Deutsche Komödien – – – – nach dem Genuss einiger US-Komödien, deren Humor verklemmt unter der Gürtellinie bleibt und der ungefähr so witzig wie eine Gürtelrose ist, erscheinen deutschsprachige Komödien nicht mehr so schlimm. Gut sind sie trotzdem nicht, wie „Frauen“ und „Schrotten“ zeigen.
In „Frauen“ steigt K. O. Schott (Heiner Lauterbach) in die falsche Miet-Limousine. Er muss zu einem wichtigen Termin nach Bad Honnersheim. Viel später erfahren wir, dass er ein Millionär ist und zu seinem jüngsten Scheidungstermin gefahren werden will.
Sein Fahrer Rüdiger Kneppke (Martin Brambach) ist, egal welchen Standard man ansetzt, kein guter Chauffeur. Schlecht gekleidet, latent desorientiert, dumm wie Brot und nur am Quatschen, solange er nicht sein Blödel-Lieblingslied singt.
Kurz darauf springt Liz Tucha (Blerim Destani) in ihre Limousine. Der junge Mazedonier ist, wie wir erst viel später erfahren, ein Bräutigam auf der Flucht. Die betrogene Hochzeitsgemeinschaft verfolgt ihn und dass die Brüder der sitzengelassenen Braut Polizisten sind, verschlimmert die Situation von Tucha, Schott und Kneppke.
Ab jetzt ist das Trio, zusammengehalten durch den Willen des Drehbuchautors, auf einer ziemlich planlosen Reise durch Deutschland. Immer wieder unterhalten sie sich über Frauen, welche Probleme sie verursachen und warum Männer nicht von ihnen lassen können.
Aber öfter geht es um andere Dinge, krude Verwicklungen und, angesichts des Alters der beiden Hauptverantwortlichen, Regisseur Nikolai Müllerschön und Hauptdarsteller Heiner Lauterbach, die beide, wie schon bei dem letztendlich misslungenem Gangsterfilm „Harms“ auch zu den Produzenten gehören, einen Altherren- und Kneipenhumor, der selten amüsiert. Auch weil alle Charaktere mindestens grenzdebil sind.
Immerhin ist Tucha der Intelligenteste des Trios.
In „Schrotten“ wird Mirko Talhammer (Lucas Gregorowicz), ein halbseidener Versicherungsvertreter, der von seiner Familie, einer Schrotthändler-Dynastie, nichts mehr wissen will, von ebendiesen Familienmitgliedern bei seiner Arbeit besucht und zusammen geschlagen. Nur so können sie Mirko zur Beerdigung seines Vaters bringen und ihm seinen letzten großen Plan präsentieren: den Diebstahl eines mit wertvollem Schrott gefüllten Zuges. Dafür wollen sie in den Wald ein zweites Gleis legen.
Nach kurzem Zögern beschließt Mirko seinem Bruder Letscho (Frederick Lau) bei dem Diebstahl zu helfen. Denn Letscho beschwört zwar lautstark den Schrotthändler-Ethos, aber mit ihm als Kopf der Bande wird der Plan in einem Desaster enden.
Gleichzeitig verhandelt Mirko, der hoch verschuldet ist, hinter dem Rücken seiner Familie (Ganovenehre ist ja so etwas von 20. Jahrhundert) mit dem gegnerischen Schrotthändler Kercher (Jan-Gregor Kremp) über einen Verkauf des Thalheimerschen Erbe.
Das ist ähnlich ausgedacht wie die Drei-Männer-im-Auto-Idee von „Frauen“ und der geniale Plan in „Schrotten“ ist so bescheuert, dass es einen sprachlos macht.
Aber immerhin sind die Talhammers und ihr Clan ganz sympathisch in ihrem Zusammenhalt und Max Zähle rückt in seinem Spielfilmdebüt, nach seinem Oscar-nominiertem Kurzfilm „Raju“, ein Milieu in den Mittelpunkt, das vor einigen Jahrzehnten noch fest zum Landschaftsbild gehörte. Heute, seitdem Schrott Wertstoff ist, sind Schrotthändler ja eine aussterbende Spezies.
Der Humor ist beide Male eher grob. Die Zahl der Lacher beide Male überschaubar. Die Story beide Male unglaubwürdig.
Immerhin wurde beide Male versucht, keine typisch deutsche Schweiger/Schweighöfer-Familienkomödie abzuliefern.

Frauen (Deutschland 2016)
Regie: Nikolai Müllerschön
Drehbuch: Nikolai Müllerschön
mit Heiner Lauterbach, Blerim Destani, Martin Brambach, Victoria Mirovaya, Mark Keller, André Hennicke
Länge: 87 Minuten
FSK: ?
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Hinweise
Meine Besprechung von Nikolai Müllerschöns „Harms“ (Deutschland 2013)
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Schrotten (Deutschland 2016)
Regie: Max Zähle
Drehbuch: Max Zähle, Johanna Pfaff, Oliver Keidel
mit Lucas Gregorowicz, Frederick Lau, Anna Bederke, Lars Rudolph, Heiko Pinkowski, Jan-Gregor Kremp, Rainer Bock, Alexander Scheer
Länge: 102 Minuten
FSK: ab 6 Jahre
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Hinweise
Veröffentlicht von AxelB