Play loud: Mahavishnu Orchestra: Awakening

August 10, 2012

Das „Mahavishnu Orchestra“ spielte 1972 in Frankreich „Awakening“ und die legendäre Fusion-Band bestand damals aus:

John McLaughlin – Electric Doubleneck Guitar
Billy Cobham – Drums
Rick Laird – Electric Bass
Jan Hammer – Keyboards
Jerry Goodman – Electric Violin


TV-Tipp für den 10. August: Auf der Suche nach außerirdischem Leben

August 9, 2012

Arte, 20.15

Auf der Suche nach außerirdischem Leben (USA 2011, R.: Oliver Twinch)

Drehbuch: Oliver Twinch

Jetzt, nachdem „Curiosity“ auf dem Mars gelandet und Ridley Scotts „Prometheus“ im Kino angelaufen ist, wird auch wieder darüber diskutiert, ob es Leben auf anderen Planeten gibt. Nun, wir wissen es nicht, aber so ganz unwahrscheinlich ist es nicht. Immerhin ist das Universum ziemlich groß und die Wissenschaft hat auch einige Entdeckungen gemacht, die in der spielfilmlangen Doku, die genaugenommen aus zwei Teilen besteht, die hintereinander weg gezeigt werden, vorgestellt werden.

Weitere Infos zum Thema gibt es hier.

Wiederholung: Sonntag, 26. August, 09.55 Uhr


Neu im Kino/Filmkritik: „Prometheus – Dunkle Zeichen“ – mit ganz viel „Alien“-DNA

August 8, 2012

Für „Alien“, den zweiten Spielfilm von Ridley Scott, war der Werbespruch: „In space no one can hear you scream.“

Das war ein grandioser Satz, der neugierig auf den Film machte und auch sagte worum es geht: um einen Horrorfilm im Weltall.

Der Werbespruch für seinen neuesten Film, das „Alien“-Prequel „Prometheus“ ist: „They went looking for our beginning. What they found could be our end.“

Das ist kein wirklich schlechter, aber auch – wie der Film – ein arg austauschbarer, wenig bleibenden Eindruck hinterlassender Werbespruch, der mit einer ordentlichen Portion Hintergrundwissen verrät, dass „Prometheus“ sich in die Reihe der „Alien“-Filme einreiht, in denen es nur einige wiederkehrende Elemente (das Weltall, die Alien-Kreaturen von H. R. Giger und Sigourney Weaver als Ellen Ripley) gab, aber ansonsten die Regisseure Ridley Scott, James Cameron, David Fincher und Jean-Pierre Jeunet ihre eigene Vision im „Alien“-Kosmos erzählten.

Auch „Prometheus“ übernimmt die Kernelemente aus dem „Alien“-Kosmos, verzichtet auf Sigourney Weaver (immerhin spielt die Geschichte von „Prometheus“ ja vor dem ersten „Alien“-Film), hat mit Noomi Rapace aber einen vollwertigen Ersatz gefunden. Wobei, das sei angemerkt: Damals machte Ridley Scott aus einer unbekannten Schauspielerin einen Star. Heute engagiert er, nach den erfolgreichen Stieg-Larsson-Verfilmungen, eine bereits bekannte Schauspielerin und damit ist von Anfang an klar, dass sie, als Star des Films, nicht stirbt. Auch die Rest-Besatzung der „Prometheus“ besteht größtenteils aus bekannten Schauspielern. Eigentlich fehlt nur Mark Strong („Green Lantern“, „John Carter“). Immerhin hat man für die ersten Minuten einen Lookalike genommen.

Außerdem verrät der Werbespruch, dass Scott hier nicht einfach einen zweiten Horrorfilm im Weltall drehte. „Prometheus“ ist definitiv kein Horrorfilm. Denn dieses Mal wird die Geschichte einer Forschungsreise erzählt und, anstatt dass einige Europäer in eine Pyramide latschen, das seit Jahrhunderten versiegelte Grab das Pharaos öffnen und anschließend an einem Fluch sterben, ist es dieses Mal ein Raumschiff, das einige Jahre vor der nächsten Jahrhundertwende auf einem fremden, weit, weit entferntem Planeten landet und einige Forscher latschen in ein unterirdisches Gewirr von Gängen, wo sie einen verschlossenen Raum entdecken, den sie flugs, wie ein Kind seine Weihnachtsgeschenke, öffnen müssen.

Im Endeffekt wird einfach die „Alien“-DNA an einen altmodischen Entdeckerfilm gekoppelt.

Das ist durchaus unterhaltsam, aber spätestens beim Nachdenken über den saturierten Film, fällt auf, wie schrecklich unlogisch vieles ist, wie oft einzelne Charakter etwas nur tun, weil die Drehbuchautoren es so wollten, und wie viele Handlungsstränge im Nichts enden.

Das Personal der „Prometheus“ wirkt, auch wenn etliche Charaktere an Charaktere aus den vorherigen „Alien“-Filmen erinnern, wie der lieblose Griff in den Klischee-Figurenbaukasten aus dem Handbuch für effektives Storytelling.

Es gibt den taffen Kapitän („Luther“ Idris Elba, auch mal mit Akkordeon und einem doch etwas veraltetem Musikgeschmack [Herrje, gab es seit 1970 wirklich keine guten Bands mehr? Sind die nächsten gut achtzig Jahre Musikgeschichte wirklich für die Tonne?]), die böse Kapitalistin (Charlize Theron wiederholt einfach ihre Rolle der bösen Prinzessin aus „Snow White and the Huntsman“), den, auch aus den anderen „Alien“-Filmen bekannten Androiden, der dieses Mal wie Michael Fassbender aussieht, von ihm herrlich ausdruckslos-selbstironisch gespielt wird, ein großer „Lawrence von Arabien“-Fan ist (Tja, auch in der Filmgeschichte scheint die nächsten Jahrzehnte Ödnis zu herrschen.), auf den Namen „David“ hört und, kleiner Insider-Witz, damit das ABC der Androidennamen in den „Alien“-Filmen von Ash über Bishop und Call zu David fortsetzt und, als große Überraschung, den uralten, an der Schwelle des Todes stehenden Peter Weyland, der die Reise der „Prometheus“ nach dem Ursprung des Lebens aus nicht uneigennützigen Gründen finanzierte (Guy Pearce auf Greis geschminkt, weil auch Szenen mit einem jüngeren Weyland geplant waren), und einige nicht sonderlich intelligente, dafür ziemlich hasenfüßige Raumfahrer, die die Mission – Überraschung! – nur wegen des Geldes mitmachen. Kofferträger und Leichtmatrosen eben, die bei der erstbesten Gelegenheit zu Alienfutter werden.

