Neu im Kino/Filmkritik: „Petite Maman – Als wir Kinder waren“ ist kein Film für mich

Manche, auch objektiv schlechte Filme sprechen einen an. Sie gefallen trotz eklanter Fehler. Andere Filme nicht. So ein Fall ist für mich Céline Sciammas neuer Film „Petite Maman – Als wir Kinder waren“.

Es geht um die achtjährige Nelly. Mit ihren Eltern verbringt sie einige Tage in der Wohnung ihrer kürzlich verstorbenen Großmutter. Sie wollen sie ausräumen. Aber Nellys Mutter Marion will nicht bleiben. Sie fährt wieder weg. Während ihr Vater sich durch die Hinterlassenschaften der Großmutter wühlt, erkundet Nelly den Wald. Sie sucht eine von ihrer Mutter erbaute Hütte. Auf ihren Streifzügen trifft sie die gleichaltrige Marion (!), die ihre eineiige Zwillingsschwester sein könnte. Sie verstehen sich. Sie bauen die Hütte, streifen durch den Wald und fahren Boot. Sie besuchen gegenseitig ihre Eltern.

Langsam begreift Nelly, dass ihre neue Freundin ihre Mutter als Kind ist. Und so verknüpfen sich Gegenwart und Vergangenheit.

Sciamma erzählt dies mit wenigen Dialogen und einem großen Desinteresse an all den mit Zeitreisen oder, präziser, dem Zusammenfallen von zwei Zeitebenen verknüpften philosophischen und logischen Fragen. „Petite Maman“ ist und will kein Science-Fiction-Film sein. Sciamma behandelt diese Begegnung von Mutter und Tochter als gleichaltrige Zwillinge als sei es etwas vollkommen alltägliches. Mutter und Tochter freuen sich über die neue Spielkameradin. Auch die anderen Menschen, mit denen Nelly und Marion interagieren, sind nicht erstaunt. Es sind wenige Menschen und menschenleere Orte, an denen sich das sehr ruhig erzählte, intime Drama abspielt.

Wenn man die Geschichte als Trauerphasen begreift und sich nicht weiter mit logischen Problemen aufhält, oder wenn man sich einfach an dem Spiel der Zwillinge Joséphine und Gabrielle Sanz, die Nelly und Marion spielen, erfreut, wird man vielleicht mehr mit „Petite Maman“ anfangen können.

Denn, wie gesagt, der Film hat mich überhaupt nicht angesprochen; – aber vielleicht habe ich ihn auch nur in der falschen Stimmung gesehen. Schließlich sind die meisten Kritiken überaus positiv.

Petite Maman – Als wir Kinder waren (Petite Maman, Frankreich 2021)

Regie: Céline Sciamma

Drehbuch: Céline Sciamma

mit Gabrielle Sanz, Joséphine Sanz, Nina Meurisse, Stéphane Varupenne, Margot Abascal

Länge: 73 Minuten

FSK: ab 0 Jahre (weil, aus der Begründung: „Der Film ist auf jeglichen Ebenen ruhig in Szene gesetzt. Ängstigungen oder anderweitige Überforderungen lassen sich daher rundweg und bei allen Altersgruppen ausschließen.“ Das ist keine Empfehlung, Kinder in den Film zu schicken.)

Hinweise

AlloCiné über „Petite Maman“

Moviepilot über „Petite Maman“

Metacritic über „Petite Maman“

Rotten Tomatoes über „Petite Maman“

Wikipedia über „Petite Maman“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Céline Sciammas „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ (Portrait de la jeune fille en feu, Frankreich 2019)

One Response to Neu im Kino/Filmkritik: „Petite Maman – Als wir Kinder waren“ ist kein Film für mich

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