
Choi Yu-hee betreibt im Stadteil Dosan ein Blumengeschäft. Es ist in einem abgelegenem Teil Sejins, aber dank einer treuen, zuerst aus der Nachbarschaft kommenden Kundschaft, Social Media und einem Extra-Service läuft ihr Laden ganz gut.
Dieser Extra-Service macht Minyoung Kangs Debütroman „Plant Lady“ auch für den Krimifan interessant. Denn Yu-hee bringt die Männer um, die ihre Kundinnen schlagen, belästigen oder sonstwie schlecht behandeln. Dabei gilt die Regel: wer Pflanzen schlecht behandelt, behandelt auch Frauen schlecht. Oder umgekehrt.
Selbstverständlich erweckt ihr Tun – es verschwinden einfach zu viele Männer für immer in ihrem Geschäft – auch den Verdacht der Polizei. Der Kriminalbeamter Cha Do-kyung will unbedingt die Wahrheit herausfinden.
Das klingt doch nach einer Idee, aus der eine gute Geschichte entstehen könnte.
Leider ist einiges schief gegangen. So ist „Plant Lady“ weniger ein Roman und viel mehr eine Sammlung unabhängiger Kurzgeschichten. Einzig die Ermittlungen von Do-kyung, der erst kurz vor der Buchmitte seinen ersten Auftritt hat, bringen eine rudimentäre Chronologie und die sich nicht erfüllende Erwartung auf ein konventionelles Finale in die sechs Geschichten.
Aber eine Sammlung von Kurzgeschichten kann doch, wie, um nur ein aktuell im Handel erhältliches Buch zu nennen, Maurice Leblancs „Arsène Lupin, der Gentleman-Gauner“, der der Polizei immer wieder entwischt, eine kurzweilige und vergnügliche Lektüre sein. In diesem Fall ist sie es nicht. Die einzelnen Geschichten und damit der gesamte Roman sind zu spröde geschrieben und an den entscheidenden Stellen zu unklar. Während Minyoung Kang das Motiv, also die Verfehlungen des Mannes, noch grob skizziert, handelt sie seinen Tod mit einem Halbsatz, den man leicht überlesen kann, ab. Es ist, auch wenn wir uns denken können, dass sein Tod irgendwie durch irgendeine Pflanze verursacht wurde, unklar, wie er genau stirbt. Wie sie die Leiche dann entsorgt, ist noch unklarer. Auch wenn wir vermuten können, dass er irgendwie zu Dünger verarbeitet wird. Wir erfahren nichts über die Planung und die immer problemlos ablaufende Durchführung.
Ein weiteres Problem ist, dass Yu-hee nie zweifelt. Sie glaubt ihren Kundinnen bedingungslos und geht kompromisslos gegen den Problemverursacher vor.
Das macht die Rachefantasie „Plant Lady“ zu einer drögen und auch enttäuschenden Lektüre. Jedenfalls für alle, die gerne einen schwarzhumorigen Krimi gelesen hätten, in dem einige Männer bestraft werden.
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Minyoung Kang: Plant Lady
(übersetzt von Kyong-Hae Flügel)
Heyne, 2025
208 Seiten
20 Euro
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Originalausgabe
Hankyoreh Publishing, 2024
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Hinweis
Veröffentlicht von AxelB