Ein Interpol-Agent und eine New Yorker Staatsanwältin wollen eine mächtige Bank, die Krieg und Terror finanziert, zur Strecke bringen. Das ist natürlich nicht so einfach.
Eine Woche nachdem „The International“ 2009 die Berlinale eröffnete und dort auf ein geteiltes Echo stieß, lief Tom Tykwers neuer Film in den Kinos an. Für Berliner ist er wegen des exzessiven Berlin-Shooting natürlich ein Pflichtprogramm. Aber auch andere sollten einen Blick riskieren. Denn „The International“ ist ein grundsolider Politthriller, der weitgehend realistisch unterhält (jaja, die Schießerei im Guggenheim-Museum ist reinstes Kino. Oder glaubt wirklich irgendjemand, dass in der Realität in dem Museum minutenlang herumgeballert werden kann, ohne dass ein Polizist oder ein Sicherheitsbeamter auftaucht? Aber toll anzusehen ist sie trotzdem.).
„Es gibt doch zurzeit nicht gerade haufenweise starke Thriller mit überzeugendem Gegenwartsbezug, die trotzdem dynamisch und intensiv sind, und die nicht angestrengt aufklärerisch oder bieder moralisierend daherkommen. Energische und trotzdem nachdenkliche Filme, deren Actionsequenzen nicht so hysterisch und ermüdend wirken, sondern klug verteilt sind. So einen Film wollte ich machen, auch aus einem gewissen Frust heraus, dass es in den letzten Jahren nur ganz wenige Vorbilder gab, an denen man sich hätte orientieren können. (…) Unser Film ist auch eine Reminiszenz an die klassischen Polit-Thriller aus den Siebzigerjahren, wo die Idee eines geheimen Systems innerhalb der offiziellen Dienste sehr verbreitet war. (…) Dieses Element des Paranoia-Thrillers wollten wir aufnehmen und in die Gegenwart führen.“ (Tom Tykwer, Berliner Zeitung 31. Januar/1. Februar 2009)
Mit Clive Owen, Naomi Watts, Armin Müller-Stahl, Brian F. O’Byrne
Columbo: Etude in Schwarz (USA 1972, R.: Nicholas Colasanto, Peter Falk [ungenannt], John Cassavetes [ungenannt])
Drehbuch: Steven Bochco
Erfinder: Richard Levinson , William Link
Dirigent Alex Benedict will nicht auf die unverschämten Forderungen seiner Geliebten eingehen. Also bringt er sie um und tarnt es als Selbstmord. Aber Lt. Columbo mag Selbstmorde, vor allem Selbstmorde von jungen Frauen nicht, und sucht ihren Mörder.
Bochcos Drehbuch war für einen Emmy nominiert.
Und die Besetzung ist auch nicht schlecht.
mit Peter Falk, John Cassavetes, Blythe Danner, James Olson, Myrna Loy, Pat Morita
Justified: Brand im Stollen(USA 2010, R.: Michael Dinner)
Drehbuch: Graham Yost
Erfinder: Graham Yost
LV: Elmore Leonard: Fire in the Hole, 2001 (Kurzgeschichte, auch in „When the Women come out to dance“, 2002, veröffentlicht; aber eigentlich ist es der von Elmore Leonard erfundene Charakter)
US Marshal Raylan Givens wird nach einem Schusswechsel in Miami wieder in sein altes Heimatkaff in Kentucky strafversetzt und begegnet dort auch seinen alten Freunden, die jetzt teilweise auf der anderen Seite des Gesetzes stehen. Ein gefundenes Fressen für Givens, der Probleme gerne in bewährter Wild-West-Manier löst.
In den USA war die auf einem Charakter von Elmore Leonard basierende Serie ein Erfolg beim Publikum. Die Krimifans waren auch begeistert und sogar Elmore Leonard, der meist und zu Recht die Verfilmungen seiner Werke kritisiert, ist auch begeistert. Inzwischen läuft dort die dritte Staffel und die Vierte ist schon bestellt.
Bei uns wird jetzt zu einer sehr ungünstigen Uhrzeit mit der Ausstrahlung begonnen und ich bin nach den „Sopranos“ und „The Shield“ (um nur zwei zu nennen) schon gespannt, wie lange die Serie bei uns im TV ausgestrahlt wird.
Graham Yost schrieb auch die Drehbücher für „Speed“, „Operation: Broken Arrow“ und „Mission to Mars“, bevor er sich – erfolgreich – dem Fernsehen zuwandte.
mit Timothy Olyphant (Raylan Givens), Nick Searcy (Chief Deputy Art Mullen), Joelle Carter (Ava Crowder), Jacob Pitts (Tim Gutterson), Erica Tazel (Rachel Brooks), Natalie Zea (Winona Hawkins), Walton Goggins (Boyd Crowder)
Ufos, Sex und Monster – Das wilde Kino des Roger Corman (USA 2011, R.: Alex Stapleton)
Drehbuch: Alex Stapleton, Gregory Locklear
Spielfilmlange Doku über den Produzenten und Regisseur Roger Corman, der vor allem mit billig produzierten Horror- (vor allem seine Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen), Science-Fiction-, Biker und Exploitationfilmen Geld machte und vielen jungen Regisseuren und heutigen Stars (wie Jack Nicholson, Robert De Niro und Sylvester Stallone) die ersten Schritte ermöglichte. Zu den noch heute bekannten Regisseuren gehören Francis Ford Coppola, Martin Scorsese, Monte Hellman, Jonathan Demme, Curtis Hanson, James Cameron, Peter Bogdanovich, John Sayles, Joe Dante, George Lucas, Ron Howard, Robert Zemeckis und Sylvester Stallone.
