Kleinkram: Compart über Bond, Script Tease, „Plan B“ im Angebot, One World Berlin

November 20, 2008

Martin Compart (der hat unter anderem die Dumont-Noir-Reihe und den „Sodom-Kontrakt“ verbrochen) hat bereits vor einigen Tagen bei Evolver einen schönen Artikel über Ian Fleming und James Bond geschrieben. Außerdem hat er den neuen Bond-Film „Ein Quatum Trost“ gesehen, äh, erlitten:

„Quantum of Solace“ ist bestenfalls als mißlungene Fußnote zu „Casino Royale“ zu sehen.

Die Begründung gibt’s bei Evolver.

Bleiben wir bei „schlechten Filmen“. Die Seite Script Tease widmet sich diesem, hm, Genre:

Welcome to Script Tease, your home for Cinema’s Lost Classics. Season your popcorn with gunpowder, pour yourself a glass of high-octane fuel (or blood if you prefer), grab a seat, and look around–we have movie posters, script pages, and more for your browsing pleasure.

Zum Beispiel diese Sammlung von Trailern. Zu dem neuesten „Black Roses“ sagen die Macher:

Script Tease salutes fine cinema everywhere . . . but we’re going to post this Black Roses trailer anyway.

Und dabei ist der Trailer und die Mucke so cool. Yeah, vor dieser Musik haben uns unsere Eltern immer gewarnt. Ohne Erfolg.

Film- und Theaterbücher macht ein Angebot, das man nicht ausschlagen kann. Jedenfalls wenn man zu den Unglücklichen gehört, die noch kein Exemplar des letzten, posthum erschienenen Romans „Plan B“ von Chester Himes haben. In ihrem letzten Auftritt kämpfen die Detectives Grave Digger Jones und Coffin Ed Johnson in Harlem gegen einen politischen Visionär, der einen Aufstand der Schwarzen in Harlem organisiert.

Denn der Verkäufer (Ich kenne ihn. Sie können ihn sich bei einem Klick auf sein Angebot denken. Und ich bekomme keine Prozente vom Verkauf.) konnte einige Exemplare aus einem Lager retten und bietet das Buch jetzt für einen (!) Euro bei Amazon an. Also: Zugreifen!

In wenigen Stunden startet das „One World Berlin“-Filmfestival. Es werden ein Haufen gute Dokumentarfilme gezeigt und auch die Humanistische Union (teilweise mit mir auf dem Podium) präsentiert einige Filme:

Chicago 10 – Speak Your Peace (Samstag, 22. November, 21.30 Uh, Kino Arsenal, Potsdamer Straße 2, 10785 Berlin)


Neu im Kino: Der Mann, der niemals lebte; Max Payne

November 20, 2008

Der Mann, der niemals lebte (USA 2008, R.: Ridley Scott)

Drehbuch: William Monahan

LV: David Ignatius: Body of lies, 2007 (Der Mann, der niemals lebte)

CIA-Geheimagent Roger Ferris soll sich in eine Terrororganisation einschleusen. Er muss dabei seinem Vorgesetzten und dem jordanischen Geheimdienst vertrauen. Doch kann er das?

Prominent besetzter Politthriller, dessen Geschichte sich über die halbe Welt erstreckt und in erster Linie eine gut gespielte Zeitdiagnose ist.  David Ignatius ist jedenfalls zufrieden mit der Verfilmung.

Mit Leonardo DiCaprio, Russell Crowe, Mark Strong, Chase Edmunds

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Der Mann, der niemals lebte“

The Washington Post über ihren Mitarbeiter David Ignatius

Harper’s Magazine: Sechs Fragen an David Ignatius über seinen Roman „Body of lies“

Hollywood Hills: Interview mit David Ignatius über die Verfilmung (Teil 1, Teil 2)

Max Payne (USA 2008, R.: John Moore

Drehbuch: Beau Thorne

LV: Computerspiel von Sam Lake

Ein Bulle auf Rachefeldzug. Der Grund: irgendein Bösewicht hat seine Familie und seinen Partner umgebracht. Das Ergebnis: viele Tote, viele kaputte Gebäude, viel Action.

Die Optik ist schönstes Neo-Noir irgendwo zwischen den üblichen Verdächtigen „Blade Runner“, „Matrix“ und „Sin City“. Die Story ist dagegen mau. Und die Präsentation des gesamten Werkes hält nicht nur nach dem Konsens der Kritiker, sondern auch nach der Meinung vertrauenswürdiger Menschen mit einem guten schlechten Geschmack, wie Jörg Buttgereit, dieses Niveau: „Maximale Langeweile“ (tip 24/2008)

Mit Mark Wahlberg, Mila Kunis, Beau Bridges, Chris ‚Lucacris’ Bridges, Chris O’Donnell, Olga Kurylenko, Nelly Furtado

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Max Payne“

Drehbuch “Max Payne” (Vierte Fassung, 24. August 2007) von Beau Michael Thorne


TV-Tipp für den 20. November: Die Geduldeten

November 20, 2008

WDR, 23.15

Die Geduldeten (D 2008, R.: Natascha Breuers, Ralf Jesse)

Drehbuch: Natascha Breuers, Ralf Jesse

Spielfilmlange Doku über unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge in Deutschland und deren unsichere Situation. Denn sie können jeden Tag abgeschoben werden.

P. S.: Heute ist der Internationale Tag der Kinderrechte.

P. P. S.: Warum läuft die TV-Premiere des Films so spät auf einem Regionalsender (Jaja, seitdem alle dritten Programme deutschlandweit empfangen werden können, ist das nicht mehr so stichhaltig. Aber die Quoten.)? Warum nicht um 20.15 Uhr? Denn der Tatort „Lastrumer Mischung“ (WDR) und Donna Leons „Beweise, dass es böse ist“ (ARD) wurden in den vergangenen Jahren wirklich oft genug gezeigt.