Es gibt eine Alien-Schwangerschaft, die grotesk-rabiat beendet wird – und die Frage hinterlässt, warum eine vollautomatische OP-Station, die im Zimmer einer Frau steht, auf Operationen an Männern programmiert ist. Aber immerhin gibt das im Kino einen Lacher und wahrscheinlich den Preis für den schnellsten und effektivsten Schwangerschaftsabbruch.

Der gesamte Film fühlt sich letztendlich wie eine All-Inclusive-Reise an, bei der es keine großen Überraschungen und keine Verunsicherung gibt, und man am Ende, einfach weil von den Machern zu sehr auf Nummer Sicher gespielt wird, das Kino auch etwas unbefriedigend verlässt. Denn irgendwie hat man das alles schon einmal gesehen. Oft besser und nur weil Ridley Scott das „Alien“-Menü, jetzt mit Erich-von-Däniken-Schwurbel, schick anrichtet, wird „Prometheus“ definitiv kein Klassiker werden. Dafür ist er einfach zu seelenlos, hat zu wenige Ecken und Kanten, zu wenige Überraschungen und er ist zu konventionell.

Das wäre okay, wenn Ridley Scott und seine Autoren Jon Spaihts und Damon Lindelof („Lost“, „Cowboys & Aliens“) uns nicht ein Ende, das schamlos auf eine Fortsetzung spekuliert, präsentieren würden.

Denn während die vorherigen „Alien“-Filme in sich abgeschlossene Geschichten erzählten, offenbart sich „Prometheus“ in den letzten Minuten, nachdem der Planet atomisiert wurde, nur noch als epischer Prolog für den oder die nächsten (Trilogie, ich hör dich trapsen.) Filme, in denen uns dann alles erklärt werden soll, was im Prolog nur angedeutet wurde.

In dem Moment kam ich mir schon etwas verarscht vor.

Prometheus – Dunkle Zeichen (Prometheus, USA 2012)

Regie: Ridley Scott

Drehbuch: Don Spaihts, Damon Lindelof

mit Noomi Rapace, Michael Fassbender, Guy Pearce, Idris Elba, Logan Marshall-Green, Charlize Theron, Sean Harris, Rafe Spall, Benedict Wong, Patrick Wilson

Länge 124 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Prometheus“

Metacritic über „Prometheus“

Rotten Tomatoes über „Prometheus“

Wikipedia über „Prometheus“ (deutsch, englisch)

Ach, Weyland Industries hat auch eine Seite

 


TV-Tipp für den 9. August: Die Affäre der Sunny von B.

August 8, 2012

BR, 22.45

Die Affäre der Sunny von B. (USA 1990, R.: Barbet Schroeder)

Drehbuch: Nicholas Kazan

LV: Alan M. Dershowitz: Reversal of Fortune – Inside the von Bülow Case, 1985 (Die Affäre der Sunny von B.)

Die Staatsanwaltschaft glaubt Millionär Claus von Bülow habe versucht seine Frau zu töten. Nach seiner Verurteilung engagiert von Bülow den Rechtsprofessor Alan Dershowitz. Dieser erwirkt 1985 einen Freispruch.

Schroeder verfilmte den wahren, in der Sensationspresse ausführlich behandelten Fall: „Nuancierte Regie, effizientes Drehbuch, eine Kamera, die in Einstellung, Bewegung und Farbe die Welten der drei Hauptpersonen exakt differenziert und konfrontiert, exzellente Hauptdarsteller, die in jeder Sequenz überzeugen, haben ein vielschichtiges Kunstwerk geschaffen. Hervorzuheben ist das Fingerspitzengefühl, mit dem unverhüllt ein Vorgang behandelt wird, dessen Protagonisten, einschließlich der wahren Sunny, alle noch leben.“ (Fischer Film Almanach 1992)

Mit Jeremy Irons, Glenn Close, Ron Silver, Annabella Sciorra

Hinweise

Wikipedia über „Die Affäre der Sunny von B.“ (deutsch, englisch)

Spiegel: Gerhard Mauz über Alan Dershowitz, die Vorlage und die Verfilmung (6/1991)

Crime Library: Mark Gribben über den von-Bülow-Fall


DVD-Kritik: Ich kombiniere: Auch „Sherlock – Staffel 2“ ist grandios

August 8, 2012

Sherlock“, die grandiose BBC-Neuinterpretation der von Sir Arthur Conan Doyle geschaffenen Figur Sherlock Holmes, ist zurück und die drei Folgen der zweiten Staffel sind keinen Deut schlechter als die Fälle der ersten Staffel, in denen Sherlock Holmes und sein Kosmos von den „Sherlock“-Erfindern Mark Gatiss und Steven Moffat in die Gegenwart verlegt wurden. Für die zweite Staffel haben sie sich drei Sherlock-Holmes-Geschichten (es dürften die bekanntesten Holmes-Geschichten sein) genommen, sie neu interpretiert und mit zahlreichen Querverweisen zu anderen Holmes-Geschichten und -Filmen vollgestopft.

In „Ein Skandal in Belgravia“, basierend auf der Kurzgeschichte „Ein Skandal in Böhmen“, trifft Sherlock Holmes auf Irene Adler, die auch im heutigen London den Männern den Kopf verdreht und mehr will ich jetzt wirklich nicht verraten.

Die Hunde von Baskerville“ ist die Neuinterpretation von „Der Hund der Baskervilles“ und Autor Mark Gatiss stand vor dem Problem, dass gerade diese Geschichte aus vielen Verfilmungen sehr gut bekannt ist und die Erklärung von Sir Arthur Conan Doyle für den Familienfluch der Baskervilles für einen in der Gegenwart spielenden Film nicht mehr überzeugend ist. Weil aber Verschwörungsgeschichten, so Gatiss, die Geistergeschichten der Gegenwart sind, gibt es in der Nähe des Moores eine Forschungseinrichtung des Militärs und Sherlock Holmes ist, im Gegensatz zum Roman, von Anfang an vor Ort.

