Zehn Jahre nach seinem letzten Spielfilm „Versprich es mir!“ und ungefähr zwanzig Jahre nach „Underground“ (1995) und „Schwarze Katze, weißer Kater“ (1998) kehrt der Jugoslawe Emir Kusturica wieder in seine Heimat und die neunziger Jahre, als im damaligen Jugoslawien ein Bürgerkrieg tobte, zurück und er erzählt eine Geschichte, die auf „drei wahren Geschichten und jeder Menge Fantasie“ basieren soll. Im Zentrum steht die Liebesgeschichte von Milchmann Kosta (Emir Kusturica), der verträumt mit seinem Esel täglich die Frontlinien passiert, und einer namenlosen Italienerin mit geheimnisvoller Vergangenheit (Monica Bellucci). Sie soll allerdings einen anderen Mann, einen einäugigen Kriegshelden, heiraten. Also brennen die beiden, verfolgt von ihrem künftigen Mann und ihrem Ex-Geliebten, durch.
Diese Geschichte ist für Kusturica nur die läppische Entschuldigung für eine Abfolge burlesker Szenen, in denen im Bürgerkrieg das Leben fast ungestört weitergeht und exzessiv gefeiert wird. Wenn man nicht gerade mit einer Bahnhofsuhr kämpfen muss.
Das ist, auch wenn die Verfolgungsjagd in der zweiten Filmhälfte etwas lang gerät, witzig und mit viel Liebe zum Detail inszeniert.
Allerdings kehrt Kusturica mit „On the Milky Road“ einfach wieder in seine Vergangenheit zurück. Sein neuester Film würde als weitere Episode in „Underground“ nicht weiter auffallen. Es ist ein Film, der uns viel über den Irrsinn des Bürgerkriegs als eine burleske Abfolge von Anekdoten, Klamauk, Grotesken, Slapstick, Fantasien und überbordenden, alkohlgeschwängerten Gesängen in Dorfkneipen erzählt, der aber nichts über die aktuellen Probleme im ehemaligen Jugoslawien und wie der Krieg von der Bevölkerung verarbeitet wurde verrät. Das ist, wie gesagt, gut gemacht und unterhaltsam, aber für Kusturica-Fans, die sich noch an „Underground“ und „Schwarze Katze, weißer Kater“ erinnern, gibt es keinen Grund, sich „On the Milky Road“ anzusehen.
Für sie stellt sich schon während des Films die Frage, ob Kusturica nichts zu den aktuellen Entwicklungen in seiner Heimat zu sagen hat, ob er einfach in der Vergangenheit verharrt oder ob er nur dann Geld für einen Film bekommt, wenn er einfach noch einmal seine alten Erfolge nachinszeniert.

On the Milky Road (Na mliječnom putu/On the Milky Road, Serbien/Großbritannien/USA 2016)
Regie: Emir Kusturica
Drehbuch: Emir Kusturica
mit Emir Kusturica, Monica Bellucci, Sloboda Micalovic, Predrag Manojlovic
Länge: 125 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
–
Hinweise
Moviepilot über „On the Milky Road“
Metacritic über „On the Milky Road“
Veröffentlicht von AxelB