DVD-Kritik: „Torturer“ – Keine neue Dimension des Terrors

Rick (Andrew W. Walker) foltert 2003 in einem Gefängnis die irakische Gefangene Ayesha (Mahsa Masoudi, Filmdebüt). Sie soll eine Terroristin sein. Bei dem Verhör scheint einiges aus dem Ruder gelaufen zu sein. Denn jetzt ist Rick in einem anonymen Büro und unterhält sich mit einem Doktor (Nichelle Nichols, Uhura aus Raumschiff Enterprise). Er erzählt ihr, wie er das Verhör führte. Sie versucht ihm zu helfen und beruhigt ihn immer wieder. Denn unter Präsident Bush ist Folter legal und er ist geschützt. Egal, was bei dem Verhör geschah. Aber irgendwann läuft auch diese Therapiesitzung aus dem Ruder. Denn, so die simple und immer wieder betonte Moral der Geschichte: auch der Folterer trägt beim Foltern seelische Schäden davon.

Autor und Regisseur Graham Green hatte in seinem Spielfilmdebüt sicher die besten Absichten. Aber auch die besten Absichten helfen nicht, wenn die Dialoge mau sind, alles erklärt wird und sich in einer Endlosschleife wiederholt. So erklären sich in der Therapiesitzung Rick und der Doktor gegenseitig das Stockholm-Syndrom, die verschiedenen Stufen von Folter, welche Gesetze es gibt und, als ob das nicht schon genug schlechter „C. S. I.“-Stil wäre, geht ein guter Teil der Filmzeit dafür drauf, dass sie wiederholt, was er gerade gesagt hat. Oder vice versa. Aber in jedem Fall in der Häufung einfach nur noch langweilig redundant.

So wird der „war against terror“ mit all seinen rechtstaatliche Standards verachtenden Auswirkungen schnell auf das Niveau einer schlechten Talkshow heruntersaniert.

Die Geschichte des langatmigen Thesentheaters selbst ist auf den ersten Blick mit zwei bis drei Zeitebenen (das Verhör, die Therapiesitzung und ein Attentäter, der mit seinem Transporter zu einem unbekannten Ziel fährt) und ebenso vielen verschiedenen Schauplätzen komplex, aber im Endeffekt und mit dem weit hergeholten Ende, einfach nur ein billiger Taschenspielertrick. Die Chemie zwischen den Schauspielern tendiert gegen null und gerade bei der Therapiesitzung spielen Andrew W. Walker und Nichelle Nichols ihre Charaktere von Szene zu Szene so verschieden, dass man sich fragt, ob sie absichtlich schlecht spielen oder die Therapiesitzung als Alptraum nur in Ricks Kopf statt findet.

Dies alles kann nicht mit dem niedrigen Budget („Torturer“ spielt bis auf wenige Szenen in zwei Räumen und wurde, jedenfalls sehen die Bilder so auf, auf Video aufgenommen) entschuldigt werden. Denn gerade wenn wenig Geld vorhanden ist und man nicht mit riesigen Explosionen von der Geschichte ablenken kann, ist ein gut geplottetes Drehbuch mit glaubhaften Charakteren und treffenden Dialogen umso wichtiger. Und das ist bei „Torturer“ ein auf der moralisch richtigen Seite stehender Totalausfall.

Torturer (The Torturer; Graham Green’s The Torturer, USA 2008)

Regie: Graham Green

Drehbuch: Graham Green

mit Andrew W. Walker, Mahsa Masoudi, Nichelle Nichols

DVD

Bronson

Bild: 2,35:1 (anamorph)

Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (DTS 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Bildergalerie, Poster, Trailer, Wendecover

Länge: 83 Minuten

FSK: ab 18 Jahre

Hinweis

Homepage zum Film

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