In „Der Reichenbachfall“ kommt es dann, wie in der Kurzgeschichte „Das letzte Problem“, zur finalen Konfrontation von Sherlock Holmes und Professor Moriarty, die Holmes nicht überlebt; – wobei Holmes natürlich doch überlebt. Immerhin musste Sir Arthur Conan Doyle Sherlock Holmes auf Wunsch seiner Leser wieder auferstehen lassen. In Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ endet die im viktorianischen England spielende Remmidemmi-Sherlock-Holmes-Version ebenfalls mit dem Sturz von Holmes und Moriarty in den Reichenbachfall und der anschließenden Wiederauferstehung von Holmes.

In dem BBC-Film stürzt Holmes sich von einem Hochhausdach – und wir werden erst mit dem Beginn der dritten Staffel, die bereits bestellt ist, erfahren, wie Holmes dem Tod entging.

Doch vor dem Fall gibt es einen atemberaubenden Thriller, in dem Professor Moriarty behauptet, dass Sherlock Holmes ein Blender, ein Schwindler, sei und er kann es auch beweisen. Holmes muss in „Der Reichenbachfall“ um seine Identität kämpfen.

Auch in den beiden anderen „Sherlock“-Filmen wird Sherlock Holmes‘ Selbstbild auf die Probe stellen. In „Ein Skandal in Belgravia“ muss er sich mit seinem Verhältnis zum anderen Geschlecht und zur Sexualität beschäftigen. Immerhin hat Holmes sich bislang als asexuelle Denkmaschine gesehen, die allen anderen Menschen deshalb überleben ist. In „Die Hunde von Baskerville“ fragt er sich, ob er noch seinem Verstand trauen kann. Denn auch er selbst beginnt an den Hound zu glauben, obwohl es ein solches Wesen nicht geben kann.

Dass die Filme vor Anspielungen auf den gesamten Sherlock-Holmes-Kosmos nur so strotzen, dass die Plots verschachtelt und immer wieder überraschend sind, dass die Filme enorm schnell erzählt sind, dass die Schauspieler hochkarätig sind und dass das Vergnügen viel zu schnell vorbei ist, muss ich wohl nicht extra betonen. Das habe ich ja schon zu den ersten drei spielfilmlangen „Sherlock“-Filmen gesagt.

Und dass die dritte Staffel, natürlich mit dem bewährtem Team, erst 2013 gezeigt wird, muss man wohl als höhere Gewalt akzeptieren. Immerhin sind alle an der Serie Beteiligten gut beschäftigt und auch die nächsten Ermittlungen von Sherlock Holmes und Dr. John Watson sollen ja die Qualität der bisherigen Fälle halten.

Das Bonusmaterial

Als Bonusmaterial gibt es das zwanzigminütige Making-of „Sherlock uncovered“ und zwei hörenswerte Audiokommentare. Für den Audiokommentar zu „Ein Skandal in Belgravia“ versammelten sich Produzentin Sue Vertue, die beiden „Sherlock“-Erfinder Mark Gatiss und Steven Moffat, Sherlock-Holmes-Darsteller Benedict Cumberbatch und Lara Pulver, die Irene Adler spielen durfte, vor dem Mikrofon. Bei dem „Die Hunde von Baskerville“-Audiokommentar sind wieder Sue Vertue, Steven Moffat und Mark Gatiss dabei und Russel Tovey, der Schauspieler von Henry Knight, dem von Wahnvorstellungen geplagten Klienten von Sherlock Holmes, gesellte sich zu ihnen. Dieser Audiokommentar ist für die Holmesianer etwas interessanter, weil Tovey den beiden „Sherlock“-Erfindern viele Fragen zu den Hintergründen der Serie stellt und die beiden Sherlock-Holmes-Fans Gatiss und Moffat viel aus dem Nähkästchen plaudern.

Das ist insgesamt eine unspektakuläre, aber ordentliche Portion an Hintergrundinformationen.

Sherlock – Staffel 2 (Großbritannien 2012)

Erfinder: Steven Moffat, Mark Gatiss

LV: Charakter von Sir Arthur Conan Doyle

mit Benedict Cumberbatch (Sherlock Holmes), Martin Freeman (Dr. John Watson), Una Stubbs (Mrs. Hudson), Rupert Graves (Detective Inspector Lestrade), Mark Gatiss (Mycroft Holmes), Andrew Scott (Moriarty), Lara Pulver (Irene Adler)

Blu-ray

Polyband

Bild: 16:9 (1,78:1)

Ton: Deutsch, Englisch (DTS-HD Master Audio 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch

Bonusmaterial: Audiokommentar zu „Ein Skandal in Belgravia“ und „Die Hunde von Baskerville“, Making of „Sherlock uncovered“, 16-seitiges Booklet

Länge: 270 Minuten (3 x 90 Minuten) (2 Blu-rays)

FSK: ab 12 Jahre

(DVD identisch)

Die Fälle der zweiten „Sherlock“-Staffel

Ein Skandal in Belgravia (A Scandal in Belgravia)

Regie: Paul McGuigan

Drehbuch: Steven Moffat

Die Hunde von Baskerville (The Hounds of Baskerville)

Regie: Paul McGuigan

Drehbuch: Mark Gatiss

Der Reichenbachfall (The Reichenbach Fall)

Regie: Toby Haynes

Drehbuch: Steve Thompson

Hinweise

The Science of Deduction (Homepage von Sherlock Holmes)

John Watson’s Blog

Molly Hooper’s Diary

BBC über „Sherlock“

BBC Germany über „Sherlock“

ARD über „Sherlock“

Hartswood Film über „Sherlock“

YouTube-Kanal „Sherlock“

Wikipedia über „Sherlock“ (deutsch, englisch)

Homepage von Sir Arthur Conan Doyle (Erben)

Krimi-Couch über Sir Arthur Conan Doyle

Kirjasto über Sir Arthur Conan Doyle

Wikipedia über Sir Arthur Conan Doyle (deutsch, englisch)

