TV-Tipp für den 21. August: Ein Glücksfall

August 20, 2025

BR, 22.45

Ein Glücksfall (Coup de Chance, Frankreich/USA/Großbritannien 2023)

Regie: Woody Allen

Drehbuch: Woody Allen

Nach einer Zufallsbegegnung mit einem alten Schulkameraden beginnt Fanny ihren Mann mit ihm zu betrügen. Aber ist sie auch bereit, ihr sorgenfreies Leben als Luxusfrau für einen armen Schriftsteller aufzugeben? Und was wird ihr besitzergreifender und skrupelloser Mann davon halten?

TV-Premiere. Der fünfzigste und bislang letzte Spielfilm von Woody Allen (und, ja, es könnte auch sein letzter Film und damit der Abschluss eines beeindruckenden Werkes sein) ist ein überraschend experimentierfreudiges Werk. So drehte er in Frankreich mit französischen Schauspielern auf französisch, mit sich frei bewegender Kamera und in langen, teils ziemlich komplizierten Szenen. .

Die Story ist eine Liebeserklärung an das französische Kino. Der Kriminalfall könnte direkt aus einem alten französischen Krimi, möglicherweise aus den fünfziger Jahren, stammen.

Die Krimikomödie ist, angesichts von Allens zuletzt arg durchwachsenen Arbeiten, ein überraschend gelungener Film.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Lou de Laâge, Valérie Lemercier, Melvil Poupaud, Niels Schneider, Guillaume de Tonquédec

Hinweise

Moviepilot über „Ein Glücksfall“

AlloCiné über „Ein Glücksfall“

Metacritic über „Ein Glücksfall“

Rotten Tomatoes über „Ein Glücksfall“

Wikipedia über „Ein Glücksfall“ (deutsch, englisch, französisch)

Homepage von Woody Allen

Deutsche Woody-Allen-Seite

Meine Besprechung von Robert B. Weides „Woody Allen: A Documentary“ (Woody Allen: A Documentary, USA 2012)

Meine Besprechung von Woody Allens “To Rome with Love” (To Rome with Love, USA/Italien 2012)

Meine Besprechung von Woody Allens “Blue Jasmine” (Blue Jasmine, USA 2013)

Meine Besprechung von Woody Allens “Magic in the Moonlight” (Magic in the Moonlight, USA 2014)

Meine Besprechung von John Turturros “Plötzlich Gigolo” (Fading Gigolo, USA 2013 – mit Woody Allen)

Meine Besprechung von Woody Allens “Irrational Man” (Irrational Man, USA 2015)

Meine Besprechung von Woody Allens „Café Society“ (Café Society, USA 2016)

Meine Besprechung von Woody Allens „Wonder Wheel“ (Wonder Wheel, USA 2017)

Meine Besprechung von Woody Allens „A rainy Day in New York“ (A rainy Day in New York, USA 2019)

Meine Besprechung von Woody Allens „Rifkin’s Festival“ (Rifkin’s Festival, USA 2020)

Meine Besprechung von Woody Allens „Ein Glücksfall“ (Coup de Chance, Frankreich/USA/Großbritannien 2023)

Woody Allen in der Kriminalakte  


Neu im Kino/Filmkritik: Woody Allens neuer Film ist „Ein Glücksfall“

April 10, 2024

Es ist sein fünfzigster Film. Es könnte gleichzeitig sein letzter sein. Immerhin ist Woody Allen 88 Jahre alt, ’50‘ wäre eine schöne runde Zahl und während der Dreharbeiten wurde kolportiert, es werde sein letzter Film sein. Das deutete Allen auch auf den Filmfestspielen von Venedig bei der Premiere des Films an. Inzwischen wird wieder das Gegenteil gesagt.

In jedem Fall ist, angesichts seines Outputs in den vergangenen Jahren, „Ein Glücksfall“ ein überraschend gelungener Film. Mit vielen Wagnissen und einer jugendlichen Experimentierlust.

Allen drehte die Krimikomödie in Frankreich auf französisch mit auffallend langen Kamerafahrten. Denn normalerweise stellt Allen die Kamera so hin, dass alles Wichtige im Bild ist – und dann lässt er sie laufen. Schnitt, Gegenschnitt, fertig. Seinen neuen Film „Ein Glücksfall“ beginnt er mit einer zufälligen Begegnung von Fanny (Lou de Laâge) und Alain (Niels Schneider) auf der Straße. Er begleitet sie anschließend zu ihrem Arbeitsplatz. Er erzählt dabei, dass er bereits in der Schule in sie verliebt war und jetzt an seinem neuen Buch schreibe. Kameramann Vittorio Storaro, der zum fünften Mal mit Woody Allen zusammenarbeitet, begleitet sie und umkreist sie dabei immer wieder. Einige Filmminuten später unterhält Fanny sich mit ihrem Mann Jean (Melvil Poupaud) in ihrer riesigen Pariser Wohnung. Dabei laufen sie durch die Wohnung. Die Kamera begleitet sie und erkundet die Wohnung. Das geht so durch den gesamten Film.

