Neu im Kino/Filmkritik: „So was von da“ in dieser Silvesterfeier

August 18, 2018

Für Oskar soll es eine unvergessliche Nacht werden. Immerhin ist diese Silvesternacht auch die letzte Nacht von seinem Club. Es soll in dem eh schon abbruchreifen Szene-Club, der sich anscheinend nie um irgendwelche Vorschriften kümmerte, eine Party gefeiert werden, die St. Pauli und Hamburg nie vergessen.

Love Steaks“-Regisseur Jakob Lass verfilmte Tino Hanekamps autobiographischen Roman „So was von da“ als „improvisierte Romanverfilmung“. Das heißt: es gab ein rudimentäres Drehbuch, die Schauspieler durften und mussten auf dieser Grundlage improvisieren und nachher, im Schnitt, wird dann alles mit Voice-Over und Musik zwischen Punk und Techno zusammengefügt. So entstand ein alkohol- und drogengeschwängerter Fiebertraum, der wie ein wilder Zusammenschnitt der Höhepunkte einer Nacht wirkt. Wie ein roter Faden ziehen sich dabei Oskars Probleme mit seinem Kredithai Kiez-Kalle, der jetzt sein Geld will, durch den Film. Er trifft wieder seine große Schulhofliebe. Er streitet und verbrüdert sich mit seinen Geschäftspartnern und Freuden; meistens sind sie beides gleichzeitig und selten kommen sie über kraft- und lustvoll ausgefüllte Klischees (Kiez-Kalle!) hinweg. Es gibt live und aus der Konserve einen ununterbrochenen Musikteppich. Der todkranke ‚falsche Elvis‘ (Bela B Felsenheimer) steht stumpf auf der Gitarre improvisierend auf der Bühne und will sie nicht mehr verlassen. Seine extrem zickigen Ehefrau, die gleichzeitig die amtierende, rechtsauslegende Innensenatorin (Corinna Harfouch) ist, besucht auf der Suche nach ihrem Mann den Club, den sie lieber gestern als heute schließen würde. Und dann steckt sie im Fahrstuhl fest. Ihr Sohn tritt mit seiner erfolgreiche Punkband im Club auf. Und wir sehen – Zum Glück gibt es kein Geruchskino! – Hamburgs schmutzigste Toilette.

In all dem hochenergetischen Chaos fehlt dann nur der normale Partyleerlauf. Wenn man stundenlang drogenumnebelt dumpf vor sich hin starrt oder sich tödlich langweilt, weil gerade nichts aufregendes passiert. Bei Lass stellt sich dagegen ein anderer Leerlauf ein: denn bei aller Hektik, passiert letztendlich nichts weltbewegendes in dieser Silvesternacht. Es ist dieser atemlose Stillstand, der aber in neunzig Filmminuten nicht langweilt, weil ja ständig etwas passiert und Oskar alle Hände voll zu tun hat, die alle Regeln ignorierende Party zu überleben.

So was von da“ ist herrlich pulsierendes Jugendkino, das nichts mit der Bräsigkeit der meisten deutschen Filme gemein hat.

So was von da (Deutschland 2018)

Regie: Jakob Lass

Drehbuch: Jakob Lass, Hannah Schopf

LV: Tino Hanekamp: So was von da, 2011

mit Niklas Bruhn, Martina Schöne-Radunski, David Schütter, Mathias Bloech, Tinka Fürst, Bela B Felsenheimer, Corinna Harfouch, Kalle Schwensen, Swiss

Länge: 91 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „So was von da“

Moviepilot über „So was von da“

Wikipedia über „So was von da“