LV: Clay Fisher: The Tall Men, 1954 (Reprint unter dem Autorennamen „Will Henry“, einem anderen Pseudonym von Henry Wilson Allen)
Viehbaron Nathan Stark (Robert Ryan) bietet den Banditenbrüdern Ben Allison (Clark Gable) und Clint (Cameron Mitchell) einen Job an. Sie sollen ihm bei einem Viehtrieb von 4000 Rindern von Texas nach Montana helfen. Zu der Männergruppe stößt Nella Turner (Jane Russell), die für weitere Verwicklungen bei dem gefährlichen Viehtrieb sorgt.
„Drei Rivalen“ ist ein Western-Abenteuer, in dem Hollywood zeigt, was damals das Fernsehen nicht leisten konnte und heute vielen Filmen fehlt: die entspannte Erzählweise, die den Schauspielern Zeit gibt, sich zu entfalten, die Bilder der majestätischen Landschaft, natürlich in Farbe und Cinemascope, die vielen Statisten, die gigantische Rinderherde, die langsam vor der Kamera vorbeizieht. Da wurden nicht einfach noch einige Tiere per Computer eingefügt, sondern einfach so viele Tiere durchgefüttert, bis das Bild voll war.
„‚The Tall Men‘ ist der beste von drei Western, die Walsh mit Clark Gable gemacht hat (…) und war verdientermaen einer der erfolgreichsten Groß-Western der mittfünfziger Jahre.“ (Joe Hembus: Das Western-Lexikon)
mit Clark Gable, Jane Russell, Robert Ryan, Cameron Mitchell, Juan Garcia, Harry Shannon
Weltgeschichte durch die Augen eines Butlers. Warum nicht? Vor allem wenn der Butler im Weißen Haus arbeitet und unter sieben Präsidenten von 1957 bis 1986 diente. Also von Kennedy über Nixon bis zu Reagan. Das war ja, wie man pathetisch sagt, eine Zeit großer Veränderungen in den Vereinigten Staaten.
Und wenn dann noch Lee Daniels, der Regisseur des Oscar-prämierten Dramas „Precious“ und des interessant gescheiterten Trash-Thrillers „Pete Dexters The Paperboy“, Regie führt und viele bekannte und gute Schauspieler – die Oscar-Dichte ist enorm hoch – mitspielen, dann sollte doch wenigstens gutes Kino herauskommen.
Aber „Der Butler“ ist eigentlich eine Demonstration im Scheitern.
Beginnen wir mit den Stars, die fast alle nur ein, zwei, drei Szenen haben und wahrscheinlich auch nicht mehr Drehtage hatten, aber viel Zeit in der Maske verbringen durften: Robin Williams spielt Dwight Eisenhower, James Marsden spielt John F. Kennedy, Liev Schreiber spielt Lyndon B. Johnson, John Cusack spielt Richard Nixon, Jane Fonda spielt Nancy Reagan und Alan Rickman spielt Ronald Reagan.
Nicht gerade die Schauspieler, die einem bei einem Ähnlichkeitswettbewerb sofort einfallen würden und die alle einmal durch die Kulisse laufen dürfen.
Forest Whitaker als Butler Cecil Gaines und Oprah Winfrey als seine Ehefrau Gloria sind vor allem als junges Ehepaar viel zu alt für die Rollen. Er ist Jahrgang 1961, sie 1954. Später fällt das weniger auf, aber Whitaker spielt den älteren Cecil Gaines dann wie den Tattergreis, den wir aus den entsprechend unwitzigen Komödien kennen.
Allerdings spielt der größte Teil des Films zwischen Gaines‘ Jugend und den späten sechziger Jahren und damit vor seinem fünfzigstem Geburtstag.
Die Filmgeschichte folgt dabei chronologisch dem Leben von Cecil Gaines. Die Inspiration für Gaines war Eugene Allen (1919 – 2010) und sein Name wurde, nachdem schon Allens halbe Biographie für den Film verändert wurde, geändert, um den fiktionalen Charakter des Films zu betonen. Denn Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig, aber allein dem Sujet geschuldet und man wollte nicht auf die schönen Worte „nach einer wahren Geschichte“ verzichten.
Gaines wuchs als Sklave auf den Baumwollfeldern auf, flüchtete und erhielt schließlich 1957 eine Stelle als Butler im Weißen Haus. Diese Aufstiegsgeschichte ist auch der interessantes Teil des Films. Denn hier will Gaines noch etwas und Lee Daniels nimmt sich Zeit beim Erzählen.
Später, im Weißen Haus, versucht Gaines dann – erfolgreich – möglichst nicht aufzufallen. Denn als Butler ist man ein Diener, eine helfende Hand. Mehr nicht. Weltgeschichte, die Gaines während seiner Arbeit erlebt, taucht höchstens in Splittern auf, wenn er einen Raum betritt und sich in ihm gerade der Präsident mit einem hohen Gast oder seinem Stab unterhält. Einen Einfluss auf das Leben von Gaines hat es nicht.
Den hat schon eher sein Sohn, der als politischer Aktivist Teil des Civil Rights Movement ist, der deshalb in den Sechzigern entsprechend oft Ärger mit dem Gesetz hat und zufällig ungefähr bei jedem wichtigen Ereignis der Bürgerrechtsbewegung dabei ist. Aber nach seinen wilden Jugendjahren und Aktionen, die sein Vater alle vollständig ablehnte, fällt er plötzlich aus dem Film heraus und taucht erst am Filmende, zur Versöhnung, wieder auf.
Außerdem eilt Daniels im Weißen Haus im episodischen Sauseschritt durch die Weltgeschichte, die Familiengeschichte von Gaines, die oft die Qualität einer TV-Soap hat, und die Jahrzehnte.
Und Cecil Gaines ist als weitgehend passiver Protagonist, der nie um etwas kämpfen musste, ein rechter Langweiler, dessen Haltungslosigkeit sich auf die gesamte Geschichte überträgt.
So ist der „Der Butler“, ein Überraschungserfolg an der US-Kinokasse, nur eine stargespickte Nummernrevue, in der US-amerikanische Geschichte aus afroamerikanischer Perspektive von der rechtlosen Knechtschaft auf Baumwollfeldern bis zur Präsidentschaft von Barack Obama als langweilig-biederes, unpolitisches Ausstattungskino erzählt wird, die nicht mehr Tiefe als ein Familienfotoalbum hat und auch ungefähr genauso interessant ist.
Der Butler (Lee Daniels‘ The Butler/The Butler, USA 2013)
Regie: Lee Daniels
Drehbuch: Danny Strong
LV: Will Haygood: A Butler Well Served by This Election (Zeitungsreportage, Washington Post, 2008)
mt Forest Whitaker, Oprah Winfrey, John Cusack, Jane Fonda, Cuba Gooding Jr., Terrence Howard, Lenny Kravitz, James Marsden, David Oyelowo, Vanessa Redgrave, Alan Rickman, Liev Schreiber, Robin Williams, Yaya Alafia, Colman Domingo, Nelsan Ellis, Minka Kelly, Mariah Carey, Clarence Williams III