Buch: Kata Weber, Kornel Mundruczo, Viktoria Petranyi
TV-Premiere der eindrücklichen Dystopie und Politparabel über eine Gesellschaft, die nur reinrassige Hunde duldet. Deshalb muss die dreizehnjährige Lili ihren von ihr abgöttisch geliebten Mischlingshund Hagen aussetzen. Die Leidensgeschichte von Hagen beginnt. Komel Mundruczos „Weißer Gott“ (bzw. „Underdog“) spielt in Budapest und er ist eine kaum verhülltes Gesellschaftsporträt.
Alle Hundeszenen entstanden mit echten Hunden und ohne CGI.
Als „Underdog“ 2014 in Cannes lief, waren die Juroren so begeistert, dass sie spontan die Hunde-Palme auslobten. Denn die Leistung der insgesamt 250 Hunde ist beeindruckend, vor allem in den Massenszenen, die durch das koordinierte Vorgehen der Hunde noch erschreckender wirken und etwas an das Vorgehen der Affen in den verschiedenen „Planet der Affen“-Filme erinnern. Aber dort sind es Menschen in Affenmasken oder Menschen im Motion-Capture-Verfahren und damit ein Fest für die Maskenbildner und Tricktechniker. In „Underdog“ durften sich Tiertrainer und Tiere austoben – und wir fühlen mit den Tieren.
Im Mittelpunkt steht Hagen, ein Mischlingshund. Um den vielen Hunden Herr zu werden, hatte die ungarische Regierung ein Gesetz beschlossen, nach dem Mischlinge mit einer hohen Steuer belegt werden. Für reinrassige Hunde muss dagegen keine Steuer entrichtet werden. Die Folge: viele Besitzer setzen ihre Hunde aus. Denn niemand will einen Bastard haben. Aber die dreizehnjänrige Lili liebt ihren Hund abgöttisch.
Nach einigem Ärger mit den Nachbarn und der Obrigkeit setzt ihr Vater Hagen mitten in der Stadt aus. Lili, die den Sommer bei ihrem Vater verbringen soll, beginnt Hagen auf eigene Faust zu suchen.
Zur gleichen Zeit verfolgen wir Hagen, der bislang behütet bei Lili und ihrer Mutter lebte. Jetzt muss er sich allein in Budapest durchschlagen. Er sucht Essen. Er weiß nicht, wem er vertrauen kann. Er freundet sich mit anderen Hunden an, die eine eigene Gesellschaft gegründet haben. Sie werden von Hundejägern verfolgt, die für jeden gefangenen herrenlosen Hund eine Prämie kassieren. Sie werden für Hundekämpfe abgerichtet und in Tierheimen gequält und getötet. Denn ein Mischling ist kein vollwertiger Hund.
Während die Ungarn in Kornel Mundruczos Film „Underdog“, der die Realität zuspitzt, leicht eine Parabel auf ihre Gesellschaft und ihr Verhalten gegenüber Minderheiten, wie Roma, Juden und Ausländern, sehen, sehen wir einen spannenden, leicht dystopischen Tierthriller, der mit einer eindrucksvollen Leistung der Tiertrainer aufwarten kann. Das gilt vor allem für die Massenszenen, wenn die gefangenen Mischlinge koordiniert ausbrechen und durch die leeren Straßen Budapests laufen, oder sie vor ihren Häschern fliehen, aber auch für die Szenen mit weniger Hunden. Dagegen ist ein CGI-bearbeiteter Affenaufstand eine langweilige Angelegenheit.