Es gab normalerweise nur zwei Auflagen bei seinen Filmen. Sie mussten billig sein und einige Szenen enthalten, die die Leute ins Kino bringen. Mit diesem Rezept schuf er einige Klassiker und verdiente viel Geld.
Gleichzeitig verlieh er in den USA Filme, die öfters den Oscar für den besten ausländischen Film erhielten, von Ingmar Bergman, François Truffaut, Federico Fellini und Akira Kurosawa.
Wahrhaft ein schillernder und einflussreicher Charakter.
Mit Roger Corman, Martin Scorsese, Robert De Niro, Quentin Tarantino, Jack Nicholson, Ron Howard, William Shatner, Eli Roth, David Carradine, Brett Ratner, Traci Lords, Paul W.S. Anderson, Eric Balfour, Clint Howard, Pam Grier, Peter Fonda, Timur Bekmambetov, Bruce Dern, Jonathan Demme, Peter Bogdanovich, James Wan, Joe Dante, Irvin Kershner, John Sayles, Nancy Sinatra, Darren Lynn Bousman, Gale Anne Hurd, Lloyd Kaufman, Richard Matheson, Jim Wynorski, Paul Bartel, Monte Hellman, David Crosby, Allan Arkush
„Piss in den Wind“ ist nicht gerade der Roman, den man von Buddy Giovinazzo erwartet. In seinen bisherigen Romanen waren Gangster, Dealer und Junkies die Protagonisten. Es war die „Poesie der Hölle“ in „Cracktown“, der „Broken Street“ und auch am „Potsdamer Platz“ (so die Titel seiner bisherigen Romane). Daneben drehte er auch etliche Filme. Seine amerikanischen bewegten sich im Unterschicht- und Kriminellenmilieu seiner Romane; seine deutschen sind vorzügliche TV-Beiträge für den „Tatort“, „Polizeiruf 110“ und „Wilsberg“.
„Piss in den Wind“, sein neuester Roman, der wieder einmal zuerst auf Deutsch erschien, ist dagegen ein waschechter Noir. Universitätsdozent James Gianelli ist, abgesehen von seiner Eifersucht und seiner Zuneigung zu seinen Studentinnen, ein ganz normaler Mann, bis ihn seine derzeitige Freundin verlassen will und er einen Blackout hat. Danach wacht er neben ihrer Leiche auf und weil nur ein Mann als Täter in Frage kommt, lässt er ihre Leiche und ihr Auto verschwinden. Ihren Freunden erzählt er, dass er keine Ahnung hat, wo sie ist. Er scheint mit seiner Lüge durchzukommen.
Auf einem seiner Streifzüge mit dem Fotoapparat sieht er, wie vier Männer die Leiche einer ermordeten Prostituierten aus dem Meer bergen. Er fotografiert sie. Kurz darauf taucht ihr Geist bei ihm auf. Gianelli weiß zwar, dass Dominique nur ein Geist ist, aber sie ist auch die Frau seiner Träume. Denn im Gegensatz zu seinen vorherigen Freundinnen widerspricht sie ihm nicht, er kann sie ganz nach seinen Wünschen formen und sie wird ihn auch niemals für einen anderen Mann verlassen. Aber auch ein Geist ist nicht vollkommen willenlos.
„Piss in den Wind“ ist ein Noir, der wohlige Erinnerungen an die klassischen Noirs, die Werke von James M. Cain, Cornell Woolrich, David Goodis und auch Jim Thompson weckt. Vor ihnen muss Buddy Giovinazzo sich wahrlich nicht verstecken. Auch wenn sein Ende nicht gar so düster ausfällt.
Die Story ist ein luftiges Nichts: Gang-Boss Raven Shaddock entführt während eines Konzertes die Sängerin Ellen Aim. Ihr Ex Tom Cody kommt zurück, rettet sie aus dem Club des Bösen, bringt sie zurück und trifft sich mit Raven zum abschließenden Kampf.
„Straßen in Flammen“ ist ein typischer 80er-Jahre Actionfilm, der bemerkenswert gut gealtert ist. Damals war er als überlanger Videoclip seiner Zeit weit voraus. Heute ist der Genrehybrid immer noch gut genießbar. Damals war Walter Hill einer der heißesten und besten Regisseure von intelligenten Actionfilmen. Heute liegt sein letzter guter Spielfilm auch schon fünfzehn Jahre zurück.
Mit Michael Paré, Diane Lane, Rick Moranis, Amy Madigan, Willem Dafoe, Deborah Van Valkenburgh, Richard Lawson, Rick Rossovich, Bill Paxton
„John Carter zwischen zwei Welten“ ist eine positive Überraschung. Immerhin war der Film jahrelang und immer wieder in Hollywood „in Entwicklung“ und niemand hat wirklich auf die Verfilmung eines Buches von Edgar Rice Burroughs, dem Erfinder von Tarzan, gewartet. Denn, Nostalgie hin, Nostalgie her, eine Geschichte über einen Bürgerkriegsveteranen (ich rede vom Sezessionskrieg 1861 – 1865), der mit einem Amulett auf den Mars gelangt, dort in die Kämpfe der Marsianer verwickelt und sich in eine Prinzessin verliebt, ist wirklich nichts, auf das zeitgenössische Kinozuschauer sehnsüchtig warten.
Dann veröffentlichte Disney einige Trailer, die nach einer grottigen „Krieg der Sterne“-Kopie (der, nach der George-Lucas-Zählung, Teile eins bis drei) aussahen, die eigentlich nur ein längliches Desaster, das ungefähr so amüsant wie der Genuss des „Musikantenstadels“ ist, erwarten ließen. Jeder offizielle Trailer brüllt: „Sieh mich nicht an!“.