P. P. P. S.: Zukunft Kino Marketing GmbH (das ist die von der Filmwirtschaft mit der nervigen Kampagne „Filmbefreier“ beauftragte Firma) hat kürzlich eine repräsentative Studie veröffentlicht. Danach wünschen 62 Prozent der Befragten, dass in den Kinos mehr Dokumentarfilme gezeigt werden. (Keine Ahnung, wo das Teil im Netz zu finden ist.)

Das könnte doch ein Argument für die Programmgestalter sein, mehr Dokus zu für Berufstätige normalen Zeiten auszustrahlen.

Hinweis

WDR zur Doku


The Spirit schlägt wieder zu

November 19, 2008

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Mit einem Diamantendiebstahl beginnt der zweite “The Spirit”-Band. Danach gibt es, als kleine Sozialstudie, im hochsommerlichen Central City eine rasante Verfolgungsjagd durch ein Mietshaus und den Mord an dem Butler einer bekannten Action-Schauspielerin. Aber diese drei Geschichten sind nicht von Darwyn Cooke, der im ersten „The Spirit“-Band den von Will Eisner erfundenen Charakter fit für das neue Jahrhundert machte, sondern von Walter Simonson, Jimmy Palmiotti und Kyle Baker. Sie schrieben das im August 2007 veröffentlichte „Summer Special“. Mit dem achten Heft übernahm Darwyn Cooke dann wieder das monatliche erscheinende Heft.

In „Zeitbombe“ trifft The Spirit wieder auf die knallharte Agentin Silk Satin. Octopus will mit einer Atombombe Central City vernichten. Nach einem heftigen Kampf mit dem Spirit kann Octopus den Countdown für die Bombe starten und, mal wieder, unerkannt fliehen. Satin soll die Bombe entschärfen. Aber während des Kampfs wurde sie verletzt. Sie erinnert sich an nichts und die Zeit läuft ab.

In „El Morte“ muss The Spirit gegen Alvarro Mortez kämpfen. Mortez starb, wie wir aus der dritten Spirit-Geschichte „Auferstehung“ wissen, vor einigen Jahren, als er als Handlanger für einen Terroristen arbeitete. Denny Colt, der als The Spirit wiederauferstand, „starb“ ebenfalls bei diesem Kampf. Mortez ist jetzt ein unverwundbarer Untoter, der nur von dem Gedanken an Rache beseelt ist. In „El Morte“ wird vor allem die Geschichte der Auferstehung von Alvarro Mortez geschildert.

Der „Tag der Toten“ findet in auch Central City an dem mexikanischen Feiertag statt. Aber das ist auch das einzig folkloristische an diesem Zombie-Reißer. Denn El Morte erweckt eine scheinbar unbesiegbare, wild mordende Zombie-Armee und schickt sie nach Central City.

In „Tod via TV“ tritt, wenig überraschend, die bereits aus dem ersten neuen The-Spirit-Abenteuer „Ginger Coffee auf Eis“ bekannte TV-Journalistin Ginger Coffee auf. Mehrere TV-Moderatoren wurden ermordet. The Spirit versucht, mit Ginger Coffees Hilfe, den Mörder zu finden. „Tod via TV“ ist ein Whodunit, der auch als ironisches Spiel mit den verschiedenen Ebenen von Realität und Fiktion funktioniert: ein Comic spielt im TV-Milieu und die verschiedenen Charaktere (die behandelt werden, als ob sie wirklich leben würden) durchbrechen immer wieder die Geschichte, um sich – mehr oder weniger direkt – an die Leser zu wenden.

Bereits auf der ersten Seite ruft Commissioner Dolan Ellen und Ebony, die sich mit mehreren Personen wegen des gesundheitlichen Zustandes von Denny Colt und dem Erscheinen des nächsten Spirit-Abenteuers unterhalten, zur Ordnung. Die Geschichte müsse beginnen. Auf der zweiten Seite, mit dem Titel als „BoobTube“-Bild (auch bei Darwyn Cooke sind die Titelbilder wie bei Spirit-Erfinder Will Eisner ein individuell gestalteter Teil der Geschichte), stampft Dolan missmutig ‚Wenn ich eins hasse, sind es diese Multimedia-Crossover-Krimis’ knurrend durch das Bild.

Zum Abschluss trifft Denny Colt in „Sand“ seine erste Liebe Sand Saref wieder. Schon als sie Kinder waren, war ihre Beziehung, wie die zahlreichen Rückblenden zeigen, nicht einfach. Sand wurde zu einer Verbrecherin. Jetzt ist sie im Besitz von einem tödlichen Virus, das in wenigen Stunden den Besitzer wechseln soll.

Damit bietet auch der zweite „The Spirit“-Sammelband in jeder Beziehung abwechslungsreiche und spannende Unterhaltung. Nach dem zwölften Heft hörte Darwyn Cooke, wegen Umstrukturierungen bei dem Herausgeber DC Comics und weil Zeichner J. Bone sich anderen Projekten zuwandte, auf. Die erfolgreiche neue „The Spirit“-Reihe wird seitdem von Sergio Aragones und Mark Evanier weitergeschrieben. Und Frank Millers nach den bisher bekannten Filmbildern wesentlich düstere „The Spirit“-Verfilmung startet Ende Januar 2009 in Deutschland.

Darwyn Cooke/Walter Simonson/Jimmy Palmiotti: Will Eisner’s The Spirit 2

(übersetzt von Gerlinde Althoff)

Panini Comics 2008

148 Seiten

16,95 Euro

Enthält die Spirit-Abenteuer 7 bis 12:

The Spirit 7: Summer Special, August 2007 (Harder than Diamonds/Härter als Diamant, Synchron, Hammer Handy)

The Spirit 8: Timebomb, September 2007 (Zeitbombe)

The Spirit 9: El Morte, Oktober 2007 (El Morte)

The Spirit 10: Death by Television, November 2007 (Tod via TV)

The Spirit 11: Day of the Dead, Dezember 2007 (Tag der Toten)

The Spirit 12: Sand, Januar 2008 (Sand)

.

