Neu im Kino/Filmkritik: „Sophia, der Tod und ich“ auf chaotischer Fahrt durch Deutschland

August 31, 2023

Noch bevor der Tod (Marc Hosemann) den latent antriebslosen Altenpfleger Reiner (Dimitrij Schaad) in seiner unsanierten Altbau-Mietwohnung getötet hat, klingelt Reiners Ex-Freundin Sophia (Anna Maria Mühe). Sie ist ziemlich verärgert. Denn Reiner hat, wieder einmal, den Geburtstag seiner Mutter vergessen und dass sie zu ihr hinfahren wollen. Umstandslos zerrt sie Reiner aus der Wohnung zur nächsten Tram und zum Zug. Mit dem seltsam aussehenden Mann, der in Reiners Wohnung ist, diskutiert sie nicht darüber.

Der Tod, der sich Morten de Sarg nennt, verfolgt sie. Denn falls doch einmal das Ungeheuerliche geschieht, dass der Tod sein Werk nicht vollenden kann, darf er sich nicht weiter als 300 Meter von seinem Opfer entfernen. Das ist ein überirdisches Gesetz. Ebenso hat der Tod, bis er seinen Auftrag erfüllt hat, einen menschlichen Körper. Er kann sich also nicht mehr ungehindert durch Raum und Zeit bewegen. Er kann sich nur noch wie ein normaler Mensch durch die Welt bewegen. Für Morten de Sarg ist diese irdische Existenz eine neue Erfahrung.

Gemeinsam fahren sie von Berlin in ein norddeutsches Dorf. Als sie mitten in der Nacht auf dem Provinzbahnhof ankommen, werden sie schon von Reiners verärgerter Mutter erwartet. Dort verspürt Reiner den Wunsch, seinen siebenjährigen Sohn Johnny nach Ewigkeiten, eigentlich zum ersten Mal, zu sehen. Der lebt in Süddeutschland bei seiner Mutter.

Neugierig auf das ihm bislang vollkommen unbekannte irdische Leben gewährt der Tod Reiner einen Aufschub nach dem nächsten, hilft ihm und begleitet ihn quer durch Deutschland.

Währenddessen schickt Gott einen zweiten Todesengel los. Morck Mortus soll ein besonders effizienter Vollstrecker sein.

Für sein Spielfilmdebüt verfilmte Charly Hübner den von „Tomte“-Sänger Thees Uhlmann geschriebenen Bestseller „Sophia, der Tod und ich“ als launiges Roadmovie, dem jede Dringlichkeit fehlt. Dabei hat Reiner nur noch eine begrenzte Zeit zu leben. Dimitrij Schaad spielt ihn so schluffig, wie man ihn als Marc-Uwe Kling aus den „Känguru“-Filmen kennt. Und wie ein „Känguru“-Film, bei dem der Tod die Rolle des Kängurus spielt, wirkt „Sophia, der Tod und ich“ dann auch. Marc Hosemann als der Tod chargiert zwischen emotionslosem Todesboten und Kind, das die Welt und die Freuden des Alkohols entdeckt. Da bleiben Anna Maria Mühe als Reiners Freundin und Johanna Gastdorf als Reiners Mutter nur noch die Rolle der strengen Mutter.

Das hat durchaus seine Momente und Ideen, wie die auf dem Dach eines Parkhauses stehende Imbissbude, an der die Todesaufträge verteilt werden, aber insgesamt hangelt sich die Komödie von Episode zu Episode, ohne dass dabei jemals ein Interesse an den Figuren, vor allem natürlich an dem todgeweihten Reiner, entsteht. Es entsteht auch niemals das Gefühl, dass es in dieser Komödie wirklich um Leben und Tod und die Bilanz eines Lebens geht.

Sophia, der Tod und ich (Deutschland 2023)

Regie: Charly Hübner

Drehbuch: Lena May Graf

LV: Thees Uhlmann: Sophia, der Tod und ich, 2015

mit Dimitrij Schaad, Anna Maria Mühe, Marc Hosemann, Johanna Gastdorf, Josef Ostendorf, Lina Beckmann, Rocko Schamoni, Charly Hübner

Länge: 98 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Sophia, der Tod und ich“

Moviepilot über „Sophia, der Tod und ich“

Wikipedia über „Sophia, der Tod und ich“


TV-Tipp für den 9. Januar: Ein starkes Team: Geplatzte Träume

Januar 8, 2016

ZDF, 20.15
Ein starkes Team: Geplatzte Träume (Deutschland 2016, Regie: Florian Kern)
Drehbuch: Timo Berndt
So war das nicht geplant. Als Maja Maranow im August ihren Abschied aus der Krimiserie „Ein starkes Team“ verkündete, wollte sie sich neuen Projekten widmen. Daraus wird jetzt nichts, weil die 54-jährige schon am vergangenen Samstag, den 2. Januar, in Berlin verstarb. Erst am 8. Januar wurde ihr Tod bekannt. Die Todesursache ist noch unbekannt.
Jetzt ist „Geplatzte Träume“ (ein im nachhinein prophetischer Titel) ihr letzter Film.
In ihrem 64. Fall sucht sie als Kommissarin Verena Berthold mit ihrem Kollegen Otto Garber (Florian Martens) den Mörder eines sehr unbeliebten Bauunternehmers. Entsprechend viele Verdächtige gibt es.
Die seit 1994 laufende Krimiserie war immer ansehbar und das gilt sicher auch für diesen Fall, der ein waschechter Rätselkrimi ist.
Mit Maja Maranow, Florian Martens, Jaecki Schwarz, Arnfried Lerche, Kai Lenfrodt, Robert Seethaler, Johanna Gastdorf, Matthias Koeberlin, Isabell Gerschke, Thorsten Merten, Sibylle Canonica, Tobias Oertel
Hinweise
ZDF über „Ein starkes Team“
Wikipedia über „Ein starkes Team“ und Maja Maranow
Tittelbach.tv: Tilmann P. Gangloff über „Ein starkes Team: Geplatzte Träume“


TV-Tipp für den 26. März: Tatort: Tempelräuber

März 26, 2015

WDR, 20.15

Tatort: Tempelräuber (Deutschland 2009, Regie: Matthias Tiefenbacher)

Drehbuch: Magnus Vattrodt

Buch zum Film: Martin Schüller: Tempelräuber, 2010

In Münster wird ein Priester ermordet. Während Kommissar Thiel versucht, den Mörder des Leiters des Sankt-Vincenz-Seminars zu finden, mischt sich Gerichtsmediziner Boerne mal wieder, auch mit zwei gebrochenen Armen, ungefragt in die Ermittlung ein.

Gewohnt witziger „Tatort“ des Teams Thiel/Boerne, in dem die Witze Hauptsache und die Mördersuche Nebensache sind.

mit Axel Prahl, Jan Josef Liefers, Friederike Kempter, Christine Urspruch, Mechthild Grossmann, Claus Dieter Clausnitzer, Ulrich Noethen , Rosalie Thomass, Johanna Gastdorf, Wolf-Niklas Schykowski, Marita Breuer

Hinweise

Tatort-Fundus über Kommissar Thiel

Meine Besprechung von Martin Schüllers „Tempelräuber“