Die Edgar-Gewinner 2022

Mai 2, 2022

Die ehrenwerten Mystery Writers of America haben ihre diesjährigen Edgar Allan Poe Awards verliehen und wer sich nicht die gesamte Veranstaltung ansehen will, kann weiterlesen.

Folgende Kriminalgeschichten wurden ausgezeichnet:

Best Novel

Five Decembers, von James Kestrel (Hard Case Crime)

nominiert

The Venice Sketchbook, von Rhys Bowen (Lake Union)

Razorblade Tears, von S.A. Cosby (Flatiron)

How Lucky, von Will Leitch (Harper)

No One Will Miss Her, von Kat Rosenfield (Morrow)

Best First Novel by an American Author

Deer Season, von Erin Flanagan (University of Nebraska Press)

nominiert

Never Saw Me Coming, von Vera Kurian (Park Row)

Suburban Dicks, von Fabian Nicieza (Putnam)

What Comes After, von JoAnne Tompkins (Riverhead)

The Damage, von Caitlin Wahrer (Viking/Pamela Dorman)

Best Paperback Original

Bobby March Will Live Forever, von Alan Parks (World Noir) (deutsche Ausgabe: Bobby March forever, Heyne Hardcore)

nominiert

Kill All Your Darlings, von David Bell (Berkley)

The Lighthouse Witches, von C.J. Cooke (Berkley)

The Album of Dr. Moreau, von Daryl Gregory (Tor)

Starr Sign, von C.S. O’Cinneide (Dundurn Press)

The Shape of Darkness, von Laura Purcell (Penguin)

Best Short Story

The Road to Hana, von R.T. Lawton (Alfred Hitchcock Mystery Magazine [AHMM], May/June 2021)

nominiert

Blindsided, von Michael Bracken und James A. Hearn (AHMM, September/October 2021)

The Vermeer Conspiracy, von V.M. Burns (from Midnight Hour, edited by Abby L. Vandiver; Crooked Lane)

Lucky Thirteen, von Tracy Clark (from Midnight Hour)

The Locked Room Library, von Gigi Pandian (Ellery Queen Mystery Magazine [EQMM], July/August 2021)

The Dark Oblivion, von Cornell Woolrich (EQMM, January/February 2021)

Best Fact Crime

Last Call: A True Story of Love, Lust, and Murder in Queer New York, von Elon Green (Celadon)

nominiert

The Confidence Men: How Two Prisoners of War Engineered the Most Remarkable Escape in History, von Margalit Fox (Random House)

Sleeper Agent: The Atomic Spy in America Who Got Away, von Ann Hagedorn (Simon & Schuster)

Two Truths and a Lie: A Murder, a Private Investigator, and Her Search for Justice, von Ellen McGarrahan (Random House)

The Dope: The Real History of the Mexican Drug Trade, von Benjamin T. Smith (Norton)

When Evil Lived in Laurel: The “White Knights” and the Murder of Vernon Dahmer, von Curtis Wilkie (Norton)

Best Critical/Biographical

The Twelve Lives of Alfred Hitchcock: An Anatomy of the Master of Suspense, von Edward White (Norton)

nominiert

Agatha Christie’s Poirot: The Greatest Detective in the World, von Mark Aldridge (Harper360)

The Unquiet Englishman: A Life of Graham Greene, von Richard Greene (Norton)

Tony Hillerman: A Life, von James McGrath Morris (University of Oklahoma Press)

The Reason for the Darkness of the Night: Edgar Allan Poe and the Forging of American Science, von John Tresch (Farrar, Straus and Giroux)

Best Young Adult

Firekeeper’s Daughter, by Angeline Boulley (Henry Holt)

nominiert

Ace of Spades, von Faridah Àbíké-Íyímídé (Feiwel & Friends)

When You Look Like Us, von Pamela N. Harris (Quill Tree)

The Forest of Stolen Girls, von June Hur (Feiwel & Friends)

The Girls I’ve Been, von Tess Sharpe (Putnam)

Best Juvenile

Concealed, by Christina Diaz Gonzalez (Scholastic Press)

nominiert

Cold-Blooded Myrtle, von Elizabeth C. Bunce (Algonquin Young Readers)

Aggie Morton Mystery Queen: The Dead Man in the Garden, von Marthe Jocelyn (Tundra)

Kidnap on the California Comet: Adventures on Trains #2, von M.G. Leonard and Sam Sedgman (Feiwel & Friends)

Rescue, von Jennifer A. Nielsen (Scholastic Press)

Best Television Episode Teleplay

Boots on the Ground,” Narcos: Mexico, written by Iturri Sosa (Netflix)

nominiert

Dog Day Morning,” The Brokenwood Mysteries, written by Tim Balme (Acorn TV)

Episode 1,” The Beast Must Die, written by Gaby Chiappe (AMC+)

The Men Are Wretched Things,” The North Water, written by Andrew Haigh (AMC+)

Happy Families,” Midsomer Murders, written by Nicholas Hicks-Beach (Acorn TV)

Grand Master: Laurie R. King

Raven Award: Lesa Holstine, librarian, blogger, and book reviewer

Ellery Queen Award: Juliet Grames, associate publisher at Soho Press

Robert L. Fish Memorial Award

Analogue,” von Rob Osler (Ellery Queen Mystery Magazine, January/February 2021)

The G.P. Putnam’s Sons Sue Grafton Memorial Award

Runner, von Tracy Clark (Kensington)

nominiert

Double Take, von Elizabeth Breck (Crooked Lane)

Shadow Hill, von Thomas Kies (Poisoned Pen Press)

