DVD-Kritik: Zurück in die Achtziger mit „The Executor – Der Vollstrecker“

Februar 25, 2015

Niemand der noch alle Tassen im Schrank hat, wird behaupten, dass „The Executor – Der Vollstrecker“ von Giuliano Carmineo (der hier einmalig als Jules Harrison firmierte und als Anthony Ascott etliche Italo-Western inszenierte) ein guter Film ist. Es ist Bahnhofskinoware (als es diese Kinos noch gab), Exploitation, das in einer Zweit- oder Drittverwertung aktuelle Themen und Kinoerfolge ausbeutet. Mit unbekannten Schauspielern, die teilweise ebenfalls unter amerikanisch klingenden Pseudonymen arbeiten. Und die genau wegen dieser niedrigen Erwartungen oft gar nicht so schlecht sind. Aus heutiger Sicht haben sie auch etwas von einer Zeitkapsel. Denn die Angst vor der globalen Katastrophe und die Folgen der Umweltzerstörung, die damals oben in der öffentlichen Agenda standen, wurden schon seit Langem nicht mehr so explizit und pessimistisch angesprochen wie in diesem 1983 entstandenem Film.
In „The Executor – Der Vollstrecker“ hat die Menschheit vor einigen Jahren die gesamte Umwelt vernichtet. Die Erde ist jetzt ein Wüstenplanet. Skrupellos wird um die letzten Wasserreste gekämpft. Eine friedlich zusammenlebende Gruppe hat in einem Höhlensystem ein Treibhaussystem, das sie mit Nahrung versorgt, eingerichtet. Als deren Quelle versiegt, wollen einige Gruppenmitglieder zu einer Solaranlage fahren, in der sie Wasser vermuten. Ihre Karawane wird von Crazy Bull überfallen. Nur der zehnjährige Tommy überlebt. Er verbündet sich mit Tiger, einem Einzelgänger (jaja, die Italo-Variante von „Mad Max“). Gemeinsam machen sie sich auf den Weg.
Besonders logisch ist die postapokalyptische Welt von „The Executor“ natürlich nicht, aber es ist die damals im Gefolge von „Mad Max II – Der Vollstrecker“ (1981) populäre Welt, die vor allem eine Leistungsschau der Stuntmänner irgendwo in der Wüste ist. Auch in Carnimeos Film sind die Stunts prächtig. Weil es noch keine CGI gab, wurde mit Feuerwerk gezündelt und Autos und Menschen flogen durch die Luft. Das sieht man im heutigen Kino so leider nicht mehr. Die Story selbst ist im Endeffekt die Geschichte eines nicht besonders guten Italo-Western in anderen Kleidern, aber in der vertrauten Wüstenkulisse.
Auf der DVD ist der Film in der ungeschnittenen Fassung enthalten. Deshalb ist ein kurzer Dialog zwischen Tiger und Crazy Bull, in dem es um die Herkunft von Tigers Auto und ihre Beziehung zueinander geht, deutsch untertitelt.
Die Bildqualität ist nicht überragend, aber wahrscheinlich war – immerhin hatte man damals bei diesen Filmen nicht daran gedacht, dass irgendjemand sie sich dreißig Jahre später noch ansehen möchte – nicht mehr drin. Auch beim Ton gibt es, wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, ab und an einige Störgeräusche und es gibt nur zwei deutsche Tonspuren. Weil Ascot Elite, die den Film damals im Kino verlieh, normalerweise alle bei ihnen verfügbaren Tonspuren draufpackt, war wohl nur noch diese Tonspur erhalten.
Außerdem gibt es den Trailer, eine Bildergalerie und einen Bildvergleich der Drehorte, der uns vor allem verrät, wo in Spanien gedreht wurde.
Am 2o. März erscheint bei XCess eine limitierte Sonderausgabe des Films auf Blu-ray (mit beiliegender DVD) und einiges an Bonusmaterial, unter anderem ein 16-seitiges Booklet mit einem Text von Torsten „Wortvogel“ Dewi und einem Audiokommentar mit Kai Naumann und Marc Barion. Diese Fassung soll restauriert sein und auch eine englische Tonspur enthalten; wobei der Film nicht auf Englisch gedreht wurde.

Einige zeitgenössische Kritiken
„Den Italienern gebührt zweifellos die Krone, wenn es darum geht, postatomaren Schwachsinn auf Film zu bannen.“ (Ronald M. Hahn/Volker Jansen: Lexikon des Science-Fiction-Films)

„Formal niveaulose und brutale postatomare Endzeitvision mit den üblichen Bandenkriegen, die auch durch den spärlichen Humor nicht erträglicher wird.“ (Lexikon des internationalen Films)

„Die üblichen Ingredenzien von Action und Brutalität in einer Brachialregie sondergleichen.“ (Fischer Film Almanach 1985)

The Executor - DVD-Cover

The Executor – Der Vollstrecker (Sterminari del Anno 3000, Italien/Spanien 1983)
Regie: Giuliano Carnimeo (als Jules Harrison)
Drehbuch: Elisa Briganti, Dardano Sacchetti, James A. Prich
mit James Clayton, Robert Warner, Alan Collins, Fred Harris, Beryl Cunningham, Luca Venantini

DVD
Ascot Elite (Cinema Treasures)
Bild:1,85:1 (16:9)
Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1, Dolby Digital 2.0)
Untertitel: –
Bonusmaterial: Trailer, Bildergalerie, Bildvergleich Drehorte, Wendecover
Länge: 87 Minuten
FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Rotten Tomatoes über „The Executor – Der Vollstrecker“

Wikipedia über „The Executor – Der Vollstrecker“ und Giuliano Carnimeo