Neu im Kino/Filmkritik: „Cat Person“, Beziehungsstatus schwierig

November 20, 2023

Die zwanzigjährige Studentin Margot arbeitet in einem Arthouse-Kino (Einschub: für sie ist das irgendein Job. Für Filme interessiert sie sich nicht.). Dort lernt sie den Mitt-Dreißiger Robert kennen. Nach einigen Gesprächen treffen sie sich zu einem Date, aus dem mehr wird. Gleichzeitig ist sie immer wieder von seinem Verhalten irritiert. So eloquent seine Textnachrichten sind, so unbeholfen ist er, wenn sie sich treffen.

Cat Person“, der dritte Spielfilm von Susanna Fogel, ist ein kleines schwarzhumoriges Drama über Missverständnisse und den aktuellen Stand im Kampf der Geschlechter in den USA. Mit einigen Szenen, die sich in Margots blühender Fantasie abspielen. Sie fragt sich nämlich, ob der schüchterne ältere Junge nicht vielleicht ein Serienkiller ist. Roberts fundamental andere Sicht der Ereignisse und seiner Motive wird uns auch gezeigt. Und so kann nach dem Film, wie schon vor sechs Jahren über Kristen Roupenians gleichnamige Kurzgeschichte, vorzüglich über Paarbeziehungen diskutiert werden.

Cat Person (Cat Person, USA 2023)

Regie: Susanna Fogel

Drehbuch: Michelle Ashford

LV: Kristen Roupenian: Cat Person, 2017 (Kurzgeschichte, erschienen in The New Yorker)

mit Emilia Jones, Nicholas Braun, Geraldine Viswanathan, Hope Davis, Isabella Rosselini

Länge: 119 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Cat Person“

Metacritic über „Cat Person“

Rotten Tomatoes über „Cat Person“

Wikipedia über „Cat Person“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Susanna Fogels „Bad Spies“ (The Spy who dumped me, USA 2018)


Neu im Kino/Filmkritik: Die Horrorfilme „Piggy“ und „Bodies Bodies Bodies“

Oktober 28, 2022

Das Hingucker-Filmplakat von „Piggy“ zeigt das Ende des Films: Sara (Laura Galán) steht in blutdurchtränkten Shorts und einem ebenso blutdurchtränktem Top auf einer irgendwo im ländlichen Spanien liegenden Straße. Sie sieht wie eine zornige Frau aus, die offensichtlich einige anstrengende Stunden hinter sich hat.

In ihrem Spielfilmdebüt erzählt Carlota Pereda, was vorher geschah. Sara ist in dem Dorf die Tochter des Metzgers. Von ihrer Mutter wird sie zum Machen ihrer Hausaufgaben verdonnert. Von den anderen Dorfjugendlichen, vor allem von den schönen, gutaussehenden, schlanken, auf Äußerlichkeiten bedachten Mädchen wird sie gehänselt. Die gutaussehenden Jungs auf ihren Mopeds stehen schweigend daneben. Denn Sara ist wirklich richtig dick.

Nachdem sie im Freibad von den Dorfschönheiten in Todesangst versetzt wurde, wird eine der Dorfschönheiten ein einem Mann entführt. Er wird sie später ermorden.

Sara, die ihn identifizieren könnte, schweigt. Sie beginnt sogar eine schüchterne Beziehung zu dem Serienmörder. Denn er ist, neben ihrem Vater, die einzige Person, die sie nicht terrorisiert.

Piggy“ ist ein kongenialer Terrorfilm. Er zeigt eine Alptraumwelt. Jeder hackt auf Sara herum, stößt sie herum und terrorisiert sie. Sie lebt in ständiger Angst vor dem nächsten Schlag. Ihr Leben ist ein einziger Alptraum. Schnell verstehen wir ihre Lage und können sehr gut nachvollziehen, warum sie nicht mit der Polizei reden möchte. Denn warum sollte sie den Menschen helfen, die sie kurz vorher noch terrorisierten, verspotteten, ihre Kleider klauten und sie im Bikini vom Freibad durch das Dorf nach Hause laufen ließen?

Für ihr Langfilmdebüt baute Pereda ihren Kurzfilm „Cerdita“ (ebenfalls mit Laura Galán) gelungen auf Spielfilmlänge aus. Entstanden ist ein verdammt gut gemachter, herausfordernder und unangenehmer Film.

Auch in „Bodies Bodies Bodies“, dem US-Debüt der niederländischen Regisseurin Halina Reijn, stehen Jugendliche im Mittelpunkt. Sie treffen sich für ein Wochenende voller Alkohol und Drogen (Sex ist nicht so wahnsinnig wichtig) in der Villa von David.

Als sie mitten in der Nacht im Garten Davids enthauptete Leiche finden, beginnen sie seinen Mörder zu suchen. Weil ein Hurrikan seine Flucht verhindert, muss er sich noch in dem Haus befinden.

Und schnell beginnen diese Reichenkinder äußerst blutig zu sterben, während sie mit ihren Handy-Taschenlampen durch das dunkle Haus stolpern. Dabei ist unklar, ob der Mörder immer wieder zuschlägt oder ob sie an ihrer eigenen Dummheit und Dusseligkeit sterben.

Das ist dann auch das größte Problem dieses Horrorfilms. Alle Jugendlichen, auch die Protagonistin, sind extrem dumm und nervig. Ihr Tod berührt nicht; falls man nicht sogar auf ihr schnellstmögliches Ableben hofft.

Die Geschichte bedient sich rudimentär vertrauter Rätselkrimistrukturen. Allerdings sind die um ihr Überleben kämpfenden Damen und Herren, die sich munter gegenseitig verdächtigen, viel zu dumm, um auch nur im Ansatz zielgerichtet zu ermitteln. Viel lieber rutschen sie im Dunkeln in einer Blutlache aus und bringen sich dabei selbst um.

Letztendlich kann „Bodies Bodies Bodies“ als eine Studie in Dummheit gesehen werden. Nur gestaltet sich der Weg zu dieser Erkenntnis äußerst zäh.

Piggy (Cerdita, Spanien 2022)

Regie: Carlota Pereda

Drehbuch: Carlota Pereda

mit Laura Galán, Carmen Machi , Julián Valcárcel, Claudia Salas, Pilar Castro Camille Aguilar, Richard Holmes

Länge: 100 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Piggy“

Metacritic über „Piggy“

Rotten Tomatoes über „Piggy“

Wikipedia über „Piggy“ (deutsch, englisch)

Bodies Bodies Bodies (Bodies Bodies Bodies, USA 2022)

Regie: Halina Reijn

Drehbuch: Sarah DeLappe (basierend auf einer Geschichte von Kristen Roupenian)

mit Amandla Stenberg, Maria Bakalova, Rachel Sennott, Chase Sui Wonders, Pete Davidson, Myha’la Herrold, Lee Pace

Länge: 95 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Bodies Bodies Bodies“

Metacritic über „Bodies Bodies Bodies“

Rotten Tomatoes über „Bodies Bodies Bodies“

Wikipedia über „Bodies Bodies Bodies“ (deutsch, englisch)