Neu im Kino/Filmkritik: „Ach du Scheiße!“ Ich stecke im Dixi-Klo fest und werde bald ermordet

Der Film beginnt mit einer langen Szene, in der Micaela Schäfer lässig ihren wohlproportionierten Oberkörper von links nach rechts schwenkt. Zuerst bekleidet, später nackt. Dazu singt die Münchner Freiheit „Ohne dich“. Je länger ich mir auf der großen Kinoleinwand (und ich rede hier von einer wirklich großen Kinoleinwand) ihren sanft wippenden Busen ansah, desto überzeugter war ich, dass „Ach du Scheiße!“ ein schlechter Film ist. Solche Softporno-Szenen gab es vor Jahren in längst vergessenen nächtlichen TV-Marathons von Sexclips, die von marktscheierischer Werbung für bestimmte „Ruf mich an!“-Telefonnummern unterbrochen wurden.

Heute gibt ein solcher Clip nur noch einen unübersehbaren Hinweis auf das angepeilte Nieau und Publikum.

Danach verbringt der Splatter-Thriller die meiste Zeit mit Frank in einem Dixi-Klo. Der Architekt ist dort eingesperrt. Weil sein rechter Arm von einem Stahlstab durchbohrt ist, kann er sich kaum bewegen. Auf seine Schreie reagiert niemand.

Also versucht Frank sich anderweitig aus dem riesigem Dixi-Klo (sozusagen ein Dixi-XXL) zu befreien. Weil die Plastiktoilette auf einem Grundstück in der bayersichen Provinz liegt, auf dem in wenigen Minuten für einen Bau eine Sprengung erfolgen soll, hat Frank nur wenig Zeit. Trotzdem scheitert er gut neunzig Minuten.

In einigen Rückblenden erfahren wir, wie er in diese missliche Lage geraten ist. Wer auch nur eine Folge einer lauschigen „Verbrechen aus der bayerischen Provinz“-Krimiserien gesehen hat, ahnt schnell, warum Frank sterben soll.

Franks Versuche sich zu befreien scheitern, weil es in dem vor Unlogik strotzendem Drehbuch so steht. So lässt Frank sich immer wieder von Nebensächlichkeiten ablenken. Einige Versuche sind atemberaubend kompliziert ausgedacht und erfordern entsprechend viel Zeit, sie umzusetzen.

Dabei hat Autor und Regisseur Lukas Rinker auch einen Eispickel und ein Smartphone zu Frank ins Dixi-Klo gelegt. Mit dem Eispickel könnte er innerhalb weniger Minuten riesige Löcher in die Wände des Dixi-Klos schlagen.

Mit dem Telefon, das bis kurz vor dem Finale eine einwandfreie Verbindung zum Netz hat, könnte er sofort den Notruf wählen. Stattdessen gibt er zuerst mühsam seine PIN ein und ruft dann, ebenso mühsam, seine Freundin an, die ihm nicht helfen will. Immerhin ruft er danach die Polizei an, die ihm auch nicht helfen will.

Frank verhält sich durchgehend nicht wie ein zielgerichtet um sein Überleben kämpfender Mann, sondern wie ein Trottel, der planlos verschiedene Dinge ausprobiert.

Es gibt natürlich viel Toilettenhumor, etwas schwarzen Humor, viel Scheiße, Dreck, Blut, Splatter und, vor allem gegen Ende, reichlich Overacting mit Dialogen, die sogar für eine Vorabendserie zu schlecht wären.

Immerhin sieht der Film gut aus.

Ach du Scheiße! (Deutschland 2022)

Regie: Lukas Rinker

Drehbuch: Lukas Rinker

mit Thomas Niehaus, Gedeon Burkhard, Olga von Luckwald, Rodney Charles, Friederike Kempter, Micaela Schäfer

Länge: 90 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Ach du Scheiße!“

Moviepilot über „Ach du Scheiße!“

 

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