Drehbuch: Aaron Kandell, Jordan Kandell, Davd Branson Smith
LV: Tami Oldham Ashcraft, Susea McGearhart: Red Sky In Mourning: A True Story Of Love, Loss And Survival At Sea, 2002 (Self-publishing 1998)
Spontan entschließt die Rucksacktouristin Tami Oldham (Shailene Woodley) sich, zusammen mit ihrer Urlaubsbekanntschaft Richard Sharp (Sam Claflin) ein Segelboot von Tahiti nach San Diego zu bringen. Während der Fahrt geraten sie in einen Hurrikan. Richard wird schwer verletzt. Das Schiff ist nur noch ein im Pazifik treibendes Wrack. Und Tami, die vom Segeln keine Ahnung hat, muss irgendwie zum nächsten rettenden Ufer gelangen. Das ist zweitausend Seemeilen entfernt.
TV-Premiere. Starkes, auf wahren Ereignissen basierendes Survival-Drama, das Baltasar Kormákur klug zwischen den Zeitebenen springend erzählt.
Baltasar Kormákurs neuer Film „Die Farbe des Horizonts“ beginnt mit einer minutenlangen Einstellung, in der die aus einer langen Ohnmacht erwachte und verletzte Tami Oldham (Shailene Woodley) sich langsam auf dem 13 Meter langen Segelschiff „Hazana“ orientiert. Nachdem das Boot in einen Hurrikan geriet, ist es letztendlich ein Wrack und ihr Begleiter Richard Sharp (Sam Claflin) ist über Bord gegangen. Später entdeckt sie ihn, entgegen aller Wahrscheinlichkeit, im Pazifik und sie zerrt ihn auf die „Hazana“. Aber eine große Hilfe ist er nicht. Der Schwerverletzte kann ihr nur etwas geistigen Beistand liefern. Und den hat Tami bitter nötig. Denn im Gegensatz zu Richard, der ein erfahrener Segler ist, hat sie erst mit dem Segeln begonnen, nachdem sie ihn vor fünf Monaten getroffen hat.
Die Kalifornierin Tami reiste in den frühen Achtzigern als Rucksacktouristin ziellos durch die Welt. Auf Tahiti trifft sie 1983 den charismatischen Engländer Richard Sharp. Er erzählt ihr von seiner niemals endenden Fahrt über die Weltmeere. Sie verlieben sich ineinander, er bringt ihr das Segeln bei und sie verloben sich. Denn Richard ist, davon ist Tami überzeugt, ihre große Liebe.
Als sie auf der Insel ein wohlhabendes, mit Richard befreundetes Ehepaar treffen, bieten sie ihnen an, die „Hazana“ nach San Diego zu überführen. Für den Gefallen würden sie ihnen 10.000 Dollar und zwei Rückflugtickets geben.
Tami und Richard sind einverstanden. Gemeinsam machen sie sich auf ihren ersten gemeinsamen langen Törn, der mitten im Pazifik, zweitausend Seemeilen vom nächsten Festland entfernt, zu einem Kampf ums Überleben wird.
Nach „The Deep“ (ein Mann schwimmt zum nächsten Ufer) und „Everest“ (eine Männergruppe besteigt einen Berg) inszenierte Baltasar Kormákur wieder ein auf Tatsachen basierendes, packendes Survival-Drama, das dieses Mal auch eine Liebesgeschichte ist. Er erzählt sie indem er zwischen der Gegenwart, dem eigentlich hoffnungslosen Kampf der Schiffbrüchigen ums Überleben auf hoher See, und Tamis Erinnerungen an ihre glücklichen Tage mit Richard hin und her pendelt. Am Ende führt Kormákur diese beiden Zeitebenen (und Filmstile) so zusammen, dass die von ihm gewählte nicht chronologische Erzählweise als erzählerische Notwendigkeit erscheint. Es ist kein Gimmick, um die doch sehr vorhersehbare Geschichte interessanter und weniger schmalzig zu gestalten. Stattdessen gibt es ein von der ersten Minute das Interesse wachhaltendes Wechselspiel zwischen verklärenden Erinnerungen, die auch in einer Südsee-Schmonzette nicht negativ auffallen würden, und der rauen Gegenwart, in der Tami über vierzig Tage um ihr Überleben kämpft in einem seeuntüchtig dahintreibendem, sich nur mühsam in Richtung rettendes Ufer bewegendem Schiffswrack. Richard selbst bezeichnet sich einmal als „totes Gewicht“, das nur die wenigen noch vorhandenen Lebensmittel, die Tami viel nötiger braucht, auf isst.
Und Tami tut, wie der namenlose, von Robert Redford gespielte Segler in dem sehenswerten Ein-Personen-Stück „All is Lost“ (das auch fast ein Stummfilm ist), alles, um das Boot seetüchtig zu halten und ein rettendes Ufer zu erreichen. Denn Hilfe ist, ohne funktionierendes Funkgerät und abseits der befahrenen Schiffsrouten, nicht zu erwarten.
Immerhin hat Tami jemand, mit dem sie reden kann, und ihre Erinnerungen, die angesichts der ersten Filmminuten schon schal wirken.
Die Farbe des Horizonts (Adrift, USA 2018)
Regie: Baltasar Kormákur
Drehbuch: Aaron Kandell, Jordan Kandell, Davd Branson Smith
LV: Tami Oldham Ashcraft, Susea McGearhart: Red Sky In Mourning: A True Story Of Love, Loss And Survival At Sea, 2002 (Self-publishing 1998)
mit Shailene Woodley, Sam Claflin, Grace Palmer, Jeffrey Thomas, Elizabeth Hawthorne