TV-Tipp für den 4. November: Brutale Stadt

November 3, 2024

Arte, 22.05

Brutale Stadt (Città violenta, Italien/Frankreich 1970)

Regie: Sergio Sollima

Drehbuch: Sauro Scavolini, Gianfranco Callegarich, Lina Wertmuller, Sergio Sollima

Nachdem Profikiller Jeff Heston (Charles Bronson) für seinen Boss zwei Jahre im Gefängnis saß und dieser ihm währenddessen seine Freundin ausspannte, will Jeff sich rächen.

TV-Premiere eines bis 2008 indizierten Thrillers, der danach eine FSK-16 erhielt und Kultstatus erlangte. So nannte Regisseur Nicolas Winding Refn „Brutale Stadt“ seinen liebsten italienischen Film. Die Action, vor allem die Autoverfolgungsjagd am Filmanfang werden allgemein gelobt und positiv mit denen in „Bullit“ und „The French Connection“ verglichen.

darstellerisch beachtlicher Gangsterfilm, der (…) an seiner brutalen Action scheitert.“ (Lexikon des internationalen Films)

mit Charles Bronson, Telly Savalas, Jill Ireland, Umberto Orsini, Michel Constantin, George Savalas

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Brutale Stadt“

Wikipedia über „Brutale Stadt“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 9. September: Brutale Schatten

September 8, 2024

Arte, 20.15

Brutale Schatten (Une homme est mort, Frankreich/Italien 1972)

Regie: Jacques Deray

Drehbuch: Jean-Claude Carrière, Jacques Deray, Ian McLellan Hunter

In Los Angeles soll der französische Auftragskiller Lucien Bellon (Jean-Louis Trintignant) einen Gangsterboss töten. Danach will sein Auftraggeber ihn umbringen – und das ist nicht die beste aller Idee. Also für den Auftraggeber, für uns Zuschauer sieht es anders aus.

Verdammt selten gezeigte, in den USA gedrehte, ziemlich unbekannte Genreperle. „Kühl inszenierter Gangsterfilm mit leichter Ironie bei der Zeichnung amerkanischer Mentalität und Gewohnheiten.“ (Lexikon des internationalen Films)

Die Musik ist von Michel Legrand

mit Jean-Louis Trintignant, Ann-Margret, Roy Scheider, Angie Dickinson, Georgia Engel, Felice Orlandi, Michel Constantin, Umberto Orsini, Jackie Earle Haley, John Hillerman, Talia Shire

Hinweise

Arte über den Film (bis zum 1. März 2025 in der Mediathek)

Allociné über „Brutale Schatten“

Rotten Tomatoes über „Brutale Schatten“

Wikipedia über „Brutale Schatten“ (deutsch, englisch, französisch)


Blu-ray-Kritik: Alain Delon ist „Tony Arzenta – Tödlicher Hass“ empfindet er

März 30, 2022

https://www.youtube.com/watch?v=OGbd-BQRmEA

Während der Geburtstagsfeier seines Sohnes wirkt der von Alain Delon gespielte Tony Arzenta seltsam distanziert. Er passt nicht zwischen die feiernden Kindern und ihre Müttern. Kurz darauf verlässt er die Feier, fährt durch die Stadt und bringt einen Mann um. Einen zufällig auftauchenden Zeugen erschießt er ebenfalls. Mit einem bedauerndem Blick. Arzenta ist der Killer für ein international agierendes Verbrechersyndikat, vulgo die Mafia. Nach diesem Auftrag möchte er aussteigen und ganz zum Familienmenschen werden.

Kurz darauf explodiert in Arzentas Auto eine Autobombe. Arzenta muss zusehen, wie sein Frau und sein Sohn bei der Explosion sterben.

Dieser Doppelmord ist der Auftakt für einen sich über mehrere Länder erstreckenden Rachefeldzug. Arzenta tötet nacheinander die auf ihn angesetzten Killer und die Bosse, die den Mordautrag gegeben haben.