Mit entsprechend niedrigen Erwartungen setzte ich im Kino die 3D-Brille (jau, selbstverständlich wurde der Film auf 3D hochgepimpt) auf und war positiv überrascht.
Es beginnt angenehm altmodisch und ruhig mit dem 18-jährigen Edgar Rice Burroughs, der reichlich überrascht um die Jahrhundertwende das Erbe seines Onkels, des überraschend verstorbenen, vermögenden Südstaatlers John Carter antritt. Er vertieft sich an einem Abend in dessen Aufzeichnungen, in denen der Ex-Soldat erzählt, wie er nach dem Krieg im Wilden Westen als Goldsucher lebte und in einer Höhle ein Amulett entdeckte, das ihn auf den Mars (der von den Bewohnern Barsoom genannt wird) transportierte. Dort gerät er dann in einen Krieg zwischen mehreren, mehr oder weniger menschlich aussehenden Völkern, er muss kämpfen, er verliebt sich und das alles geschieht vor einer fantastischen Kulisse, die all die Insignien einer einstmals prächtigen und sich jetzt im Niedergang befindenden Kultur hat.
Die rudimentäre und eher hanebüchene Story, die auch gerade in der Mitte, wenn die verschiedenen Stämme gegeneinander kämpfen und konspirieren, ihre Längen hat, erinnert mehr als einmal an „Flash Gordon“, die ersten, echten, originalen „Krieg der Sterne“-Filme, die zahlreichen Sandalenfilme, „Stargate“ und, immerhin hat James Cameron selbst darauf hingewiesen, „Avatar“. Dabei, und hier sind wir in einer amüsanten Zeitschleife, haben diese Filme sich eifrig bei John Carter und der dortigen Mythologie bedient. Denn ohne John Carter hätte es keinen „Flash Gordon“ gegeben und wenn jetzt „John Carter“ wie eine „Flash Gordon“-Kopie wirkt, dann sieht man, wie viel „Flash Gordon“ dem von Edgar Rice Burroughs erschaffenem Charakter und Barsoom verdankt.
Dass „John Carter“ so gut ist, liegt nicht nur an den Schauspielern. Mark Strong, Willem Dafoe, Thomas Haden Church, Ciáran Hinds und Bryan Cranston bürgen inzwischen für eine gewisse Qualität. Viel wichtiger sind der Regisseur und die Autoren, die die von Edgar Rice Burroughs erschaffene Welt ernst nehmen.
Regisseur und Drehbuchautor Andrew Stanton inszenierte vorher die Animationsfilme „Finding Nemo“ und „Wall-E“ und er war bei zahlreichen Pixar-Filmen beteiligt. Auch der zweite Drehbuchautor und Second-Unit-Regisseur Mark Andrews kommt aus dem Pixar-Stall. Der dritte Drehbuchautor ist Michael Chabon, der vor allem als Romanautor bekannt ist. „Wonder Boys“, „Das letzte Rätsel“ und die mit dem Hugo- und Nebula-Preis ausgezeichnete „Die Vereinigung jiddischer Polizisten“ sind von ihm, Bei dem zweiten „Spider-Man“-Film schrieb er am Drehbuch mit.
Und so ist „John Carter“ nicht nur deutlich besser als erwartet, sondern ziemlich gutes Fantasy-Kino, das sich erfolgreich bemüht, die damalige Zeit wiederauferstehen zu lassen. Denn der Mars, auf dem John Carter kämpfen muss, wirkt immer wie eine Parallelwelt, die man sich vor etwa hundert Jahren mit dem damaligen Wissen über Technik und fremde Welten ausdachte. Heute würde man so etwas Steampunk (wobei wir da mit unserem heutigen Wissen eine alternative viktorianische Welt entwerfen) nennen. Aber Edgar Rice Burroughs schrieb die Geschichten John-Carter-Geschichten bereits vor hundert Jahren und sie waren „rasanter, actionreicher Nonsens und sogar für damalige Verhältnisse oft absurd“, aber sie waren nicht frei von moralischen und philosophischen Aspekten, die „eine für damals überraschende Sensibilität an den Tag legt“ (David Pringle: Das ultimative Science-Fiction-Lexikon, 1997).
Als Zwölfjähriger wäre ich von „John Carter zwischen zwei Welten“ (welch dämlicher Titel!) sicher so begeistert wie damals von den „Krieg der Sterne“-Filmen (den echten!). Denn „John Carter“ ist ein ziemlich gelungener Fantasy-Film, der erfolgreich den Geist der Vergangenheit heraufbeschwört und einfach nur niveauvoll unterhalten will.
Der 3D-Effekt stört zwar nicht, aber er fällt auch nicht weiter auf.
Nachdem ich den Film gesehen hatte, entdeckte ich diesen Fan-Trailer, der einen guten Eindruck vom Film vermittelt und der wirklich neugierig auf „John Carter“ macht:
John Carter zwischen zwei Welten (John Carter, USA 2012)
Regie: Andrew Stanton
Drehbuch: Andrew Stanton, Mark Andrews, Michael Chabon,
LV: Edgar Rice Burroughs: A Princess of Mars, 1912 (als Fortsetzungsgeschichte in „All-Story“)/1917 (als Buch) (Die Prinzessin vom Mars)
mit Taylor Kitsch, Lynn Collins, Willem Dafoe, Mark Strong, Samantha Morton, Ciarán Hinds, Dominic West, Thomas Haden Church, Daryl Sabara, Polly Walker, Bryan Cranston, David Schwimmer, Jon Favreau
Die Story von Steven Soderberghs neuem Film „Haywire“ ist ein luftiges Nichts. Eher eine Entschuldigung, um eine Reihe toller Action-Szenen aneinanderzureihen, als ein ausgefuchster Plot mit Twists und erinnerungswürdigen Dialogen.
