Wenn die Geschichte von „The Lost King“ nicht wahr wäre, würde jeder sie für eine schlecht erfundene Geschichte halten.
Als die in Edinburgh lebende Philippa Langley (Sally Hawkins) eine Schulaufführung von Shakespeares „Richard III.“ besucht, sieht sie in dem König nicht das Monster, sondern einen von der Gesellschaft zu Unrecht verurteilten Menschen. In den nächsten Tagen glaubt sie immer wieder, seinen Geist zu sehen. Gleichzeitig entwickelt sie eine Obsession für den König, der England von 1483 bis 1485 regierte. Sie, die am chronischen Erschöpfungssyndrom leidet, sieht in ihm einen Geistesverwandten.
Bei einem Beusch des lokalen Ablegers der Richard III. Society erfährt sie, dass niemand weiß, wo seine sterblichen Überreste sind. Also beschließt sie, ihn zu finden und seine Ruf zu retten. Dafür kündigt sogar ihren Job.
Auf ihrer aussichtslos erscheinenden Suche wird sie vorbehaltlos unterstützt von ihrem Mann John (Steve Coogan als Ehemann, der hier klaglos alles das tut, was in älteren Filmen die Frau für ihren Mann getan hat) und einigen seltsamen Hobbywissenschaftlern. Angriffen wird sie von etablierten Wissenschaftlern, die sie für eine durchgeknallte Hobbywissenschaftlerin halten.
Stephen Frears verfilmte diese in England wahrscheinlich allgemein bekannte, hier unbekannte Geschichte gelungen als Feelgood-Movie für die ganze Familie.
Jedenfalls kann ich mich nicht an einen einzigen Artikel über Philippa Langleys Geschichte und die Rehabilitierung von Richard III. erinnern. Dabei hätte es einige Gelegenheiten für größere Reportagen gegeben. So wurde die Entdeckung der möglichen Überreste Richard III. am 12. September 2012 öffentlich gemacht. Am 3. Februar 2013 wurde mittels einer DNA-Analyse die Identität Richard III. bestätigt. Am 26. März 2015 wurde er in der Leicester Cathedral in allen Ehren beigesetzt. Spätestens zu dieser Beisetzung hätte es doch einige Zeitungsartikel und TV-Berichte geben müssen.
Seit 2018 wird Richard III., nach einer langjährigen Kampagne von Philippa Langley, auf der königlichen Webseite als rechtmäßiger König von England geführt.

The Lost King (The Lost King, Großbritannien 2022)
Regie: Stephen Frears
Drehbuch: Jeff Pope, Steve Coogan
mit Sally Hawkins, Steve Coogan, Harry Lloyd, Mark Addy, Lee Ingleby, James Fleet
Länge: 108 Minuten
FSK: ab 6 Jahre
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Hinweise
Moviepilot über „The Lost King“
Metacritic über „The Lost King“
Rotten Tomatoes über „The Lost King“
Wikipedia über „The Lost King“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Stephen Frears „Lady Vegas“ (Lay the Favorite, USA/GB 2012)
Meine Besprechung von Stephen Frears “Philomena” (Philomena, GB 2013)
Meine Besprechung von Stephen Frears „Florence Foster Jenkins“ (Florence Foster Jenkins, USA 2016)
Meine Besprechung von Stephen Frears‘ „Victoria & Abdul“ (Victoria & Abdul, Großbritannien 2017)
Veröffentlicht von AxelB