TV-Tipp für den 23. November: Der Pate: Die Saga (1)

November 23, 2010

3sat, 22.55

Der Pate – Teil 1 (USA 1977, R.: Francis Ford Coppola)

Drehbuch: Mario Puzo, Francis Ford Coppola

LV: Mario Puzo: The godfather, 1969 (Der Pate)

Die Mafia als gepflegter Familienbetrieb. Ein immer wieder gern gesehener Klassiker.

Allerdings heute wieder in der vierteiligen, chronologisch-erzählten und ziemlich unbekannten TV-Version. Coppola schnitt die beiden ersten ersten „Der Pate“-Filme neu und integrierte auch Szenen, die nicht in den Kinofilmen enthalten sind.

Die nächsten Teile gibt’s an den kommenden Abenden.

Mit Marlon Brando, Al Pacino, James Caan, John Cazale, Robert Duvall, Diane Keaton, Sterling Hayden, Al Lettieri, Talia Shire

Hinweise

Wikipedia über „Der Pate“ (deutsch, englisch)

Offizielle Mario-Puzo-Seite

Kirjasto über Mario Puzo

Krimi-Couch über Mario Puzo

Kaliber.38 über Mario Puzo

Time: Mario-Puzo-Titelgeschichte (28. August 1978 – mit einem schönen Titelbild)


„The Lincoln Lawyer“ – der erste Trailer

November 22, 2010

Der US-Kinostart der Michael-Connelly-Verfilmung „The Lincoln Lawyer“ (Der Mandant) ist am 18. März 2011. Der deutsche Kinostart ist noch unklar, aber dafür ist jetzt der erste Trailer draußen:

Naja. Hippe Optik, aber für mein Empfinden ist Matthew McConaughey einfach zehn Jahre zu jung für Michael Haller und ich hab absolut keine Ahnung, wie die die zweite Hälfte des Romans (der fast ausschließlich im Gerichtssaal spielt) auf die Leinwand bringen wollen.

 


TV-Tipp für den 22. November: Leaving Las Vegas

November 22, 2010

SWR, 23.30

Leaving Las Vegas – Liebe bis in den Tod (USA 1995, R.: Mike Figgis)

Drehbuch: Mike Figgis

LV: John O’Brien: Leaving Las Vegas, 1990 (Leaving Las Vegas)

Ben ist Drehbuchautor und Trinker. Er macht sich auf den Weg nach Las Vegas, um sich dort zu Tode zu trinken. Da trifft er Sera, eine Hure, die seine Begleiterin auf seinem Trip in den Tod wird.

Beeindruckendes Trinkerdrama, das nach einem autobiographischem Roman entstand und für das Nicolas Cage unter anderem einen Oscar als bester Darsteller erhielt. Im Nachhinein beendete „Leaving Las Vegas“ die Phase in Cages Leben, in der er ein ernstzunehmender Schauspieler war. Danach trat er in „The Rock“, „Con Air“ und „Face/Off – Im Körper meines Feindes“ (der im Vergleich zu den beiden vorherigen Filmen ein tiefsinniges Drama ist) auf. Zuletzt trat er in „Duell der Magier“ auf.

mit Nicolas Cage, Elizabeth Shue, Julian Sands, Emily Procter, Valeria Golino, Mike Figgis, R. Lee Ermey, Mariska Hargitay, Danny Huston, Bob Rafelson, Xander Berkeley, Lou Rawls, Julian Lennon

Hinweise

Drehbuch „Leaving Las Vegas“ von Mike Figgis (Shooting Script September 1994)

Wikipedia über „Leaving Las Vegas“ (deutsch, englisch)

Filmcritic: Interview mit Mike Figgis (18. Februar 1996)

The Hollywood Interview mit Mike Figgis (ursprünglich erschienen in Venice Magazine Juni 1999)


Sara Paretsky ist Grandmaster 2011

November 21, 2010

Die Mystery Writers of America (MWA) haben Sara Paretsky zum Grandmaster 2011 ernannt. Mit ihrer Privatdetektivin Vic Warshawski wurde 1982 das Tough-Guy-Genre um eine nicht minder schlagkräftige und schlagfertige Frau erweitert und seitdem gab es unzählige weibliche PIs. Paretsky gehörte außerdem zu den Gründerinnen von Sisters in Crime.

In der MWA-Presseerklärung steht:

„The mystery genre took a seven-league stride thanks to Sara Paretsky, whose gutsy and dauntless protagonist showed that women can be tough guys, too,“ said Larry Light, Executive Vice President of Mystery Writers of America. „Before, in Sara’s words, women in mysteries were either vamps or victims. Her heroine, private eye V.I. Warshawski, is whip-smart and two-fisted, capable of slugging back whiskey and wrecking cars, and afire to redress social injustice.“

In Deutschland hatte Sara Paretsky dagegen einen schweren Stand. Zuletzt erschien „Feuereifer“ (Fire Sale, 2005). Das Einzelwerk „Bleeding Kansas“ (2007) wurde nicht übersetzt. Ihr vorletzter Warshawski-Krimi „Hardball“ (2009) ist für April 2011 bei Dumont angekündigt und für ihren neuesten Warshawski-Krimi „Body Work“ (2010) gibt es noch keinen deutschen Veröffentlichungstermin.

Die Preisverleihung ist am 28. April 2011 in New York City.


TV-Tipp für den 21. November: Der Auftragskiller – Zimmer 164

November 21, 2010

21. November

Arte, 23.50

Der Auftragskiller – Zimmer 164 (I 2010, R.: Gianfranco Rosi)

Drehbuch: Gianfranco Rosi

LV: Charles Bowden: The Sicario – A Juárez-Hitman Speaks (Harper’s Magazine, Mai 2009, Reportage)

Spielfilmlange Doku über einen Expolizisten und Exkiller für ein mexikanisches Drogenkartell, der in einem Hotelzimmer von seinem Leben erzählt.

Die Doku erhielt in Venedig eine FIPRESCI-Preis.

Wiederholung: Freitag, 17. Dezember, 03.00 Uhr (Taggenau!)