Originaltitel

Darwyn Cooke, Walter Simonson, Gail Simone, Jimmy Palmiotti and others: The Spirit Vol. 2

DC Universe, 2008

176 Seiten

(enthält die Spirit-Abenteuer 7 – 13)

Hinweise

Meine Besprechung von Darwyn Cookes „Will Eisner’s The Spirit 1“

Comic Con: Interview mit Darwyn Cooke (2007)

Revisions 3: Interview mit Darwyn Cooke (Januar 2008)



TV-Tipp für den 19. November: Das Gelübde

November 19, 2008

ARD, 20.15

Das Gelübde (D 2007, R.: Dominik Graf)

Drehbuch: Markus Busch, Dominik Graf

LV: Kai Meyer: Das Gelübde, 1998

Dülmen, 1818: der frisch bekehrte Clemens Brentano protokolliert die Visionen der stigmatisierten Nonne Anna Katharina Emmerick und fragt sich, ob es den Teufel wirklich gibt.

Ein Historiendrama, das unter den Händen von Dominik Graf nicht schlecht sein kann.

Mit Misel Maticevic, Tanja Schleiff, Anke Sevenich, Maren Eggert, Johann von Bülow

Wiederholungen

Donnerstag, 20. November, ARD, 10.30 Uhr

Donnerstag, 20. November, 3sat, 22.25 Uhr (im Rahmen des 3sat-Zuschauerpreises)

Hinweis

Homepage von Kai Meyer


Cover der Woche

November 18, 2008

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TV-Tipp für den 18. November: Hexen von heute

November 18, 2008

ARD, 02.20

Hexen von heute (I/F 1967, R.: Luchino Visconti, Mauro Bolognini, Pier Paolo Pasolini, Franco Rossi, Vittorio De Sica)

Drehbuch: Giuseppe Patroni Grifft, Bernardino Zapponi, Age & Scarpelli, Pier Paolo Pasolini, Franco Rossi, Luigi Mani, Cesare Zavattini, Fabio Carpi, Enzo Muzzi

Wie die lange Liste von Regisseuren und Drehbuchautoren vermuten lässt, handelt es sich bei „Hexen von heute“ um einen Episodenfilm. Die Verbindung zwischen allen fünf Episoden ist Hauptdarstellerin Silvana Mangano. Ihren Durchbruch hatte sie in „Bitterer Reis“. Weil in den Sechzigern ihre Karriere stagnierte (höflich formuliert), engagierte ihr Mann Dino de Laurentis fünf Regisseure. Sie sollten die Wandlungsfähigkeit seiner Gemahlin zeigen.

Wie viele (War überhaupt einmal einer erfolgreich?) dieser Episodenfilme war auch „Hexen von heute“ ein Flop bei den Kritikern und dem Publikum. „Der ganze Film – und auch die Episode mit Clint – war letzten Endes eher belanglos und wurde kein Erfolg. Die Geschichten wirken etwas lieblos, so als ob sie eben mal zwischendurch gedreht worden seien.“ (Richard Schickel: Clint Eastwood – Eine Biographie; stellvertretend für den Tenor der Presse)

Aber Fans von Visconti, Pasolini und Eastwood, um nur die heute noch allgemein bekannten Namen zu nennen, dürfen sich dieses selten gezeigte Werk bei einer seiner raren Ausstrahlungen nicht entgehen lassen.

Mit Silvana Mangano, Annie Girardot, Massimo Girotti, Helmut Berger, Alberto Sordi, Totó, Clint Eastwood

Hinweis

YouTube: der zweite Teil der Episode mit Clint Eastwood

YouTube: Weitere Ausschnitte aus „Hexen von heute“ (Le streghe)


Hinweise auf Drehbücher, eine Max-Allan-Collins-Verfilmung und Peter W. Jansen ist gestorben

November 17, 2008

Via Simply Scripts habe ich von einigen Drehbüchern zu neuen Filmen, die teilweise ins Rennen um den Drehbuch-Oscar geschickt werden, erfahren. Es sind:

Wall-E – Undated, unspecified draft script by Andrew Stanton & Jim Reardon (original story by Andrew Stanton & Pete Docter)

Eagle Eye – March 28, 2008 draft script by John Glenn and Travis Wright, J. R. Orci, Alex Kurtzman and Roberto Orci, J. J. Abrams current revisions by Hillary Seitz

The Dark Knight – undated, unspecified draft script by Jonathan Nolan & Christopher Nolan

Max Payne – August 24, 2007 4th draft script by Beau Michael Thorne (based on the Remedy and 3-D Realms video game written by Sam Lake)

Der ‘letzte” Quarry-Roman “The Last Quarry” von Max Allan Collins wurde verfilmt. Im Moment tingelt der gut besetzte Low-Budget-Streifen durchaus erfolgreich über die verschiedenen Festivals. Die Homepage für „The Last Lullaby“ sieht jedenfalls professionell aus; die Filmbilder vielversprechend. Jeffrey Goodman führte Regie. Peter Biegen und Max Allan Collins schrieben das Drehbuch. Tom Sizemore, Sasha Alexander, Sprague Grayden, Bill Smitrovich, Ray McKinnon und Omid Abtahi spielen mit.

In Deutschland wird’s hoffentlich für eine DVD-Premiere (an einen Kinostart will ich überhaupt nicht denken) reichen.