Mallory Kane (Gina Carano) ist eine Special-Ops-Agentin auf der Flucht. Ihr Chef, der als internationaler Kontraktor seine Dienste meistbietend den verschiedenen Geheimdiensten anbietet, will sie umbringen. Sie versucht herausfinden, warum sie sterben soll und reist dabei um die halbe Welt.
Mehr Story brauchen Drehbuchautor Lem Dobbs und Regisseur Steven Soderbergh, die bereits bei „Kafka“ und „The Limey“ zusammen arbeiteten, nicht, um Gina Carano in ihrem Filmdebüt gut in Szene zu setzen. Die erfolgreiche Mixed-Martial-Arts-Kämpferin erledigt ihren Job, auch dank des für sie sehr dialogarmen Drehbuchs, gut. Sie muss vor allem kämpfen, klettern, über Dächer springen und kämpfen, kämpfen, kämpfen und das kann sie.
Im Gegensatz zu den derzeit üblichen Schnittgewittern bei Action-Szenen, schnitt Soderbergh die Action-Szenen so angenehm altmodisch, dass man die Kämpfe wirklich verfolgen und die Leistungen der Schauspieler und Stuntmen bewundern kann. Das hat dann wieder die Faszination älterer Filme, in denen die Action noch ohne Computerhilfe erledigt wurde. Soderbergh nennt als einen der Einflüsse für die Mischung aus Story und Action in „Haywire“ den James-Bond-Film „Liebesgrüße aus Moskau“. Ein anderer, ebenso unübersehbarer Einfluss ist Alfred Hitchcock. So sollte das Haus in dem Mallorys Vater wohnt, an das Haus des Bösewichts in „Der unsichtbare Dritte“ (North by Northwest) erinnern.
Neben Carano spielen, was bei Soderbergh nicht ungewöhnlich ist, viele Stars mit. Michael Fassbender, Ewan McGregor, Michael Douglas, Antonio Banderas, Bill Paxton und Channing Tatum verleihen dem Film damit eine besondere Klasse und sie helfen, Carano wie eine bessere Schauspielerin aussehen zu lassen.
„Haywire“ ist ein angenehm altmodischer, im Agentenmilieu spielender Action-Thriller, der durch die leicht unchronologische Erzählweise, der hypnotischen Musik von David Holmes (der mit Soderbergh bereits bei „Out of Sight“ und den „Ocean’s“-Filmen zusammenarbeitete), die Kürze (nach knackigen neunzig Minuten ist der Spaß vorbei) und den zynischen Spitzen der Geheimdienstler (gespielt mit spürbarer Lust von Ewan McGregor, Antonio Banderas und Michael Douglas) richtig Spaß macht und dank der Intelligenz der Macher deutlich besser als die gängigen B-Movies der 80-Jahre-Action-Stars (also der Kämpfer Chuck Norris, Jean-Claude van Damme und Steven Seagal) ist und seine teilweise überbudgetierten Nachfolger locker auf die Ersatzbank verweist.
Für traditionsbewusste Genrejunkies ist „Haywire“ ein Pflichttermin.
Haywire (Haywire, USA 2011)
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Lem Dobbs
mit Gina Carano, Michael Fassbender, Ewan McGregor, Bill Paxton, Channing Tatum, Antonio Banderas, Michael Douglas, Michael Angarano, Mathieu Kassovitz, Anthony Wong
LV: John Reese: The Looters, 1968 (später wegen des Films “Charley Varrick”)
Zufällig klaut Charley Varrick bei einem Überfall auf eine Provinzbank eine dreiviertel Million Dollar. Dummerweise gehört das Geld der Mafia – und die versteht keinen Spaß.
Herrlich amoralischer Gangsterfilm, bei dem ein Einzelner einen scheinbar hoffnungslosen Kampf gegen eine große, skrupellose Organisation aufnimmt.
„In diesem besten von Siegels späten Filmen wird nicht nur mit dem Genre gespielt, bis ein Westernmuster in einem Mafiafilm aufscheint, sondern sein Drehbuch ist auch derart ausgefeilt, dass es seine Wahrheit erst im letzten Moment offenbart.“ (Kevin Gough-Yates, in Frank Arnold/Michael Esser [Hrsg.]: Dirty Harry – Don Siegel und seine Filme)
John Reese schrieb in erster Linie Western.
Mit Walter Matthau, Joe Don Baker, John Vernon, Felicia Farr, Don Siegel (als Tischtennisspieler)
Nachdem ihr letzter Roman „Bunker“ (naja, von der Länge her eigentlich Novelle oder etwas längere Kurzgeschichte) ein komplettes Desaster war, hat Andrea Maria Schenkel sich wahrscheinlich gesagt „back to basics“.
