Neu im Kino/Filmkritik: „Anna und die Apokalypse – Ein Zombie-Weihnachts-Musical“ – nuff said

Dezember 11, 2018

Die sympathische Zombie-Komödie lief auf dem Fantasy-Filmfest und da (oder an Orte mit einem ähnlichem Publikum) gehört dieser Film mit blutbespritzten Schauspielern, knirschenden Zombieschädeln und einem groben Humor auch hin. Die Story ist in ihren Grundzügen aus unzähligen Zombie-Filmen bekannt: Anna und ihre Freunde kämpfen sich durch ihre Heimatstadt Little Haven, während sie links und rechts Zombies töten. Sie will zu ihrem Vater, dem Schulhausmeister, und sie alle wollen zu ihren Freunden, die in der Schule sind. Die Geschichte spielt, wie so oft, in einer Kleinstadt. Ungewöhnlicher ist schon, dass die Macher von „Anna und die Apokalypse“ die titelgebende Apokalypse in die Vorweihnachtszeit verlegen. Schon durch die Handlungszeit ist der Film eindeutig ein Weihnachtsfilm für die Weihnachtsfilmhasser. Zur Vorweihnachtszeit gehört auch eine Weihnachtsaufführung in der Schule, zu der sich dann fast das gesamte Dorf versammelt. Auch die Zombies.

Und wenn Regisseur John McPhail diese rudimentäre Geschichte nur mit einer ordentlichen Portion Splatter-Humor gewürzt hätte, wäre seine Komödie einfach nur die nächste Komödie im Stil von „Shaun of the Dead“. Aber er verknüpft die Horrorkomödie mit dem Musical.

Vor allem am Anfang widersprechen sich die doch arg schnulzigen und poppigen Songs mit den Bildern, die die unschöne Realität zeigen. Da will das im Song beschworene Liebespaar nichts voneinander wissen. Da wird aneinander vorbeigesungen und geträumt, weil die große Schulhofliebe doch lieber mit einem anderen Jungen ausgeht. Die Schulgänge und Schulräume werden zur Kulisse von ausgedehnten Musical-Tanznummern. Und Anna tanzt nach dem Aufstehen fröhlich singend durch die Stadt, ohne etwas von der um sie herumtobenden Zombie-Apokalypse mitzubekommen. Es gibt satirische Spitzen und der Humor speist sich – auch weil es noch keine Zombies gibt – nicht aus den verschiedenen Methoden, einen Zombie möglichst blutspritzend umzubringen.

Zu schnell verschießt „Anna und die Apokalypse“ sein kreatives Pulver und es gibt so ab der Filmmitte nur noch die bekannte Mischung aus Zombies töten, Blödeleien und Sterben. Mit, zugegeben, sympathischen, jungen Schauspielern, einigen grandios absurden Momenten und weit unter dem Potential, das der Film verspricht..

Mit dem richtigen Publikum kann „Anna und die Apokalypse“ ein gelungener Vorweihnachtsabend werden. Jedenfalls solange die Zombies nicht reingelassen werden.

Anna und die Apokalypse (Anna and the Apocalypse, Großbritannien 2018)

Regie: John McPhail

Drehbuch: Alan McDonald, Ryan McHenry

mit Ella Hunt, Malcolm Cumming, Sarah Swire, Christopher Leveaux, Marli Siu, Ben Wiggins, Mark Benton, Paul Kaye

Länge: 98 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Moviepilot über „Anna und die Apokalypse“

Metacritic über „Anna und die Apokalypse“

Rotten Tomatoes über „Anna und die Apokalypse“

Wikipedia über „Anna und die Apokalypse“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „Dracula Untold“ erzählt, wie alles begann

