
„Das Ende des Punisher“ ist auch das Ende der von Jason Aaron erfundenen, auf zwölf Hefte angelegten „Punisher“-Geschichte, die kurz nach ihrem Erscheinen in den USA vollständig auf Deutsch vorliegt.
In dieser Geschichte ist der Punisher Frank Castle in den Fängen der Ninjas vom mystischen Clan der Hand. Inzwischen ist er zu deren Anführer aufgestiegen. Er und die Ninjas morden weltweit Bösewichter. Währenddessen versuchen Superhelden wie Captain America, Black Widow, Dr. Strange, Wolverine und Moon Knight, Castle von seinem Rachefeldzug an allen Verbrechern abzuhalten.
Und wir fragen uns, ob Castle sozusagen undercover die Hand unterwandert, um sie später zu vernichten, ober ob er von der Hohepriesterin der Hand manipuliert wird mit seiner wieder zum Leben erweckten Frau und falschen Erinnerungen an seine Jugend und dem Mord seiner Familie während eines Picknicks im Central Park. Sie waren die Zufallsopfer eines Mafiamordes. Dieser Mord an Castles Frau und seinen beiden Kindern ist der Gründungsmythos des Punishers. An dem Tag wurde aus dem Vietnam-Veteran Frank Castle der Punisher, der zunächst alle die Menschen, die für den Tod seiner Familie verantwortlich waren, tötete. Danach mordete er nach der „Nur ein toter Verbrecher ist ein akzeptabler Verbrecher“-Methode weiter. Selbstjustiz in Reinkultur eben.
Jason Aaron und die Zeichner Paul Azaceta und Jesús Saiz erzählen ihrer zwölfteiligen „Punisher“-Geschichte in jedem Fall eine untypische „Punisher“-Geschichte. Dieses Mal geht es nicht um einen banalen Rachefeldzug, in dem Bösewichter wie Unkraut vernichtet werden. Dieses Mal wird der Punisher manipuliert und er befindet sich, aus etwas rätselhaften Gründen, in den Fängen eines mächtigen Clans. Es geht daher auch darum, wie Menschen sich manipulieren lassen oder manipuliert werden, bestimmte Dinge zu tun.
Gleichzeitig, und das ist während des Lesens eine weitere Möglichkeit, könnte sich die gesamte Geschichte im Kopf von Frank Castle abspielen.
Das ändert aber nichts daran, dass Aarons „Punisher“-Geschichte als Neudefinition des Punishers nicht überzeugt. Er macht aus einem emotionslosem Rächer ohne Bindungen einen weinerlichen, von seiner toten (?) Frau abhängigen Auftragskiller.
Immerhin findet Jason Aaron am Ende einen, wenn auch merkwürdigen, Ausgang aus der Sackgasse, in der er den Punisher vorher hineinschrieb.
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Jason Aaron/Paul Azaceta/Jesús Saiz: Punisher – Das Ende des Punishers
(übersetzt von Bernd Kronsbein)
Panini, 2023
140 Seiten
17 Euro
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Originalausgabe/enthält:
The King of Killers, Book 2, Chapter 3: If it be the will of the beast – Punisher (2022) 9, Marvel, März 2023
The King of Killers, Book 2, Chapter 4: Bride of the Punisher – Punisher (2022) 10, Marvel, Mai 2023
The King of Killers, Book 2, Chapter 5: A day in the park – Punisher (2022) 11, Marvel, Juni 2023
The King of Killers, Epilogue: Punisher no more – Punisher (2022) 12, Marvel, Juli 2023
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Hinweise
Wikipedia über “The Punisher” Frank Castle (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Charlie Huston/Andy Diggle/Kyle Hotz‘ „PunisherMAX: Hässliche kleine Welt“
Meine Besprechung von Mark Goldblatts „The Punisher“ (The Punisher, USA/Australien 1989)
Veröffentlicht von AxelB