R. i. P.: Peter W. Jansen (11. November 1930 – 15. November 2008)

Eben entdeckt: Peter W. Jansen ist am Samstag, den 15. November, gestorben. Er war einer der großen Filmkritiker Deutschlands. Wolfram Schütte, der fast zwanzig Jahre zusammen mit Peter W. Jansen die „Reihe Film“ im Hanser-Verlag herausgegeben hat, hat einen liebevollen Nachruf geschrieben:

Seine sinnlich und persönlich formulierten Kritiken und Beiträge wurden getragen von einer eminenten filmhistorischen und -ästhetischen Kenntnis, angetrieben von einer unstillbaren Neugier und einer enthusiastischen Offenheit für alles Neue, Riskante, das in ihm einen luziden Fürsprecher und Verteidiger gegen den „Mainstream“ hatte, den er gar nicht verachtete – wo er in ihm das Gelungene erkannt hatte. Denn PWJ war weitherzig in seiner geradezu erotischen Beziehung zum Kino, der eine ebenso intensive berufliche Professionalität und jederzeit entflammbare Arbeits- & Formulierungslust zur Seite stand.

In der FAZ gibt es einen Nachruf von Andreas Kilb:

Jansen war mehr als ein Kenner und Könner, er hat unseren Blick geprägt – auf Filme ebenso wie auf das Schreiben und Reden über Film.

Im Tagesspiegel einen von Jan Schulz-Ojala:

Journalistenleben, gemacht fürs schnelle Schreiben und Versenden, produzieren selten Vermächtnisse. Und doch: Jansen hat, mit jener immens fleißigen Beiläufigkeit, die ihn auszeichnete, eines geschaffen.

und in der FR einen von Daniel Kothenschulte:

Peter W. Jansen war ein Vorbild, was immer er tat. Er erstritt dem Film in Deutschland maßgeblich den Rang als Kulturgut, schon weil er sich so kultiviert damit auseinandersetzte: Àllwöchentlich im ZDF-Kulturmagazin aspekte, regelmäßig in Tageszeitungen wie der Frankfurter Rundschau und permanent im Bücherregal, da wo die blauen Hanser-Bändchen ihren dauerhaften Platz gefunden haben.


TV-Tipp für den 17. November: Eco-Crimes

November 17, 2008

Arte, 20.15

Eco-Crimes: Piratenfischer (D 2008, R.: Heinz Greuling, Thomas Weidenbach)

Drehbuch: Heinz Greuling, Thomas Weidenbach

Dreiteilige Reihe über Umweltverbrechen. Allerdings nicht das nächtliche Entsorgen des eigenen Autos im städtischen Wald, sondern als großes Geschäft. Im ersten Teil geht’s um die illegale Jagd nach dem Schwarzen Seehecht. Im zweiten Teil (morgen) um den illegalen Handel mit Produkten, die immer noch FCKW enthalten. Im dritten Teil (übermorgen) um den illegalen Handel mit dem Fell des in Indien vom Aussterben bedrohten Tigers.

Wiederholung: Montag, 24. November, 12.00 Uhr

Hinweis

Arte über „Piratenfischer“,Auf der Spur der Ozonkiller“ und „Tibet-Connection“ (etwas versteckt im normalen Programm; daher auf den Tag, und nicht auf die Sendung, verlinkt)


TV-Tipp für den 16. November: ttt- titel thesen temperamente

November 16, 2008

ARD, 23.05 (VPS 23.00)

ttt – titel thesen temperamente

Unter anderem wird ein Gespräch mit John le Carré über sein neues Buch „Marionetten“ (A most wanted man, 2008), den islamistischen Terrorismus und den Antiterrorkampf des Westens gezeigt.

Ich lese gerade „Marionetten“ und nach mehreren le-Carré-Romanen, die mehr Pflicht als Kür waren (eigentlich alles seit dem „Schneider von Panama“), bin ich bis jetzt (ungefähr Seite 120) wirklich begeistert.

Hinweis

ARD-Seite zu „ttt – titel thesen temperamente“ (dort müsste die Sendung auch in der Mediathek zu finden sein)


TV-Tipp für den 15. November: Die lange Filmnacht: Wim Wenders

November 15, 2008

Bei Arte gibt’s Themenabende. Beim RBB eine lange Filmnacht:

RBB, 23.05

Shooting Palermo (D 2008, R.: Hella Wenders)

Die Doku wird wohl in einigen Monaten auf der DVD des neuen Wim-Wenders-Films „Palermo Shooting“ als „Making of“ zu finden sein. Davor, und das ist der Anlass für die Filmnacht, startet der Spielfilm, mit dem Sänger der „Toten Hosen“ in der Hauptrolle, am 20. November im Kino.

Mit Wim Wenders, Campino, Lou Reed, Dennis Hopper, Milla Jovovich

RBB, 23.50

Der amerikanische Freund (D/F 1976, R.: Wim Wenders)

Drehbuch: Wim Wenders

LV: Patricia Highsmith: Ripley´s Game, 1974 (Ripley´s Game oder Regel ohne Ausnahme, Ripley´s Game oder Ein amerikanischer Freund)

Restaurator Jonathan hat Leukämie. Ripley bietet ihm einen gut bezahlten Mordauftrag an. Jonathan nimmt an und sein Leben gerät aus den Fugen.

Die freie Verfilmung des dritten Ripley-Romans ist eine der besten Highsmith-Verfilmungen. Wenders zu den Veränderungen: „Ich möchte, dass meine Filme von der Zeit handeln, in der sie entstehen, von den Städten, den Landschaften, den Gegenständen, von allen, die mitarbeiten, von mir. Diesen Spielraum hat mir Ripley´s Game gelassen. Weil er in der Arbeitsweise der Highsmith auch schon enthalten ist. Deshalb glaube ich, dass ich dem Buch doch nahe geblieben bin, so sehr ich mich auch davon entfernt habe. Es gibt nicht ´die Verfilmung´. Es gibt zwei grundverschiedene Sachen: Bücher und Filme. In ihnen kann eine gleiche ´Einstellung´ zu den Dingen vorhanden sein, aber nicht die gleichen Dinge.“

Stellvertretend für die vielen euphorischen Kritiken Hans C. Blumenberg: „Wenders zeigt den urbanen Alptraum, wie man ihn noch nie in einem europäischen Film gesehen hat: halb als uraltes, verkommenes Abbruchviertel, halb als futuristische Schreckenslandschaft…Die große Faszination dieses Films hat direkt mit seiner Vielschichtigkeit zu tun. Man kann ihn als pessimistischen Kommentar zur nachrevolutionären Bewußtseinskrise der späten siebziger Jahre verstehen, aber auch als brillanten Kriminalfilm, man kann ihn als urbanen Alptraum von der Zerstörung der Städte bewundern, aber man kann ihn auch als poetische Ballade einer Freundschaft lieben. Sein Reichtum, der nicht ohne Gefahren ist, erlaubt bei jedem Sehen neue Abenteuer, neue Entdeckungen.“ Außerdem entwarf er eine Gleichung: „Hitchcock + Ray + Scorsese = Wenders“ (die Gültigkeit dieser Gleichung für andere Wenders-Filme darf bezweifelt werden.)