Hinweis

Arte über die Doku


Lesen, lesen, lesen mit Stadt Land Buch

November 20, 2010

Im 19. Jahr haben die Macher die Berlin-Brandenburgischen Buchwochen in „Stadt Land Buch“ umbenannt und sie verleihen zum ersten Mal einen Preis für den besten Katzenkrimi. Anscheinend gibt es da viele Bücher und Fans. Hm.

Jedenfalls startet der Marathon am Sonntag, den 21. November, und endet am Montag, den 28. November, und für Krimifans ist, neben dem Katzenkrimipreis, auch einiges im Angebot:

am Montag, den 22. November, liest Sabine Alt aus „Gegen das Licht“ und Hellmuth Karasek aus „Billy Wilder – Eine Nahaufnahme“.

am Mittwoch, den 24. November, lesen Horst Bosetzy (-ky), Martina Arnholt, Barbara Ahrens und Heidi Ramlow aus „Berliner Morde“ und „Ran an ’n Sarg und mitjeweent“,

am Donnerstag, den 25. November, wird der Katzenkrimipreis verliehen,

am Freitag, den 26. November, liest Horst Bosetzky (-ky) aus „Rumbalotte“ und Christian Brückner aus Umberto Ecos „Das Foucaultsche Pendel“.

Das waren die Berliner Termine. In Frankfurt (Oder) wird am Donnerstag, den 25. November Rainer Kaufmanns Ingrid-Noll-Verfilmung „Kalt ist der Abendhauch“ gezeigt.

Das gesamte Programm gibt es hier.


TV-Tipp für den 20. November: Die 39 Stufen

November 20, 2010

MDR, 01.20

Die 39 Stufen (GB 1935, R.: Alfred Hitchcock)

Drehbuch: Charles Bennett, Alma Reville, Ian Hay

LV: John Buchan: The Thirty-Nine Steps, 1915 (Die neundundreißig Stufen)

Richard Hannay wird verdächtigt einen Spion umgebracht zu haben. Die Suche nach dem Mörder führt ihn durch halb England zu einem mordlüsternem Spionagering.

Schon seit Jahren nicht mehr gezeigter Hitchcock-Klassiker. Der “Anlass” für die derzeitigen Wiederholungen ist der 110. Geburtstag des Meisters der Suspense am 13. August.

Was mir bei The 39 Steps gefiel, waren die jähen Umschwünge und das rapide Springen von einer Situation in die nächste. (…) Sollte ich The 39 Steps noch einmal drehen, dann würde ich wieder nach diesem Rezept vorgehen. Aber das kostet wirklich eine Menge Arbeit. Man muss einen Einfall auf den anderen folgen lassen, und das unheimlich schnell.” (Alfred Hitchcock zu Peter Bogdanovich)

Mit Madeleine Carroll, Robert Donat, Lucie Mannheim, Godfrey Tearle, Peggy Ashcroft, John Laurie

Hinweise

Wikipedia über Alfred Hitchcock (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 1“

Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 2“

Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock zeigt – Teil 1“

Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock zeigt – Teil 2“

Meine Besprechung von Thily Wydras „Alfred Hitchcock“

John-Buchan-Gesellschaft

Wikipedia über John Buchan (deutsch, englisch)

Kirjasto über John Buchan

Alfred Hitchcock in der Kriminalakte


DVD-Kritik: Der beschnittene „Kojak“

November 19, 2010

Vor fünf Jahren wurde die erste Staffel von „Einsatz in Manhattan“, wie „Kojak“ in Deutschland hieß, veröffentlicht und sie verkaufte sich wohl nicht so toll. Denn erst jetzt wurde die zweite Staffel der in den siebziger Jahren weltweit erfolgreichen Polizeiserie mit Lt. Theo Kojak von Revier Manhattan Süd als Helden (Kennzeichen: Glatze, Lolli, immer gut gekleidet, immer einen sarkastischen Spruch auf den Lippen) veröffentlicht.

Die dritte Staffel ist für Anfang Dezember angekündigt und man kann nur hoffen, dass dann einige Fehler der jetzt vorliegenden Veröffentlichung nicht wieder gemacht werden. Denn so hübsch das Cover auch ist, der Inhalt ist eine einzige Enttäuschung. Universum veröffentlichte nicht die Originalfolgen, sondern die deutschen Fassungen. Diese wurden, aufgrund des damaligen ARD-Sendeschemas, bei der Erstausstrahlung gnadenlos von knapp 50 Minuten auf unter 45 Minuten gekürzt. Damit ist die zweite Staffel für Filmfans mit filmhistorischen Ambitionen wertlos. Bei der ersten Staffelbox wurden dagegen die Originalversionen auf die DVDs gepresst und es kam dann bei den damals gekürzten Passagen zu einen Sprachwechsel vom Deutschen ins Englische (der mich, weil ich mir die Folgen im Original ansah, nicht störte).

Die Bildqualität der einzelnen Folgen der zweiten „Kojak“-Staffel schwankt von Folge zu Folge zwischen abgenudelt-matschigem VHS-Tape und halbwegs scharf, aber viel zu hell und immer wieder mit falschen Farben; wobei in den späteren Folgen das Bild besser wird (oder man sich einfach an die Qualität gewöhnt hat). Insgesamt ist das Bild, im Vergleich zu anderen TV-Serien, die ähnlich viele Jahre auf dem Buckel haben, durchgehend entsetzlich schlecht.

Da ist der Verzicht auf Untertitel und Bonusmaterial (abgesehen von drei Texttafeln zur Serie und einer auf der Innenseite des Covers abgedruckten Episodenguide) nur konsequent.

Neben der grottigen Umsetzung fällt, vor allem in den ersten Folgen der zweiten Staffel, auf, wie sehr „Kojak“ in den vergangenen fünf Jahren alterte. Denn 2005 war in Deutschland die Zeit vor „The Wire“, „The Shield“, „Criminal Minds“, „The Closer“, „Dexter“, „The Mentalist“ und „Castle“ (um nur einige Polizeiserien [großzügig definiert] zu nennen).

