Kurzkritik: Leo Sander: Gelegenheitsverkehr

Mai 5, 2014

Sander - Gelegenheitsverkehr - 2

Einen Innovationspokal wird Leo Sander für seinen Debütroman „Gelegenheitsverkehr“ nicht erhalten, aber das strebte er auch überhaupt nicht an.
Sanders Ich-Erzähler Kant ist gerade in einer Mietwohnung in Kurzkirchen bei Linz eingezogen. Früher war er in Wien Polizist, dann einige Monate bei einer Versicherung und jetzt, nun, räumt er seine Bude ein, als die Tochter seines Vormieters auftaucht. Die Schönheit möchte wissen, ob ihr Vater, den sie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat, wirklich durch einen Unfall umkam oder ermordet wurde. Einerseits hat niemand etwas gegen den Rentner, der früher Trinker war und heute etwas Geld in einem Wettbüro verspielt und dort auch noch Schulden hat, andererseits ist ein so klarer und eindeutiger Genickbruch doch verdammt selten. Vor allem, weil alle sagen, dass Franz Richter sportlich und topfit war.
Kant beginnt, endlich nicht mehr durch das Dienstrecht behindert, zu ermitteln. Informationen erhält er auch von einem früheren Kollegen bei der Polizei und alle Frauen, denen er begegnet, sind vielleicht nicht mehr unbedingt blutjung, aber gutaussehend und willig.
Krimifans kennen das schon seit Marlowes Tagen und Leo Sander zitiert die Klischees, bis auf den zusammengeschlagenen Privatdetektiv, mit spürbarer Lust. Der Plot selbst ist nicht übermäßig verwickelt. Die Zahl der Verdächtigen überschaubar. Immerhin hat Kant den Fall nach zweihundert Seiten geklärt.
„Gelegenheitsverkehr“ ist eine flott gelesene, vergnügliche Abendunterhaltung, die gelungen den US-Hardboiled-Detektiv der Carter-Brown/Richard-S.-Prather-Schule in die östereichische Provinz versetzt.

Leo Sander: Gelegenheitsverkehr
Gmeiner Verlag, 2014
224 Seiten
9,99 Euro