„Unerschrocken“ porträtiert Pénélope Bagieu außergewöhnliche Frauen

Zuerst erschienen Pénélope Bagieus Frauenporträts in zwei Einzelbänden. Jetzt in der über dreihundert Seiten dicken Gesamtausgabe haben die dreißig Porträts schon etwas lexikalisches. Bagieu verdichtet die Leben der von ihr porträtierten Frauen äußerst gelungen in knappen Texten und betont einfachen Zeichnungen. Sie stellt, immer auf wenigen Seiten, Frauen vor, die für ihre Ziele kämpften. Mal kleinere, mal größere. Mal sind sie bekannter, mal unbekannter und, wenn sie bekannt waren, oft vergessen.

In „Unerschrocken“ erzählt Bagieu vom Leben, den Taten und dem Wirken von Clémentine Delait (Dame mit Bart), Nzinga (Königin von Ndongo und Matamba), Margaret Hamilton (Schauspielerin zum Fürchten), Las Mariposas (Rebellische Schwestern), Josephina van Gorkum (Verliebter Sturkopf), Lozen (Kriegerin und Schamanin), Annette Kellerman (Meerjungfrau), Delia Akeley (Entdeckerin), Josephine Baker (Tänzerin, Widerstandskämpferin, Mutter), Tove Jansson (Malerin und Herrin der Trolle), Agnodike (Gynäkologin), Leymah Gbowee (Sozialarbeiterin), Giorgina Reid (Leuchtturmretterin), Christine Jorgensen (Transsexuelle Berühmtheit), Wu Zetian (Kaiserin), Temple Grandin (Tierdolmetscherin), Sonita Alizadeh (Rapperin), Cheryl Bridges (Langstreckenläuferin), Thérèse Clerc (Realistische Utopistin), Betty Davis (Sängerin und Songwriterin), Nellie Bly (Journalistin), Phoolan Devi (Banditenkönigin), The Shaggs (Rockstars), Katia Krafft (Vulkanologin), Jesselyn Radack (Anwältin), Hedy Lamarr (Schaupielerin und Erfinderin), Naziq al-Abid (Aktivistin aus gutem Hause), Frances Glessner Lee (Puppenstubenforensikerin), Mae Jemison (Astronautin) und Peggy Guggenheim (Kunstsammlerin).

Nach der Lektüre der dreißig äußerst dichten Porträts von bekannten und unbekannteren Frauen ist offensichtlich, dass Frauen alles können, außer kochen.

Alle diese Frauen, die auf verschiedenen Kontintenten und zu verschiedenen Zeiten leben, verwirklichen ihre Träume. Sie wollen so leben, wie sie es sich vorstellen. Für dieses eigenständige Leben, ihre Ideen, Wünsche und Ziele verstoßen sie gegen Konventionen, überwinden Grenzen und Rollenzuschreibungen. Sie kämpfen gegen die von Männern für Männer aufgestellten Regeln, die der Erfüllung ihrer Ziele im Weg stehen. Und so erzählt Bagieu auch von den Regeln der Gesellschaften, in denen ihre unerschrockenen Frauen leben und wie in ihnen die Unterdrückung von Frauen gerechtfertigt und legitimiert wird.

Bagieu erzählt pointiert und mit viel Witz von ihren erfolgreichen Kämpfen und ihrem Leben. So können sie anderen Frauen und Mädchen als Vorbild dienen und Mut machen. Sie sind das Zielpublikum von Bagieus Porträts.

Pénélope Bagieu: Unerschrocken – Dreißig Porträts außergewöhnlicher Frauen

(übersetzt von Claudia Sandberg und Heike Drescher)

Reprodukt, 2021

312 Seiten

39 Euro

Originalausgabe

Culottées 1 + 2

Gallimard, 2020

Hinweise

Homepage von Pénélope Bagieu

Meine Besprechung von Pénélope Bagieus „California dreamin‘“ (California dreamin‘, 2019)

Meine Besprechung von Pénélope Bagieus „Hexen hexen“ (Sacrées sorcières, 2020)

 

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