Es gab „CSI“, „Wolffs Revier“ (bis 2006), „SK Kölsch“ (ebenfalls bis 2006), „Im Namen des Gesetzes“ (damals zwischen Einstellung und Reboot schwankend, inzwischen eingestellt), einige glücklose Serienversuche der Privaten, wie „Der Elefant – Mord verjährt nie“, und einige immerhin quotentechnisch erfolgreiche Serienstarts der Öffentlich-Rechtlichen, wie „Kommissar Stollberg“ (ab Oktober 2006), „Der Kriminalist“ (ab Dezember 2006), „Soko Köln“ (ab Oktober 2003), „Soko Wismar“ (ab Oktober 2004), „Soko Wien“ (ab Oktober 2005) und „Der Alte“ wurde von dem 1924 geborenen Rolf Schimpf gespielt.

Gegen diese, oft miesepetrig durchs Bild schlurfenden, Ermittler war Kojak (gespielt von dem 1922 geborenen Telly Savalas in der Rolle seines Lebens) ein Jungbrunnen, der wohlige Erinnerungen an die Vergangenheit weckte.


Gegen die neuen Helden ist Lt. Theo Kojak ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit. Einer Zeit als Computer und Handys noch Science-Fiction waren. Dafür wird vor allem in den ersten Folgen auffällig oft in Telefonzellen telefoniert und in Lokalen gibt es an der Theke Telefone. Die Kriminaltechnik spielt in den Ermittlungen eine viel unbedeutendere Rolle. Allerdings war sie auch nicht so unwichtig, wie vor allem in den ersten Folgen der zweiten Staffel von „Kojak“ immer getan wird. Dass niemand auf DNA-Spuren achtet, ist nachvollziehbar, aber dass Täter wie Ermittler lässig überall ihre Fingerabdrücke hinterlassen mutet schon seltsam an und stört sehr beim Ansehen. Besonders in der Folge „Kaufpreis für einen Richter“ ist es komplett unglaubwürdig, dass Profiverbrecher ohne Handschuhe einen durchaus komplizierten Selbstmord inszenieren.

In den späteren Folgen, so ab der zehnten Folge, wird sich dann immer stärker auf die psychologischen Aspekte konzentriert und damit ist die Arbeit der Spurensucher für den Fall unwichtig. Es gibt etliche Fälle, in denen es keinen Mord gibt oder der Mord nur eine Folge des eigentlich geplanten Verbrechens ist und es werden, vor allem in den letzten Folgen der zweiten Staffel, auch damals moderne Ermittlungsmethoden, wozu Tonbandgeräte und Videokameras gehören, benutzt.

Und diese Folgen sind bis heute von ihrer Story nicht gealtert. Aber dank zahlreicher Straßenaufnahmen, liebevoller Innenausstattungen und natürlich der Kleider stellt sich ein angenehmes Retro-Feeling ein. Außerdem wurde, was damals in Krimiserien durchaus üblich war, kein Geheimnis aus dem Täter gemacht. Normalerweise wird am Anfang sogar die Tat gezeigt und neben den Ermittlungen wird den Tätern, den Opfern und den von der Tat Betroffenen mehr oder weniger viel Zeit eingeräumt.

Insgesamt sind die 24 Fälle der zweiten „Kojak“-Staffel recht abwechslungsreich geraten. Neben psychopathischen Einzeltätern (ein in seine Nachbarin verliebter Junge in „Der Mörder wohnt neben“) und Zufallstätern (in „Verbrechen ohne Opfer“ geht eine Vergewaltigung schief), gibt es immer wieder Berufsverbrecher, für die Mord und auch die Verhaftung einfach zum Berufsrisiko gehören, Mafiosi (in der Auftaktfolge „Rivalen der Mafia“ und in „Warrens erster Fall“ versucht Kojak einen Gangsterkrieg zu verhindern), Terroristen (in „Souvenir aus Atlantic City“) und einige ehrliche Männer, die Selbstjustiz üben wollen (in „Wer hat Ruth Nelson getötet?“ und „Kugeln aus dem Hinterhalt“) oder die günstige Gelegenheit ergreifen.

Dazu gehört Ray Coughlin (Martin Balsam in der noirischen Episode „Die Sterne stehen auf Tod“), der als Ex-Polizist und Privatdetektiv den Selbstmord eines Klienten zum lukrativen Geschäft für sich machen will.

In „Der Mann mit der Bombe“ terrorisiert ein Bombenleger Manhattan. Die Polizei hat keine Spur und der Täter stellt auch keine Forderungen. Da hilft ein begnadeter, mehrfach verurteilter und inzwischen ehrlich gewordener Bombenbauer der Polizei beim Entschärfen einer Bombe. Bei der nächsten Bombe will er für seine Hilfe eine stattliche Entlohnung und Kojak hat einen Verdacht.

In „Der Verlierer zahlt alles“ spielt Leslie Nielsen einen brutalen Dieb, der eine Art Über-“Parker“ ist und in „Alte Träume werden wahr“ spielt Ruth Gordon („Harold & Maude“) ein Medium, das Morde vorhersieht. Was sie nicht weiß ist, dass der Täter einer ihrer Kunden ist.

Und, wie es sich für eine Polizeiserie gehört, spielen auch immer wieder die Probleme und moralischen Dilemma von Polizisten eine Rolle. In einigen Folgen rücken sie in den Mittelpunkt. In „Ein schlechter alter Freund“ wird Kojaks Untergebener Crocker mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Denn einer seiner alten Freunde wurde zum Berufsverbrecher mit Mafiakontakten, der als Schutzgelderpresser sein Geld verdient.

In „Die Erpressung“ wird die Frau von Kojaks Chef McNeill entführt. Die Entführer verlangen von Kojak, dass er Beweise verschwinden lässt.

In „Spiel mit gezinkten Karten“ behauptet ein Spitzel (der Sänger Paul Anka) gegenüber Gangstern, dass ein Polizist ihn mit Informationen versorge. Das Gerücht macht die Runde und plötzlich steht die Karriere des Polizisten auf dem Spiel.

Sowieso haben in „Kojak“ in den einzelnen Fällen auffallend oft, vor allem im Vergleich zu zeitgenössischen Krimiserien, Berufsverbrecher eine zentrale Rolle. In „Raubzug in Raten“ planen einige Diebe in einer Nacht einen großen Diebstahl. Kojak weiß, dass das Verbrechen vor seinen Augen stattfindet. Aber er weiß nicht wo.