Denn ihr neuester Roman, wieder in der typischen Schenkel-Länge von 128 Seiten, nimmt sich wie in ihrem Debüt „Tannöd“ einen historischen Kriminalfall vor. In „Finsterau“ wird kurz nach dem zweiten Weltkrieg auf einem bayerischen Dorf eine junge Frau und ihr uneheliches Kind auf dem Hof ihres Vaters ermordet. Der wahre Fall, über den ich auf die Schnelle nichts gefunden habe, geschah in Kempten. Wieder wird der Fall erst Jahre nach der Tat aufgeklärt und die Ermittlungsarbeit wird auf den Leser verlagert. In „Tannöd“ war diese Erzählweise ein interessantes literarisches Experiment, weil die verschiedenen Berichte der Dorfbewohner gegenüber einer unbekannten Person langsam ein vollständiges Bild des Tathergangs gaben und am Ende der Täter enthüllt wurde. „Finsterau“ ist nur eine leicht variierte Wiederholung, indem sich aus verschiedenen Perspektiven, die von einem auktorialem Erzähler reichlich distanziert erzählt werden, und den Aussagen eines Polizisten und eines Hausierers 18 Jahre nach der Tat langsam die Tat (denn wer nicht den Klappentext gelesen hat, wird sich über viele Seiten fragen, wohin die einzelnen, eher unzusammenhängenden Kapitel führen sollen) und der Tathergang herausschält. Dafür bedient Andrea Maria Schenkel sich wieder der altbekannten Whodunit-Struktur, nach der der Reihe nach einige Verdächtige aufgebaut werden und man als Leser milde rätselt, wer von den wenigen Verdächtigen denn nun der Täter ist.
Weggelassen hat sie in ihrem neuesten Buch die Gebete, die in „Tannöd“ von vielen kritisiert wurden, und sie verzichtet auf ihre sprachlichen Marotten, die mit „Kalteis“ und „Bunker“ immer nerviger wurden.
Aber das ändert nichts daran, dass „Finsterau“ als Selbstplagiat eine exakte Kopie von „Tannöd“ ist.
Als auf der Berlinale „Im Schatten“, „Im Angesicht des Verbrechens“, „Die Räuber“ und „Jerichow“ liefen, entdeckten die Kritiker eine neue „Lust am Genre“ bei den von ihnen hoch angesehenen deutschen Regisseuren. Wenige Monate später richtete die Deutsche Kinemathek im Oktober 2010 die Tagung „Die Lust am Genre“ aus und jetzt, nachdem die Lust am Genre wieder der Vergangenheit angehört, liegt der hochinteressante Tagungsband vor. In ihm sind alle Vorträge, teilweise ergänzt und überarbeitet und einige weitere Aufsätze, die für diesen absolut lesenswerten Sammelband geschrieben wurden, dokumentiert:
Rainer Rother: Die Lust am Genre (Vorwort)
Malte Hagener: Der Begriff Genre
Entwicklungen in Deutschland
Michael Wedel: Schuld und Schaulust – Formen und Funktionen des deutschen Kriminalfilms bis 1960
Ralf Schenk: Mörder unter uns – Die DEFA und der Kriminalfilm: Eine Spurensuche 1953–71
Jan Distelmeyer:»Das war deutsch, wenn ich mich nicht irre« – Mit dem besten Mann vom BND zum Genrekino der 1960er Jahre
Ulrich Kriest: Großes Kino – die Diktatur des Mittelmaßes – Notizen zum Genrediskurs im deutschen Film 1964–87
Stefan Pethke: Von Wellen und Schulen – Wiederannäherung an Genre durch Poptheorie
Andreas Kilb: Der deutsche Kinothriller findet nicht statt – Notizen zum Stand der Dinge
Fallbeispiele
Chris Wahl: Die Stimme des Verbrechens: „Das Testament des Dr. Mabuse“
Hans-Christoph Blumenberg: Gerechtigkeit für Gerd Oswald
Julia Pattis: Gangster im Kiez – Mafia, Migranten und Subkulturen
Bert Rebhandl: Prinzipielle Gesetzlosigkeit – Neuere deutsche Genrefilme reflektieren die Grundlagen des Erzählens
Britta Hartmann: »Berlin ist das Paradies« – Inszenierung der Stadt in Dominik Grafs „Im Angesicht des Verbrechens“ und Thomas Arslans „Im Schatten“
Kathi Gormász: »All in the game yo, all in the game« – Die Polizeiserie „The Wire“ als Anti-Cop-Show und TV-Roman
Kathrin Rothemund: „KDD – Kriminaldauerdienst“ – Das Brüchige im Krimigenre
Die Qualität der Vorträge ist natürlich verschieden. Einige sind arg wissenschaftlich geraten. Wenn Malte Hagener Genre definiert, spürt man in jeder Zeile den akademischen Diskurs und eine Wortklauberei mit minimalem Erkenntnisgewinn. Immerhin liest sich der Vortrag interessanter, als er sich während der Tagung anhörte, und er erspart den Griff zum Lexikon.
Stefan Pethke gibt in „Von Wellen und Schulen“ einen schönen Einblick in das Leben und Studieren an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) in den Achtzigern. Was das allerdings mit dem Kriminalfilmgenre, außer dass sie an der Uni auch Kriminalfilme sahen, zu tun hat, war mir damals, während der Tagung, und heute, während der Lektüre, schleierhaft.
Wesentlich interessanter sind die historischen Abrisse, die oft für den Sammelband erstellt wurden, und die Hinweise auf vergessene Werke, wie, als Beispiel für die große Krimiproduktion der sechziger Jahre, den „Mr. Dynamit“-Film mit Lex Barker als taffen Agenten des Bundesnachrichtendienstes und Hans-Christoph Blumenbergs launig-liebevolle Eloge „Gerechtigkeit für Gerd Oswald“. Auf der Tagung konnten wir uns danach Oswalds Berlin-Gangsterfilm „Am Tag, als der Regen kam“ ansehen – und ich fand ihn verdammt gut.
