabilitiert zu werden – doch ist er einsamer denn je.“

Kein Wunder, dass ich mich damals etwas verloren fühlte.

Jerome Charyn (Szenario)/Frederic Rebena (Zeichnungen): Marilyn the Wild

(übersetzt von Resel Rebiersch)

Schreiber & Leser, 2013

80 Seiten

18,80 Euro

Originalausgabe

Marilyn la dingue

Editions Denoel, 2009

Die Vorlage

Jerome Charyn: Das Isaac-Quartett

Rotbuch, 2010

16,95 Euro

(nur noch antiquarisch erhältlich)

enthält

Blue Eyes, 1974 (Ping Pong Päng; Blue Eyes)

Marilyn the Wild, 1976 (Die wilde Marilyn; Marilyn the Wild)

The Education of Patrick Silver, 1976 (Die Erziehung des Patrick Silver; Patrick Silver)

Secret Isaac, 1978 (Secret Isaac)

Hinweise

Homepage von Jerome Charyn

Krimi-Couch über Jerome Charyn

Wikipedia über Jerome Charyn (deutsch, englisch)

Jerome Charyn in der Kriminalakte