In „Die Nacht von Piräus“ dreht sich alles um einige wertvolle Briefmarken, für die verschiedene Sammler über Leichen gehen. Anscheinend hat „Der Malteser-Falke“ für diese Folge Pate gestanden.

In diesen Folgen zeigt sich das Verbrechen als integraler Bestandteil der Gesellschaft. Die Polizei kann nur noch Schadensbegrenzung leisten. Insofern bereitet „Kojak“ späteren Krimiserien wie „Miami Vice“ vor.

Kojak – Einsatz in Manhatten – Staffel 2 (Kojak, USA 1974/1975)

Erfinder: Abby Mann

mit Telly Savalas (Lt. Theo Kojak), Dan Frazer (Capt. Frank McNeil), Kevin Dobson (Det. Bobby Crocker), George Demosthenes Savalas (Det. Stavros [Bruder von Telly Savalas und, um Verwirrungen zu vermeiden, im Vorspann nur „Demosthenes“ genannt]), Mark Russell (Det. Saperstein), Vince Conti (Det. Rizzo)

DVD

Bild:1,33:1 (4:3)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0 – Mono)

Untertitel: –

Bonusmaterial: 3 Texttafeln zur Serie, Episodenguide auf der Coverinnenseite

Laufzeit: 1125 Minuten (5 DVD)

FSK: ab 16 Jahre (wobei fast alle Folgen FSK-12 sind)

Lt. Kojak löst im zweiten Jahr seines TV-Serienlebens folgende Fälle

Rivalen der Mafia – Teil 1 (The Chinatown Murders, Part 1)

Regie: Jeannot Szwarc

Drehbuch: Jack Laird

Rivalen der Mafia – Teil 2 (The Chinatown Murders, Part 2)

Regie: Jeannot Szwarc

Drehbuch: Jack Laird

Verbrechen ohne Opfer (Hush now, or you die)

Regie: Charles S. Dubin

Drehbuch: Robert W. Lenski

Kojak spielt riskant (A very deadly game)

Regie: Seymour Robbie

Drehbuch: Seam Baine

Das 20-Millionen-Ding (Wall Street Gunslinger)

Regie: Richard Donner

Drehbuch: Halsted Wells

Wer hat Ruth Nelson getötet? (Slay ride)

Regie: Russ Mayberry

Drehbuch: Morton S. Fine

Zeugin wider Willen (Nursemaid)

Regie: Jerry London

Drehbuch: Joel Oliansky

Mord im Krankenhaus (You can’t tell a hurt man how to holler)

Regie: Seymour Robbie

Drehbuch: Albert Ruben

Kaufpreis für einen Richter (The best judge money can buy)

Regie: Leo Penn

Drehbuch: Gene Kearney

Souvenir aus Atlantic City (A souvenir from Atlantic City)

Regie: Daniel Haller

Drehbuch: Charles Sailor, Eric Kaldor

Die Sterne stehen auf Todesfahrt (A killing in the second house)

Regie: Christian Nyby

Drehbuch: Gene Kearney

Warrens erster Fall (The best war in town)

Regie: Richard Donner

Drehbuch: Burton Armus

Der Mörder wohnt nebenan (Cross your heart and hope to die)

Regie: David Friedkin

Drehbuch: Gene Kearney

Spiel mit gezinkten Karten (The betrayal)

Regie: Telly Savalas

Drehbuch: Joseph Polizzi

Der Verlierer zahlt alles (Loser takes all)

Regie: Allen Reisner

Drehbuch: Robert C. Dennis (nach einer Geschichte von William P. McGivern und Robert C. Dennis)

Ein Feuer auf Bestellung (Close cover before killing)

Regie: Sigmund Neufeld jr.

Drehbuch: Peter S. Fischer

Kugeln aus dem Hinterhalt (Acts of desperate men)

Regie: Jeannot Szwarc

Drehbuch: Gene Kearney

Die Königin der Zigeuner (Queen of the gypsies)

Regie: Jeannot Szwarc

Drehbuch: Gene Kearney (nach einer Geschichte von Gene Kearney und Arthur E. McLaird)

Die Nacht von Piräus (Night of the Piraeus)

Regie: Jerry London

Drehbuch: Don Rene Patterson, George Bacos

Der goldene Schlüssel (Elegy in an asphalt graveyard)

Regie: Christian Nyby

Drehbuch: Jack Laird

Der Mann mit der Bombe (The good luck bomber)

Regie: Sigmund Neufeld Jr.

Drehbuch: Ray Brenner

Ein schlechter alter Freund (Unwanted partners)

Regie: Sigmund Neufeld Jr.

Drehbuch: Burton Armus

Raubzug in Raten (Two-four-six for two hundred)

Regie: Russ Mayberry

Drehbuch: James M. Miller

Die Erpressung (The trade-off)

Regie: David Friedkin

Drehbuch: Robert E. Swanson

Alle Träume werden wahr (I want to report a dream)

Regie: Telly Savalas

Drehbuch: Gene Kearney

Hinweise

Wikipedia über „Kojak“ (deutsch, englisch)

Homepage über Telly Savalas

Deutsche Seite über Telly Savalas

Meine Besprechung von „Kojak – Einsatz in Manhattan: Staffel 1“

 


Neue TV-Krimi-Buch-Tipps online

November 19, 2010

Bei den Alligatorpapieren sind meine neuen, wunderschön bebilderten  TV-Krimi-Buch-Tipps (also die ultimative, ,kritische Auflistung der demnächst im TV laufenden Krimiverfilmungen) online. Fans dürfen sich unter anderem darauf freuen:

Ein herzliches Willkomnen, liebe Krimifreunde,
zu zwei sehr ruhigen Wochen. Denn im Ersten und den dritten Programmen wird das vierzigjährige Jubiläum vom „Tatort“, hauptsächlich mit neuen Folgen und dem „Taxi nach Leipzig“, gefeiert. Wilsberg darf einen neuen Fall lösen und das „Nachtschicht“-Team hat „Das tote Mädchen“ vor sich liegen.
Außerdem gibt es Richard Fleischers Elmore-Leonard-Verfilmung „Das Gesetz bin ich“, Alfred Hitchcocks John-Buchan-Verfilmung „Die 39 Stufen“ und seine Ethel-Lina-White-Verfilmung „Eine Dame verschwindet“, Jean Renoirs Emile-Zola-Verfilmung „Bestie Mensch“, John Hustons Desmond-Bagley-Verfilmung „Der Mackintosh-Mann“, Jack Smights Ross-MacDonald-Verfilmung „Ein Fall für Harper“ (beide mit Paul Newman), Roger Donaldsons Kenneth-Fearing-Update „No way out – Es gibt kein zurück“ und Francis Ford Coppolas TV-Version seiner ersten beiden „Der Pate“-Filme.