Mit Bruno Ganz, Dennis Hopper, Lisa Kreuzer, Gérard Blain, Nicholas Ray, Samuel Fuller, Peter Lilienthal, Daniel Schmid, Lou Castel

RBB, 01.50

Hammett (USA 1982, R.: Wim Wenders)

Drehbuch: Ross Thomas, Dennis O´Flaherty, Thomas Pope

LV: Joe Gores: Hammett, 1975 (Dashiell Hammetts letzter Fall, Hammett)

Dashiell Hammett will sein Geld als Schriftsteller verdienen. Da wird er von seinem Ex-Kollegen Jimmy um Hilfe bei der Suche nach einer chinesischen Prostituierten gebeten. Kurz darauf befindet sich Hammett in einem mörderischen Komplott, bei dem sein Leben keinen Cent mehr wert ist.

Joe Gores mischte in seinem sehr gelungen Buch Hammetts Biographie mit historischen Gegebenheiten und Fiktion.

Die Produktion des Filmes für Francis Ford Coppolas Zoetrope Studios war für Wenders eine ernüchternde Erfahrung: mehrere verschiedene Drehbücher (u. a. schrieb Joe Gores die erste Fassung), ein exzessiver Nachdreh anderthalb Jahre nach dem ersten Dreh, in Farbe statt in Schwarzweiß, mit einem fremden Team und Auseinandersetzungen mit dem Produzenten über die Konzeption des Films. So hatte sich der in Deutschland hochgelobte Regisseur seine Ankunft in Hollywood nicht vorgestellt.

„Hammett ist vor allem ein Film der Zitate, der ironischen Verweise. Er ist eine Erinnerung an den Film Noir, dessen Atmosphäre er evoziert, aber auch ironisiert. Die Kulissen sehen immer ein wenig wie Kulissen aus, das Tempo ist enorm gedrosselt, fast ritualisiert. Alle ästhetischen Mittel der Vorgänger aus den 40er Jahren sind benutzt: die extreme Dunkelheit, die scharfen Kontraste, die Lichtstreifen, die Kameraposition aus der Vogelperspektive.“ (Stefan Kolditz in Wim Wenders, Hanser Verlag Reihe Film Band 44).

Hammett ist – so ein heute immer noch gültiges Urteil der damaligen Kritik – Wenders bester und unpersönlichster Film.

Mit Frederic Forrest, Peter Boyle, Marilu Henner, Elisha Cook, R. G. Armstrong, Samuel Fuller, Ross Thomas (einer der Männer im Sitzungszimmer)

Hinweis

Meine Besprechung von Joe Gores „Hammett“ (Hammett, 1975)

RBB, 03.20

In weiter Ferne, so nah (D 1993, R.: Wim Wenders)

Drehbuch: Wim Wenders, Richard Reitinger, Ulrich Zieger

Die natürlich in Berlin gedrehte Fortsetzung von „Der Himmel über Berlin“. „Entstanden ist ein filmisches Wolkengebilde, das aus weiter Ferne fasziniert und sich in Nichts auflöst, wenn man zu nah rangeht.“ (Fischer Film Almanach 1994)

Mit Otto Sander, Peter Falk, Bruno Ganz, Solveig Dommartin, Horst Buchholz, Nastassja Kinski, Heinz Rühmann, Rüdiger Vogler, Lou Reed, Willem Dafoe, Michael Gorbatschow, Hanns Zischler, Yella Rottländer (die Alice aus „Alice in den Städten“); Udo Samel

Hinweis

Homepage von Wim Wenders


Zitat des Tages: David Mamet über die perfekte Szene

November 14, 2008

Der perfekte Film braucht keine Sprache, wie auch die perfekte Szene immer stumm ist. Dialoge sind beim Erzählen einer filmischen Geschichte den Bildern unterlegen. Wie wir wissen, ist ein Bild soviel Wert, wie tausend Worte; die Nebeneinanderstellung von Bildern ist geometrisch effektiver. Wenn ein Regisseur oder ein Drehbuchautor herausfinden will, ob eine Szene funktioniert, dann muss er einfach den Dialog weglassen und sehen, ob er dem Publikum die Idee auch so vermitteln kann.

David Mamet; Bambi vs. Godzilla

Alexander Verlag, 2008, S. 181


TV-Tipp für den 14. November: Eine Leiche zum Dessert

November 14, 2008

Das Vierte, 20.15

Eine Leiche zum Dessert (USA 1976, R.: Robert Moore)

Drehbuch: Neil Simon

Ein Millionär lädt die berühmtesten Detektive der Welt ein. Er behauptet, sie könnten einen Mord nicht aufklären, der um Mitternacht stattfinden wird. Die Detektive sehen das anders.

Neil Simon zieht in seiner Krimikomödie die Images der bekanntesten, literarischen Detektive der Welt (hier: Miss Marple, Hercule Poirot, Sam Spade, Nick Charles aka Der dünne Mann mit Gattin Nora, Charlie Chan) und die Prinzipien des Whodunits durch den Kakao. Ein köstlicher Spaß – nicht nur für Genre-Fans.