Der 1973 entstandene Gangsterthriller „Tony Arzenta – Tödlicher Hass“ gehört zu Alain Delons unbekanntesten Filmen. So ist der Actionthriller deutlich schlechter als seine bekanntesten Filme, wie „Der eiskalte Engel“. Auch wenn er, aus heutiger Sicht, nicht so schlecht ist, wie damals das Lexikon des internationalen Films urteilte: „Ein zynischer Actionfilm mit Glorifizierung brutaler Gewalt, distanzloser Verherrlichung eines Massenmörders und billigster ‚Zehn-kleine-Negerlein-Dramaturgie‘.“

Weltweit gab es ein munteres Fassungswirrwarr. Je nach Land, Verleih und Verwertung wurde munter an dem Werk herumgeschnitten.

Bei uns war „Tony Arzenta“von 1985 bis 2021 indiziert und damit der öffentlichen Aufmerksamkeit entzogen. Es gab danach keine TV-Ausstrahlungen, keine Video- oder DVD-Veröffentlichung und in den Kinos lief der damals über zehn Jahre alte Film selbstverständlich auch nicht mehr. Es gab auch keinen Neustart mit einem anderen Titel. Bei anderen Filmen wurde das damals getan.

Jetzt, nachdem die Indizierung (bzw. genaugenommen die Folgeindizierung von 2010) aufgehoben wurde, gibt es „Tony Arzenta“ in einem Mediabook in der 97-minütigen deutschen Kinofassung und der 112-minütigen internationalen Fassung. Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie mit vielen, einen nostalgisch stimmenden zeitgenössischen Filmplakaten, einem 40-seitigem Booklet mit einem lesenswertem Text von Steffen Wulf und einem Audiokommentar von Leonhard Elias Lemke (u. a. Deadline – Das Filmmagazin). Sein Audiokommentar ist informativ, aber für mein Gefühl zu wenig analytisch und er erzählt zu oft, was gerade im Bild zu sehen ist.

Beim Ansehen des harten Gangsterthrillers fragte ich mich, warum er indiziert wurde. Denn so schlimm ist der Selbstjustizthriller nicht. Früher hätte es auch für die VHS-Auswertung eine FSK-18 getan, heute ist er „frei ab 16 Jahre“ und das ist okay. Ducio Tessari zeichnet eine düstere Welt ohne einen Sympathieträger. Es sind Verbrecher, die sich skrupellos gegenseitig verraten und töten. In dieser Welt ist Arzenta der strahlende Held, weil er weniger Böse als die anderen Figuren ist. Sicher, er ist ein eiskalter Killer, aber er ist auch ein liebender Familienvater, der den Verlust seiner Familie erleiden muss. Er hat Eltern, die er öfter besucht. Er glaubt noch an Loyalitäten. Und er verprügelt keine Frauen. Das tun einige der Verbrecher, die ihn umbringen wollen.

Ducio Tessaris Gangsterfilm ist kein vergessener Klassiker, sondern lediglich ein okayer harter Gangsterthriller für Delon-Fans und Fans italienischer Thriller aus den Siebzigern. Der Poliziottesco erzählt seine einfache Gangster-ermorden-Gangster-Geschichte relativ flott und mit zahlreichen Actionszenen.

Als der Thriller 1973 seine Premiere feierte, war Alain Delon ein Star. In Deutschland hatte er spätestens nach seiner Beziehung zu „Sissi“ Romy Schneider einen schweren Stand. Die Delon-Klassiker, wie „Nur die Sonne war Zeuge“, „Rocco und seine Brüder“, „Der Leopard“, „Die Abenteurer“ und „Der eiskalte Engel“, sind schon älter. Jean-Pierre Melvilles letzter Film „Der Chef“ lief gerade in den Kinos. In den folgenden Jahren drehte Delon mit bekannten Regisseuren und Schauspielern als an der Kinokasse zugkräftiger Kinostar weitere Filme. Die waren kommerzieller, mal weniger kommerziell ausgerichtet. Es waren auch gute und heute noch bekannte Filme dabei, wie José Giovannis „Endstation Schafott“ (mit Jean Gabin) oder Joseph Loseys „Mr. Klein“. Aber ein richtiger Klassiker ist keiner dieser Filme. Seine bekannteren Filme aus dieser Zeit bedienten zunehmend rechte Thrillerfantasien.