Bei vielen Aufsätzen fällt auf, dass es in den letzten Jahren, ungefähr seit 1970, im Kino fast keine Genrefilme mehr gab. Denn, so Andreas Kilb, in seiner präzisen Abrechnung mit dem deutschen Kriminalfilm: „Der deutsche Kinothriller findet nicht statt“. Denn: „die kinetische Energie, die ein Thriller erfordert, ist mit dem Bedürfnis von Fernsehredakteuren und Fördergremien nach Sinnstiftung, Charakterzeichnung, Familienfreundlichkeit und Positivität prinzipiell unvereinbar. (…) Die finanzielle Schere, die zugleich eine ästhetische ist, steckt eben in allen Köpfen, sie hat mit einer Haltung zu tun, die vom deutschen Kino von vornherein nicht mehr erwartet als das, was man im deutschen Fernsehen zu sehen bekommt. Und schließlich sind die Regisseure, von denen man das deutsche Thrillerwunder erwartet, in der Mehrzahl selbst beim Fernsehen groß geworden.“
Entsprechend oft kreisen die Vorträge um die gleichen Filme, vor allem um Thomas Arslans „Im Schatten“ und Dominik Grafs „Im Angesicht des Verbrechens“. Beide Regisseure waren auch bei der Tagung dabei, beteiligten sich intensiv an den im Buch nicht dokumentierten Diskussionen und die Filme wurden gezeigt.
Dominik Grafs „Im Angesicht des Verbrechens“ ist allerdings eine zehnteilige TV-Serie, die auf der Berlinale im Kino gezeigt wurde. „KDD – Kriminaldauerdienst“ ist auch eine TV-Serie, die es als Prestigeprodukt auf beachtliche drei Staffeln brachte. Beide Serien wurden von der Kritik abgefeiert und floppten im Fernsehen. „The Wire“ ist eine US-amerikanische Polizeiserie und damit hat sie wirklich nichts mehr mit „Verbrechensgeschichten aus Deutschland“, so der Untertitel des Buches, zu tun. Denn bis auf „Im Angesicht des Verbrechens“ und „KDD – Kriminaldauerdienst“ stehen Kinofilme im Fokus.
Und, was sehr seltsam ist, weil Julia Pattis in „Gangster im Kiez“ sich mit Fatih Akins „Kurz und schmerzlos“ und Detlev Bucks „Knallhart“ beschäftigt, Lars Becker, der „Nachtschicht“-Macher, der auch für das Kino die Kriminal- und Ghettofilme „Kalte Sonne“, „Schattenboxer“, „Bunte Hunde“ und „Kanak Attack“ (nach dem Roman von Feridun Zaimoglu) inszenierte, wird nicht erwähnt.
Doch das sind eher kleine Mäkeleien. Insgesamt bietet „Die Lust am Genre“ nämlich einen sehr guten Ein- und Überblick über die Geschichte des deutschen Kriminalfilms und den derzeitigen Stand der Dinge des Kriminalfilms im Kino, mit einem Seitenblick auf das Fernsehen, der dort allerdings über das Abfeiern der eigenen Lieblinge nicht hinauskommt.
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Rainer Rother/Julia Pattis (Hrsg.): Die Lust am Genre – Verbrechergeschichten aus Deutschland
LV: Ross MacDonald: The moving target, 1949 (Reiche sterben auch nicht anders, Das wandernde Ziel)
Privatdetektiv Lew Harper soll den verschwundenen Mann der reichen Mrs. Sampson finden.
Wenn wir von einflussreichen Privatdetektivromanautoren sprechen, darf ein Name nicht fehlen: Ross MacDonald.
Hier die kommerziell erfolgreiche Verfilmung des ersten Archer-Romans. Lew Archer heißt im Film Lew Harper. Der Grund dafür war, so Goldman im Audiokommentar zur DVD, dass MacDonald die Rechte am Namen nicht abgeben wollte. „Ein Werk nur mittlerer Qualität“ (Meinolf Zurhorst: Lexikon des Kriminalfilms)
Drehbuchautor William Goldman schreibt im lesenswerten „Das Hollywood-Geschäft“ (Adventures in the Sreen Trade, 1984) über „Ein Fall für Harper“ und die Qualität seines Drehbuchs: „Der daraus entstandene Film war übrigens aus einer Vielzahl von Gründen sehr erfolgreich, von denen ich keinen für mich verbuchen kann.“
Mit Paul Newman, Lauren Bacall, Julie Harris, Janet Leigh, Arthur Hill, Robert Wagner, Robert Webber, Shelley Winters, Strother Martin
Accattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß (I 1961, R.: Pier Paolo Pasolini)
Drehbuch: Pier Paolo Pasolini, Sergio Citti (Dialogmitarbeit)
Vittorio, genannt Accattone (Bettler, Schmarotzer), lebt als Zuhälter in einer Trabantenstadt in Rom. Als seine Hure verhaftet wird, will er sich ändern.
Als Pier Paolo Pasolini (5. März 1922 – 2. November 1975) damals vor Ort und mit Laien sein Regiedebüt über das Leben des Subproletariats in den verslumten Vorstädten drehte, war er bereits ein bekannter und umstrittener Lyriker. Diesem Ruf blieb er bis zu seinem gewaltsamen Tod im November 1975 treu.
Ein Klassiker
mit Franco Citti, Franca Pasut, Paola Guidi, Silvana Corsini, Adriana Asti
Anton Schwarz gehört zu der in deutschen Krimis ziemlich raren Spezis des Privatdetektivs und weil ich ein Fan von Privatdetektivkrimis bin, genießt er, schon bevor ich die erste Zeile lese, meine größten Sympathien.