Verkörpert werden die Meisterdetektive und Tatverdächtige u. a. von Truman Capote, Peter Falk, Alec Guiness, David Niven, Peter Sellers

Wiederholung: Samstag, 15. November, 16.05 Uhr

Hinweise

Thrilling Detective über „Murder by Death“ (Eine Leiche zum Dessert)

Turner Classic Movies über „Murder by Death“

Wikipedia über Neil Simon


Kleinkram: Ken Bruen, Louise Ure, Alexandra Sokoloff (alle Murderati), Craig Holden, Noir of the Week, Dr. Who (aka Russell T. Davis)

November 13, 2008

Ken Bruen schreibt bei Murderati:

One of the highlights of 2008 was being part of Murderati.

It is quite unique to have such a disparate crew of writers in nigh perfect synch on one site and the outstanding aspect is the huge affection they have for each other.

You only had to see the crew in Baltimore to see how like family they are.

And between them, they cover just about every aspect of mystery.

Und bei „Moments in Crime“ gibt es mehr von Ken Bruen:

I’ve been asked why the blog entries are short.
Like my novels, I actually write much lengthier entries and then root out all that sounds off.
I read it aloud and if it doesn’t have that jagged tone of real speech, bin it.

Ebenfalls bei Murderati: Louise Ure über den „Dreaded Query Letter“ (dürfte eher die Autoren interessieren) und Alexandra Sokoloff ist langsam mit ihrem exemplarischen Gang durch eine Geschichte durch: „What makes a great climax?„:

I think: above all, in an ending, the reader/audience has to CARE. A good ending has an emotional payoff, and it has to be proportionate to what the character AND the reader/audience has experienced.

Bei Things I’d rather be doing beantwortet Craig Holden (dessen „Die Unangreifbaren“ [The Jazz Bird, 2002] breit abgefeiert wurde) einige Fragen:

To stay with a story long enough to make a successful novel of it, you have to love where it’s going. At least I do. If not, I couldn’t stay with it. And that means not being bored, not contriving something just to sell books. As for capturing a place and time, it depends on the project really. For The Jazz Bird obviously I had to do loads of research not only into the story itself, but into the period as well. I remember thinking, „How did you turn a light on in 1927? How did a woman dress? What did you eat in a restaurant?“ So I had to go out and find out all those things, either through interviews or book research or something else. I was visiting the Ford Museum in Dearborn, Mich., and found in the gift shop a reprint of a woman’s clothing catalogue from 1924, so I bought it and went shopping.

Der Noir of the Week ist „Tödliche Grenze“ (Border Incident, USA 1949, Regie: Anthony Mann, Drehbuch: John C. Higgins, mit Ricardo Montalban, George Murphy, Howard da Silva). In dem Film infiltrieren zwei Agenten eine Bande von Menschenschmugglern im Grenzland zwischen Mexiko und USA. Ein kleiner und wahrscheinlich nur bei eingefleischten Filmfans bekannter Film. Zu Unrecht, wie Bill Hare bei Noir of the Week zeigt:

Border Incident provides gripping drama, never letting up, never disappointing. It is a film that should not be missed, especially by those who lust for travels by night in the world of film noir.

Als ich den Film vor Ewigkeiten sah, hat er mir auch gefallen.

Fans von „Dr. Who“ (es soll in Deutschland ja einige geben) sollten die Seite „The Writers Tale“ von „Dr. Who“-Drehbuchautor Russell T. Davis (der auch für „Quer as Folk“ verantwortlich ist) und Benjamin Cook ansteuern. Fans von Drehbüchern können direkt auf diese Unterseite steuern. Dort finden sie die Drehbücher zu sechs Episoden aus der vierten Staffel (gerechnet seit dem Relaunch; also ziemlich brandaktuell).

Uups, wir haben etwas verloren.


TV-Tipp für den 13. November: Sag niemals nie

November 13, 2008

HR, 20.15

Sag niemals nie (USA 1983, R.: Irvin Kershner)

Drehbuch: Lorenzo Semple jr.

LV: Ian Fleming: Thunderball, 1961 (Feuerball)

James Bond bei seiner Lieblinsbeschäftigung: Welt retten. Aktuelle Einsatzorte: Bahamas, Südfrankreich und Nordafrika.

Nach einer langen Pause (und bei einer anderen Produktionsfirma) spielte Sean Connery wieder Bond; Klaus Maria Brandauer den Bösewicht, Kim Basinger das ´love interest´ der beiden Männer. Außerdem sind Barbara Carrera, Max von Sydow, Edward Fox, Bernie Casey und Rowan Atkinson dabei.

„Sag niemals nie“ konnte entstehen, weil Ian Fleming zusammen mit Kevin McClory und Jack Whittingham für einen Film die Geschichte „Longitude 78 West“ entwarf. Fleming verarbeitete sie später in dem Bond-Roman „Feuerball“. McClory, der bei „Feuerball“ Co-Produzent war, hatte die Rechte für weitere Verfilmungen dieser Geschichte. Die Auflage war, dass er sich möglichst eng an das gemeinsam entworfene Story-Gerüst halten müsse. Die juristischen Streitigkeiten und der Konkurrenzkampf zwischen dem Ur-Bond Connery und dessen Nachfolger Roger Moore waren ein gefundenes Fressen für die damalige Presse. Denn „Octopussy“ (mit Moore) startete fast zeitgleich in den Kinos. An der Kinokasse war der Moore-Bond etwas erfolgreicher, bei der Kritik war es – zu Recht – umgekehrt.


Straßenfeger, die Zweite

November 12, 2008

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Für uns Jüngere ist es unvorstellbar. Aber im Januar 1962 stand an sechs Abenden das gesellschaftliche Leben still, weil im Fernsehen eine Kriminalserie lief, die sich nur um die Frage drehte, wer das Fotomodell Fay Collins mit einem Halstuch erwürgte. Nach der Tatwaffe hieß die dritte Francis-Durbridge-Verfilmung dann auch „Das Halstuch“ und, wie die beiden vorherigen Durbridge-Verfilmungen „Der Andere“ und „Es ist soweit“, spielten die Deutschen einfach ein bereits im britischen Fernsehen ausgestrahltes Programm nach. Doch während in England die Durbridge-Verfilmungen nur beliebt waren, wurden sie hier zu Straßenfegern. Die letzte Folge von „Das Halstuch“ hatte eine Sehbeteilung von neunzig Prozent. Davon kann die deutsche Mannschaft sogar beim Spiel um den dritten WM-Platz nur träumen.

