Neu im Kino/Filmkritik: Isabelle Huppert ist „Madame Sidonie in Japan“

Juli 10, 2024

Als in Japan ihr vor vierzig Jahren erschienenes Erstlingswerk neu verlegt wird, wird Sidonie Perceval (Isabelle Huppert) von ihrem Verleger Kenzo (Tsuyoshi Ihara) eingeladen für eine Lesetour und einige Pressetermine. Er ist, wie sie bei ihrer Ankunft in Japan erstaunt feststellt, ein etwas seltsamer Kleinverleger. Aber die gefeierte französische Schriftstellerin ist auch etwas seltsam. Eigentlich wollte sie nicht nach Japan fliegen. Mit ihrem neuen Buch kommt sie nicht voran. Sie trauert immer noch um ihren verstorbenen Mann Antoine (August Diehl). Der taucht plötzlich quicklebendig in ihrem Hotelzimmer auf.

Madame Sidonie in Japan“ ist eine nette kleine, sich für ihre Figuren Zeit nehmende Komödie über das sehr freundlichen Aufeinandertreffen von japanischer und französischer Kultur zwischen Verbeugungen und der Frage, wer Sidonies Tasche trägt. Es gibt einen manchmal etwas kindischen, immer harmlosen Geist, etwas Liebe und einige nicht allzu tiefschürende Einblicke in den Literaturbetrieb, während im Hintergrund die japanische Landschaft vorbeizieht. Dabei sind, wenn Antoine als Geist auftaucht oder wenn Sidonie und Kenzo nebeneinander im Auto sitzen, die Spezialeffekte in Élise Girards drittem Kinofilm so betont offensichtlich, dass sie schon wieder einen Retro-Charme versprühen. Und irgendwann kommen Sidonie und ihr schweigsamer Verleger Kenzo, der nach der Scheidung sehr melancholisch wurde, sich bei den langen Autofahrten und Spaziergängen näher. Das sorgt am Filmende für eine Szene, die man so in dieser harmlosen Low-Key-Komödie nicht erwartet hätte.

Madame Sidonie in Japan (Sidonie au Japon, Frankreich/Deutschland/Japan/Schweiz 2023)

Regie: Élise Girard

Drehbuch: Maud Ameline, Élise Girard, Sophie Fillières

mit Isabelle Huppert, Tsuyoshi Ihara, August Diehl

Länge: 92 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Filmportal über „Madame Sidonie in Japan“

Moviepilot über „Madame Sidonie in Japan“

AlloCiné über „Madame Sidonie in Japan“

Rotten Tomatoes über „Madame Sidonie in Japan“

Wikipedia über „Madame Sidonie in Japan“ (englisch, französisch)


TV-Tipp für den 27. Januar: Letters from Iwo Jima

Januar 27, 2016

Kabel 1, 23.30
Letters from Iwo Jima (USA 2006, Regie: Clint Eastwood)
Drehbuch: Iris Yamashita (nach einer Geschichte von Iris Yamashita und Paul Haggis)
LV: Tadamichi Kuribayashi/Tsuyoko Yoshido: Picture Letters from Commander in Chief
Unglaublich, aber wahr: heute ist die TV-Premiere von Clint Eastwoods „Letters from Iwo Jima“, den er 2006, direkt im Anschluss, als Gegenstück zu seinem Film „Flags of our fathers“ inszenierte. In dem Film zeigte er die US-amerikanische Seite und Interpretation des Kampfes um die Pazifikinsel Iwo Jima im Zweiten Weltkrieg. In „Letters from Iwo Jima“ schildert er die japanische Seite, auf der sich die Soldaten in eine aussichtslose Schlacht begaben. Auf japanisch. Dafür gab es, neben einigen anderen Preisen, den Golden Globe in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“. Auch bei uns kam der Film als „Original mit Untertiteln“ in die Kinos.
Und: Nein, das Sterben auf der Vulkaninsel ist nicht ehrenhaft.
mit Ken Watanabe, Kazunari Ninomiya, Tsuyoshi Ihara, Ryô Kase, Shidou Nakamura, Hiroshi Watanabe, Takumi Bando, Yuki Matsuzaki
Hinweise
Rotten Tomatoes über „Letters from Iwo Jima“
Wikipedia über „Letters from Iwo Jima“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Pierre-Henri Verlhacs (Herausgeber) „Clint Eastwood – Bilder eines Lebens“ (2008)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods „Hereafter – Das Leben danach“ (Hereafter, USA 2010)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods “Jersey Boys” (Jersey Boys, USA 2014)

Meine Besprechung von Clint Eastwoods “American Sniper” (American Sniper, USA 2014)

Clint Eastwood in der Kriminalakte