Sherlockian.net (Einstiegsseite mit vielen Links)

Facebook-Seite der deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft

Thrilling Detective über Sherlock Holmes

Meine Besprechung von Arthur Conan Doyles “Sherlock Holmes Geschichten”, “Sherlock Holmes Kriminalgeschichten” und “The Adventures of Sherlock Holmes” (und hier eine Auflistung der in diesen Werken enthaltenen Geschichten)

Meine Besprechung von Anthony Horowitzs „Das Geheimnis des weißen Bandes“ (The House of Silk, 2011)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Davide Fabbris (Zeichner): Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies! (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Zombies, 2010)

Meine Besprechung von Ian Edginton (Autor)/Horacio Domingues/Davide Fabbris (Zeichner) „Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula“ (Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Jekyll/Hyde; Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula, 2010/2011)

Meine Besprechung von „Sherlock: Ein Fall von Pink“ (A Study in Pink, GB 2010)

Meine Besprechung von „Sherlock: Eine Legende kehrt zurück – Staffel 1“ (Sherlock, GB 2010)

Meine Besprechung von “Sherlock: Ein Skandal in Belgravia” (A Scandal in Belgravia, GB 2012)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Sherlock Holmes in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 8. August: Eine Farm in Montana

August 8, 2012

SWR, 23.00

Eine Farm in Montana (USA 1978, R.: Alan J. Pakula)

Drehbuch: Dennis Lynton Clark

Nach dem zweiten Weltkrieg kehrt Frank Athearn nach Montana zurück. Er will dort eine Farm betreiben, gerät in einen Konflikt mit einem Viehbaron, der das Land aufkaufen will, verbündet sich mit einer Rancherin, die ebenfalls um ihr Land kämpft, und eine Ölfirma will Öl fördern.

Schöner, melancholischer Spätwestern, der damals nicht gut aufgenommen wurde. Denn: „Sie erwarteten von Pakula neue Impulse für das Western-Genre. Doch viele der Überzeugungen, die die Figur von Jane Fonda auszeichnen und die Jane Fonda selbst damals vertrat, gehören zur Grundausstattung des Westerns: die Schlechtigkeit der Großgrundbesitzer, die Liebe zur Natur und die Nähe der Ölmanager zum Gaunertum. In einem Film der fest in der Jetztzeit angesiedelt ist, wären diese Motive revolutionär, aber im Western klingen sie abgedroschen.“ (Joe Hembus: Das Western-Lexikon)

Das Drehbuch erhielt 1979 den Spur Award der Western Writers of America.

mit James Caan, Jane Fonda, Jason Robards, George Grizzard, Richard Farnsworth, Jim Davis, Mark Harmon, James Keach

Hinweise

Wikipedia über „Eine Farm in Montana“ (deutsch, englisch)

Rotten Tomatoes über „Eine Farm in Montana“

Reelz: Trailer zum Film

 


Cover der Woche

August 7, 2012

Dieser Trailer verrät wirklich wenig und doch sehr viel vom Film


TV-Tipp für den 7. August: Das Versprechen

August 7, 2012

Kabel 1, 22.40

Das Versprechen (USA 2000, R.: Sean Penn)

Drehbuch: Jerzy Kromolowski, Mary Olson-Kromolowski

LV: Friedrich Dürrenmatt: Das Versprechen – Requiem auf den Kriminalroman, 1957

Kamera: Chris Menges

Musik: Hans Zimmer

Ein Polizist sucht nach seiner Pensionierung – zunehmend wahnhaft – einen Kindermörder. Als Beute für den Mörder wählt er ein Kind aus.

Grandiose, ruhige Studie über Alter und Einsamkeit. Penn hielt sich bei seiner Version an Dürrenmatts Buch „Das Versprechen“. Dürrenmatt schrieb es, nachdem er mit dem optimistischen Ende von „Es geschah am hellichten Tag“ (D 1958) unzufrieden war. Sogar die notorisch schwer zu begeisternde Ponkie schrieb: „Das Vorhersehbare eines Krimiklassikers – und die Brutal-Details eines grausamen Thrillers: ein respektables, aber nicht zwingend nötiges Remake.“ (AZ, 11. 10. 2001)

Mit Jack Nicholson, Patricia Clarkson, Benicio Del Toro, Mickey Rourke, Helen Mirren, Robin Wright Penn, Vanessa Redgrave, Sam Sheppard, Tom Noonan, Harry Dean Stanton, Aaron Eckhart

Hinweise

Wikipedia über Friedrich Dürrenmatt

Deutsche Homepage zum Film

Rotten Tomatoes über „Das Versprechen“

Schweizer Fernsehen: Interviews mit Sean Penn, Robin Wright Penn und Aaron Eckhart zu „Das Versprechen“ (Cannes 2001)

Meine Besprechung von Friedrich Dürrenmatts „Die Kriminalromane“ (Sammelband)


Chew ist dieses Mal „Flambiert“

August 6, 2012

Tony Chu ist zurück.

Wir erinnern uns: Es gab eine Vogelgrippe-Epidemie die zum Tod von 23 Millionen Menschen in den USA führte. Seitdem ist der Verzehr von Geflügel verboten und die überaus mächtige Lebensmittelbehörde FDA wacht darüber. Tony Chu und sein Kollege John Colby wurden zu ihr versetzt. Während Colby nach einem Unfall zu einer Mischung aus Terminator und Robocop umfunktioniert wurde und er jetzt einen halben Computer in seinem Körper hat, hat Chu seit Geburt eine ganz andere Eigenschaft. Er ist Cibopath, das heißt: wenn er etwas isst, erfährt er auch gleich die gesamte Lebensgeschichte des Gegessenen. Für Ermittlungen ist das natürlich hilfreich. Chu muss nur einen Tropfen Blut von dem Opfer schlucken und er kennt den Mörder. Manchmal muss er auch in einen vergammelten Hamburger beißen. Oder in etwas noch Unappetitlicheres. Kein Wunder, dass Tony Chu absolut keinen Humor hat.

