Neu im Kino/Filmkritik: Über Alexander Paynes „The Holdovers“

Januar 25, 2024

Das Plakat und die Bilder sehen aus, als würde man einen verschollenen Film aus den frühen siebziger Jahren sehen. Einen dieser New-Hollywood-Filme, in denen schräge Charaktere, ihre Gefühle und ihr Hadern mit der Welt wichtiger als eine handlungsgetriebene Geschichte sind. Aber es ist ein neuer Film, der jetzt für fünf Oscars nominiert wurde. In den Kategorien Bester Film, Bestes Drehbuch (David Hemingson), Bester Hauptdarsteller (Paul Giamatti), Beste Nebendarstellerin (Da’Vine Joy Randolph) und Bester Schnitt (Kevin Tent) könnte er den Preis erhalten.

Ich denke zwar nicht, dass „The Holdovers“ viele Oscars, falls überhaupt welche, gewinnt. Dafür tendiert die allgemeine Stimmung zu sehr zu anderen Filmen. Vor allem natürliche zu „Oppenheimer“, Christopher Nolans Verbindung von Biopic, Arthaus und Mainstream, für die es viel Lob von Kritikern und ein begeisteres Publikum gab. Aber verdient hätte Alexander Paynes nostalgisch verklärte, Weihnachten 1970 spielende Geschichte sie schon.

Professor David Hunham (Paul Giamatti) ist ein allein auf dem Schulgelände des in Neuengland liegenden Elite-Internats Barton Academy lebender und bei seinen Schülern verhasster Lehrer für alte Geschichte. Für ihn sind die Weihnachtsferien nur eine Gelegenheit, den Schülern mehr Hausaufgaben aufzugeben. Sie haben jetzt ja zwei Wochen Zeit, die Aufgaben zu erledigen. Dieses Jahr fällt ihm die undankbare Aufgabe zu, auf die wenigen Schüler aufzupassen, die die Weihnachtsferien in der Schule verbringen müssen.

Nach einigen Tagen holt der Vater von einem der Schüler sie, mit dem Einverständnis der Eltern, ab. Nur Angus Tully (Demonic Sessa), dessen Mutter nicht erreichbar ist, muss im Internat bleiben. Zusammen mit Hunham, der Köchin Mary Lamb (Da’Vine Joy Randolph), die über ihren in Vietnam gefallenen Sohn trauert und keine Lust auf familiäre Weihnachtsfeierlichkeiten hat, und dem fast unsichtbaren, immer wieder die Wege vom Schnee befreienden Hausmeister Danny (Naheem Garcia).

Die aus einem miesepetrigen Professor, einer trauernden Köchin und einem aufsässigem Schüler bestehende Notgemeinschaft versucht nun inner- und außerhalb der Schule das Beste aus den Weihnachtstagen zu machen.

Was soll ich sagen? Die Schauspieler sind gut. Die Ausstattung, die Kamera, die Musik ebenso. Das Erzähltempo ist genau richtig. Alexander Paynes hat mal wieder, bis auf das etwas abrupte Ende, alles richtig gemacht.

The Holdovers (The Holdovers, USA 2023)

Regie: Alexander Payne

Drehbuch: David Hemingson

mit Paul Giamatti, Dominic Sessa, Da’Vine Joy Randolph, Carrie Preston, Brady Hepner, Ian Dolley, Jim Kaplan, Michael Provost, Andrew Garman, Naheem Garcia

Länge: 134 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „The Holdovers“

Metacritic über „The Holdovers“

Rotten Tomaotes über „The Holdovers“

Wikipedia über „The Holdovers“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Alexander Paynes „The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“ (The Descendants, USA 2011, mit George Clooney)

Meine Besprechung von Alexander Paynes „Nebraska“ (Nebraska, USA 2013)

Meine Besprechung von Alexander Paynes „Downsizing“ (Downsizing, USA 2017)

Alexander Payne in der Kriminalakte