In seinem dritten Fall „Im Namen des Kreuzes“ will die Mutter von Matthias Sass wissen, warum ihr Sohn sich umbrachte. Sass war ein angehender Priester. Kurz darauf erhängt sich Pfarrer Heimeran, der väterliche Freund von Sass. Oder war da mehr? Denn als Schwarz eher unwillig mit seinen Ermittlungen beginnt, vermutet er ziemlich schnell, dass der Pfarrer ermordet wurde, Homosexualität und Pädophilie eine wichtige Rolle spielen und Hans Perfall, ein Ex-LKA-Beamter, der jetzt für das Erzbischöfliche Ordinariat als Ermittler arbeitet, ist ihm auch nicht geheuer.
Anton Schwarz ist ein angenehm normaler, fünfzigjähriger Mann. Ex-Polizist, geschieden, mit gutem Kontakt zu seiner Mutter und seiner Tochter und einer behinderten, deutlich jüngeren Freundin, die er in „Blinde Flecken“, dem ersten Anton-Schwarz-Krimi, als er im Nazi-Milieu ermittelte, kennenlernte. Der passionierte Fahrradfahrer (kurze Strecken in München) hat sein Herz auch auf dem rechten Fleck; – vulgo: es schlägt links-liberal. Oh, und natürlich trifft er sich regelmäßig mit seinen Ex-Kollegen. Doch das gehört zum festen Inventar eines Privatdetektiv-Krimis. Denn jeder gute Privatdetektiv hat mindestens einen Freund bei der Polizei.
Peter Probst, der auch zahlreiche Drehbücher schrieb, unter anderem die guten Münchner „Tatorte“ „Im Herzen Eiszeit“, „Wenn Frauen Austern essen“, „Der Traum von der Au“ und „Jagdzeit“, erzählt die Geschichte flott, mit vielen Dialogen, informativ (er verpackt seine Recherche gut) und ohne anklägerisch-predigende Belehrungen. Dass am Ende des Krimis die große Überraschung ausbleibt, sei ihm verziehen.
Gut, dass wir vergleichen können. 3sat zeigt um 20.15 eine „Neues aus der Anstalt“-Wiederholung, die ZDF-Satiresendung, und das Erste zeigt um 22.45 Uhr eine neue Folge des „Satire Gipfel“. Als Gäste hat Dieter Nuhr heute Philip Simon, Horst Evers, Annamateur & Außensaiter und Frank Lüdecke eingeladen.
Vier im roten Kreis (F 1970, R.: Jean-Pierre Melville)
Drehbuch: Jean-Pierre Melville
Nach einer Haftstrafe plant Einbrecher Corey (Alain Delon) gleich seinen nächsten Coup. Den Einbruch in ein gut gesichertes Juweliergeschäft. Mit zwei Kumpanen (Gian Maria Volonté, Yves Montand) will er das Ding durchziehen. Ein Kommissar (André Bourvil) jagt sie.
Mehr Story braucht Jean-Pierre Melville in seinem vorletzten Film „Vier im roten Kreis“ nicht, um ein weiteres Meisterwerk zu inszenieren. Der Gangsterfilm ist nur deshalb bei der breiten Masse unbekannter, weil Melvilles „Der eiskalte Engel“ und sein letzter Film „Der Chef“ (beide ebenfalls mit Alain Delon) bekannter sind. Denn „Vier im roten Kreis“ hat alles, was Melville-Fans lieben und auf der großen Leinwand wirkt der Film noch besser.
Legendär und in die Kinogeschichte eingegangen ist der Einbruch in das Juweliergeschäft: eine gute halbe Stunde verfolgen wir atemlos den Einbruch, bei dem keiner der Einbrecher ein Wort sagt. Großes Kino
mit Alain Delon, André Bourvil, Yves Montand, Gian Maria Volontè, Francois Périer, Paul Crauchet
Arthaus/Studiocanal veröffentlichte den Film in seiner Reihe „Französisches Kino“. Als Bonusmaterial gibt es lediglich eine einundzwanzigminütige Einführung von Ginette Vincendeau. Damit reiht sich die DVD in die wenigen bisherigen deutschen Melville-Veröffentlichungen ein, die dem Rang des Regisseurs einfach nicht gerecht werden, indem sie sich weitgehend auf eine Präsentation des Films ohne nennenswertes Bonusmaterial beschränken.
Erwähnt sei, dass es auf der schon vor längerem erschienen Arthaus-Blu-ray mehr Bonusmaterial gibt.
Die mysteriöse Irena glaubt, dass sie sich bereits durch einen Kuss in ein Raubtier verwandeln könnte. Ihr Mann will ihr helfen.
Ein Klassiker des Horrorfilms, bei dem es, wie in vielen Horrorfilmen, um Sex, Verdrängung und die Folgen geht. Damals wollte das Studio den Film zunächst nicht zeigen. Als er dann doch in einigen Kinos gezeigt wurde, entwickelte er sich zum Hit.
„Modernem Publikum mag der Film mehr als Melodram erscheinen, seine innovativen Techniken sind durch Imitationen wohlbekannt und nur eine Handvoll Szenen wirklich gruselig. (…) Trotzdem kennzeichneten die psychologische Tiefe, die hochwertige Tongestaltung und das Bestehen auf der Kraft der Andeutung eine neue einflussreiche Richtung des Horrorkinos.“ (James Marriott, Kim Newman: Horror, 2007)
1981 drehte „Taxi Driver“-Autor Paul Schrader mit Nastassja Kinski und Malcolm McDowell ein gelungenes Remake des 70-mininütigen Films.
mit Kent Smith, Simone Simon, Tom Conway, Alan Napier, Jack Holt
Lassen wir den Roman von Barry Eisler, der als Vorlage für den Film „Rain Fall“ genannt wird, links liegen. Immerhin sagt Eisler selbst zur Verfilmung: „It’s very different from the book. I can’t take any credit or blame for the movie because other than selling the rights to the book, I had no involvement.“
Betrachten wir den Film also als ein vollkommen eigenständiges Werk. Immerhin vergleicht ja auch niemand ernsthaft die James-Bond-Romane von Ian Fleming mit den Filmen (jedenfalls seit ungefähr 1970) oder die Jason-Bourne-Filme mit dem Büchern von Robert Ludlum.