TV-Tipp für den 19. November: Hängt ihn höher

November 19, 2010

WDR, 23.15

Hängt ihn höher (USA 1967, R.: Ted Post)

Drehbuch: Leonhard Freeman, Mel Goldberg

Oklahoma 1873: Jed Cooper lässt sich zum Deputy Marshal ernennen. So kann er sich auf der Seite des Rechts an den Männern rächen, die ihn hängen wollten.

Nachdem Clint Eastwood mit den Sergio-Leone-Western „Für eine Handvoll Dollar“, „Für ein paar Dollar mehr“ und „zwei glorreiche Halunken“ erfolgreich der Sprung vom Fernsehen ins Kino gelang, kehrte er mit „Hängt ihn höher“ zurück nach Hollywoood und setzte seinen Aufstieg fort. Der Regisseur seines nächsten Films „Coogans großer Bluff“ hieß Don Siegel und der Rest ist Geschichte.

Hängt ihn höher“ ist ein Rachewestern, der einige unangenehme Fragen stellt.

Richard Schickel nennt in seiner Clint-Eastwood-Biographie von 1996 den Film „einen intelligenten Western, der sich zwar an die Konventionen des Genres hielt, aber dennoch komplex und originell war.“

mit Clint Eastwood, Inger Stevens, Ed Begley, Pat Hingle, Arlene Golonka, Ben Johnson, Bruce Dern, Dennis Hopper, L. Q. Jones

Hinweise

Wikipedia über „Hängt ihn höher“ (deutsch, englisch)

Kriminalakte über Clint Eastwood


„Tödlicher Grenzverkehr“ zwischen D und A

November 18, 2010

Als erstes lernen wir in Wolfgang Schweigers neuem Krimi „Tödlicher Grenzverkehr“, dass in Traunstein die Tageszeitungen sehr früh, nämlich um 23.00 Uhr, ausgetragen werden.

Um diese Zeit wird der Enthüllungsjournalist Dieter Leschnik überfahren und die einzige Zeugin ist die Zeitungsausträgerin bei ihrer Tour.

Die beiden bereits aus „Der höchste Preis“ und „Kein Ort für eine Leiche“ bekannten Kommissare Gruber und Bischoff beginnen noch in der Nacht zu ermitteln. Dabei haben sie schnell einige Tatverdächtige, aber keine heiße Spur. Denn die Verdächtigen – die Freundin, die als Erbin eingesetzt ist; der österreichische Zuhälter, der Leschniks Nichte ermordet haben soll; der Guru, der von Leschnik vor vier Jahrzehnten als Pädophiler beschuldigt und in den Ruin getrieben wurde; die Jugoslawen, die wegen einer Reportage Leschnik hassen – haben alle gute Motive, gute Alibis und gute Gründe, den Journalisten nicht umzubringen. Entsprechend ergebnislos verlaufen die Ermittlungen und, wie wir es aus dem sonntäglichen „Tatort“ kennen, werden einige Spuren nicht oder erst kurz vor dem Ende der Geschichte verfolgt. In „Tödlicher Grenzverkehr“ gehören dazu die Identität des Trampers, den Kommissar Gruber in der Mordnacht, während die Fahndung nach dem Mörder läuft, mitnimmt, und die Frage, woher der nächtliche Telefonanruf, der Leschnik um 23.00 Uhr aus dem Haus trieb, kam.

Im Gegensatz zu Schweigers früheren Kriminalromanen ist der Chiemgau-Krimi „Tödlicher Grenzverkehr“ eher ein traditionelle Rätselkrimis mit einem deutlichen Schlag zum Regiokrimi. Die vor dem geistigen Auge entstehenden Bilder stammen nicht mehr aus dem amerikanischen oder französischem Gangsterfilm, sondern aus dem deutschen TV-Krimi.

Deshalb ist „Tödlicher Grenzverkehr“ wahrlich kein Buch, das man gelesen haben muss, aber es ist schnell gelesen, es gibt einige gute Szenen und ein unschön hastiges Ende. Denn nachdem die Kommissare lange keinen Schritt vorankommen, wird der Fall durch eine zufällige Beobachtung von Gruber holterdipolder aufgeklärt.

Wolfgang Schweiger: Tödlicher Grenzverkehr

Pendragon 2010

232 Seiten

9,95 Euro

Hinweise

Homepage von Wolfgang Schweiger

Lexikon der deutschen Krimi-Autoren über Wolfgang Schweiger

Rosenheimer Nachrichten: Interview mit Wolfgang Schweiger (26. November 2006)

Meine Besprechung von Wolfgang Schweigers „Der höchste Preis“


TV-Tipp für den 18. November: Nachtschicht: Das tote Mädchen

November 18, 2010

ZDFneo, 20.15

Nachtschicht: Das tote Mädchen (D 2010, R.: Lars Becker)

Drehbuch: Lars Becker

Ein russisches Callgirl wird ermordet und in der Elbe versenkt. Das Nachtschicht-Team sucht den Mörder und landet schnell bei einem Privatbankier, der behauptet die Tote nicht zu kennen.