Im Gegensatz zu seinem legendären Ruf ist „Das Halstuch“ allerdings sehr schlecht gealtert. Denn es ist, wie „Der Andere“, ein abgefilmtes Theaterstück und die wenigen Außenaufnahmen könnten überall gedreht worden sein. Die Bildqualität ist, wahrscheinlich aufgrund einer falschen Lagerung, trotz der Restaurierung bescheiden und hat eher den Standard eines Stummfilms oder frühen Tonfilms. Die Story ist Durbridge-typisch mit einem Cliffhanger am Ende jeder Folge, vielen Verdächtigen, auf eine altmodische Art spannend (wenig Thrill, eher entspannend und nett anzusehen) und letztendlich nicht sehr logisch.

Sehr interessant ist die auf der DVD verewigte Abendschau-Diskussion über „Das Halstuch“. Nach der Ausstrahlung wurden zwei Morde mit einem Halstuch begangen. Die Deutsche Kriminologische Gesellschaft wandte sich gegen die Ausstrahlung von solchen Krimis und Dr. Gustav Nass, Vizepräsident der Deutschen Kriminologischen Gesellschaft, nahm an der Diskussion teil. Dort wurden Argumente ausgetauscht, die heute bei Diskussionen über den schädlichen Einfluss von Computerspielen vorgetragen werden. Außerdem konnten Zuschauer direkt in der Sendung anrufen und die Diskutanten mehrmals mitten im Satz unterbrechen werden. Heute unvorstellbar.

Nach „Das Halstuch“, in dem die Morde niemals gezeigt wurden (jeder Edgar-Wallace-Film ist expliziter; amerikanische Serien sowieso), kamen die TV-Verantwortlichen mit den beiden nächsten Durbridge-Filmen „Tim Frazer“ und „Tim Frazer: Der Fall Salinger“ den Sittenwächtern entgegen.

Erst in der sechsten Durbridge-Verfilmung „Die Schlüssel“ gab es wieder mehrere Morde (natürlich nicht vor laufender Kamera) und mit Benno Hoffmann auch einen vierschrötigen Ganoven unter gesitteten Gentlemen. Weil sich inzwischen die Sehgewohnheiten geändert hatten, wurde „Die Schlüssel“ nicht mehr als Sechs-, sondern als Dreiteiler ausgestrahlt. An der kammerspielartigen Inszenierung änderte sich dagegen nichts. Aber immerhin wurde die Erzählung von Norman Stansdale über die Entstehung einer für die Geschichte wichtigen Fotografie mit einer Rückblende illustriert.

In dem Dreiteiler erschießt der Ex-Soldat Philip Martin sich nach seinem Wehrdienst in einem Hotelzimmer. In den Tagen vor seinem Tod soll er pausenlos in einem Gedichtband gelesen haben. Philips Bruder Eric Martin glaubt nicht an den Selbstmord. Er will herausfinden, warum Philip ermordet wurde. Dabei hat er zuerst nur drei Spuren: den Gedichtband, einen Schlüssel, den jeder haben will, und ein Porträtbild von einem angeblich in Deutschland verstorbenen Kameraden mit seiner Frau.

Wie auch die vorherigen Durbridge-Verfilmungen bietet „Die Schlüssel“ ein Wiedersehen mit vielen altbekannten Stars und Albert Lieven darf in einem Durbridge endlich einmal auf der Seite der Guten mitspielen. Das extra für die DVD produzierte vierzigminütige Interview mit Reinhard Glemnitz bietet einen hübschen Rückblick auf die damalige Zeit, seine Rolle als Stammschauspieler in der von Herbert Reinecker erfundenen Krimiserie „Der Kommissar“ (1969 – 1976) und seine Arbeit als Synchronsprecher.

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Straßenfeger 02: Das Halstuch/Die Schlüssel

Studio Hamburg

Sprache/Ton: Deutsch (2.0 Mono)

Bild: 4:3, SW

Bonusmaterial: Kurzdokumentation Straßenfeger – Das Phänomen, Abendschau-Diskussion „Das Halstuch“

TV Juwelen – Die Straßenfeger im neuen Glanz, Interview mit Darsteller Reinhard Glemnitz

Freigegeben ab 12 Jahre

Enthält

Das Halstuch (Deutschland 1961, 224 Minuten)

Regie: Hans Quest

Drehbuch: Francis Durbridge (Übersetzung: Marianne de Barde)

Mit Heinz Drache, Albert Lieven, Margot Trooger, Dieter Borsche, Horst Tappert, Hellmut Lange, Eva Pflug

Die Schlüssel (Deutschland 1964, 234 Minuten)

Regie: Paul May

Drehbuch: Francis Durbridge (Übersetzung: Marianne de Barde)

Mit Harald Leipnitz, Albert Lieven, Peter Thom, Hans Quest, Dagmar Altrichter, Benno Hoffmann, Reinhard Glemnitz

Hinweise

Meine Besprechung von „Straßenfeger 01: Der Andere/Es ist soweit“

Meine Besprechung von „Die Kette“ (die letzte offizielle Durbridge-Verfilmung)


TV-Tipp für den 12. November: Casino

November 12, 2008

SWR, 23.00

Casino (USA 1995, R.: Martin Scorsese)

Drehbuch: Martin Scorsese, Nicholas Pileggi

LV: Nicholas Pileggi: Casino: Love and Honor in Las Vegas, 1995 (Casino)

Biopic über die Mafia in Las Vegas in den Siebzigern

Kurz gesagt: ein Meisterwerk und Pflichttermin für Krimifans.