Also: in dem japanischen Thriller „Rain Fall“ befindet der Auftragskiller John Rain sich plötzlich zwischen den Fronten von Geheimdiensten und der Yakuza. Denn sein letztes Opfer, der Regierungsbeamte Kawamura, hatte einen spurlos verschwundenen USB-Stick mit supergeheimen Informationen (früher war der MacGuffin ein Mikrofilm), den jetzt alle wollen.
Rain, der sich fragt, warum seine Auftraggeber und andere Killer ihn umbringen wollen, beginnt nach den Hintergründen für seinen jüngsten Auftrag zu suchen und er versucht in Tokio die Töchter von Kawamura zu retten. Bei der ersten gelingt ihm das nicht. In die zweite, eine Jazz-Pianistin, verliebt er sich.
Und dann ist da noch ein hartnäckiger, leicht desillusionierter, älterer Polizist, der zwischen den letzten Morden von Rain an wichtigen Japanern, die alle wie Unfälle aussahen, eine Verbindung vermutet.
Das könnte ein spannender Thriller werden, aber Drehbuchautor und Regisseur Max Mannix findet nie den richtigen Rhythmus und die gesamte Geschichte wird auch eher chaotisch erzählt. Denn zu lange sind die Fronten und auch die Motivationen von einzelnen Charakteren unklar, und, anstatt gespannt der Geschichte zu folgen, fragt man sich, wer warum gegeneinander kämpft und warum der USB-Stick so wichtig ist.
Wenn man in diesen Minuten wenigstens auf der Seite des Protagonisten John Rain stünde, könnte man ihm immerhin die Daumen drücken. Aber dessen Taten und seine plötzliche Wandlung vom eiskalten Profikiller zum edlen Ritter bleiben die meiste Zeit vollkommen rätselhaft und lassen da, wo der Film sein dramaturgisches Zentrum haben sollte, eine große Lücke, die mit Genrewissen leidlich aufgefüllt wird.
Trotzdem ist „Rain Fall“ kein komplett gescheiterter Film, sondern ein interessanter Hybrid zwischen westlichem (Mannix ist Australier) und japanischem Empfinden mit einem internationalen Cast und, in der Originalfassung, einem japanisch-englischem Sprachgemisch. Denn so sehr Mannix sich auch am Hongkong-Action-Kino und den Jason-Bourne-Filmen (mit einer Portion „Leon, der Profi“, der Mannix auch als visuelle Inspiration diente) orientiert, so störend ist das nur rudimentär entwickelte Drehbuch (Die Motivationen! Die Fronten! Der MacGuffin!) und die über weite Teile vorherrschende Jason-Bourne-Ästhetik mit den Sekundenschnitten, die in „Rain Fall“ gerade wenn zwischen John Rain, der CIA-Zentrale und mehreren Überwachungskameras hin- und hergeschnitten wird, durchaus – auch dank Gary Oldman – ordentlich spannend ist, aber bei den wenigen Action-Szenen in einem halbdunklem Schnittchaos versumpft. Meistens täuschen die Sekundenschnitte allerdings nur eine nicht vorhandene Dynamik vor.
Die Folge ist, dass „Rain Fall“ über weite Teile wie ein im Leerlauf dröhnender Formel-1-Motor wirkt: laut, sehr laut und doch auf der Stelle stehen bleibend.
Bei dem Bonusmaterial geben die Interviews, insgesamt eine viertel Stunde, einen Einblick in die Dreharbeiten und die verschiedenen Befindlichkeiten und Arbeitsmethoden von westlichen und asiatischen Crews.
Rain Fall (Rain Fall, Japan 2009)
Regie: Max Mannix
Drehbuch: Max Mannix
LV: Barry Eisler: Rain Fall, 2002 (Tokio Killer)
mit Kippei Shiina, Gary Oldman, Kyoko Hasegawa, Misa Shimizu, Dirk Hunter, Akira Emoto
Wer ermordete den Freund von Kommissar Glauberg? Und warum schickt das BKA eine Polizistin in die norddeutsche Provinz? Gemeinsam decken Glauberg und die hübsche BKAlerin RAF-, Stasi-, West- und Ost-Ängste auf.
Woelks Roman kam damals bei den Kritikern nicht gut an. Ganz im Gegensatz zu den Fernsehkritikern. Die mochten den Film des immer zuverlässigen Matti Geschonneck. Und beim Hamburger Filmfest 2004 erhielt „Mord am Meer“ den TV-Produzentenpreis.
„Mord am Meer“ ist ein insgesamt gelungener Film, der unter den Beschränkungen des 90-Minuten-TV-Formats (einige Minuten länger wäre besser gewesen), einem zuviel an verschiedenen angesprochenen Themen (hier wäre weniger mehr gewesen) und einer enttäuschenden Lösung leidet. Aber die schönen Berlin-Bilder und die guten Leistungen der Schauspieler, die teilweise nur eine Szene haben, trösten darüber hinweg.
Mit Heino Ferch, Nadja Uhl, Manfred Zapatka, Birge Schade, Ulrike Krumbiegel, Otto Mellies, Ellen Schwiers, Thomas Sarbacher, Markus Boysen