Nix neues von der “Nachtschicht”: Dutzende bekannter Gesichter, die endlich (?) mal wieder (?) zeigen, was sie können, gutes Buch, gute Regie, gute Unterhaltung.

mit Armin Rohde, Barbara Auer, Minh-Khai Phan-Thi, Pierre Semmler, Dietmar Bär, Kai Wiesinger, Jürgen Prochnow, Lisa Maia Potthoff

Wiederholungen

ZDF, Montag, 22. November, 20.15 Uhr

ZDF, Dienstag, 23. November, 01.40 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über „Nachtschicht“

Lexikon der deutschen Krimi-Autoren über Lars Becker


TV-Tipp für den 17. November: Nur die Sonne war Zeuge

November 17, 2010

ARD, 00.35

Nur die Sonne war Zeuge (F/I 1960, R.: René Clément)

Drehbuch: René Clément, Paul Gégauff

LV: Patricia Highsmith: The talented Mr. Ripley, 1955 (Nur die Sonne war Zeuge, Der talentierte Mr. Ripley)

Tom Ripley soll im Auftrag von Philippes Vater den Sohn nach Amerika zurückbringen. Aber Tom und Philippe verstehen sich gut und Tom gefällt das müßige Millionärsleben. Warum also nicht einfach Philippe Greenleaf umbringen und dessen Stelle einnehmen?

Grandiose Verfilmung des ersten Ripley-Romanes; obwohl der Film moralisch korrekter endet.

Neben dem ausgefeilten Drehbuch trug besonders Henri Decaes superbe Farbfotografie zum Erfolg des Films bei. Erstmals schuf Farbe jene beklemmende Atmosphäre, die bis dahin nur aus den Schwarzweiß-Filmen der Schwarzen Serie bekannt war.

Patricia Highsmith schrieb danach vier weitere Bücher mit Tom Ripley, dem ersten sympathischen Psychopathen der Kriminalgeschichte.

Mit Alain Delon, Marie Laforet, Maurice Ronet

Hinweise

Homepage von Alain Delon

Wikipedia über Alain Delon (deutsch, englisch, französisch)

Kriminalakte über Alain Delon

Kriminalakte zum 75. Geburtstag von Alain Delon

Times: The 50 Greatest Crime Writers No 1: Patricia Highsmith

Kaliber .38 über Patricia Highsmith (Bibliographie)

Krimi-Couch über Patricia Highsmith

Kirjasto über Patricia Highsmith

Wired for Books: Don Swain redet mit Patricia Highsmith (1987)

Gerald Peary redet mit Patricia Highsmith (Sight and Sound – Frühling 1988 )

Mystery Net über Tom Ripley


Kleinkram – mit vielen Interviews

November 17, 2010

Die November-Ausgabe von The Big Thrill ist online. Es gibt unter anderem Interviews mit

Christopher Reich

Brad Thor

Jim Fusilli (endlich wieder ein neues Buch, aber im Moment nur als Hörbuch)

Heather Graham, Alexandra Sokoloff und Deborah LeBlanc

zu ihren neuen Thrillern.

Weitere Interviews an anderen Orten gibt es mit

RJ Ellory

John Harvey (über Charlie Resnick)

Karin Fossum

China Miéville (der gerade für „Die Stadt & Die Stadt“ den Hugo erhielt)

Ken Follett

Reed Farrel Coleman (Hm, der könnte mal übersetzt werden)

Alvaro Rodriguez (dem Drehbuchautor von „Machete“)

Das fällt wohl in die Kategorie „endlich online“: 1976 unterhielt Roger Ebert sich mit Krimiautor John D. MacDonald (der Erfinder von Privatdetektiv Travis McGee).

Joe R. Lansdale denkt über „Noir“ nach.

Matt Zoller Seitz schreibt über „How Hollywood killed the Movie Stunt“. Denn während wir früher noch sehen konnten, wie echte Menschen gefährliche Dinge taten (Nein, ich nenne jetzt keine Beispiele.), bekommen wir heute ein Schnittgewitter präsentiert, bei dem man zwar irgendwie das Gefühl hat, mitten im Geschehen zu sein, aber sich auch denkt „Das könnte ich auch.“.

Denn die neuen Action-Filme sind, weil wir die wirkliche Action nicht mehr sehen, Post-Action-Filme.


Im Trailerpark des Herrn Stephen King

November 16, 2010

Stephen Kings neues Buch heißt „Zwischen Nacht und Dunkel“ (Full Dark, No Stars, 2010), die deutsche Ausgabe ist jetzt bei Heyne erschienen und sie enthält vier neue Kurzromane des Grandmasters. „Kurz“ für Kingsche Verhältnisse, denn das Inhaltsverzeichnis liest sich so:

1922 – 11

Big Driver – 199

Faire Verlängerung – 357

Eine gute Ehe – 403

Nachwort – 523

Bis auf die knapp fünfzigseitige „Faire Verlängerung“ würden die Geschichten (die natürlich alles Horror- oder Kriminalgeschichten sind) bei anderen Autoren als eigenständige Romane durchgehen.

Um das Buch zu promoten, gibt es natürlich einen Trailer von seinem US-Verlag

Ziemlich öde, aber die Trailer von Future Shorts für die vier Geschichten (gemacht in Kooperation mit Kings englischem Verlag) sind wirklich gut

Am besten gefällt mir der Trailer für „A good marriage“ (Eine gute Ehe). Der könnte von David Lynch sein. Aber auch die anderen machen neugierig auf die Geschichten.

Stephen King: Zwischen Nacht und Dunkel

(übersetzt von Wulf Berger)

Heyne, 2010

528 Seiten

19,99 Euro

P. S.: Wenn ich mir die verschiedenen Covers für „Zwischen Nacht und Dunkel“ ansehe, gefällt mir das deutsche Cover von David Hauptmann (Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich) am besten.


Cover der Woche

November 16, 2010


TV-Tipp für den 16. November: Scorpio, der Killer

November 16, 2010

Nach dem lockeren Mantel-und-Degen-Film „Die schwarze Tulpe“ (um 00.50 Uhr) gibt es für die Fans von Agentenfilmen


ARD, 02.45

Scorpio, der Killer (USA 1972, R.: Michael Winner)

Drehbuch: David W. Rintels, Gerald Wilson (nach einer Geschichte von David W. Rintels)

Zehn Jahre nach „Der Leopard“ traten Burt Lancaster und Alain Delon wieder gemeinsam in einem Film auf. Und wieder spielten sie zwei Männer, die ein Vater-Sohn-Verhältnis haben und sich gegenseitig schätzen. Aber in „Scorpio, der Killer“ soll Delon, der einen CIA-Killer spielt, seinen ehemaligen Ausbilder Cross (Burt Lancaster) umbringen. Aber Cross hat noch mehr als ein Ass im Ärmel.