Ab Mitte der achtziger Jahre zog Delon sich zunehmend ins Privatleben zurück. Zu seinen wenigen späteren, bemerkenswerten Filmauftritten gehören Volker Schlöndorffs Marcel-Proust-Verfilmung „Eine Liebe von Swann“ (mit Delon als homosexuellem Baran) und Jean-Luc Godards „Nouvelle Vague“ und, auch wenn sie inzwischen fast vergessen ist, die auf den sehr empfehlenswerten Romanen von Jean-Claude Izzo basierende TV-Miniserie „Fabio Montale“. Sowieso lohnt sich bei den Delon-Filmen meistens die Lektüre des dem Film zugrunde liegenden Romans. So sind die Romane von Jean-Patrick Manchette besser als die Verfilmungen. Aber das ist ein anderes Thema.

Tony Arzenta – Tödlicher Hass (Tony Arzenta e Big Guns/Les grands fusils, Italien/Frankreich 1973)

Regie: Duccio Tessari

Drehbuch: Ugo Liberatore, Franco Verucci, Roberto Gandus (nach einer Geschichte von Franco Verucci)

mit Alain Delon, Richard Conte, Carla Gravina, Marc Porel, Roger Hanin, Nicoletta Machiavelli, Guido Alberti, Lino Troisi, Anton Diffring, Silvano Tranquilli, Corrado Gaipa, Giancarlo Sbragia, Umberto Orsini

deutscher Kinotitel: Tödlicher Hass

Blu-ray

explosive media/Koch Media

Bild: 1,85:1 (1080p)

Ton: Deutsch, Italienisch, Englisch (DTS HD Master Audio 2.0)

Untertitel: Deutsch, Italienisch, Englisch

Bonusmaterial: Booklet, Bildergalerie, Kino-Trailer, Audiokommentar

Länge: 112 Minuten (indernationale Fassung)/97 (deutsche Fassung)

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

AlloCiné über „Tony Arzenta“

Rotten Tomatoes über „Tony Arzenta“

Wikipedia über „Tony Arzenta“ (deutsch, englisch, französisch, italienisch)

Schnittberichte vergleicht die deutsche mit der internationalen Fassung


TV-Tipp für den 13. Oktober: Der Antichrist

Oktober 13, 2016

Arte, 22.40 (VPS 00.15)

Der Antichrist (Italien 1974, Regie: Alberto de Martino)

Drehbuch: Gianfranco Clerici, Alberto de Martino, Vincenzo Mannino

Der Exorzist“ war gestern. Heute kommt „Der Antichrist“ und er ist viel teuflischer.

Dieses Mal ist eine an den Rollstuhl gefesselte Aristokratentochter vom Teufel, von Satan, vom Antichristen besessen und in einem früheren Leben war sie eine Hexe. Teuflische Sache, das. Aber da kann die katholische Kirche helfen.

Italo-Horror, den Arte in seiner verdienstvollen Trash-Reihe zeigt und den wir uns genau deshalb ansehen wollen.

Auf billige Effekte spekulierendes Gruselspektakel mit kirchenfeindlichen Tendenzen.“ (Lexikon des internationalen Films)

Vieles wirkt schockierend und bewegt sich hart an der Grenze zur Geschmacklosigkeit, doch macht die glänzende Gesamtkomposition…manche Einzelheit wett.“ (Wolfgang Kühn, Vampir)

Die Musik ist von Bruno Nicolai und Ennio Morricone.

mit Carla Gravina, Mel Ferrer, Arthur Kennedy, George Coulouris, Alida Valli, Anita Strindberg, Umberto Orsini

Auch bekannt als „Schwarze Messe der Dämonen“ und „Die Hexe von Rom“

Hinweise

Arte über „Der Antichrist“

Rotten Tomatoes über „Der Antichrist“

Wikipedia über „Der Antichrist“