Oktober 2, 2014

Graf Dracula ist zurück im Kino. Sein letzter erinnerungswürdiger Kinoauftritt war 1992 in „Bram Stokers Dracula“. Zuletzt gab es, nur auf DVD, von Dario Argento „Dracula 3D“, aber der war nicht so toll. Und es gibt spaßige Neuinterpretationen der Geschichte, wie in „Abraham Lincoln, Vampirjäger“; wobei das Buch, das sich wie eine stinknormale Biographie über Abraham Lincoln liest, besser ist.
Gary Shores „Dracula Untold“ setzt setzt sich zwischen die Stühle. Einerseits will er die Geschichte von Graf Dracula, dem allseits bekanntem Vampir, erzählen. Also die Geschichte, wie Graf Dracula, der Herrscher über ein Fürstentum in Transsylvanien, Graf Dracula, der Fürst der Dunkelheit, wurde. Und es soll die echte Geschichte von Prinz Vlad III, auf seinen Wunsch „Dracula“ (Sohn des Drachen) genannt, erzählt werden. Dieser äußerst blutdurstige und brutale Herrscher ist das historische Vorbild für Bram Stokers Dracula. Naja, irgendwie. Immerhin gibt es über Vlad nur einige Legenden. Historisch verbürgt ist weniges. Also nahmen sie die Macher einige Freiheiten, wie halt die Behauptung, dass es Vampire wirklich gibt.
Einen solchen Vampir entdeckt Vlad (Luke Evans) in einer unzugänglichen Höhle in einem Berg. Als kurz darauf die eroberungswilligen Türken eine Hundertschaft seiner Untertanenkinder und seinen Sohn wollen, entschließt Vlad sich, gegen ihren Anführer Mehmed (Dominic Cooper) zu kämpfen. Als Kinder kämpften sie als gut ausgebildete Kindersoldaten unter dem Kommando von Mehmeds Vater, der immer Vlad bevorzugte, gegen fremde Völker.
Vlads einzige Möglichkeit, den Kampf im Alleingang gegen die türkische Übermacht zu gewinnen ist, dass er sich mit dem Monster in der Höhle verbündet. Der Master Vampire gibt ihm etwas von seinem Blut. Vlad ist jetzt unbesiegbar und er hat eine starke Sonnenallergie. Er kann allerdings tagsüber noch herumlaufen. Innerhalb von drei Tagen kann er die Transformation rückgängig machen, wenn er auf ein bestimmtes Nahrungsmittel verzichtet.
Ein Machthaber, der für seine Untertanen einen Pakt mit dem Teufel eingeht, der sich auf die Seite des Bösen begibt, um Gutes zu tun und um seine Familie zu beschützen. Was für ein Filmstoff – und was für ein vorhersehbarer Film, der sich mal wieder, wie es sich inzwischen für einen Blockbuster gehört, in dunklen Farben suhlt und Humor wie der Teufel das Weihwasser vermeidet. Ich gebe zu, inzwischen sehne ich mich wieder nach dem Comic Relief aus älteren Abenteuerfilmen.
Dabei kommt ein großer Teil der Vorhersehbarkeit von „Dracula Untold“ aus dem Wissen, wie die Geschichte ausgeht: der Fürst wird zum Vampir. Nur der Weg dorthin und wie er seine Familie verliert ist unklar, folgt aber den bekannten Blockbusterkinoregeln.
Dennoch ist „Dracula Untold“ ein überraschend gelungener Fantasy-Mittelalter-Film, der zwar nichts neu erfindet, aber seine düstere Geschichte ordentlich erzählt. Eigentlich ist sein größtes Problem, dass der Graf, der hier zum Vampir wird, der allseits bekannte Graf Dracula sein soll und daher im Rahmen einer Origin-Story vieles viel zu vorhersehbar ausfallen muss.
Wer etwas über das wahre historische Vorbild von Dracula erfahren möchte, sollte in einem Sachbuch nachschlagen. Denn um historische Wahrheiten kümmert „Dracula Untold“ sich nicht.

Dracula Untold - Plakat

Dracula Untold (Dracula Untold, USA 2014)
Regie: Gary Shore
Drehbuch: Matt Sazama, Burk Sharpless
mit Luke Evans, Sarah Gadon, Dominic Cooper, Art Parkinson, Charles Dance, Diarmaid Murtagh, Paul Kaye, William Houston
Länge: 92 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Dracula Untold“
Moviepilot über „Dracula Untold“
Metacritic über „Dracula Untold“
Rotten Tomatoes über „Dracula Untold“
Wikipedia über „Dracula Untold“ (deutsch, englisch)