Mit „Königin der Amazonen“, dem sechsten „Wonder Woman“-Sammelband im neuen DC-Universum, ist Brian Azzarellos Neuinterpretation der Geschichte von Wonder Woman zu Ende. In 35 Heften (bzw. sechs Sammelbänden) mit den Hauptzeichnern Goran Sudžuka, Cliff Chiang und Tony Akins erzählte er die Geschichte von Wonder Woman neu. Diana wuchs auf der Paradiesinsel Themyscira als Amazone auf. Erst später erfuhr sie von ihrer Mutter Hippolyta, dass ihr Vater Zeus ist.
Zeus (Ja, genau der Zeus aus dem alten Griechenland.) ist spurlos verschwunden und seine mehr oder weniger göttlichen Kinder zoffen sich ordentlich. Denn nach einer alten Prophezeiung soll das gerade geborene Kind der Menschenfrau Zola später einen Gott töten und dessen Thron besteigen. Daher wollen die Götter das Baby töten. Diana und ihre mehr oder weniger göttlichen Gefährten wollen das Baby beschützen und den Göttermord verhindern.
Dass die griechischen Götter oft recht irdische Anwandlungen hatten und ihre Konflikte in verschiedenen Welten, auch unter den Menschen, austrugen, hat man irgendwann in der Schule gelernt.
Brian Azzarello nimmt jetzt diese Mythologie, transformiert sie in die Gegenwart, verbindet sie mit der Geschichte von Wonder Woman, deren Herkunftsgeschichte hier eine umfassende Neubetrachtung erfährt, und die aus einer anderen Dimension kommenden New Gods, vertreten durch Orion, haben auch ein Gastspiel.
Dabei geht es neben dem Verhindern der Prophezeiung und ihrer düsteren Folgen und der Rettung des Thronnachfolgers, auch um Diana (aka Wonder Woman), die mit ihrer Herkunft und ihrer bis dato ungeahnten Bestimmung ins Reine kommen muss. Das alles wird mit großer Lust am Fabulieren erzählt. Auch wenn in dieser Geschichte, die mit „Königin der Amazonen“ ihren Abschluss findet, die Kämpfe und olympischen Familienzwistigkeiten der Götter und Halbgötter im Mittelpunkt stehen.
Ob das den 1941 von William Moulton Marston erfundenen Charakter wirklich fit für die Gegenwart macht, weiß ich nicht. Aber Brian Azzarellos Geschichte macht Spaß in ihrer kindischen Unbekümmertheit, mit der er sich aus dem reichhaltigen Fundus unserer Mythologien, vor allem bei den Griechen, bedient und sie, kongenial von den Zeichnern unterstützt, neu in schönster Space-Opera-Tradition zusammensetzt.
Jedenfalls geht die Geschichte von „Wonder Woman“, inzwischen von Meredith Finch geschrieben und ihrem Mann David Finch gezeichnet, weiter.
Und im Kino darf Gal Gadot in den nächsten Jahren in mehreren Spielfilmen Wonder Woman spielen. Ihren ersten Auftritt als Wonder Woman hat sie in dem am 24. März startenden Zack-Snyder-Film „Batman v Superman: Dawn of Justice“.
Brian Azzarello (Autor)/Goran Sudžuka/Cliff Chiang (Zeichner): Wonder Woman: Königin der Amazonen (Band 6)
(übersetzt von Steve Kups)
Panini, 2015
128 Seiten
16,99 Euro
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Originalausgabe
Wonder Woman # 30 – 35
DC Comics, Juni 2014 – Dezember 2014
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Hinweise
Wikipedia über Wonder Woman (deutsch, englisch) und über Brian Azzarello (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Brian Azzarello/Eduardo Rissos “Jonny Double” (Jonny Double, 2002)