Morgen beginnt in Berlin die 13. Französische Filmwoche mit 35 Filmen aus Frankreich, der Schweiz und Quebec. Normalerweise werden die Filme in der Originalfassung mit Untertiteln, oft in Anwesenheit des Regisseurs und anderer an den Filmen beteiligter Künstler, gezeigt. Zwölf Filme sind Vorpremieren. Sieben haben noch keinen Verleih. Es gibt außerdem das Jugendfilmfestival „Cinéfête“, zuerst in Berlin und dann in ganz Deutschland, in dem vor allem für Schüler Filme gezeigt werden, die mit ihrem Alltag etwas zu tun haben. Die meisten Filme, wie „Tomboy“, „Krieg der Knöpfe“ (die Version von 2011) und „In ihrem Haus“, liefen bereits im Kino. Auch „Das Meer am Morgen“ von Volker Schlöndorff. Nämlich auf der Berlinale. Danach wurde der Film 2012 einmal im TV gezeigt und bei uns, im Gegensatz zu anderen Ländern, nicht auf DVD veröffentlicht. Schlöndorff, der mit „Die Blechtrommel“ den Oscar für den besten ausländischen Film gewann, erzählt in seinem neuesten Film von einer 1941 in Frankreich geplanten Erschießung von 150 französischen Geiseln, nachdem ein deutscher Offizier auf offener Straße erschossen wurde. Als Vorpremiere, gibt es Nicolas Vaniers „Belle und Sebastian“ über die Freundschaft zwischen einem Hund und einem Jungen in den Bergen.
Im Arsenal läuft eine gut ausgewählte „Hommage à Catherine Deneuve“, die am Freitag, den 6. Dezember, auch die Eröffnung, bei der „Ein Weihnachtsmärchen“ (Frankreich 2008, Regie: Arnaud Desplechin) gezeigt wird, besucht. Am 7. Dezember erhält sie, ebenfalls in Berlin, von der Europäischen Filmakademie den Preis für ihr Lebenswerk. Das dürften die Termine für die Autogrammjäger sein.
In der ihr gewidmeten Hommage werden außerdem „Die Regenschirme von Cherbourg“ (Frankreich/Deutschland 1964, Regie: Jacques Demy), „Ekel“ (Großbritannien 1965, Regie: Roman Polanski), „Die letzte Metro“ (Frankreich 1980, Regie: Francois Truffaut), „Dancer in the Dark“ (Dänemark/Deutschland/Niederlande/USA/Großbritannien/Schweden/Frankreich/Finnland/Norwegen 2000, Regie: Lars von Trier), „Changing Times“ (Frankreich 2004, Regie: André Techine), „Belle de jour“ (Frankreich 1967, Regie: Luis Bunuel), „I want to see“ (Libanon/Frankreich 2008, Regie: Joana Hadjithomas, Khalil Joreige) und „Die Mädchen von Rochefort“ (Frankreich 1967, Regie: Jacque Demy) gezeigt. Eine schöne Auswahl sehenswerter Filme.
Ergänzend läuft im Hauptprogramm ihr neuer Film „Madame empfiehlt sich“ (Regie: Emmanuelle Bercot), der auch schon auf der Berlinale lief.
Dort läuft auch „Blau ist eine warme Farbe“ von Abdellatif Kéchiche. Sein dreistündiges Zwei-Personenstück erhielt dieses Jahr in Cannes die Goldene Palme. Ebenso Cédric Klapischs „Beziehungsweise New York“ mit Romain Duris und Audrey Tautou über einen Umzug von Frankreich nach Chinatown. Christian Duguays „Jappeloup“ ist ein Film für die Sport- und Pferdefilmfans. Er erzählt die Geschichte von Pierre Durand, der in den frühen Achtzigern vom Anwalt zum Springreiter umsattelt und es mit seinem Pferd Jappeloup bis zu den Olympischen Spielen in Los Angeles schafft. Luc Jacquet erkundet in seiner im tropischen Regenwald gedrehten Dokumentation „Das Geheimnis der Bäume“. Alain Ughettos für den Europäischen Filmpreis nominierter Animationsfilm „Jasmine“ erzählt von dem Leben in Teheran und Frankreich in den siebziger Jahren. Nicht gerade ein Kinderfilm.
Ein besonderes Vergnügen ist „Maman und ich“ (Les Garcons et Guillaume, à table!). Guillaume Galliennes Film startete gerade in Frankreich und eroberte mit 600.000 Besuchern den ersten Platz der Kinocharts. Der deutsche Kinostart ist für den 5. Juni 2014 geplant.
In dem Fast-Einpersonenstück – denn Gallienne spielt als Erzähler auf einer Theaterbühne so gut, dass alle anderen Schauspieler zu Statisten werden – erzählt Guillaume von seiner jahrelangen, unerwiderten Liebe zu seiner dominanten Mutter – und weil es ein französisches Stück ist, ist „Maman und ich“ tiefsinnig, witzig, lebensbejahend und voller grandios gebrochener Klischees. Denn die gesamte Geschichte wird ja ausschließlich aus Guillaumes Perspektive erzählt. Nicht auszudenken, was für ein deprimierender Film bei der Geschichte aus Deutschland gekommen wäre.
Weitere Informationen zu den Filmen und das vollständige Programm gibt es hier.