In „Flambiert“, dem vierten „Chew – Bulle mit Biss!“-Sammelband, der die Chew-Hefte 16 bis 20 enthält, gibt es eine Handvoll grandios komischer Abenteuer mit den beiden Polizisten. Es sind eher schonungslos überdrehte Episoden aus dem alltäglichen Polizistenleben und weniger eine Fortsetzung des Kampfes zwischen Chu und dem ehemaligen FDA-Agenten Mason, einem anderen Cibopathen, der anfangs der FDA-Vorgesetzte von Chu war und sich dann als sein Gegner entpuppte.

Jetzt taucht eine geheimnisvolle Schrift am Himmel auf. Was sie bedeutet, ist unklar. Jeder hat zwar seine armageddonhafte Interpretation, aber Tony und John, der auch ein ordentliches Alkoholproblem hat, sind, obwohl die Durchsetzung der Hähnchenprohibition wegen dieser Schrift nicht mehr die oberste Priorität hat, mit anderen Dingen beschäftigt.

Sie suchen den esssüchtigen Migdalo Daniel, stolpern in ein Highschool-Massaker, werden auf eine Selbstmordmission gegen einen paranoiden General geschickt, treffen dabei auf den vollkommen durchgeknallten und angriffswütigen Hahn Poyo,

werden von Antonelle Chu, Tonys ständig plappernde, bei der Nasa arbeitenden Nervschwester, zur Area 51 und den dortigen, hm, Lebewesen gebracht, sollen Undercover bei der „Kirche der Heiligkeit der ungerührten Dotter“ ermitteln und Mason probiert das Blut von Migdalo Daniel.

Die von John Layman erfundenen, absolut durchgeknallten und herrlich respektlosen Geschichten werden auch im vierten „Chew“-Sammelband „Flambiert“ von Rob Guillory mit satirisch überspitzten Zeichnungen illustriert. Sie sind das Sahnehäubchen der „Chew“-Geschichten. Die Serie war letztes Jahr wieder für einen Eisner-Award prämiert. Dieses Mal als „Beste Comic-Serie“.

Denn die Abenteuer von Tony Chu sind ein echtes Vier-Sterne-Menü – mit und ohne Fleischbeilage,

John Layman/Rob Guillory: Chew – Bulle mit Biss! (Band 4): Flambiert

(übersetzt von Marc-Oliver Frisch)

Cross Cult, 2012

128 Seiten

16,80 Euro

Originalausgabe

Chew, Vol. 4: Flambé

Image Comics, 2011

enthält

Chew # 16 – 20

Hinweise

Homepage von Chew/John Layman

Comicgate: Interview mit John Layman (5. März 2011)

Meine Besprechung von John Layman/Rob Guillorys „Chew – Bulle mit Biss: Leichenschmaus (Band 1)“ (Chew Vol. 1: Taster’s Choice, 2009)

Meine Besprechung von John Layman/Rob Guillorys „Chew – Bulle mit Biss: Reif für die Insel (Band 2)“ (Chew: International Flavor, 2010)

Meine Besprechung von John Layman/Rob Guillorys „Chew – Bulle mit Biss: Eiskalt serviert (Band 3)“ (Chew Vol. 3: Just Desserts, 2010)


TV-Tipp für den 6. August: Citizen Kane

August 6, 2012

Arte, 20.15

Citizen Kane (USA 1941, R.: Orson Welles)

Drehbuch: Herman J. Mankiewicz, Orson Welles (Mitarbeit: Joseph Cotten, John Houseman)

Ein Pressezar stirbt. Ein Journalist recherchiert für einen Artikel sein Leben. Aber die letzte Frage, was Rosebud sei, kann er nicht beantworten.

Einer der unumstrittenen Filmklassiker.

Mit Orson Welles, Joseph Cotten

Hinweise

Wikipedia über “Citizen Kane”

RBB über “Citizen Kane”

Classic Movie Favorites über “Citizen Kane”

Drehbuch “Citizen Kane” von Herman J. Mankiewicz und Orson Welles

Senses of Cinema über Orson Welles


Die Shortlist für den Ned Kelly Award 2012

August 5, 2012

Die Crime Writers’ Association of Australia haben drei Shortlists für den diesjährigen Ned Kelly Award, den australischen Krimipreis, veröffentlicht:

Best Fiction

The Life, von Malcolm Knox (Allen & Unwin)

Chelsea Mansions, von Barry Maitland (Allen & Unwin)

Pig Boy, von J.C. Burke (Random House)

Best First Fiction

The Courier’s New Bicycle, von Kim Westwood (HarperCollins)

The Cartographer, von Peter Twohig (HarperCollins)

When We Have Wings, von Claire Corbett (Allen & Unwin)

Best True Crime

Cold Case Files, von Liz Porter (Pan Macmillan)

Call Me Cruel, von Michael Duffy (Allen & Unwin)

Sins of the Father, von Eamonn Duff (Allen & Unwin)

Die Preisverleihung soll während des Melbourne Writers Festival (23. August – 2. September) sein.

(via The Rap Sheet)


TV-Tipp für den 5. August: Das freche Mädchen

August 5, 2012

Arte, 20.15

Das freche Mädchen (Frankreich 1985, R.: Claude Miller)

Drehbuch: Claude Miller, Annie Miller, Luc Béraud, Bernard Stora

Die 13-jährige Charlotte erlebt den letzten Sommer ihrer Kindheit: ihre alte Welt wird ihr zu eng, sie lernt eine gleichaltrige Starpianistin kennen und verliebt sich in einen jungen Mann.

Millers fünfter Film zeigt in exakt inszenierten Schlüsselszenen die Verunsicherung und den zeitweisen Realitätsverlust der Heranwachsenden und vermittelt einen Einblick in ihre Verletzlichkeit.“ (Fischer Film Almanach 1987)

mit Charlotte Gainsbourg, Bernadette Lafont, Julie Glenn, Clothilde Baudon, Jean-Claude Brialy

Wiederholung: Mittwoch, 8. August, 02.00 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über „Das freche Mädchen“ (deutsch, englisch, französisch)

Arte über „Das freche Mädchen“


TV-Tipp für den 4. August: Wacken 2012

August 4, 2012

ZDFkultur, 20.00

Wacken 2012

Vier Stunden Live-Musik vom Heavy-Metal-Festival in Wacken. Danach ist, die richtige Lautstärke vorausgesetzt, jede Ohrverstopfung weggepustet.

