Neues Cover, neuer Titel, ein Zwei in Eins und schon wird aus den „Gangs of Wasseypur“, die ursprünglich in zwei Teilen erschienen, der „Asian Godfather“.
Damals schrieb ich über das Epos:
Ursprünglich sollte „Gangs of Wasseypur“ als ein Film gezeigt werden. Aber dreihundert Minuten war dann, sogar für Bollywood-Verhältnisse, etwas lang. Auch weil „Gangs of Wasseypur“ kein Musical (obwohl es genug Musik gibt), sondern ein Gangsterepos ist, das – anscheinend ziemlich nah an der Realität – die Geschichte des Verbrechertums in der nordostindischen Kohle- und Bergbaustadt Wasseypur erzählt.
Regisseur Anurag Kashyap konzentriert sich dabei auf die miteinander verfeindeten Verbrecherclans von Shahid Khan und Ramadhir Singh und ihren jahrzehntelangen Kampf von den vierziger Jahren, kurz vor dem Ende der Kolonialzeit, bis in die Gegenwart. Allein schon der zeitliche Umfang, sowohl in Erzählzeit als auch in Filmzeit, weckt Erinnerungen an Francis Ford Coppolas „Der Pate“-Saga oder Sergio Leones „Es war einmal in Amerika“, aber Anurag Kashyap erzählt konventioneller, indem er chronologisch die Geschichte erzählt und mit viel Musik, vor allem im zweiten Teil, garniert. Der zweite Teil, der nach der Jahrtausendwende, nach der Ermordung von Shahid Khan auf offener Straße beginnt, erzählt, wie sein drogensüchtige Enkel Faizal die Macht übernimmt und der Kampf zwischen den beiden Familien zu einem Krieg eskaliert, Dieser Teil ist poppiger geraten, weil sich optisch und erzählerisch an neuen westlichen Gangsterfilmen orientiert und die Geschichte mit viel Bollywood-Musik unterlegt wird, der indischen Variante von Ethno-Euro-Disco, was für meine Ohren eine ziemlich gruselige Musik ist und weshalb ich auch kein Bollywood-Fan bin.
In der zweiten Hälfte fällt auch auf, wie lange Wasseypur von der westlichen Kultur verschont blieb. Bis vor wenigen Jahren schien dort seit den Dreißigern die Zeit stehen geblieben zu sein.
Die Teilung des dreihundert minütigen Films in zwei gleich lange Teile ist sinnvoll, denn jeder Teil erzählt eine durchaus eigenständige, stilistisch klar unterscheidbare Geschichte. Aber seine volle Pracht entfaltet „Gangs of Wasseypur“ nur, wenn man beide Teile sieht, die sich auch gar nicht wie fünf Stunden anfühlen.
Für uns Genrejunkies ist das Epos ein feiner Blick in eine fremde Verbrecherwelt. Denn es muss ja nicht immer die italienische Mafia in God’s own Country sein.
Jetzt also in einer Box zu einem günstigen Preis.
Asian Godfather
Polyband
Bild: 2,35:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Hindi (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Trailer, Wendecover
Länge: 308 Minuten (2DVDs)
FSK: ab 18 Jahre
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enthält:
Gangs of Wasseypur – Teil 1 (Gangs of Wasseypur, Indien 2012)
Regie: Anurag Kashyap
Drehbuch: Akhilesh Jaiswal, Anurag Kashyap, Sachin K. Ladia, Zeishan Quadri
mit Manoj Bajpayee, Tigmanshu Dhulia, Piyush Mishra, Rhicha Chadda
Länge: 154 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
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Gangs of Wasseypur – Teil 2 (Gangs of Wasseypur, Indien 2012)
Regie: Anurag Kashyap
Drehbuch: Akhilesh Jaiswal, Anurag Kashyap, Sachin K. Ladia, Zeishan Quadri
mit Manoj Bajpayee, Tigmanshu Dhulia, Piyush Mishra, Rhicha Chadda
Länge: 154 Minuten
FSK: ab 18 Jahre
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Hinweise
Moviepilot über „Gangs of Wasseypur“
Rotten Tomatoes über „Gangs of Wasseypur“
Wikipedia über „Gangs of Wasseypur“ (Teil 1, Teil 2)
BFI über “Gangs of Wasseypur” (Film der Woche)
Meine Besprechung von Anurag Kashyaps „Gangs of Wasseypur“ (Gangs of Wasseypur, Indien 2012)

Veröffentlicht von AxelB 