„Die einander ergänzenden Elemente von ‚Casino’, die genaue, materialistische Dokumentation, das Shakespeare-Drama von Macht und Fall, der Genrefilm und die Strindbergsche Seelenpein von Mann und Frau, zwischen denen eine unsichtbare Mauer steht, laufen alle auf die Feststellung hinaus, die Robert De Niro schon am Anfang getroffen hat: dass niemand gegen die Bank gewinnen kann. Das ist nicht nur konkrete Beschreibung einer ökonomisch-kriminellen Situation und soziale Metapher auf das Wesen des Kapitalismus, sondern auch ein philosophisches Gleichnis.“ (Georg Seeßlen: Martin Scorsese)

Mit Robert De Niro, Sharon Stone, Joe Pesci, James Woods, Kevin Pollak, L. Q. Jones

Hinweise

You Tube: Casino after filmung

You Tube: Charlie Rose redet mit Martin Scorsese und Produzentin Barbara de Fina über „Casino“

You Tube: Charlie Rose redet mit Nicholas Pileggi über „Casino“

„Casino“ in der Kriminalakte


Cover der Woche

November 11, 2008

keene-haltet-die-clowns


TV-Tipp für den 11. November: Mathilde – Eine große Liebe

November 11, 2008

ZDF, 00.20

Mathilde – Eine große Liebe (F/USA 2004, R.: Jean-Pierre Jeunet)

Drehbuch: Jean-Pierre Jeunet, Guillaume Laurant, Guillaume Laurant

LV: Sébastien Japrisot: Un long dimanche de fiancailles, 1991 (Die Mimosen von Hosssegor, Mathilde – Eine große Liebe)

Erster Weltkrieg und die ersten Nachkriegsjahre: Mathilde Donnay glaubt nicht, dass ihr Geliebter im Krieg gestorben ist. Obwohl alle ihr davon abraten, sucht sie ihn.

„Mathilde – Eine große Liebe“ ist, wie der Titel verrät, eine Liebesgeschichte, inszeniert von dem Macher von „Die fabelhafte Welt der Amelie“. Aber die Vorlage stammt von einem renommierten Krimiautor und der Sendetermin für diese TV-Premiere eines hochgelobten Kinofilms ist eine Frechheit.

Der Film, erhielt neben anderen Preisen, zahlreiche Cesars und, für das Drehbuch, den Edgar-Allan-Poe-Preis.

Mit Audrey Tautou, Gaspar Ulliel, Jean-Pierre Becker, Tchéky Karyo, André Dussollier, Denis Lavant, Jodie Foster (Nebenrolle)

Hinweise

Homepage zum Film

Film-Zeit über „Mathilde – Eine große Liebe“

Wikipedia über Sébastien Japrisot (deutsch (wenig), englisch (mehr), französisch (viel))

The Independent: Nachruf auf Sébastien Japrisot


Erste Eindrücke vom James-Sallis-Berlinbesuch

November 10, 2008

Am Ende seiner ersten Lesereise durch Deutschland besuchte James Sallis Berlin und ich nutzte die Gelegenheit für ein längeres Gespräch mit dem Erfinder von Lew Griffin und Turner. Die ersten beiden Griffin-Romane erschienen vor Ewigkeiten in der kurzlebigen Dumont-Noir-Reihe. Jetzt wagte der Liebeskind-Verlag mit „Driver“ und „Deine Augen hat der Tod“ einen zweiten und sehr erfolgreichen Versuch den in den USA unter Fans und Kollegen angesehenen Autor (2007 erhielt er auf der Bouchercon den Lifetime Achievement Award) auch in Deutschland zu etablieren. „Driver“ erhielt den Deutschen Krimipreis und war der Jahressieger der KrimiWelt-Bestenliste. Hugh Jackman sicherte sich die Filmrechte an „Driver“. Während des Gesprächs am Nachmittag verriet James Sallis mir, dass es inzwischen ein überarbeitetes Drehbuch gibt und der Drehbeginn für Frühjahr 2010 geplant ist. Außerdem hat Heyne die Rechte an seinen drei Turner-Romanen „Cypress Grove“, „Cripple Creek“ und „Salt River“ gekauft. Wir sprachen über Philip K. Dick, Lawrence Block (später auch über James Crumley und Joe R. Lansdale), warum seine Bücher so kurz sind (bei der Turner-Serie nimmt die Seitenzahl mit jedem Band ab), was für ein Gefühl es sei, in Deutschland ein zehn Jahre altes Buch zu promoten, und über New Orleans.

Nach dem Gespräch ging’s dann von seinem Hotel durch die Bergmannstraße (die etwas von New Orleans hat) zu „Hammett“. Die Buchhandlung erinnerte Sallis an den „Poisoned Pen Bookstore“ und wahrscheinlich nur zwei Gründe (Sprache, zulässiges Gewicht für den Flug) hinderten Sallis an einer kostspieligen Tour durch den Laden.

Am Abend las James Sallis im vollen Valentin Gasthaus am Südstern (eine schönes Lokal mit viel zu aufmerksamen Bedienungen) aus „Driver“ (weniger) und „Deine Augen hat der Tod“ (mehr), beantwortete Fragen (so erzählte er von seiner Band), signierte Bücher und dann ging’s zum gemütlichen Teil (mit den schon erwähnten aufmerksamen Bedienungen). Ich beichtete ihm, dass ich ihm am Nachmittag nur die Hälfte der geplanten Fragen gestellt hatte. Aber dafür hätte er ein gutes Dutzend anderer Fragen beantwortet. Das passiert halt, wenn man nicht blind seinen Fragenkatalog abarbeitet.

Am Freitag machte James Sallis sich auf den Heimweg nach Phoenix, Arizona – und ich sitze hier in Berlin über meinen Notizen, die die Grundlage für einen längeren Text über James Sallis sind.