Heute spielen unter anderem mit Amon Amarth (20.00 Uhr), Saxon (22.25 Uhr), den Scorpions (22.50 Uhr) und Machine Head (23.15 Uhr).

An den beiden kommenden Samstagen, dem 11. und 18. August, gibt es dann, jeweils ab 14.00 Uhr weitere Wacken-Konzerte. Unter anderem Sepultura, Dimmu Borgir,Testament, Ministry und In Extremo. Den ZDFkultur-Lärmplan gibt es hier, die Wacken-Homepage hier.


DVD-Kritik: „The Hunter“ jagt ein sehr seltenes Tier

August 3, 2012

Martin David (Willem Dafoe) soll für einen Konzern den sagenumwobenen Tasmanischen Tiger jagen und von ihm genetische Proben entnehmen.

Ein einfacher Auftrag, wenn nicht der letzte bekannte Tasmanische Tiger bereits 1936 im Hobart Zoo gestorben wäre. Seitdem behaupten zwar immer wieder Menschen, dass sie in Tasmanien, einer Insel südlich von Australien, die ungefähr die Größe von Bayern, aber nur eine halbe Million Einwohner hat, einen Tasmanischen Tiger gesehen haben. Keine dieser Sichtungen ist verbürgt.

David macht sich auf den Weg in die Wildnis – und wir dürfen einen angenehm altmodischen Abenteuerfilm genießen. Denn selbstverständlich wurde die Geschichte von einem Mann, der ein seltenes Tier jagt, schon oft erzählt und selbstverständlich sieht man sich so einen Film vor allem wegen der Landschaftsaufnahmen an.

Diese sind gelungen.

Auch die Geschichte der Menschwerdung von Martin David, grandios minimalistisch von Willem Dafoe gespielt, ist gelungen. Für seinen Auftrag wird er bei einer Familie einquartiert. Widerwillig übernimmt er für die beiden Kinder die Rolle des abwesenden Vaters. Am Ende beeinflusst dann das Wohl der Familie die Art, wie er, als er dem Tasmanischen Tiger begegnet, seinen Auftrag erfüllt.

Und er gerät zwischen die Fronten von Umweltschützern, die den Wald bewahren, und Arbeitern, die den Wald abholzen sollen. Aber dieser Konflikt wird nur angedeutet.

Der vernachlässigbare Schwachpunkt von „The Hunter“ ist das Agieren seines Auftraggebers, dessen Interessen niemals wirklich klar werden. Letztendlich sind sie nur der MacGuffin für einen altmodischen Abenteuerfilm, bei dem seine Fehler (so verbringt der Film zu viel Zeit bei der Familie und zu wenig in der Wildnis; David findet den Tasmanischen Tiger ziemlich mühelos; die Geschichte ist absolut vorhersehbar) auch wieder seine Vorzüge sind. Denn, fast wie in einem der guten alten Western à la „Mein großer Freund Shane“, mit dem „The Hunter“ überraschend viele Gemeinsamkeiten hat, wird hier einfach eine gute Geschichte erzählt.

Und, wie die meisten Western, müssen wir den „Hunter“ auf der kleinen Leinwand genießen, obwohl sie eigentlich für die große Leinwand gedacht sind.

Das Bonusmaterial besteht vor allem aus einem vierteiligem „Making of“, in dem auf die Geschichte, die Charaktere, die Dreharbeiten in Tasmanien und den Tasmanischen Tiger eingegangen wird. Es liefert einige interessante Hintergrundinformationen und einige Bilder von geschnittenen Szenen, meistens mit Sam Neill, die es leider nicht auf die DVD schafften.

The Hunter (The Hunter, Australien 2011)

Regie: Daniel Nettheim

Drehbuch: Alice Addison, Wain Fimeri (Original Adaptation)

LV: Julia Leigh: The Hunter, 1999 (Der Jäger)

mit Willem Dafoe, Sam Neill, Frances O’Connor, Sullivan Stapleton, Callan Mulvey, Morgana Davies, Jacek Koman, Dan Wyllie

DVD

Ascot Elite

Bild: 1:2,35 (16:9)

Ton: Deutsch (DTS 5.1 Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Making of, Originaltrailer, Deutscher Trailer, Wendecover

Länge: 97 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Rotten Tomatoes über „The Hunter“

Wikipedia über „The Hunter

Bonusmaterial

Interview mit der Romanautorin Julia Leigh und der Drehbuchautorin Alice Addison vor der Filmpremiere

Interview mit Regisseur Daniel Nettheim

Interview mit Willem Dafoe

Aufnahmen vom Tasmanischen Tiger

 


TV-Tipp für den 3. August: Nachtschicht: Das tote Mädchen

August 3, 2012

ZDFneo, 21.55

Nachtschicht: Das tote Mädchen (D 2010, R.: Lars Becker)

Drehbuch: Lars Becker

Ein russisches Callgirl wird ermordet und in der Elbe versenkt. Das Nachtschicht-Team sucht den Mörder und landet schnell bei einem Privatbankier, der behauptet die Tote nicht zu kennen.

Nix neues von der “Nachtschicht”: Dutzende bekannter Gesichter, die endlich (?) mal wieder (?) zeigen, was sie können, gutes Buch, gute Regie, gute Unterhaltung.

mit Armin Rohde, Barbara Auer, Minh-Khai Phan-Thi, Pierre Semmler, Dietmar Bär, Kai Wiesinger, Jürgen Prochnow, Lisa Maia Potthoff

Hinweise

Wikipedia über „Nachtschicht“

Lexikon der deutschen Krimi-Autoren über Lars Becker


Neu im Kino/Filmkritik: „Das Schwein von Gaza“ ist für Jafaar kein guter Fang

August 2, 2012

Grenzen, auch wenn sie nötig sind, haben immer etwas irrationales und wenn sich in einem Grenzgebiet zwei Gruppen treffen, die seit Jahrzehnten spinnefeind sind und ihre Feindschaft mit ihrer jahrhundertealten Tradition begründen, dann ist das Leben dort, zwischen verschiedenen Befindlichkeiten, ausgesprochenen und unausgesprochenen Regeln, ziemlich anstrengend und das Potential für eine Komödie ist definitiv vorhanden. Sylvain Estibal hat mit „Das Schwein von Gaza“ eine solche Komödie gedreht.

