Neu im Kino/Filmkritik: „Lady Vegas“ verzockt sich

Lady Vegas“ basiert auf der ‚Biographie‘ „Lay the Favorite: A Memoir of Gamblin“ von Beth Raymer und die Geschichte hat auch etwas: da macht sich eine Kleinstadtstripperin (Rebecca Hall) aus Florida auf nach Las Vegas, um dort als Kellnerin in einer Cocktailbar ihr Glück zu versuchen. Von dem Job hat sie keine Ahnung; was auch egal ist, weil diese Jobs in Las Vegas nur an Gewerkschaftsmitglieder vergeben werden und sie daher keine Chance hat. Über eine Empfehlung stolpert sie in das Büro von Dink Heimowitz (Bruce Willis) und er ist begeistert von ihrem Talent für Zahlen. Denn Dink verdient mit Wetten sein Geld.

Beth wird, unter den fürsorglichen Händen der Zockerlegende, zu, so der Werbetext, „einer der besten Buchmacherinnen der Wettbranche“.

Das ist doch ein gut abgehangener Plot, der in einem faszinierendem Milieu vor einer prächtigen Kulisse erzählt wird.

Was kann da schief gehen?

Nun, schon während der ersten Begegnung von Beth (Rebecca Hall) und Dink (Bruce Willis), sagt Dink, dass er zufrieden sei, wenn er mehr gewinne als verliere. Damit ist das hier betriebene professionelle Glücksspiel ein Job, der zwar mit großen Emotionen (wenn sie in Dinks Büro ein im Fernsehen laufendes Pferd anfeuern als ginge es um das Abwenden des Weltuntergangs) einhergeht, aber auch nicht sonderlich riskant ist. Immerhin gewinnt Dink auf lange Sicht genug, um sich, seinen beiden Mitarbeitern (die er ungefähr im Wochentakt feuert und wieder einstellt) und seiner Frau Tulip (Catherine Zeta-Jones, die als Hausdrache eifersüchtig über Dink wacht) ein luxuriöses Leben zu sichern.

Es geht also um nichts. Es gibt keine existentielle Bedrohung für die Charaktere. Sie lassen sich alle von der einen Wette zur nächsten treiben. Sie ergreifen eine Chance, wenn sie sich bietet und sie dafür kein allzu großes Risiko, hm, ein überschaubares Risiko, ach, eigentlich überhaupt kein Risiko, eingehen müssen.

Und auch wenn Beth gegen Ende in New York bei Rosie (Vince Vaughn), dem sehr großmäuligem und aus dramaturgischen Gründen von Drehbuchautor D. V. DeVincentis (auch Autor des Frears-Films „High Fidelity“) erfundenem Gegenstück zu Dink, ihr Glück versucht und in einen ziemlichen Schlamassel gerät, aus dem sie dann doch arg einfach und mit der bereitwillig und selbstlos gewährten Hilfe von Dink, seiner Frau und seinen Angestellten (also Beths neuer Familie) herauskommt, dient der Lärm, die fast immer hoffnungslos übertriebenen Emotionen der Schauspieler, nur dazu, die Leere des Drehbuchs zu übertünchen. Aber das gelingt nicht.

Vor allem die ständige Überdrehtheit von Rebecca Hall nervt. Sie kreischt und quieckt sich durch den Film, als würde sie nach Lautstärke bezahlt werden. Mich nervte dieses Gehabe schon nach fünf Minuten und in einem Lokal würde ich möglichst schnell vor so einer Person flüchten.

Dass „Lady Vegas“ sich dann auch nie entscheiden kann, ob es ein Drama, eine Komödie oder eine Milieustudie sein will, führt dazu, dass die Genres und Stile sich gegenseitig im Weg stehen und so eine undramatisch-unwitzige vor sich hin plätschernde Dramedy entstand, die definitiv nicht zu Stephen Frears besten Arbeiten, wie „Mein wunderbarer Waschsalon“, „Gefährliche Liebschaften“, „The Grifters“ (nach einem Roman von Jim Thompson und einem Drehbuch von Donald E. Westlake) und „Die Queen“, gehört.

Lady Vegas (Lay the Favorite, USA/GB 2012)

Regie: Stephen Frears

Drehbuch: D. V. DeVincentis

LV: Beth Raymer: Lay the Favorite: A Memoir of Gambling, 2010

mit Rebecca Hall, Bruce Willis, Catherine Zeta-Jones, Vince Vaughn, Joshua Jackson, Laura Prepon, Frank Grillo, Wayne Pére, John Carroll Lynch, Corbin Bernsen

Länge: 94 Minuten

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Lady Vegas“

Rotten Tomatoes über „Lady Vegas“

Wikipedia über „Lady Vegas“

 

One Response to Neu im Kino/Filmkritik: „Lady Vegas“ verzockt sich

  1. […] Meine Besprechung von “Lady Vegas” (Lay the Favorite, USA/GB 2012, mit Bruce Willis) […]

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