Der Film bemüht sich um Glaubwürdigkeit, ist solide inszeniert und hervorragend besetzt.“ (Lexikon des internationalen Films)

‚Scorpio‘ steht in der Tradition von ‚Der Spion, der aus der Kälte kam‘: kein Gut und Böse mehr, sondern nur noch amoralische Charaktere, die sich gegenseitig das Leben schwer machen.“ (TV Spielfilm: Das große Filmlexikon)

mit Alain Delon, Burt Lancaster, Paul Scofield, John Colicus, James Sikking

Hinweise

Homepage von Alain Delon

Wikipedia über Alain Delon (deutsch, englisch, französisch)

Kriminalakte zum 75. Geburtstag von Alain Delon


Massimo Carlotto über sein Leben als „Flüchtling“

November 15, 2010

Der Flüchtling“, Massimo Carlottos neues Buch, ist ein altes Buch. In seiner Heimat Italien erschien es bereits vor fast zwei Jahrzehnten und es ist auch kein Roman, sondern eine Quasi-Biographie, in der er einige Fragen beantwortet, die ihm damals viele Menschen stellten. Denn Carlotto war damals in Italien und auch in anderen europäischen Ländern (obwohl ich mich jetzt nicht mehr an die damaligen Schlagzeilen und Flugblätter erinnere) eine Berühmtheit. Er geriet am 20. Januar 1976 als linksradikaler Jugendlicher, nachdem er der Polizei einen bestialischen Mord an einer Studentin meldete, in die Mühlen der Justiz und er sollte als Mörder verurteilt werden. Im November 1982 flüchtete er. Zuerst nach Paris. Dann nach Mexiko. Dort wurde er, als er sich einen falschen Pass beschaffen wollte, von der Polizei geschnappt und, auf eigenen Wunsch, im Februar 1985 nach Italien ausgeliefert.

Dabei erfuhr er, dass er gar nicht gesucht wurde, weil die Polizei den Haftbefehl gegen ihn in einer Schublade vergessen hatte. Auch das sich dann bis 1993 anschließende Gerichtsverfahren barg noch mehrere solcher ironischer Momente. Denn letztendlich zog sich sein Verfahren auch deshalb so lange hin, weil sein Fall zwischen zwei Strafprozessordnungen verhandelt wurden und er so zu einem vieldiskutiertem Sonderfall der Rechtsprechung wurde.

Dieses Verfahren und die Anklage werden in „Der Flüchtling“ von Massimo Carlotto nur gestreift und hinterlassen daher beim heutigen Leser einige Fragen, die von der ausführlichen Zeittafel am Buchende gut beantwortet werden.

Denn als Carlotto das Buch kurz nach seinem Freispruch schrieb, war sein Fall und die damit zusammenhängende rechtspolitische Diskussion noch präsent. Darüber musste er keine Worte verlieren. Aber über sein Leben auf der Flucht war nichts bekannt.

Diesem Leben als Flüchtling widmet er in „Der Flüchtling“ die meiste Zeit. Dabei liest sich die Geschichte wie ein langes Interview, bei dem die Fragen fehlen, und der Befragte ausführlich antwortet. Es entsteht ein Bild der achtziger Jahre und der damaligen politischen linken Strömungen, die auch ein Auffang- und Unterstützernetz für die aus verschiedenen Ländern geflohenen Freiheitskämpfer (für die Jüngeren: das waren die guten Terroristen) boten.

Massimo Carlotto: Der Flüchtling

(übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel)

Tropen, 2010

192 Seiten

18,95 Euro

Originalausgabe

Il fuggiasco

Edizioni e/o, Rom 1994

Hinweise

Homepage von Massimo Carlotto

Krimi-Couch über Massimo Carlotto

Wikipedia über Massimo Carlotto


TV-Tipp für den 15. November: Helden der Nacht

November 15, 2010

ZDF, 22.15

Helden der Nacht (USA 2007, R.: James Gray)

Drehbuch: James Gray

Stilsicherer, an das Kino der Siebziger erinnernder, 1988 in New York spielender Polizeithriller über zwei Brüder: der eine folgt der Familientradition und wird Polizist; der andere Discobesitzer und Verbrecher. Jetzt steht der Discobesitzer vor der Frage, ob er vollständig mit seiner Familie brechen soll.

Helden der Nacht hat alle Ingredienzien eines Genrethrillers. Mehr noch, Gray scheint einigen dieser Klassiker seine Reverenz erweisen wollen. In seinen besten Momenten ruft Helden der Nacht Erinnerungen an die Korruptionsthriller Sidney Lumets oder die dreckigen kleinen Nachtfilme Scorseses wach.“ (epd Film 2/2008)

Mit Joaquin Phoenix, Mark Wahlberg, Eva Mendes, Robert Duvall, Tony Musante

Wiederholung: Mittwoch, 17. November, 00.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise:

Amerikanische Homepage zum Film

Film-Zeit über „Helden der Nacht“

Film & Video: Interview mit James Gray über Stuntmen und digitale Bildbearbeitung

Salon Conversations: Podcast mit James Gray

Dark Horizons: Interview mit James Gray

Meine Besprechung von James Grays „Two Lovers“


DVD-Kritik: Luchino Viscontis zeitloses Epos „Der Leopard“

November 14, 2010

Auf den ersten Blick hat Alain Delon, der vor allem für seine Verbrecherrollen bekannt ist, in Luchino Viscontis dreistündigem Epos „Der Leopard“ eine untypische Rolle. Er spielt Tancredi Falconeri, den Neffen von Don Fabrizio Salina (Burt Lancaster). Don Fabrizio ist ein sizilianischer Adliger und Großgrundbesitzer, der sich um 1860 mit der neuen Zeit arrangieren muss und dem es, auch weil er ein kluger Machtpolitiker ist, auch gelingt.

