Servus TV, 22.10
Dark Blue (Dark Blue, USA 2002)
Regie: Ron Shelton
Drehbuch: David Ayer
LV: James Ellroy (Originalstory)
April 1992: Während Los Angeles sich in den letzten Tagen vor dem Urteil im Rodney-King-Prozess langsam zu einem Pulverfass entwickelt, muss der korrupte Polizist Eldon Perry mit seinem jungen Partner Bobby Keough einen Vierfach-Mord in einem koreanischen Geschäft aufklären.
„Dark Blue“ ist einer der besten Cop-Thriller der nuller Jahre. Das Buch stellt Fragen nach Schuld und Sühne, individueller Verantwortung und wie Verbrechen bekämpft werden sollen. Die Schauspieler agieren fantastisch. Die Kamera ist immer bei ihnen. Gedreht wurde an Originalschauplätzen.
James Ellroys Anteil war dabei relativ klein. Er schrieb in den frühen Neunzigern das Drehbuch „The Plague Season“, das vor dem Hintergrund der 1965er Watts-Unruhen spielte. In den folgenden Jahren wurde es entwickelt (So nennen Filmproduzenten ein ständiges Herumschreiben an einem Buch. Nicht immer unbedingt zum Vorteil des Buches.) und letztendlich von „Training Day“-Autor David Ayer umgeschrieben. Anscheinend überlebte wenig bis nichts von Ellroys ursprünglichem, nicht veröffentlichtem Skript. Trotzdem enthält „Dark Blue“ etliche Ellroy-Themen und der Polizeithriller ist ein extrem düsterer Spielfilm.
Das Los Angeles Police Department hat eine lange Geschichte von Polizeiskandalen. Nach dem Rodney-King-Skandal kam es in den späten Neunzigern zum Rampart-Skandal. Im Bezirk Rampart wurden Polizisten der Elite-Einheit CRASH, um Drogenhändler zu bekämpfen, selbst zu Verbrechern. Der Rampart-Skandal löste eine große Umgestaltung des LAPD aus.
Filmischen Widerhall fand Rampart unter anderem in „Training Day“ und der grandiosen Polizeiserie „The Shield“ (bei uns vor allem grandios gefloppt).
Mit Kurt Russell, Scott Speedman, Ving Rhames, Brendan Gleeson, Lolita Davidovich
Wiederholung: Freitag, 29. Mai, 02.55 Uhr (Taggenau!)
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Lese-Empfehlung für den September
Wegen der Coronaviruskrise erscheint die deutsche Ausgabe von „Jener Sturm“ (This Storm, 2019), der zweite Band seines zweiten L.A.-Quartetts am 14. September.
Die 1942 in Los Angeles spielende, Wahrheit und Fiktion vermischende Story schließt an „Perfidia“, den ersten Band an. „Der Schock von Pearl Harbour sitzt tief. Ansässige Japaner werden zusammengetrieben und interniert. Es gibt ein mörderisches Feuer und einen Goldraub. Es gibt einen Verrat subversiver Kräfte auf amerikanischem Boden. Es gibt einheimische Nazis, Kommunisten und Betrüger. Es ist der Aszendent des Populismus. Es gibt zwei tote Polizisten in einer Spelunke auf dem Jazz-Club-Strip. Und drei Männer und eine Frau haben ein heißes Date mit der Geschichte.“ (so der Verlag vielversprechend über das Buch)
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James Ellroy: Jener Sturm (Das zweite L.A.-Quartett 2)
(aus dem Amerikanischen übersetzt von Stephen Tree)
Ullstein, 2020
912 Seiten
35 Euro
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Hinweise
Rotten Tomatoes über „Dark Blue“
Wikipedia über „Dark Blue“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung der James-Ellroy-Verfilmung “Rampart – Cop außer Kontrolle” (Rampart, USA 2011)
Meine Teilbesprechung von James Ellroys “Perfidia” (Perfidia, 2014)