Neu im Kino/Filmkritik: „Oskars Kleid“ bereitet dem Papa Probleme

Als Bens Ex-Frau Mira plötzlich ins Krankenhaus muss – es gibt Komplikationen bei ihrer Schwangerschaft -, nimmt Ben für mehrere Tage ihre beiden Kinder Oskar und Erna zu sich. Er will wieder über eine längere Zeit die Vaterrolle übernehmen und, so hofft er, über Oskar und Ema Mira zurückgewinnen.

Mira hält das für keine gute Idee. Denn der als Streifenpolizist arbeitende Ben ist seit ihrer Trennung vor anderthalb Jahren in der Trauerphase, die er mit viel Alkohol betäubt. Ihre frühere gemeinsame Wohnung gleicht einer studentischen Absturzbleibe. Ihren neuen Freund Diego hasst er. Und das ist noch nicht alles. Denn sein neunjähriger Sohn Oskar will, was Mira und Diego wissen, Lili genannt werden und unbedingt ein Kleid anziehen.

Als Ben seinen Sohn zum ersten Mal im Kleid ist er irritiert. Als er erfährt, dass Oskar schon seit einem halben Jahr Lili ist und darauf besteht, als Mädchen behandelt zu werden, ist er entsetzt. Er will, dass sein Sohn wieder ein normaler Junge ist. Am liebsten sofort.

Oskars Kleid“, für das Hauptdarsteller und Co-Produzent Florian David Fitz das Drehbuch schrieb, ist ein typischer Fall von ehrenhaften Absichten und mangelhafter Ausführung. Der Film versucht das Thema Transgender im Rahmen einer Mainstream-Komödie zu behandeln und landet beim kleinsten gemeinsamen Nenner. Auch wenn mehr möglich gewesen wäre. Aber weitgehend unglaubwürdige Figuren, ein Drehbuch voller vermeidbarer Logiklöcher und die oberflächliche Behandlung des Themas verhindern das. So sind die Kinder jedes Wochenende bei ihrem Vater, aber dieser hat bis jetzt nicht mitbekommen, dass Oskar nur Lili genannt werden will und nur Frauenkleider anzieht. So hat er Probleme mit Lilis neuer Identität, aber dieses Problem wird nicht tiefergehend behandelt. Denn dann hätten Fitz und Regisseur Hüseyin Tabak sich eingehend mit der Frage beschäftigen müssen, warum Ben damit ein Problem hat.

Stattdessen gibt es einige spitze Bemerkungen von Bens Vater, etwas Klamauk und Herzschmerz, wie wir es von unzähligen anderen deutschen Komödien kennen, und ein durch verschiedene Figuren verkörpertes Vorstellen aller relevanten Positionen zum Thema Transgender und Kinder. Das Ende erfüllt dann zielsicher Erwartungen einer gut gemeinten deutschen Feelgood-Komödie.

Oskars Kleid (Deutschland 2022)

Regie: Hüseyin Tabak

Drehbuch: Florian David Fitz

mit Florian David Fitz, Laurì, Ava Petsch, Kida Khodr Ramadan, Marie Burchard, Juan Carlos Lo Sasso, Senta Berger, Burghart Klaußner, Nora Boeckler, Lavinia Nowak, Ralph Schicha, Sohel Altan Gol, Gustav-Peter Wöhler

Länge: 102 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Oskars Kleid“

Moviepilot über „Oskars Kleid“

 

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