Tancredi ist der junge Filou, für den der Krieg ein tolles Abenteuer ist; wobei er strategisch klug die Seite der Antiroyalisten wählt, weil sie so nach dem erwartbarem Sieg der Garibaldi-Revolutionäre den Fuß in der Tür des neuen Systems haben. Gegenüber seinem Onkel begründet er seine Entscheidung mit dem inzwischen berühmtem Satz: „Wenn wir wollen, dass alles bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass alles sich verändert.“ (in der deutschen Synchronisation: „Wenn wir wünschen, dass die Verhältnisse so bleiben wie sie sind, müssen gewisse Dinge verändert werden.“)

Nach der Revolution (die für die Don Fabrizio nur eine Revolte war) soll Tancredi dessen Tochter Concetta Salina (Lucilla Morlacchi) heiraten, aber er verliebt sich in Angelica Sedara (Claudia Cardinale), die Tochter eines Emporkömmlings, der jetzt Bürgermeister ist. Don Fabrizio Salina unterstützt diese Heirat. Denn so können sie auch in der neuen Zeit an der Macht bleiben.

In diesen letzten Minuten des Films, am Ende einer unendlich langen und wahrscheinlich unglaublich teuren Ballsequenz, wird deutlich, dass Tancredi nicht nur ein anpasserischer Filou ist, der seinem Herzen folgte, sondern immer auch seinen Aufstieg im Sinn hatte. Und dafür war die Heirat mit Angelica Sedara geeigneter als die mit Concetta Salina.

Deshalb unterscheidet sich auf den zweiten Blick Tancredi gar nicht so sehr von Delons bekannten bekannten Verbrecherrollen, in denen er Männer spielt, die egoistisch ihre Ziele verfolgen, nicht zu festen Bindungen fähig sind und in erster Linie Geld und Macht wollen. Denn dass Angelica gut aussieht hat ihm seine Entscheidung sicher erleichtert, aber letztendlich hat er genau wie Don Fabrizio die Frau geheiratet, die seinen Zielen am besten dient. Und die wenigen Szenen zwischen Don Fabrizio und seiner Frau geben einen illusionslosen Blick auf das Ende einer Zweckehe.

Neben diesem machtpolitischem Zynismus, der den Film wohltuend von anderen Kostümdramen unterscheidet, wird in „Der Leopard“ vor allem, auf verschiedenen Ebenen (Achten Sie auf die Gebäude!) die Geschichte eines Verfalls erzählt. Denn die Hauptrolle hat nicht Alain Delon (der sogar erstaunlich selten im Bild ist) sondern Burt Lancaster. Er ist der alternde Herrscher eines Hauses, das versucht, sich mit den neuen Gegebenheiten zu arrangieren. Dabei kämpft er nicht gegen die sich verändernde Gesellschaft an, sondern er bemüht sich immer, möglichst langfristig seine Macht und damit verbunden die Macht seiner Familie zu sichern. Gleichzeitig ist er sich, wie ein schöner Dialog am Anfang des Films zwischen ihm und dem Geistlichen zeigt, seiner eigenen Vergänglichkeit und Machtlosigkeit bewusst. Er weiß, dass seine Macht nur weltlich und damit endlich ist, während die Kirche ewig lebt.

Auch deshalb unterstützt er Tancredi bedingungslos. Mal offen, indem er ihm Geld für die Aufständischen zusteckt. Mal weniger offen, indem er einen Sitz im Parlament ablehnt und stattdessen, durch die Blume, Tancredi als einen Mann der neuen Zeit empfiehlt.

Gleichzeitig sieht Don Fabrizio auf die neuen Machthaber herab. Luchino Visconti (selbst ein Adliger) zeigt das immer wieder, wenn die Kamera unangenehm lang auf dem angewiderten Blick von Don Fabrizio verharrt. Für ihn sind die Gewinner der Revolution nur kulturlose Kriegsgewinnler, die man wie Schmeißfliegen erträgt. Denn kaum sind sie an der Macht, machen sie ihm in seinem Haus betont devote Aufwartungen, wechseln flugs die Kleider und verleihen sich Adelstitel.

Luchino Visconti zelebriert, mit schwelgerischem Pomp, in seinem ersten Spielfilm nach seinen neorealistischen Werken (der letzte war „Rocco und seine Brüder“, ebenfalls mit Alain Delon) das Ende einer Ära, die für Don Fabrizio auch ein Sittenverfall ist. Denn die Umwelt mit all ihren niederen Trieben dringt immer tiefer in das Haus Salina ein. Auch hier stehen sich Anfang und Ende des Film spiegelbildlich gegenüber. In den ersten Minuten beten die Salinas in ihrem Haus. Von außen dringt Lärm herein. Aber das Ritual des Gebetes ist wichtiger.

Am Ende ist diese Welt in das Haus der Salinas eingedrungen. Denn auf dem Ball, der im Film sagenhafte 45 Minuten dauert, mischen sich die Adligen mit den Aufsteigern und der gesittete Ball nimmt immer wieder die Züge einer Orgie an.

Dabei verdeckt die äußere Pracht nur mühsam die bittere Botschaft des vielschichtigen Films, der gerade aus seinen Widersprüchen und damit verbundenen Interpretationsangebote auch für heutige Zuschauer seine Kraft zieht.

 

Die DVD

 

Das Bild ist fantastisch. Die dreistündige Version (weltweit die längste) wurde jetzt durchgehend synchronisiert. Schade ist, dass dafür am Bonusmaterial gespart wurde: es gibt nur den italienischen Trailer und eine Bildergalerie.

Der Leopard (Il Gattopardo, Italien 1962)

Regie: Luchino Visconti

Drehbuch: Suso Cecchi d’Amico, Pasquale Festa Campanile, Massimo Franciosa, Enrico Medioli, Luchino Vicsonti

LV: Giuseppe Tomasi di Lampedusa: Il Gattopardo, 1957 (Der Leopard, Il Gattopardo)

mit Burt Lancaster, Alain Delon, Claudia Cardinale, Paolo Stoppa, Serge Reggiani, Rina Morelli, Mario Girotti, Giuliano Gemma

DVD

Koch-Media

Bild: 2.35:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Italienisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Bildergalerie, Italienischer Kinotrailer

Länge: 178 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Wikipedia über „Der Leopard“ (deutsch, englisch)

Luchino-Visconti-Fanseite

Homepage von Alain Delon

Wikipedia über Alain Delon (deutsch, englisch, französisch)

Kriminalakte zum 75. Geburtstag von Alain Delon