Dann spielt die Geschichte, wieder einmal, in Paris.

In den vergangenen Jahren hat Woody Allen seine New-Yorker-Heimat öfter in Richtung Europa verlassen. Er drehte, teils mehrmals, in England, Frankreich, Italien und Spanien. Aber das waren nur Ortswechsel mit US-amerikanischen Schauspielern. Auch dieses Mal war das so geplant. Dann wäre Paris die Kulisse für etwas Mord und Totschlag unter in Frankreich lebenden Amerikanern geworden. Aber dann sagte Allen sich, dass es eine tolle Erfahrung wäre, den Film auf französisch zu drehen. Die Produzenten waren einverstanden.

Also drehte Allen seinen fünfzigsten Film mit französischen Schauspielern auf französisch. Ich habe die Originalfassung, also die französische Fassung, gesehen und es hörte sich gut an. Die Schauspieler spielen natürlich. Der Rhythmus der Sätze und Dialoge ist ebenso natürlich. Das wirkt, als habe ein französischer Regisseur einen Film in seiner Landessprache inszeniert. Angesichts der oft arg künstlich wirkenden US-amerikanischen Schauspieler in Hollywood-Debüts europäischer Regisseure ist das keine kleine, sondern eine sehr beachtliche Leistung. Vor allem weil Allen, so sagt er, kein französisch spricht und es noch weniger versteht. Er musste sich auf die Schauspieler und sein Gefühl verlassen.

Auch die Story ist deutlich besser als die Geschichten der letzten Woody-Allen-Filme, die immer wie ein Griff in den Zettelkasten wirkten. „Ein Glücksfall“ ist zwar nicht so gelungen, wie „Match Point“, aber sehr viel fehlt nicht. „Ein Glücksfall“ ist Woody Allens überaus gelungene Variante eines französischen Kriminalfilms aus den fünfziger Jahren, inclusive Seitensprung, eifersüchtigem Ehemann, Liebesstunden in einer lauschigen Dachgeschoss-Künstlerwohnung und viel cooler Jazzmusik, die beginnend mit Miles Davis improvisierter Musik für Louis Malles Debüt „Fahrstuhl zum Schafott“, öfter in französischen Kriminalfilmen erklang und sehr gut zur noirischen Filmgeschichte passte.

Und diese geht so: Nachdem Fanny und Alain sich zufällig begegnet sind und er ihr von seiner während der Schulzeit ihr nicht offenbarten Liebe erzählt, beginnt sie ihr Leben zu überdenken. Sie ist in zweiter Ehe mit Jean verheiratet. Ihre erste Ehe war mit einem Künstler und eigentlich gefällt ihr das Leben der Künstlerbohème. Mit Jean ist es anders. Finanziell hat sie ausgesorgt. Er ist liebevoll, aber auch etwas langweilig, kontrollsüchtig und skrupellos beim Erreichen seiner Ziele. Als er vermutet, dass Fanny ihn mit Alain betrügt, bittet er einige seiner halbseidenen Geschäftspartner, sich um das Problem zu kümmern.

Ein Glücksfall“ wäre ein gelungener Abschluss für ein Lebenswerk. Aber inzwischen hat Woody Allen gesagt, dass er einen weiteren Film inszenieren möchte. Die Dreharbeiten könnten im Sommer 2024 in Italien beginnen.

Ein Glücksfall (Coup de Chance, Frankreich/USA/Großbritannien 2023)

Regie: Woody Allen

Drehbuch: Woody Allen

mit Lou de Laâge, Valérie Lemercier, Melvil Poupaud, Niels Schneider, Guillaume de Tonquédec

Länge: 96 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Ein Glücksfall“

AlloCiné über „Ein Glücksfall“

Metacritic über „Ein Glücksfall“

Rotten Tomatoes über „Ein Glücksfall“

Wikipedia über „Ein Glücksfall“ (deutsch, englisch, französisch)

Homepage von Woody Allen

Deutsche Woody-Allen-Seite

Meine Besprechung von Robert B. Weides „Woody Allen: A Documentary“ (Woody Allen: A Documentary, USA 2012)

Meine Besprechung von Woody Allens “To Rome with Love” (To Rome with Love, USA/Italien 2012)

Meine Besprechung von Woody Allens “Blue Jasmine” (Blue Jasmine, USA 2013)

Meine Besprechung von Woody Allens “Magic in the Moonlight” (Magic in the Moonlight, USA 2014)

Meine Besprechung von John Turturros “Plötzlich Gigolo” (Fading Gigolo, USA 2013 – mit Woody Allen)

Meine Besprechung von Woody Allens “Irrational Man” (Irrational Man, USA 2015)

Meine Besprechung von Woody Allens „Café Society“ (Café Society, USA 2016)