Im Mittelpunkt seiner Geschichte steht Jafaar (Sasson Gabay), ein herzensguter, aber vom Pech verfolgter Fischer. Er lebt mit seiner Frau Fatima (Baya Belal) in einem Haus, das von israelischen Soldaten zum Wachposten erklärt wurde und damit ein dankbares Ziel für Gespött und Anschläge ist. Immerhin versuchen Jafaar und Fatima möglichst viel Abstand zu wahren und die ungebetenen Gäste nach Kräften zu ignorieren, was natürlich schwer fällt, wenn die Soldaten das Bad benutzen dürfen und die gleichen Telenovelas ansehen.

Sein Kutter ist ein kaum noch seetüchtiger, verrosteter Kahn und sein Fang so bescheiden, dass er von dem Fischkäufer nur mit einem mitleidigem Lächeln bedacht wird.

Jafaar ist schon ziemlich weit unten, als er den Fang seines Lebens macht: er angelt ein lebendes Schwein aus dem Meer. Als gläubiger Moslem darf er das Schwein nicht töten. Sowieso sind für ihn alle Kontakte zu einem so unreinen Geschöpf verboten. Aber die schlauen Juden, so hört er, würden seinen Fang kaufen.

Jafaar will es an die jüdische Gemeinde verkaufen, was gar nicht so einfach ist. Denn auch nach dem jüdischen Glauben sind Schweine keine besonders erwünschten Tiere.

Und so nimmt, weil niemand etwas von Jafaars Fang erfahren darf, das Verhängnis seinen Lauf.

In seinem gelungenem Debütfilm formuliert Sylvain Estibal einen herzergreifenden Aufruf zur Toleranz, der dank seiner schnörkellos-unpathetischen Erzählweise und dem trockenen Humor glänzend unterhält. Denn Jafaar steht ziemlich hilflos zwischen den Israelis und den Palästinensern. Er versucht sich bauernschlau aus seiner Malaise herauszuschlawinern und richtet, eher unschuldig (Er hätte das Schwein ja gleich wieder ins Meer werfen können. Das wäre, im Vergleich zu seinen späteren Sünden eine kleine Sünde gewesen.) einen ziemlichen Schlamassel an. Dabei hat Estibal einen feinen Blick für die Absurditäten des israel-palästinenischen Alltags.

Das ziemlich plötzlich, aus heiterem Himmel, kommende, märchenhafte, aber auch ziemlich offene Ende gibt dann keine Antwort auf die Frage, wie die miteinander verfeindeten Völker friedlich miteinander leben können. Aber das ist vielleicht auch zu viel verlangt von einem Film. Immerhin haben die Israelis und Palästinenser es in den vergangenen Jahrzehnten auch nicht geschafft.

Aber der vom Schicksal geknechtete Fischer Jafaar hat am Ende wirklich etwas Glück verdient. Und ein Schwein als Glücksbringer ist ja auch nicht so schlecht.

Das Schwein von Gaza (Le Cochon de Gaza, Frankreich/Deutschland/Belgien 2011)

Regie: Sylvain Estibal

Drehbuch: Sylvain Estibal

mit Sasson Gabay, Baya Belal, Myriam Tekala, Gassan Abbas, Khalifa Natour, Lotfi Abdelli, Ulrich Tukur

Länge: 98 Minuten

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Das Schwein von Gaza“

AlloCiné über „Das Schwein von Gaza“

Wikipedia über „Das Schwein von Gaza“ (deutsch, französisch)

Kultura Extra: Interview mit Sylvain Estibal zum Film

Bonus

Zwei schöne Filmausschnitte (weitere hier)

 

 


Die KrimiZeit-Bestenliste August 2012

August 2, 2012

Die KrimiZeit-Bestenliste für den August ist draußen:

1 (1) Daniel Woodrell: Der Tod von Sweet Mister

2 (3) Sara Gran: Die Stadt der Toten

3 (2) Peter Temple: Tage des Bösen

4 (5) Tana French: Schattenstill

5 (6) Michael Robotham: Der Insider

6 (4) Don Winslow: Die Sprache des Feuers

7 (-) Ian Levison: Hoffnung ist Gift

8 (-) Howard Linskey: Crime Machine

9 (-) Helon Habila: Öl auf Wasser

10 (-) Anne Goldmann: Triangel

In ( ) ist die Platzierung vom Vormonat.

Woodrell, Temple, Winslow: gut. Linskey dürfte mir auch gefallen und Gran liegt jetzt auch bei mir rum. Denn Sara Grans „Stadt der Toten“ wird ja überall abgefeiert und hat es auch schon auf etliche Nominierungslisten geschafft.


TV-Tipp für den 2. August: Die schwarze Windmühle

August 2, 2012

BR, 22.45

Die schwarze Windmühle (GB 1974, R.: Don Siegel)

Drehbuch: Leigh Vance

LV: Clive Egleton: Seven days to a killing, 1973

Der Sohn des britischen Geheimagenten Tarrant wird entführt. Tarrants Vorgesetzten scheinen kein Interesse an einer Befreiung zu haben. Also kämpft Tarrant allein um das Leben seines Sohnes.

Ein Spätwerk von Don Siegel: ein harter, eiskalter Agententhriller, der seine Story konzentriert und ohne Mätzchen geradlinig erzählt.