Sleep Well, My Lady, von Kwei Quartey (Soho Crime)

Family Business, von S.J. Rozan (Pegasus Crime)

The Simon & Schuster Mary Higgins Clark Award

Clark and Division, von Naomi Hirahara (Soho Crime)

nominiert

The Secret Life of Miss Mary Bennet, von Katherine Cowley (Tule Mystery)

Ruby Red Herring, von Tracy Gardner (Crooked Lane)

The Sign of Death, von Callie Hutton (Crooked Lane)

Chapter and Curse, von Elizabeth Penney (St. Martin’s Paperbacks)

(via The Rap Sheet)


TV-Tipp für den 2. Mai: Carmen

Mai 1, 2022

Arte, 22.00

Carmen (Carmen, Spanien 1983)

Regie: Carlos Saura

Drehbuch: Carlos Saura, Antonio Gadès

Ein Choreograph will Georges Bizets Oper „Carmen“ als Ballett mit Flamenco-Musik inszenieren. Während der Proben vermischen sich die Geschichte des Stücks mit der Realität.

Damals war der Tanzfilm Teil einer kleinen „Carmen“-Wiederentdeckung im Kino und für Carlos Saura der internationale Durchbruch. Damals drehte der Spanier schon seit über zwanzig Jahren von der Kritik gelobte, vom Publikum weitgehend ignorierte Filme. „Carmen“ lief seit Ewigkeiten nicht mehr im TV.

Die Musik ist von Georges Bizet und Paco de Lucia.

mit Antonio Gadès, Laura Del Sol, Paco de Lucia, Christina Hoyos, Juan Antonio Jimenez

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Carmen“

Wikipedia über „Carmen“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „Wolke unterm Dach“, Mama im Himmel, Papa traurig

Mai 1, 2022

Wolke unterm Dach“ ist jetzt nicht der schlechteste Film der Welt. Er ist kompetent gemacht. Die Schauspieler sind auch okay. Und auf einer grundlegenden Ebene stimmt auch die Dramaturgie. Am Anfang lernen Paul (kein Nachname) und Julia (kein Nachname) sich kennen. Schnell folgen in einer austauschbar-belanglosen, aber beschwingten Werbeclip-Montage glückliche Momente zu zweit, die Heirat, der Einzug in ein uriges, auch nach Jahren kaum renoviertes Haus, ein schnuckeliges Kind und der plötzliche Tod von Julia.

Danach, und darum geht es in dem Film, müssen Paul und seine Tochter Lilly mit dem Tod zurechtkommen. Das wird, locker angelehnt an die bekannten Phasen der Trauer (die damit auch den Plot liefern), erzählt. Mit etwas Humor, etwas Traurigkeit und Stimmungsschwankungen.

Das könnte ein guter Film über ein jeden irgendwann betreffendes Thema sein. Am Ende ist „Wolke unter Dach“ ein typischer deutscher Wohlfühlfilm, der schnell aus den Kinos verschwindet und noch schneller vergessen ist.

Der Grund dafür liebt, mal wieder, am Drehbuch. So wollen Regisseur Alain Gsponer und sein Drehbuchautor Dirk Ahner sich nicht entscheiden, ob sie Pauls oder Lillys Geschichte erzählen. Also erzählen sie einfach beide Trauerbewältigungen gleichberechtigt. Während Lilly Bewältigung mit der titelgebenden Wolke auf dem Dachboden und der Mutter als imaginären Freundin wenigstens in sich schlüssig ist, ist das bei Pauls Geschichte nicht so. Ihm werden ziemlich wahllos alle möglichen Probleme angedichtet. So hat er massive finanzielle Probleme. Gleichzeitig hat er in einer Klinik als Stationsleiter eine Stelle mit einem festen Gehalt, das für die Finanzierung eines Hauses ausreichen sollte. Nachdem er ein Foto entdeckt, wird er eifersüchtig auf einen mutmaßlichen Liebhaber seiner Frau. Einmal betrinkt er sich besinnungslos. Einmal demoliert er die Wohnung. Mehrmals räumt er um und hängt mit seinem Arbeitskollegen und Freund Malik ab. Er kümmert sich um Lilly. Und selbstverständlich ist er von den Hausarbeiten vollkommen überfordert und unwillig, um Hilfe zu bitten. Das ist alles wahllos zusammengeklaubt aus dem Story-Baukasten. Nichts davon wird vertieft oder konsequent zu Ende erzählt. Für die Geschichte bleiben alle diese Episoden, Probleme und Marotten ohne Folgen. Am Ende des Films wissen wir über Paul nicht mehr als am Anfang. Er wird nie zu einer glaubwürdigen dreidimensionalen Figur mit für die Filmgeschichte nachvollziehbaren und wichtigen Problemen, Sehnsüchten und Zielen. In dieser Hinsicht erfahren wir mehr über seine tote Frau Julia. Oder Julias Mutter, die mal wieder Trost in der Kirche sucht.

Wolke unterm Dach (Deutschland 2022)

Regie: Alain Gsponer

Drehbuch: Dirk Ahner

mit Frederick Lau, Hannah Herzsprung, Romy Schroeder, Barbara Auer, Kida Khodr Ramadan, Nicolette Krebitz, Reinout Scholten van Aschat

Länge: 112 Minuten

FSK: ab 12 Jahre (mit Eltern ab 6 erlaubt; – und so dürfte Lilly sich den Film ansehen)

Hinweise

Filmportal über „Wolker unterm Dach“

Moviepilot über „Wolke unterm Dach“

Meine Besprechung von Alain Gsponers „Jugend ohne Gott“ (Deutschland 2017)