Meine Besprechung von Woody Allens „Wonder Wheel“ (Wonder Wheel, USA 2017)

Meine Besprechung von Woody Allens „A rainy Day in New York“ (A rainy Day in New York, USA 2019)

Meine Besprechung von Woody Allens „Rifkin’s Festival“ (Rifkin’s Festival, USA 2020)

Woody Allen in der Kriminalakte  


Neu im Kino/Filmkritik: „Der kleine Nick macht Ferien“ und wir dürfen ihn begleiten

Oktober 5, 2014

Wie transportiert man eine Geschichte aus den frühen sechziger Jahren, ein Kinderbuch, in die Gegenwart? Man kann sie natürlich in die Gegenwart verlegen oder man macht es wie Laurent Tirard bei seiner Verfilmung von „Der kleine Nick macht Ferien“. Er lässt die Geschichte in den späten Fünfzigern/frühen Sechzigern spielen. In den langen französischen Sommerferien, in denen die Städter in die Berge oder ans Meer fahren. Dieses Jahr fahren Nicks Eltern ans Meer. Oma ist auch dabei. Papa hätte das zwar gerne verhindert, aber das war Mamas Bedingung, um Papas Wunsch nach einem Strandurlaub zu erfüllen. Nick kommt dagegen gut mit Oma aus. Immerhin hat sie einen riesigen Vorrat an Bonbons, die es gegen Küsschen gibt.
Am Strand findet Nick schnell einige Freunde. Während die Rasselbande den Strand und das Hotel unsicher macht, auch einmal in einem Badezimmer die Rohre für Dusche und Toilette vertauscht, gibt es pointierte Beobachtungen zum Strandleben in einem Fünfziger-Jahre-Urlaubsort.
Gleichzeitig nehmen die Erwachsenen und ihre Probleme einen breiten Raum ein. Papa fragt sich, was er auf die Urlaubskarte für seinen Chef schreiben soll. Mama wird von einem exaltiertem italienischem Filmproduzenten, der anscheinend gerade aus einem Fellini-Film herausgefallen ist, als neuer Star entdeckt. Während Mama die Aufmerksamkeit genießt, verzweifelt Papa.
Nick hat ein ganz anderes Problem: Isabelle. Die Tochter eines alten Freundes von Papa, den sie zufällig im Hotel trafen. Während Isabelle ihn komisch anstarrt, halten ihre Eltern sie für ein schönes Paar. Nick der schon die Hochzeitsglocken mit diesem stummen Monster klingeln hört, will mit seinen Strandfreunden die Heiratspläne seiner Eltern für ihn sabotieren. Mit allen Mitteln, wozu auch die schon erwähnte „Psycho“-Dusche gehört. Denn Nick will eigentlich Marie-Hedwig, seine Freundin aus Paris, die mit ihren Eltern an einem anderen Ort urlaubt, heiraten.
Laurent Tirard, der bereits 2009 „Der kleine Nick“ (ebenfalls mit Kad Merad und Valérie Lemercier als Eltern) drehte, der damals in Frankreich der erfolgreichste Film des Jahres war, tobt sich in seinem neuen Film „Der kleine Nick macht Ferien“ in der Vergangenheit aus, als müsste er eine Farbversion von „Monsieur Hulot macht Ferien“ drehen. Das ist von der ersten bis zur letzten Minute wundervoll Retro.
Und wie in Jacques Tatis Komödienklassiker ist auch in „Der kleine Nick macht Ferien“ die Filmgeschichte in erster Linie eine Ansammlung von Anekdoten, die zu einigen eher vernachlässigbaren Geschichten verknüpft werden, bei denen ziemlich schnell die Eltern und ihre Probleme im Mittelpunkt stehen. Außerdem ist die warmherzige Retro-Komödie mit Anspielungen geplastert, die nur Erwachsene und Cineasten verstehen, was den Film dann zu einem Film für Kinder und jung gebliebene Erwachsene macht.

Der kleine Nick macht Ferien - Plakat

Der kleine Nick macht Ferien (Les Vacances du petit Nicolas, Frankreich 2014)
Regie: Laurent Tirard
Drehbuch: Laurent Tirard, Grégoire Vigneron
LV: René Goscinny, Jean-Jacques Sempé: Les Vacances du petit Nicolas, 1962 (Der kleine Nick und die Ferien; Der kleine Nick macht Ferien)
mit Mathéo Boisselier, Valérie Lemercier, Kad Merad, Dominique Lavanant, Erja Malatier, Francois-Xavier Demaison, Bouli Lanners, Luca Zingaretti, Julie Engelbrecht
Länge: 97 Minuten
FSK: ab 0 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Der kleine Nick macht Ferien“
Moviepilot über „Der kleine Nick macht Ferien“
Rotten Tomatoes über „Der kleine Nick macht Ferien“
AlloCiné über „Der kleine Nick macht Ferien“
Wikipedia über „Der kleine Nick macht Ferien“