„‘The black Windmill’ ist kein bedeutendes Werk in Siegel Karriere, aber etwas, das es heute kaum noch gibt: ein mit Konzentration und Originalität erzählter Genrefilm.“ (Marcus Stiglegger in Frank Arnold/Michael Esser, Hrsg.: Dirty Harry – Don Siegel und seine Filme, 2003)

Mit Michael Caine, Donald Pleasence, John Vernon, Delphine Seyrig

Hinweise

Wikipedia über Clive Egleton und über “Die schwarze Windmühle” (deutsch, englisch)

Fantastic Fiction über Clive Egleton

Meine Besprechung von Don Siegels „Der Tod eines Killers“ (The Killers, USA 1964 – Ronald Reagans letzter Film)

Meine Besprechung von Don Siegels „Der letzte Scharfschütze“ (The Shootist, USA 1976 – John Waynes letzter Film)

Kriminalakte über Don Siegel


Mit Joe R. Lansdale nach Osttexas: „Gauklersommer“ und „Ein feiner dunkler Riss“

August 1, 2012

Egal was Joe R. Lansdale schreibt, es ist verdammt gut. Auch wenn er in den letzten Jahren bei seinen Einzelwerken einen Hang zur Länge hat, die es in seinen früheren Romanen, wie „Akt der Liebe“ (Act of Love, 1981) und „Nightrunners“ (The Nightrunners, 1987) nicht gab. Aber diese Thriller mit einem starken Hang zum Horror und einem detaillierten ausmalen blutiger Details und menschlicher Dummheit, waren für einige sicher zu gewalttätig.

Ungefähr seit seinem mit dem Edgar ausgezeichneten „Die Wälder am Fluss“ (The Bottoms, 2000) hat er eine Nische entdeckt: düstere Krimis mit jugendlichen Protagonisten, die in der Vergangenheit spielen, ohne sie zur guten alten Zeit zu verklären.

Auch „Ein feiner dunkler Riss“ spielt in der Vergangenheit. In Dewmont, Texas. 1958. Erzähler ist Stanley Mitchel junior, der damals dreizehn Jahre war, und der mit seiner heftig pubertierenden Schwester in einem verfallenem Haus eine Kiste mit Briefen entdeckt. Die Briefe weisen auf einen Mord hin, den Stanley aufklären will. Buster Abbot Lighthouse Smith, der uralte afroamerikanische Kinovorführer im Drive-In-Kino der Mitchels und Ex-Polizist, und die inspirierende Lektüre der Sherlock-Holmes-Geschichten helfen Stanley bei der Mörderjagd. Er hält den vermögenden Besitzer des örtlichen Kinos, den Stadtpatriarch, der auch seine Schwester anbaggert, für den Mörder.

Allerdings ist unklar, ob es wirklich einen Mord gab. Und weil Stanley ein Teenager ist, sind auch seine alltäglichen Sorgen, sein beschränkter Bewegungsradius zu Fuß oder mit dem Fahrrad, seine Ängste und das Gefühl der Freiheit während der Sommerferien, wichtig.

Auch den damaligen Beziehungen zwischen den Rassen widmet Lansdale, wie in seinen anderen, in der Vergangenheit spielenden Geschichten, viele Seiten und wer sie kennt, wird vieles wiedererkennen. Die Mtchels sind selbstverständlich und wie die Eltern in Lansdales anderen Romanen mit jugendlichen Protagonisten (ich würde sie, weil sie ziemlich Noir sind, nicht wirklich als Jugendromane etikettieren) keine Rassisten, sondern Leute, die Menschen nach ihren Fähigkeiten beurteilen und ihnen, wenn sie Hilfe brauchen, ohne große Worte helfen. Sie respektieren einfach jeden. Damit sind die zugezogenen Mitchels in der damaligen Zeit eine Ausnahme.

In „Gauklersommer“ kehrt Joe R. Lansdale nach Camp Rapture, das wir aus „Kahlschlag“ (Sunset and Sawdust, 2004) kennen, zurück. Aber der Ort ist nicht mehr wiederzuerkennen. Aus einem Sägewerk im Nirgendwo wurde eine Stadt mit einer eigenen Tageszeitung.

Carson Statler kehrt jetzt, nachdem er seinen guten Job in Houston bei einer Zeitung vergeigte und im Irak kämpfte, zurück. Bei der Lokalzeitung wird er als Kolumnist angestellt. Als er in den Notizen seiner Vorgängerin wühlt, stößt er auf ein interessantes Ereignis: die 23-jährige Studentin Caroline Allison ist seit einem halben Jahr spurlos verschwunden. Bei seinen Recherchen stößt er schnell auf Widerstände und er erhält eine DVD, auf der sein glücklich verheirateter Bruder, Professor an der städtischen Universität, mit der verschwundenen Studentin zu sehen ist.

Carson beginnt im Dreck zu wühlen – und zwei Sachen können schon verraten werden:

Carsons Bruder ist nicht der Mörder. Die Lösung ist viel perfider.

Booger, Carsons verrückter Kumpel aus dem Irakkrieg, hilft ihm am Ende gegen die Bösewichter.

Und das, immerhin ist Booger ein Geistesverwandter von Leonard Pine, erinnert mich daran, dass die restlichen Hap-Collins/Leonard-Pine-Krimis übersetzt und die ersten, die damals vor allem bei rororo erschienen, wieder veröffentlicht werden sollten. Denn in diesen Krimis tobt Joe R. Lansdale sich richtig aus, wenn er Hap und seinen schlagkräftigen, schwulen, schwarzen Kumpel Leonard (es ist unmöglich zu sagen, was für die Rednecks, die von ihm vermöbelt werden, am schlimmsten ist), mit einer ordentlichen Portion Schwarzen Humors, durch Texas und Mexiko wüten lässt.

Joe R. Lansdale: Gauklersommer

(übersetzt von Richard Betzenbichler)

Golkonda, 2011

304 Seiten

16,90 Euro

Originalausgabe

Leather Maiden

Alfred A. Knopf, 2008

Joe R. Lansdale: Ein feiner dunkler Riss

(übersetzt von Heide Franck)

Golkonda, 2012

284 Seiten

16,90 Euro

Originalausgabe

A fine dark Line

Mysterious Press, 2003

Hinweise

Homepage von Joe R. Lansdale

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales „Wilder Winter“ (Savage Season, 1990)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales „Rumble Tumble“ (Rumble Tumble, 1998 )

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales “Der Gott der Klinge” (The God of the Razor, 2007)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales “Der Teufelskeiler” (The Boar, 1998)

Meine Besprechung  von Joe R. Lansdales „Akt der Liebe“ (Act of Love, 1981)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales „Die Wälder am Fluss“ (The Bottoms, 2000)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales „Kahlschlag“ (Sunset and Sawdust, 2004)