Erster Eindruck: Jochen Schmidt – Gangster, Opfer Detektive

Schmidt - Gangster Opfer Detektive

Während meines Studiums hatte ich fast immer die rote Ullstein-Ausgabe von Jochen Schmidts „Gangster, Opfer, Detektive“ ausgeliehen. Im Buchhandel war sie damals nicht mehr zu bekommen und auch in Antiquariaten entdeckte ich kein Exemplar.

In den vergangenen Jahren war dann immer wieder eine Überarbeitung des Standardwerkes angekündigt worden.

Und jetzt ist es soweit.

Die „überarbeitete, aktualisierte und stark erweiterte Ausgabe“ liegt vor. Während die Ullstein-Ausgabe von 1989 ungefähr 700 Seiten hatte (normales Taschenbuchformat), hat die Neuausgabe bei KBV 1128 Seiten. Aber die Seitenzahl täuscht. Denn gleichzeitig ist die Neuausgabe in einem größeren Format gedruckt. Ich schätze mal, dass die Neuausgabe mindestens den doppelten Umfang hat.

Schmidt selbst schreibt in der Einleitung: „Von den 128 Kapiteln der Neuauflage sind nur etwa 40, also weniger als ein Drittel, gegenüber der Erstauflage unverändert, darunter allerdings auch die theoretischen Eingangskapitel des Buches, die deshalb nicht unbedingt auf dem neuesten Stand der Sekundärliteratur zum Krimi sind. Ein weiteres Drittel des Buches ist aktualisiert, also mehr oder weniger stark bearbeitet. Der Rest ist völlig neu.“

Das ist dann

  1. genug Lesestoff für einige lange Abende

  2. genug Leseanregungen für etliche weitere lange Abende

  3. genug Lesematerial, um sich an der Meinung des Autors zu reiben

Denn Jochen Schmidt formuliert immer noch pointiert seine Meinung, die öfters nicht dem Mainstream der Kritik folgt.

Schmidt konzentriert sich in „Gangster, Opfer, Detektive“ auf die Autoren und Werke, die in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland erhältlich waren. Das erklärt einige Lücken. Auch einige Autoren fehlen. Ad hoc sind mir Harlan Coben, Charlie Huston und Horst Eckert (dafür ist Frank Göhre ein Kapitel gewidmet) aufgefallen. Aber bei dem Umfang sind sie verzeihlich. Auch dass nicht alle Bibliographien auf dem neuesten Stand sind. Spontan ist mir das bei James Lee Burke (der letzte Robicheaux ist nicht „Last Car to Elysian Fields“), Norbert Horst, Andrea Maria Schenkel und David Peace (der im Namensverzeichnis fehlt) aufgefallen.

Weniger verzeihlich sind dagegen einige Tippfehler im Inhaltsverzeichnis (Im Text gibt es weitere.). Mir fielen sofort „Kinky Friedmant“ und „Garry Dishers Wyett“ auf. Das sollte unbedingt in der nächsten Auflage geändert werden. Ebenso sollte die derzeit sehr karge Bibliographie am Ende von „Gangster, Opfer, Detektive“ um aktuelle Werke und natürlich Internetadressen (die derzeit vollkommen fehlen) ergänzt werden. Denn hier könnte der erste Eindruck zu einem Nicht-Kauf führen.

Und das wäre ein schwerer Fehler.

Daher, nach einem flüchtigen Durchblättern, gibt es schon mal eine dicke Kaufempfehlung. Und wenn der Geldbeutel einen Kauf nicht zulässt, gibt es den weihnachtlichen Wunschzettel.

Jochen Schmidt: Gangster, Opfer, Detektive – Eine Typengeschichte des Kriminalromans

KBV Krimi, 2009

1128 Seiten

43,90 Euro

One Response to Erster Eindruck: Jochen Schmidt – Gangster, Opfer Detektive

  1. […] “Gangster, Opfer, Detektive – Eine Typengeschichte des Kriminalromans” erschien, formulierte ich ad hoc eine dicke Kaufempfehlung. Denn obwohl ich bereits damals einiges bemängelte, dachte ich, dass das über 1000-seitige Werk ein […]

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