Neu im Kino/Filmkritik: „Umberto Eco: Eine Bibliothek der Welt“ in den eigenen vier Wänden

März 23, 2024

Vor einigen Monaten zeigte Wim Wenders in „Anselm – Das Rauschen der Zeit“ die Bibliothek von Anselm Kiefer. Der Künstler hat sie eher minderprächtig in einer riesigen alten Lagerhalle untergebracht.

Jetzt zeigt Davide Ferrario in „Umberto Eco: Eine Bibliothek der Welt“ die Bibliothek von Umberto Eco, die es so nicht mehr gibt. Einerseits weil der am 5. Januar 1932 geborene Umberto Eco am 19. Februar 2016 verstorben ist, andererseits weil seine Familie Anfang 2021 mit dem Kulturministerium eine Vereinbarung unterzeichnete, nach der die über 30.000 zeitgenössischen Werke aus Ecos Bibliothek der Universität von Bologna und die 1.500 antiken und seltenen Bücher nach Mailand an die Biblioteca Braidense übergeben werden sollen. Ecos Bibliothek soll dauerhaft für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Und das geht in einem verwinkelten Mailänder Privathaus nicht.

Umberto Eco war Semiotiker, Medienwissenschaftler, Philosoph, Essayist, in Italien ein bekannter, respektierter, humorvoller Intellektueller und Romanautor. Sein bekanntestes Buch ist „Im Namen der Rose“. Wobei seine nächsten Romane viel besser seien, sagt er in einem Interview, das Ferrario in „Umberto Eco: Eine Bibliothek der Welt“ zeigt. Ferrarios essaystischer Dokumentarfilm beginnt mit einem Blick in Umberto Ecos riesige Bibliothek. Ein Jahr vor seinem Tod bat Ferrario Eco durch die Bibliothek zu gehen und dabei den umständlichsten Weg zu dem entlegensten Buch zu wählen. Eco tat ihm, begleitet von einem Kameramann, den Gefallen.

Ausgehend von dem Gang durch die Bibliothek spannt Ferrario einen Bogen zu Umberto Ecos Schaffen und Denken. In drei Kapiteln und einem Epilog nähert er sich essaystisch und sehr verspielt dem Denker. Immer ist eine Tür für eine andere Interpretation offen oder es handelt sich um gleichzeitig kluge und witzige Beobachtungen. So lehnt Eco E-Books ab, weil er im Text nichts unterstreichen und sich am Textrand keine Notizen machen kann (das Problem sollte inzwischen technisch gelöst sein) und er keine Marmeladenflecken im Buch hinterlassen kann. Den Wert eines Mobiltelefons – er besitzt eines, hat es aber immer ausgeschaltet – sieht er als Notizbuch. Das Internet sieht er, mit gut nachvollziehbaren Argumenten, kritisch. Ergänzt werden Ecos Interviews und öffentliche Auftritte von Schauspielern, die Texte von Eco in einer theaterhaften Performance vortragen. Diese Auftritte inszenierte Ferrario in verschiedenen anderen Bibliotheken. Familienmitglieder erzählen über ihr Leben mit Umberto Eco. Und selbstverstänlich zeigt Ferrario auch die Bücher, die in Ecos Bibliothek stehen. Es sind, wenig überraschend für alle, die Ecos Werk (und seine Romane) kennen, vergessene und obskure Werke,

Das ergibt eine spielerische und kurzweilige Annäherung an Umberto Eco, sein Denken und Werk, in der die eine Ansicht die andere Ansicht nicht ausschließt.

Umberto Eco: Eine Bibliothek der Welt ( Umberto Eco: La biblioteca del mondo, Italien 2022)

Regie: Davide Ferrario

Drehbuch: Davide Ferrario

mit Umberto Eco, Giuseppe Cederna, Niccolò Ferrero, Paolo Giangrasso, Walter Leonardi, Zoe Tavarelli, Mariella Valentini, Bücher

Länge: 80 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Umberto Eco: Eine Bibliothek der Welt“

Metacritic über „Umberto Eco: Eine Bibliothek der Welt“

Rotten Tomatoes über „Umberto Eco: Eine Bibliothek der Welt“

Wikipedia über Umberto Eco (deutsch, englisch, italienisch)


TV-Tipp für den 24. Dezember: Der Name der Rose

Dezember 23, 2022

Kabel 1, 20.15

Der Name der Rose (Il nome della rosa/Le Nom de la rose, Deutschland/Italien/Frankreich 1986)

Regie: Jean-Jacques Annaud

Drehbuch: Andrew Birkin, Gérard Brach, Howard Franklin, Alain Godard

LV: Umberto Eco: Il nomme della rosa, 1980 (Der Name der Rose)

Bruder William von Baskerville sucht einer Benediktiner-Abtei einen Mörder.

Prächtiges, detailgenaues, im Mittelalter spielendes Whodunit, das Sean Connery endgültig als ernstzunehmenden Schauspieler etablierte.

Umberto Eco schrieb danach nie wieder so nahe an seinem Publikum.

Mit Sean Connery, F. Murray Abraham, Christian Slater, Michael Lonsdale, Ron Perlman, Helmut Qualtinger

Wiederholung: Sonntag, 25. Dezember, 03.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der Name der Rose“

Wikipedia über „Der Name der Rose“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jean-Jacques Annauds „Black Gold“ (Black Gold, Frankreich/Katar 2011)


TV-Tipp für den 1. Februar: Der Name der Rose

Februar 1, 2014

ARD, 23.10

Der Name der Rose (Deutschland/Italien/Franktreich 1986, R.: Jean-Jacques Annaud)

Drehbuch: Andrew Birkin, Gérard Brach, Howard Franklin, Alain Godard

LV: Umberto Eco: Il nomme della rosa, 1980 (Der Name der Rose)

Bruder William von Baskerville sucht einer Benediktiner-Abtei einen Mörder.

Prächtiges, detailgenaues, im Mittelalter spielendes Whodunit, das Sean Connery endgültig als ernstzunehmenden Schauspieler etablierte.

Umberto Eco schrieb danach nie wieder so nahe an seinem Publikum.

Mit Sean Connery, F. Murray Abraham, Christian Slater, Michael Lonsdale, Ron Perlman, Helmut Qualtinger

Wiederholung: Sonntag, 2. Februar, 02.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der Name der Rose“

Wikipedia über „Der Name der Rose“ (deutsch, englisch)